Aktivisten in Gewahrsam - Flugverkehr am BER nach Klimaprotest wieder freigegeben
Klima-Aktivisten der "Letzten Generation" haben sich auf dem Rollfeld des BER festgeklebt und den Flugverkehr für eineinhalb Stunden lahmgelegt. Einige Flüge fielen aus, andere wurden umgeleitet. Betroffen waren mehrere Tausend Passagiere.
Klima-Protestler der "Letzten Generation" sind am Donnerstag unbefugt auf das Fluggelände des BER eingedrungen, der Flugverkehr musste zwischenzeitlich eingestellt werden. Das teilte ein Sprecher des Flughafens am Donnerstag mit. Erst nach eineinhalb Stunden konnten die beiden Start- und Landebahnen des BER gegen 18:20 Uhr wieder freigegeben werden, hieß es weiter
Die Aktivisten der Gruppe "Letzte Generation" waren vorher an zwei Stellen auf das Flughafengelände gekommen, sowohl auf der Nord- als auch auf der Südseite. Daher seien beide Pisten gesperrt worden.
Flüge nach Leipzig/Halle und Dresden umgeleitet
BER-Sprecher Jan-Peter Haack erklärte am Abend, der Flugbetrieb sei für 90 Minuten ausgesetzt gewesen, dabei seien 15 Flüge umgeleitet worden, teilweise bis nach Düsseldorf. Wie ein Sprecher der Mitteldeutschen Flughäfen AG dem rbb bestätigte, landeten fünf Maschinen in Leipzig/Halle, acht in Dresden.
Wie auf der Webseite "FlightRadar24" zu sehen war, änderten mehrere Flugzeuge, die Richtung Berlin unterwegs waren, ihren Kurs, drehten ab und kreisten über dem Flughafen.
Fünf Flüge konnten aufgrund der Proteste nicht abheben, so BER-Sprecher Haack. Insgesamt seien von den Einschränkungen schätzungsweise 3.000 bis 4.000 Passagiere betroffen gewesen. Am Abend sei das Flughafengelände wieder vollständig geschützt gewesen.
Wie viele Personen sich unbefugt auf dem Flugfeld befanden, war zunächst unklar. Die Polizei hat nach eigenen Angaben mehrere Menschen in Gewahrsam genommen. Gegen die Klima-Aktivisten werde Anzeige wegen gefährlichen Eingriffs in den Flugverkehr, Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung erstattet, teilte das Polizeipräsidium Brandenburg auf Anfrage mit. Nähere Details, etwa zur Zahl der beteiligten Personen, gab es zunächst nicht.
Durchgeschnittener Flughafenzaun
Robert Ertler von der Deutschen Flugsicherung sagte am Donnerstag der ARD, man habe sofort nach Bekanntwerden der Aktion jegliche Starts und Landungen untersagt. Deshalb habe es keine Gefährdung von Leib und Leben gegeben, so Ertler. Das Schlimmste, was passieren konnte, waren massive Verspätungen oder dass Maschinen zu anderen Flughäfen fliegen mussten.
Die Aktivisten streamten die Aktion live bei Twitter. Dort war zu sehen, wie sie kurz nach 16 Uhr einen Zaun durchknipsten und auf das Flughafengelände gingen. Anschließend hielten sie Banner in die Kamera und erklärten ihre Motive. Es war auch zu sehen, wie sich Aktivisten mutmaßlich am Boden festklebten. Etwa zehn Minuten nach Beginn der Aktion war im Livestream Blaulicht zu erkennen, wenig später waren auch Polizisten zu hören.
Die "Letzte Generation" hatte am Nachmittag zunächst in einer Pressemitteilung über den Protest informiert. Demnach haben sich einige Aktivisten auf dem Asphalt festgeklebt, "andere fahren mit Fahrrädern über den Rangierbereich und bringen so den Flugverkehr zum Erliegen", heißt es in der Mitteilung.
Nach Angaben der Aktivisten soll die Polizei unmittelbar vor Beginn der Protestaktion per Notruf über das Vorhaben informiert worden sein. Bestätigen ließ sich diese Information zunächst nicht.
Scharfe Kritik von Politik und Polizei
Der Brandenburger Innenminister Michael Stübgen (CDU) bezeichnete die Aktion als "gefährlichen Eingriff in den Luftverkehr". Es würde sich "um eine schwere Straftat" handeln, "die im schlimmsten Fall sogar Menschenleben gefährdet. Das ist durch nichts zu rechtfertigen." Er nannte die Aktivisten Kriminelle.
Der innenpolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Berliner Abgeorndetenhaus, Björn Jotzo, verurteilte die Aktion der Aktivisten in einer Stellungnahme. Er fordere härtere Strafen und eine zentrale Plattform, auf der Geschädigte mögliche Schadensersatzansprüche wegen Blockaden anmelden könnten.
Der Innenexperte der AfD-Hauptstadtfraktion, Karsten Woldeit, forderte "spürbare Strafen und die Verpflichtung zum Ersatz" des verursachten Schadens. "Wer erkennbar extremistische Gruppierungen gewähren lässt, ermutigt sie zu immer weiterer Eskalation."
Die Gewerkschaft der Polizei Berlin erklärte, die Protestler hätten deutlich klargemacht, "dass man zu Straftaten bereit ist und der demokratische Rahmen für diese Organisation keinerlei Bedeutung hat." Bei dem Protest handle es sich um gefährliche Eingriffe in den Luftverkehr, "darauf stehen ausschließlich Freiheitsstrafen", so GdP-Sprecher Benjamin Jendro.
Die Partei Klimaliste Berlin solidarisierte sich in einer Mitteilung mit Flughafen-Aktion der Letzten Generation. "Es ist allseits bekannt, dass der BER jegliche Klimaschutzbemühungen des Landes im Verkehrssektor zunichte macht", teilte Sprecher Antonio Rohrßen mit. Die Partei kämpfe für einen "maximalen Rückbau des Flughafens".
Sendung: rbb24, 24.11.2022, 21:45 Uhr
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