Schaden von 645 Millionen Euro - Zwei Männer bei Razzia gegen Cannabis-Plattform "Juicy Fields" verhaftet

Fr 12.04.24 | 20:51 Uhr
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Symbolbild: Polizeischriftzug auf einem Polizeiwagen am 06.05.2021.(Quelle: dpa/Marijan Murat)
Video: rbb24 Abendschau | 12.04.2024 | Kerstin Breinig | Bild: dpa/Marijan Murat

Im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen eine weltweit agierende betrügerische Internetplattform für virtuelle Cannabis-Gewächshäuser hat die Polizei eine großangelegte Razzia durchgeführt. Beamte durchsuchten 33 Wohnungen und Geschäftsadressen in Deutschland, Lettland, Estland und Polen, wie Polizei und Staatsanwaltschaft in Berlin am Freitag gemeinsam mitteilten. Gegen einen 55-Jährigen und einen 60-Jährigen wurden Haftbefehle erlassen.

Ursprüng­lich stand bei der Platt­form die Juicy Grow GmbH aus Berlin im Impressum. Die Firma wurde 2020 in das Handels­register einge­tragen. "Allein in Berlin haben wir jetzt 3.000 Geschädigte", sagte Sebastian Büchner, Sprecher der Staatsanwaltschaft Berlin, dem rbb.

Weltweit soll es fast 186.000 Kleinanleger aus 35 Ländern gegeben haben. Den Schaden schätzt die Staatsanwaltschaft auf etwa 645 Millionen Euro.

Ermittlungen gegen 31 Personen

Die Plattform "Juicy Fields" soll seit 2020 sogenanntes E-Growing angeboten haben, bei dem Investoren sich angeblich über virtuelle Gewächshäuser an Anbau, Ernte und Verkauf von medizinischen Cannabispflanzen beteiligen sollten. Die Betreiber richteten sich vor allem an Kleinanleger und versprachen hohe Renditen.

Tatsächlich seien anfangs auch Auszahlungen an Anleger getätigt worden, so Büchner in der rbb24 Abendschau. Allerdings sei das Geld von neuen Anlegern genutzt worden, um neue auszuzahlen. "Sowas geht in so einem Schneeballsystem erstmal ganz gut, ohne das irgendjemand etwas merkt und irgendwann kollabiert das dann." Die angeprießenen Cannabispflanzen sollen gar nicht existiert haben.

Bereits im August 2022 hatte es Durchsuchungen bei mutmaßlichen Verantwortlichen der Plattform in Berlin gegeben. Die Auswertung der damals beschlagnahmten Unterlagen und Daten seien der Grund für die jetzigen Durchsuchungen, erklärten Polizei und Staatsanwaltschaft. Mittlerweile werde gegen 31 Personen ermittelt - zunächst waren es zwölf. Zudem hätten seit 2022 zahlreiche weitere mutmaßliche Geschädigte Anzeige erstattet.

Bei der neuen Razzia wurden 17 Wohnanschriften in Deutschland durchsucht, die meisten davon in Berlin. Außerdem wurden zwei Wohnanschriften von Beschuldigten in Lettland, eine Geschäftsanschrift in Estland sowie fünf Wohnanschriften und vier Geschäftsanschriften in Polen durchsucht. Neben den beiden Haftbefehlen wurden dabei auch acht sogenannte Vermögensarreste über einen Gesamtwert von einer halben Million Euro erlassen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 12.04.2024, 19.30 Uhr

3 Kommentare

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  1. 3.

    Wir sollten nur soviel Internet in unser Leben lassen, wie wir auch beherrrschen können bzw. schützen können.

  2. 2.

    Hier geht's gar nicht um irgendeine Legalisierung, die Straftaten sind auch schon vor dem 1. April geschehen.

    Aber Sie haben recht: Man sollte sich nicht von Fakten irritieren lassen, schon gar nicht wenn man doch bloß mal wieder in bewährter Weise herummotzen möchte.

  3. 1.

    Wie zu erwarten, die kriminelle Internet- Welt wird sich nicht verabschieden. Wie kann die Politik die Jugend schützen, bei Cannabis- Legal? Warnungen wurden in den Wind geredet. Aufklärung für die Jugend, die durch Internet alles bekommen?
    Unausgereifte Pläne bei Cannabis Freigabe, bringen weiter Probleme. Die teilweise Legalisierung als Versuch in Deutschland, wird die Staatsanwaltschaft und Polizei noch mehr beschäftigen.

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