Autokorso und Protestzug in Berlin - Veranstaltungsbranche demonstriert für mehr Hilfen

Mi 09.09.20 | 14:03 Uhr
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Teilnehmer einer Demonstration unter dem Motto "Existenzkrise in der Veranstaltungswirtschaft" des Bündnisses #AlarmstufeRot haben sich vor dem Fernsehturm versammelt. Nach Veranstalterangaben demonstriert die Veranstaltungswirtschaft nicht gegen die Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung des Infektionsgeschehens, sondern für sofortige Gespräche und finanzielle Hilfen, da sie sich inmitten der Corona-Pandemie ihrer Existenzgrundlage beraubt sieht. (Quelle: dpa/B. Pedersen)
Video: rbb|24 | 09.09.2020 | Material: Abendschau | Bild: dpa/B. Pedersen

Messebauer, Konzertveranstalter, Schausteller: In der Veranstaltungsbranche sind in der Corona-Pandemie Einnahmen stark eingebrochen. Finanzielle Hilfen forderte am Mittwoch ein Bündnis mit einer Großdemo in Berlin.

Das Bündnis #AlarmstufeRot [alarmstuferot.org] demonstriert seit Mittwochmittag in Berlin, um auf die wirtschaftlichen Probleme in der Veranstaltungsbranche während der Corona-Pandemie aufmerksam zu machen.

Die Teilnehmer ziehen als Großdemo mit einem Autokorso und einem Demonstrationszug vom Olympiastadion zum Regierungsviertel. Parallel dazu setzten sich Demonstranten am Roten Rathaus in Bewegung; sie laufen ebenfalls zum Regierungsviertel. Vor dem Brandenburger Tor ist gegen 15:00 Uhr eine Kundgebung geplant.

Die Veranstalter rechneten vor Beginn mit 5.000 bis 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

"Die vergessene Branche steht in großen Teilen unmittelbar vor dem Kollaps", heißt es in einer Pressemitteilung. Seit einem halben Jahr sei Unternehmern in der Branche faktisch die Arbeitsgrundlage entzogen, Umsatzeinbrüche zwischen und 80 und 100 Prozent seien die Regel, eine Million Beschäftigte seien direkt von der Krise betroffen.

Veranstalter fordern Gespräche über finanzielle Hilfen

Die Demonstration richte sich explizit nicht gegen die politischen Maßnahmen zum Infektionsschutz, heißt es, sondern spreche sich "für sofortige Gespräche und finanzielle Hilfen aus, da sie zum Zweck der allgemein erforderlichen Pandemiebekämpfung ihrer Existenzgrundlage beraubt wurde".

Das Bündnis #AlarmstufeRot hat bereits mehrfach auf die wirtschaftliche Misere bei Event-Managern, Veranstaltungstechnikern, Diskjockeys und anderen Dienstleistern hingewiesen. Zuletzt wurde unter anderem vergangene Woche Mittwoch in Erfurt demonstriert [mdr.de].

Forderung nach einem Regierungsbeauftragten für die Branche

Tom Koperek, Marketingchef einer Veranstaltungsfirma und einer der Aktivisten des Bündnisses beschreibt im rbb die Situation seines Unternehmens als eines von vielen Beispielen für die aktuelle Lage der Branche: "Also wir haben seit März keine Umsätze. Und der Umsatzrückgang auf das Gesamtjahr gerechnet liegt bei 95 Prozent."

Den Großteil seiner Mitarbeiter habe Koperek nun seit Monaten in Kurzarbeit geschickt. Zwar helfe das Kurzarbeitergeld, doch sei dies nur ein Hilfsinstrument, für das es Ergänzungen brauche. Mit ihrer Initiative und der Demo fordere das Bündnis nun einen anhaltenden Dialog der Politik mit der Veranstaltungswirtschaft: "Es hat hier und da Gespräche gegeben", so Koperek. Doch brauche es nun einen Dialog mit allen Beteiligten, wobei die Veranstaltungsbranche mit #AlarmstufeRot eine Vertretung habe, die dann Hilfen und Maßnahmen verhandeln könne. Laut Koperek brauche es dafür allerdings auch von der Bundesregierung einen entsprechenden Verhandlungspartner: "Wir haben eine ganz zentrale Forderung: Es gibt einen Regierungsbeauftragten für die Tourismuswirtschaft, und soetwas muss es für die Veranstaltungsbranche auch geben."

"Kunst und Kultur sind nur ein Teil der Veranstaltungswirtschaft, doch wenn wir uns die Branche ansehen mit einer Million Beschäftigten und 130 Milliarden Euro Umsatz, erkennt man: 88 Prozent dieses riesengroßen Wirtschaftszweigs werden von wirtschaftsbezogenen Veranstaltungen abgedeckt", sagte Koperek auf Radioeins. Messen, Kongresse, B-to-B-Veranstaltungen nennt Koperek als Beispiel. All das falle nun aus oder sei stark eingeschränkt und dafür hätten die Unternehmen keinen Ausgleich und könnten die Ausfälle auch meist nicht in anderen Bereichen ausgleichen.

Programm der österreichischen Regierung als Beispiel

Um diese Ausfälle abzufangen, brauche es für die Branche ein Überbrückungsprogramm für die Zeit der Pandemie. Als Beispiel für solche Hilfen nennt Koperek ein Programm der österreichischen Regierung, bei dem es einen Fixkostenzuschuss für all jene Unternehmen gebe, die mehr als 30 Prozent Umsatzeinbuße hätten. Außerdem gebe es dort einen Unternehmerlohn für die entsprechend geschädigten Firmen. Gebraucht werde solch eine Maßnahme nun in Deutschland zunächst bis zum Ende des ersten Quartals 2021, so Koperek.

Sendung: Radioeins, 09.09.2020, 10.00 Uhr

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66 Kommentare

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  1. 66.

    An Umschulung denkt niemand ? Als das große Geld auf bequeme Art "verdient" wurde ließ es sich gut leben. Im ÖD fehlen so viele Kräfte. Auf dem Bau arbeiten ist keine Schande. 1992 wurden wir abgewickelt. Ich war nie arbeitslos. Jetzt protestieren bedeutet Steuergeld einfordern, das andere einzahlten. Wie hoch waren denn die beiden Geschäftsführergehälter ?

  2. 65.

    Auf mich wirkt die Art und Weise der Demonstration abschreckend und es zeigt m. E. , wie abgehoben die Organisatoren in dieser Hinsicht vorgehen. Pardon, was anderes fällt mir dazu nicht ein.

    Rot ist ja nicht umsonst eine Signalfarbe und wird entweder spärlich oder aber mit Abstand eingesetzt. Denn Rot und Rot nimmt sich gegenseitig die Wirkung. Selbst auf den Kundgebungen der kommunistischen Parteien wurde dies immer beachtet, dass die Fahnenhaltenden nicht zu dicht stehen. Der Veranstaltungsbranche ist dies freilich egal, gleich so der Bahn AG bei ihren Regionalzügen.



  3. 64.

    Mein Kommentar war eine Antwort auf 47. Dort wurde geschrieben, dass die Leute seit 5 Nonaten "nonstop" Zuhause sitzen!
    Vielleicht mal sich ein Beispiel am vielzitierten Schweden nehmen. Seit 6 Monaten keine Veranstaltung über 50 Personen und das auf unbestimmte Zeit weiterhin. Keine Eventbranche, die demonstriert oder jammert. Warum nicht? Da es keine staatliche Unterstürzung gibt, sondern auf Eigeninitiative gesetzt wird, haben sich die Menschen neue Jobs gesucht, die Firmen neue Ideen entwickelt, oder man ist in der Weiterbildung, Umschulung, Fernstudium usw. um sich für andere Tätigkriten zu qualifizieren. Dort überwiegt die Erkenntnis, dass man nicht an Dingen festhält, die momentan nicht gehen, sondern wird selbst initiativ.

  4. 63.

    Sie hätten sich vielleicht erst einmal informieren sollen, worum es bei der Demo ging. Die meisten von uns bekommen eben kein Kurzarbeitergeld, da wir nicht angestellt sind. Wir haben kleine Firmen, als Einzelkämpfer, oder mit wenigen Beschäftigten.
    Die jenigen, die Einzelkämpfer sind, bekommen überhaupt nichts und können maximal die Firma schließen und zum Arbeitsamt gehen. Unser Unternehmen mit 6 Mitarbeitern hat immerhin 15.000,00 € bekommen. 4 Mitarbeiter erhalten Kurzarbeitergeld, die 2 Geschäftsführer und Firmeninhaber bekommen nichts. Inclusive der 15.000,00€, als Einnahme gebucht, haben wir einen Umsatzeinbruch von 96% von Januar bis August.
    An welcher Stelle sitzen wir faul zu Hause und kassieren Kurzarbeitergeld? Ich könnte natürlich auch meine Mitarbeiter kündigen und irgend etwas anderes machen. DAS wäre unsozial und perspektivlos. Nicht aber der Versuch auf dieses Desaster aufmerksam zu machen, in der Hoffnung, das auch unsere Branche Hilfen, wie auch andere erhalten.

  5. 62.

    "...die Veranstalter können nicht arbeiten wegen Corona..."

    also hat Corona gesagt, dass Volksfeste, Jahrmärkte etc. geschlossen bleiben müssen???

    Nein, hat es nicht, das hat der Verordnungsgeber im März gesagt, aber nie detailliert begründet. Insbesondere nicht, warum es im Sommer auf einem Volksfest im Freien (selbst unter bestimmten Auflagen) zu gefährlich wäre, aber Kinder im Klassenzimmer ohne Maske kein Problem sind.

    Das ist der Punkt.

    Corona ist der Anlass, aber nicht die Allzweckbegründung in einem einzigen Wort.


    es wird zeit, dass endlich die Parlamente die Macht wieder an sich nehmen und das Durchregieren per Verordnung beenden.

  6. 61.

    Was sind doch unsere Künstler für Weicheier und Speichellecker. Sie scheuen die überfällige Frontalattacke auf die Politik und fordern stattdessen weitere finanzielle Unterstützung. Sie nehmen doch sonst kein Blatt vor den Mund und verfassen auch schon mal Schmähgedichte. Es ist nicht mehr 5 vor 12, es ist 1 vor 12, wenn nicht schon um. Wenn sich aber an der aktuell falschen Einschätzung der "pandemischen Lage" nichts ändert, werden die Künstler wohl noch ein wenig vor der eigenen Familie auftreten müssen. Nicht die Hilfen müssen verlängert werden, sondern die einschränkenden Maßnahmen müssen aufgehoben werden. Es wurde doch nach dem 29.08. bewiesen, dass die Ansteckungsgefahr im Freien gar nicht so groß ist. Und da hatten noch nicht mal alle Masken auf. Ich fordere die Freigabe von Konzerten von 20.000 bis max. 38.000 Menschen. Ist ja nun schon mehrmals gut gegangen.

  7. 60.

    Kleiner Tipp: Mit Anführungszeichen um die beiden Zitate wär's hier nicht zum Missverständnis gekommen...

  8. 59.

    Zum Glück gibt es die Netiquette......
    Die Leute jammern nicht weil sie seit Monaten Kurzarbeitergeld bekommen, sondern weil sie wieder in Ihren Berufen arbeiten wollen und dies Ihnen von der Regierung untersagt wird.

  9. 58.

    Umsatteln?! ... welchen neuen Gaul soll man mit zB 58 noch satteln?

  10. 57.

    Seit 5 Monaten zuhause sitzen, Kurzarbeitergeld kassieren und jammern: Das ist kein "Kämpfen" um den "Job". Das ist egoistisch, unsozial und perspektivlos gedacht - die anderen sollen es lösen. Ja- manchmal ist es hart, sich beruflich zu verändern. Es gibt in Berlin 10 000e unbesetzte Arbeitsplätze in vielen Bereichen - selbst ohne dass weitere mit Sicherheit notwendige Stellen geschaffen werden. Und wie man es dreht und wendet: "Events" sind zwar nett, aber vielfach Selbstzweck und nicht wirklich von Belang. Da ist der vermeintlich langweilige Bürojob in der Behörde schon wichtiger. Wenn dort die freien Stellen besetzt wären, dann würde vieles sogar schneller laufen.....also umsatteln statt jammern!

  11. 56.

    Und die erforderlichen zu besetzenden Stellen in den sogenannten systemrelevanten Berufen schafft jetzt wer genau? Sie etwa?

  12. 55.

    Ja, auch ich arbeite in der Branche. Seit März ist das Geschäft zu 90% weggebrochen aber der Vermieter möchte sein Geld, Versicherungen, manche Banken ihre Kredittilgungen,...

    Mir geht es insofern noch gut, daß ich mein Geld nicht in die staatliche Rente eingezahlt habe und jetzt von diesem Geld meine Familie über die Runden bringen kann. Sonst wäre ich inzwischen pleite und die Firma zu. Wenn wir dann irgendwann mal wieder arbeiten dürfen, werden wir wohl eh bis zum Ableben arbeiten müssen, da die Rücklagen dann irgendwie verbraucht sein werden.

    Es trifft übrigens nicht nur ein paar "Partymacher". Hier geht es um den sechstgrößten Wirtschaftszweig des Landes mit unzähligen hervorragend ausgebildeten Spezialisten und enorm vielen sekundär betroffener Branchen. Wenn die Millionen an Arbeitsplätzen verschwunden sind, wird es den Staat nicht nur mit enormen Sozialleistungen treffen sondern auch die nicht unerheblichen Steuergelder dieser Branche werden fehlen.

  13. 54.

    Ach die nimmt man von der Autoindustrie...... ist doch alles nicht so wichtig.

  14. 53.

    Der Senat begründet doch ständig..... die Maskenpflicht und das versuchte Demo verbot ist, weil man sich für das Leben entschieden hat ..... es gab zwar keine Veränderung bei den neuinfektionen ....aber einen Grund hat man geliefert.
    Was auch immer wieder interessant ist .... die Veranstalter können nicht arbeiten wegen Corona .... dies und das ist wegen corona nicht möglich usw.

    Hm ich dachte die verbote wurden von Menschen gemacht .... ist schon wichtig klar zu stellen wer schuld hat

  15. 52.

    Wer bis zum Schluß liest, was ich geschrieben habe (und nicht nach den ersten Absätzen aufhört) wird feststellen, dass ich nichts anderes gesagt habe

    Verboten - Jawohl
    Das ist der falsche Weg.

    Nachdenken was möglich ist und das einfordern und umsetzen
    Das ist der richtige Weg.

    Wer wartet, bis der Verordnungsgeber von alleine praktikable Wege möglich macht wird ewig warten

  16. 51.

    Und welche gegenteilige Behauptung habe ich angeblich aufgestellt???

  17. 50.

    Und Kino, Theater, Discos, Clubs, Messen, Stadtfeste, Weihnachtsmärkte etc. schaffen wir demnach einfach mal ab.

    Suuuper Einstellung. Brauch ich persönlich nicht, kann also weg...

    Warum müssen die überhaupt geschlossen haben bzw. dürfen nur auf Sparflamme arbeiten??? Und nein, das Stichwort Corona ist dafür keine umfassende Begründung. Allenfals ein Anhaltspunkt.

  18. 49.

    Masseninsolvenzen wäre das Horrorszenario für Banken und Sparkassen, die bei Pleiten im schlimmsten Fall auf ihren Krediten sitzen bleiben. Müssen die Institute hohe Abschreibungen vornehmen, könnten sie am Ende gezwungen sein, auch den gesunden Firmen Kredite zu versagen. Das würde eine fatale Abwärtsspirale in Gang setzen. Bei diesem Worst-Case-Szenario ist die nächste große Krise vorprogrammiert.

  19. 48.

    "..oder soll es normal sein, auf stattliche Hilfe angewiesen zu sein????"

    Genau das ist der Punkt. Staatliche Hilfe ist sowohl Hartz 4 als auch irgendwelches Überbrückungsgeld. Egal wie man das Ding nennt.

    Die Leute wollen einfach nur wieder Arbeiten und Gelld verdienen dürfen. Würden sie aber gegen die Maßnahmen demonstrieren wären sie sofort Coronaleugner, Rechtsradikale, Covidioten, Aluhüte etc. ...
    Also versuchen sie es auf diesem Weg, Aufmerksamkeit zu erreichen

    Wann hat der Verordnungsgeber zuletzt die Notwendigkeit der Maßnahmen in den betroffenen Geschäftsfeldern detailliert begründet? Ich glaube so richtig noch nie. Außer einem "ist untersagt" kam da nicht viel. Und ein "ist so wegen Pandemie" ist keine Begründung, das ist eine Behauptung. Also ist es das mindeste, dass den Betroffenen unverzüglich geholfen wird und die Geschäftsgrundlagen wiederhergestellt werden.

  20. 47.

    Ihnen scheint die Coronazeit wirtschaftlich nicht einschneidend zugesetzt zu haben, weshalb Sie es auch nicht für nötig halten, Verständnis für andere aufzubringen, die es bis zum heutigen Tage sehr betrifft?!! Meine Frau arbeitet in der Eventbranche und ist seit April vollends auf Kurzarbeit gesetzt. Eine Firma, die seit mehr als 5 Monaten nahezu dicht ist, keine Umsätze generieren kann und die 80 Angestellten praktisch arbeitslos sind.

    Solche Leute sitzen also seit 5 Monaten nonstop zu Hause, erhalten 60% ihres Lohns und jene als auch die Firma selbst schreit nach einer Perspektive. Sie kämpfen um ihren Job indem sie demonstrieren. Und dann kommen Menschen wie Sie daher und beschweren sich über blockierte Straßen???! Setzen obendrein noch Gerüchte in die Welt, dass der Steuerzahler hier irgendetwas bezahle??!

    Schämen sollten Sie sich für ihr egoistisches und unsoziales Denken und Verhalten!

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