Abriss ab 14. September - Alle Brandenburger Fraktionen dringen auf Erhalt des Generalshotels

Di 12.09.23 | 15:57 Uhr
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Das ehemalige Generalshotel am früheren Flughafen Schönefeld, dem heutigen Flughafen Berlin Brandenburg (BER). (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 12.09.2023 | O-Ton: Sahra Damus | Bild: dpa/Patrick Pleul

Kurz vor dem geplanten Abriss des Generalshotels auf dem Gelände des Flughafens BER regt sich neuer Widerstand. Alle sechs Landtagsfraktionen appellieren an den Bund, die Entscheidung zu überdenken. Diese Woche sollen die Bagger anrollen.

  • Abriss des Generalshotels am Flughafen BER ab 14. September geplant
  • Bundesanstalt für Immobilienaufgaben: Gelände wird für Regierungsstaffel benötigt
  • Initiative versucht, Abriss zu stoppen - Landtagsfraktionen unterstützen sie

Die sechs Fraktionen im Brandenburger Landtags setzen sich für den Erhalt des vor dem Abriss stehenden historischen Generalshotels auf dem Gelände des Flughafens BER ein.

SPD-Fraktionschef Daniel Keller sagte am Dienstag, er könne nur an den Bund appellieren, nach den klaren Rückmeldungen auch von zwei Ministerpräsidenten zu prüfen, "ob es hier nicht eine bessere oder auch der Situation geschuldete angepasstere Lösung gibt". "Das heißt ganz klar, sich dann auch für den Erhalt des Gebäudes auszusprechen."

Ein Denkmal vor dem Abrisstermin

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Jan Redmann forderte ebenfalls, die Entscheidung zu überdenken. "Ich würde mir wünschen, dass man hier noch mal Atem holt, sich noch mal genau anschaut, ob nicht doch eine Möglichkeit besteht, diesen historischen Baubestand in die vorgesehene neue Nutzung zu integrieren."

Die Grünen-Abgeordnete Sahra Damus sagte, am Generalshotel zeige sich ostdeutsche, deutsch-deutsche und europäische Geschichte. "Das Kanzleramt muss da jetzt ganz dringend auf Stopp drücken."

Auch Opposition gegen Abriss

AfD-Fraktionschef Hans-Christoph Berndt bedauerte das geplante Ende des Gebäudes ebenfalls. "Ich finde das jämmerlich und schäbig, dass das abgerissen wird." Linksfraktionschef Sebastian Walter sprach von einer "westdeutschen Entscheidung". "Dieser Abriss wäre eine Katastrophe." Der Fraktionsvorsitzende von BVB/Freie Wähler, Péter Vida, warnte vor einer "Kultursünde". "Es ist auch ein klassisches Beispiel, warum Bürger von Politik frustriert sind."

Vorbereitungsarbeiten laufen schon

Der Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes der Ostmoderne soll am 14. September beginnen, das hatte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) der Bauaufsichtsbehörde des Landkreises Dahme-Spreewald nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur im Juli mitgeteilt.

Nach Bima-Angaben laufen derzeit die "Schadstoffuntersuchungen und die Sicherung von erhaltenswerten Ausstattungsgegenständen im Gebäude", um diese beispielsweise in Museen auszustellen. Anschließend sollen die Abrissarbeiten beginnen. Der Bundesanstalt zufolge plant man, die Arbeiten Anfang 2024 fertigzustellen. Die geplanten Rückbaukosten für das Generalshotel sollen sich auf rund 2,7 Millionen Euro belaufen, erklärte ein Sprecher der Behörde.

Die Fläche, auf der es steht, wird nach Angaben der Bima für den Betrieb der Regierungsflugstaffel benötigt. Die Anstalt untersteht der Rechtsaufsicht des Bundesfinanzministeriums.

Vor dem geplanten Abriss des Generalshotels auf dem Flughafengelände des BER fordern Linke und Grüne im brandenburgischen Landtag ein Moratorium. Am 21.06.2023 fand ein Treffen von Vertretern der Initiative «Generalshotel retten», der Presse, Behörden und der Bundespolizei am Generalshotel statt. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)Der Abriss des Generalshotels wurde 2011 beschlossen

Initiative will Abriss stoppen

Eine Initiative von Architekten, Denkmalschützern und Politikern versucht, den Abriss zu stoppen. Sie halten das Generalshotel für eine architektonische Besonderheit. Auch der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sowie die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und die Bundesarchitektenkammer haben bislang vergeblich für den Erhalt geworben.

In der zwischen 1947 und 1950 gebauten Villa wurden früher Repräsentanten der Sowjetunion und Staatsgäste der DDR empfangen. Im Jahr 2011 wurde entschieden, das Gebäude abzureißen, weil in dem Bereich ein neues Regierungsterminal entstehen sollte. Der Bund hat die Terminalpläne allerdings verworfen.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 12.09.2023, 19:30 Uhr

81 Kommentare

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  1. 81.

    Es gab den Anstoß von Boddien und es gab eine ganze Reihe weiterer Menschen - u. a. den dafür unverdächtigen Wolfgang Thierse - die sich die Berliner Stadtkomposition eingehend zu Gemüte führten. Alle namhaften Architekten - gleich auch welcher politischer Coleur - haben sich nach dem Krieg für die Restaurierung "der Linden" ausgesprochen; bei der Restaurierung des Berliner Schlosses gingen dann die Auffassungen auseinander.

    Was aus der zeitl. Entfernung eines 3/4 Jhs. sichtbar wird:
    Die "Linden" haben ihren Auftakt und sie haben ihr Ende. Den Abschluss bildet das seinerzeit restaurierte Brandenburger Tor, der Auftakt aber fehlte über Jahrzehnte. Das ist jetzt endlich zum Abschluss gekommen.

    Keinem Menschen in Paris würde einfallen, die Champs Elysées ohne Louvre zu denken, keinem Menschen in Tschechien Prag ohne Karlsbrücke und keinem Menschen in GB London ohne Tower Bridge u. House of Parliament. Warum also sollten die "Linden" weiterhin ahistorisch als Torso daherkommen?

  2. 80.

    "JHQ Rheindahlen mehr muss nicht gesagt werden. Eigentümer BIMA."

    ???

    Und jetzt im ganzen Satz...

  3. 79.

    JHQ Rheindahlen mehr muss nicht gesagt werden. Eigentümer BIMA.

  4. 78.

    Das ICC löste Glücksgefühle aus??? Sie sagen es. Es ist ein Gefühl aus der Vergangenheit! Heute löst dieser hässliche fensterlose Blechkasten nur noch Wut aus. Steuerverschwendung in Millionen Höhe und vor allem, der Blechkasten hat keine Zukunft mehr! Das moderne Estrel Hotel und sein neuer „Anbau“ reichen für Berlin völlig aus. Niemand möchte in dem veralteten ICC mehr irgendwelche Kongresse abhalten. Das Ding hat ausgedient. Also Abreißen!!! Sofort!!!

  5. 77.

    "Was haben Sie persönlich davon, wenn das Gebäude abgerissen wird?"
    Weil ich unsere Steuergelder lieber in moderne Infrastruktur zum Wohle unserer Kinder/Enkelkinder investiert sehe als in eine unnütze Bauruine. Brandenburg ist wie Berlin ein Nehmerland, da sollte man mit Steuergelder sorgsam umgehen.
    Schönen Abend!

  6. 76.

    Was haben Sie persönlich davon, wenn das Gebäude abgerissen wird?
    Warum liegt Ihnen so viel daran, ist Ihnen dann wohler, können Sie dann besser schlafen?

  7. 75.

    Wenn sie eine andere Meinung als ich haben so ist das völlig ok.
    Wenn sie alte Rittergüter abreissen wollen wenden sie sich an die verantwortlichen Stellen, da wird ihnen vielleicht geholfen.
    Hier geht es um eine Bauruine die auf einem Sperrgebiet liegt und der Abriss schon einige Zeit gelant ist.
    Hoffentlich ist das Thema morgen erledigt!

  8. 74.

    1. Ist das Schloss Bellevue keine Bauruine!
    2. Bleiben wir doch bitte weiterhin beim SIE! Danke

  9. 73.

    Klar, alles abreißen. Wozu stehen denn noch die alten Rittergüter in Schönefeld zum Beispiel?
    Können doch auch weg, oder?

  10. 72.

    Also. diese repräsentative Villa wurde von der sowjetischen Siegermacht zwischen 1947 -1949 auf ihren neue entstandenen Flughafen gebaut, da gab es die DDR noch gar nicht.
    Ergo, dieser Bau ist ein Bau der Besatzungsmacht, und hat ursächlich mit der DDR rein gar nichts zu tun!

  11. 71.

    "... muss ich darin widersprechen, dass der Abriss des Palastes der Republik eine politische Entscheidung war ..."

    Dass die Straße Unter d. Linden mit einem klassischen Abschluss hinter der Spree gefälliger aussieht als mit einem modernen Gebäude, kann man sicher einsehen – obwohl der Reiz von klassisch und modern…, egal.
    Aber mal ehrlich: wie schätzen Sie denn Ihren Namensvetter aus Oggersheim ein. Meinen Sie nicht, dass er gemeint hat - und nicht nur er -, dass das Gebäude mit der Volkskammer darin als Symbol der DDR-Unterdrückung weg müsse?
    Und dass das Haus Hohenzollern auch schon Anfang der 90er Jahre einen Blick auf die Möglichkeit eines Schloss-Neubaus geworfen hat, ist ja naheliegend. Herr Boddien als Vorhut wird da ein offenes Ohr gefunden haben, spätestens, als er 1994 sein Plastikzelt dort errichten liess.
    Das ist zwar alles schon Geschichte von gestern, und es gibt auch noch genügend zeitgeschichtliche Denkmäler, aber mal sehen, was noch alles so dran glauben muss…

  12. 70.

    Schloss Bellevue ist für normale Bürger auch nicht zugänglich, nach Deiner Aussage also bitte abreißen?

  13. 69.

    Für das m. W viertgrößte deutsche Flächenland ist das verteilt über die Fläche zwischen der Prignitz und dem Spreewald, verteilt zwischen Elbe-Elster und der Uckermark nicht sehr viel. Das Meiste davon sind m. W. Bodendenkmale, die einen "zweiten Blick" erfordern.

    An andere: Sperrflächen lassen sich leichter anders strukturieren, als Bauwerke zu errichten oder sie unwiderbringlich abzureißen. - Weshalb Menschen erst beim Anblick des Funkturms und des ICC sich im "richtigen" Teil von Berlin wissen, mag verstehen, wer will. Berlin, auch das vorherige West-Berlin, fing und fängt bereits in Wannsee an. Schon da wurde in vollkommen überdimensioniertes Autobahnkreuz gebaut im Vorgriff auf weitere Straßenausbauten, die so nie gekommen sind.

  14. 68.

    Ich spüre tiefe politische Verachtung gegenüber den exDDR-Bürgern und deren Geschichte.
    Wie schlimm und undemokratisch muss es noch werden?

  15. 67.

    Sorry - aber da kann man nur noch Hass empfinden gegen die Ampelregierung

  16. 66.

    Antwort auf "Helmut Krüger " vom Mittwoch, 13.09.2023 | 10:05 Uhr
    "Bei der Siegessäule bspw. sähe es in Bezug auf das Kosten-Nutzen-Verhältnis ziemlich düster aus. ;-" mit dem Unterschied, dass man die Siegessäule besichtigen kann, m. W. kostet der Eintritt z. Zt. 4€

  17. 65.

    Antwort auf "Helmut Krüger " vom Mittwoch, 13.09.2023 | 10:05 Uhr
    "Bei der Siegessäule bspw. sähe es in Bezug auf das Kosten-Nutzen-Verhältnis ziemlich düster aus. ;-" mit dem Unterschied, dass man die Siegessäule besichtigen kann, m. W. kostet der Eintritt z. Zt. 4€

  18. 64.

    Mal ganz ehrlich, von außen ist das doch ein typischer DDR-Zweckbau der 50er, 60er Jahre. So sah gefühlt jede zweite Poliklinik und jedes Kulturhaus eines beliebigen DDR-Kombinates auch aus. Das einzig wirklich Interessante ist die Innengestaltung. Die kann man ausbauen und anderswo ausstellen, wo Menschen auch hinkommen und es somit betrachten können. Niemand hat wirklich etwas von einem Gebäude, was im Sperrbereich steht, dort nur die Nutzung des Geländes stört, nicht sinnvoll genutzt werden kann und stattdessen Unsummen an Geld für den Erhalt verschlingt. Diese Gelder sind für andere Dinge sinnvoller einzusetzen.

  19. 63.

    Hab grad mal "Tante google" befragt und erfuhr das es in Brandenburg ca. 13 700 Bau- und Bodendenkmale gibt.
    Ich denke mal das genügt!
    Außerdem liegt das Gebäude im Sperrbereich des Airports und wäre für den Bürger eh nicht erreichbar.

  20. 62.

    "...und es steht aufgrund seiner einzigartigen Architektur völlig zu Recht unter Denkmalschutz."

    Kurz gefasst: auch das Generalshotel steht zu Recht unter Denkmalschutz. Trotz dessen wird wieder einmal gezeigt, wie gleichgültig dem Westen das kulturelle Erbe des Ostens ist. Und auch dieses Mosaiksteinchen kann ein Grund für so manchen Ostbürger sein, die afd zu wählen.
    By the way: die Unterhaltung des maroden ICC verschlingt Jahr für Jahr gut zwei Millionen Euro...

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