Justizvollzug - Hohe Belegung in Berliner Gefängnissen - kaum noch Platz in Moabit

Sa 19.08.23 | 10:31 Uhr
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Die Justizvollzugsanstalt in Berlin-Moabit. (Quelle: dpa/Schoening Berlin)
Audio: rbb 88.8 | 19.08.2023 | Michael Ernst | Bild: dpa/Schoening Berlin

Im Berliner Gefängnis Moabit gibt es kaum noch Platz für Straftäter. Nach der aktuellen Belegungsstatistik lag die Auslastung der Haftanstalt zum Stichtag 16. August bei 99 Prozent. Demnach gab es fünf freie Plätze.

Linken-Politiker Sebastian Schlüsselburg sprach von einer besorgniserregenden Situation. Es müssten ausreichend Plätze vorgehalten werden, um Haftbefehle vollstrecken zu können. "Die ohnehin schon schwierige Situation in der JVA Moabit spitzt sich immer weiter zu", sagte der rechtspolitische Sprecher der Linken-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus auf Anfrage.

Mehr Menschen in U-Haft

In der Justizvollzugsanstalt (JVA) Moabit werden vor allem Untersuchungshäftlinge untergebracht. Dies ist sinnvoll, weil das Gefängnis in unmittelbarer Nähe zum Kriminalgericht liegt und durch einen unterirdischen Tunnel damit verbunden ist. Würden Straftäter aus Platzgründen in andere Haftanstalten gebracht, entstünden aus Sicht von Linke-Politiker Schlüsselburg unnötige Transferfahrten, die Zeit kosteten und zur weiteren Belastung für das Personal führten.

Auch in den anderen Berliner Gefängnissen ist die Auslastung derzeit hoch. Sie liegt laut Statistik bei 84 Prozent (Stichtag: 16. August). 3.517 der insgesamt 4.203 zur Verfügung stehenden Plätze waren demnach belegt. Ende Juli lag die Auslastung bei 82 Prozent (26. Juli).

Die Senatsjustizverwaltung ist nicht der Auffassung, dass sich die Situation zuspitzt. "In den letzten Jahren ist es gelegentlich zu vergleichbaren Belegungsspitzen gekommen, die nicht vorhersehbar oder planbar waren", teilte eine Sprecherin auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Durch eine "angemessene Steuerung der Belegung" könne auch künftig die Aufnahme von unterzubringenden Gefangenen sichergestellt werden.

Neubau geplant

Dies gelte auch für die JVA Moabit. Da dort neben U-Häftlingen auch bereits verurteilte Straftäter - aktuell 210 - einsitzen, sieht die Justizverwaltung bei Engpässen durch deren frühere Verlegung in andere Anstalten Kapazitäten.

Die aktuelle Situation zeige, wie wichtig ein zeitgemäßer Neubau auf dem Gelände des Gefängnisses Tegel sei, meinte Schlüsselburg. Dadurch könne die JVA komplett für die U-Haft genutzt werden. So ein Neubau ist von der schwarz-roten Regierung geplant. Das Geld dafür ist laut Justizsenatorin Felor Badenberg (parteilos) im Doppelhaushalt 2024/2025 eingeplant. Die Planung nach ihren Angaben im nächsten Jahr beginnen, 2025 soll Baustart sein. Veranschlagt sind laut Badenberg drei Millionen Euro für das Projekt.

Sendung: rbb 88.8, 19.08.2023, 10:00 Uhr

27 Kommentare

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  1. 27.

    Besoldet uns Berliner Richter endlich ordentlich. Unsere Besoldung ist bundesweit am geringsten und die Arbeitsbelastung am höchsten.

    Dazu kommt noch, dass unsere Besoldung sogar gesetzeswidrig ist.


    Gleiches gilt für Justizbeamte.

    Jahrelang wurden Justiz und Strafvollzug kaputt gespart.

    Ich terminiere in meiner Strafkammer jetzt bei Mitte 2025.

  2. 26.

    Die JVA Moabit steht dort, wo sie steht, genau richtig. Das ist die U-Haft, aus der die Häftlinge zu ihren Verhandlungen vorgeführt werden. Kurze Wege.... zu Fuß.... dient übrigens auch dem Klimaschutz ;)

  3. 25.

    Ganz so einfach ist es nicht und die Sicherheitsstandards in Moabit sind okay.

    Letztlich bringt eine Anstalt am Stadtrand nichts. Zudem müssen Beschäftigte, Besucher ect gut hinkommen. Auch macht sich die Stadtnähe bei Ausführung und Ausgang ganz gut.

  4. 24.

    Aber Ihr Grundansatz ist dabei falsch. Berliner Inhaftierte können nicht in Brandenburger Haftanstalten untergebracht werden. Auch nicht zur Miete. Der Vollzug ist nämlich Ländersache.

  5. 23.

    Die JVA Moabit gehört geschlossen abgerissen und am Stadtrand neu gebaut. Mit nem höheren Standard zwecks sicherheit. Wo man sitzt is eh egal! da kanns auch ausserhalb sein. Auf dem Gelände könnten super Wohnungen gebaut werden.

  6. 21.

    >“ Ja, die JVA Heidering gehört zu Berlin“
    Das ist bekannt. Daher sprach ich auch von Brandenburger JVAs und nicht von Berlinern JVAs.

  7. 20.

    Ja, die JVA Heidering gehört zu Berlin und ist somit eine Berliner Behörde. Sie ist von Brandenburg völlig unabhängig bis auf z.B. medizinische Notbehandlungen von Strafgefangenen. Zudem ist die JVA Heidering eine Anstalt für ausschließlich Strafgefangene.

  8. 19.

    Jetzt rächt sich die jahrzehntelange Vernachlässigung des Strafvollzuges und des Gerichtswesens.

    In beide Bereiche müssen kurzfristig enorme Summen gesteckt werden.

    Kein Wunder dass die Rückfallquote in Deutschland deutlich höher als im EU Durchschnitt ist.

  9. 18.

    >“ Das noch mehr Berliner Straftäter nach Brandenburg abgeschoben werden, lässt hier bestimmt Freude aufkommen.“
    Um leere Zellen auszulasten, freut es das Brandenburger Justizministerium schon. Berlin muss ja für seine Sträflinge in Fremdpensionen kräftig bezahlen. Es gibt wohl auch noch Platz in einigen Brandenburger Sträflingspensionen. ;-)

  10. 17.

    Für Abschiebung krimineller Ausländer bin ich auch.
    Sagen Sie, wohin abschieben wenn Ursprungsland nicht bekannt ist oder diese Kriminelle nicht zurücknehmen?
    Schätze da wird von Ihnen nichts kommen und somit ist Ihr Kommentar nur rechtspopulistische Sülze, mehr nicht.

  11. 16.

    Weil die dt. Staatsbürger i.d.R. einen festen Wohnsitz haben. Daher werden sie bei kleineren Delikten haftverschont. Somit läuft Ihre Stimmungsmache ins Leere....

  12. 15.

    Heidering Großbeeren liegt im Land Brandenburg und gehört dem Land Berlin. Das noch mehr Berliner Straftäter nach Brandenburg abgeschoben werden, lässt hier bestimmt Freude aufkommen.

  13. 14.

    „ dass Leichtkriminelle wegen Beförderungserschleichung auf Staatskosten ihre Tagessätze absitzen, statt die Schwerverbrecher einzubuchten.“
    Für Schwerverbrecher gibts immer Platz. „Leichtverbrecher“ bekommen ihren Termin Strafantritt zugeteilt, wenn ein Plätzchen frei wird. Das dauert heutzutage schon länger.
    Beförderungserschleichung ist wie Diebstahl an Dienstleistungen. Weil man nur Sachwerte stehlen kann, heißt das eben so. Wenn ihnen jemand was auf nimmer Wiedersehen klaut, streicheln Sie den Dieb dann noch?

  14. 13.

    Ein guter Vorschlag, Rainer.
    Vielleicht hilft aber auch die konsequente Abschiebung von kriminell gewordenen Ausländern, die hier keinen Aufendhaltsstatus haben.
    Wie schrieb einmal ein ehemaliges SPD-Mitglied? "Deutschland schafft sich ab"
    Nicht nur mit der ungeregelten und unkontrollierter Einwanderung, sondern auch durch die Ampel-Politik.

  15. 12.

    Das alles kostet Geld. Allein in meiner Abteilung sind 4 von 12 Richterstellen nicht besetzt. In den nächsten Jahren gehen in Berlin etwa 30 % aller Richter in den Ruhestand. Nachwuchs gibt's kaum.

    Unsere Besoldung ist bundesweit am niedrigsten und die Arbeitsbelastung am höchsten.

  16. 11.

    Nee, aber es muss ja unbedingt sein, dass Leichtkriminelle wegen Beförderungserschleichung auf Staatskosten ihre Tagessätze absitzen, statt die Schwerverbrecher einzubuchten.

  17. 10.

    Nee, aber es muss ja unbedingt sein, dass Leichtkriminelle wegen Beförderungserschleichung auf Staatskosten ihre Tagessätze absitzen, statt die Schwerverbrecher einzubuchten.

  18. 9.

    Wie wäre mal dazu eine Übersicht, wer und warum da in Haft ist? Stark ansteigende Zahlen an Inhaftierten sind ja kein Naturgesetz, gegen das man machtlos ist, anhand der zugehörigen Statistik zu Personen und Art der Vorwürfe ließe sich doch sicher eher entgegenwirken, was besser wäre als einfach immer mehr Gefängnisse zu bauen (erinnert an die ausufernde "Gefängnisindustrie" in den USA, was ich nicht nachahmenswert finde).

  19. 8.

    Man könnte auch eine Pazifik Insel kaufen wo es Haie gibt. Selbstversorgung. Spart ungemein Wachpersonal und Kosten.

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