"Deutschlandticket" kommt - Bund und Länder einig über Finanzierung des 49-Euro-Tickets

Mi 02.11.22 | 20:22 Uhr
  100
Ein Zug der Deutschen Bahn fährt aus Potsdam Hauptbahnhof kommend in den Bahnhof Griebnitzsee ein. (Quelle: dpa/Soeren Stache)
Video: rbb24 | 02.11.2022 | Material: rbb24 Abendschau | Bild: dpa/Soeren Stache

Bund und Länder haben sich am Mittwoch auf die Finanzierung eines Nachfolgers für das Neun-Euro-Ticket aus dem Sommer verständigt. "Deutschlandticket" soll es heißen. Ab wann ist allerdings noch unklar.

Bund und Länder haben sich auf eine Nachfolge für das Neun-Euro-Ticket im Nahverkehr geeinigt. Wie nach Beratungen von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder am Mittwochabend aus Regierungskreisen verlautete, soll das bundesweit gültige Ticket für 49 Euro "Deutschlandticket" heißen.

Die Einigung bei Finanzfragen sieht vor, dass Bund und Länder sich die Kosten für das 49-Euro-Ticket von insgesamt drei Milliarden Euro im Jahr teilen. Zudem stellt der Bund eine Milliarde Euro jährlich an Regionalisierungsmitteln zur Verfügung.

Mehr Geld für die Verbindungen

Die Verkehrsminister von Bund und Ländern hatten sich Mitte Oktober grundsätzlich auf ein 49-Euro-Ticket als Nachfolgemodell für das Neun-Euro-Ticket aus dem Sommer verständigt. Die Länder machten aber unter anderem eine Erhöhung der sogenannten Regionalisierungsmittel von diesem Jahr an zur Bedingung, dass sie ein 49-Euro-Ticket mitfinanzieren. Mit den Regionalisierungsmitteln bestellen die Länder Bahn- und Busverbindungen bei den Verkehrsunternehmen.

Start-Zeitpunkt 1. Januar noch ungewiss

Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte am Mittwoch, das neue Ticket werde "digital" und "einfach". In einer Beschlussvorschlage des Kanzleramts hatte es geheißen, das ÖPNV-Ticket solle im monatlich kündbaren Abonnement zu erwerben sein.

Ob das "Deutschlandticket" aber wie geplant zum 1. Januar starten kann, ist noch offen. Automaten müssen umgestellt und Tarifsysteme angepasst werden.

Die Berliner Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) zeigte sich skeptisch: "Wir gehen nicht von aus, dass es ab Januar sofort kommt", sagte Giffey in der rbb24 Abendschau. Im Beschlusstext sei die Einführung "so schnell wie möglich" vereinbart, hieß es weiter. Dies brauche nun aber eine Einigung der 16 Verkehrsminister der Länder. "Das bedeutet: Es steht viel Arbeit ins Haus", sagte Giffey. Für Berlin habe man aber von Januar bis März Planungssicherheit, verwies Giffey auf die vom Senat vereinbarte Verlängerung des 29-Euro-Tickets.

Ganz anders sieht das der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). "Das Ticket wird Anfang Januar kommen. So ist es heute besprochen worden", sagte er in rbb24 Brandenburg aktuell.

Das millionenfach gekaufte Neun-Euro-Ticket hatte im Juni, Juli und August für je einen Monat Fahrten in Bus und Bahn ermöglicht. Die Verkehrsminister planen für den 49-Euro-Nachfolger eine Einführungsphase von zwei Jahren. Ab dem zweiten Jahr könnte das Ticket teuer werden. Geplant ist eine "Dynamisierung" in Form eines automatischen Inflationsausgleichs.

Sendung: rbb24 Abendschau, 02.11.22, 19:30 Uhr

100 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 100.

    Lorenzo:
    "Antwort auf [Immanuel] vom 03.11.2022 um 03:20
    Zu behaupten, Individualverkehr sei umweltschädlicher, ist doch völliger Unsinn."

    Quatsch! Beim ÖPNV bewege ich mehr Menschen pro kWh von A nach B als mit dem Individualverkehr!

    Lorenzo:
    "Woher kommt denn der Strom für ÖPNV?
    Demnächst zu großen Teilen aus Kohle.
    Wind und Sonne allein kann's ja wohl nicht sein.
    Bei uns fährt die S-Bahn auch ohne Sonne und Wind weiter.
    Atomkraft wäre da noch besser, aber die finden Sie ja auch ganz umweltschädlich.!

    Und woher kommt die Energie für den Individualverkehr?

    Und wie effektiv wird sie eingesetzt (kWh pro Person und Kilometer)?

    Lorenzo:
    "Atomkraft wäre da noch besser, aber die finden Sie ja auch ganz umweltschädlich."

    Wenn Sie den Atommüll uns abnehmen und in Ihren Räumen bzw. auf Ihrem Grundstück lagern, dann ahbe ich kein Problem damit. Ansonsten ist das Problem, des jahrtausende strahlenden Atommülls bislang völlig ungeklärt!

  2. 99.

    Der Individualverkehr per PKW benötigt mehr Ressourcen als Schienensammeltransport. z.B. Platzverbrauch (wie Parkplatz), Flächenverbrauch wie Ausfallstraßenschneisen, Energieverbrauch pro Personenkilometer (1 PKW mit einer Person)...

  3. 98.

    "Das Ziel einer Verkehrsverlagerung von einem umweltschädlichen zu einem umweltschonenden Verkehrsträger rückt in greifbare Nähe." Aber wenn alle mit E-Autos oder anderen klimaneutralen Treibstoffen unterwegs sind, ist doch der Individualverkehr genauso umweltschonend?

  4. 97.

    Aber was nutzt mir eine preiswerte Zugverbindung, wenn diese aber nur alle 2 Stunden als Takt fährt - da wird es wohl das Auto bleiben (die reine Fahrzeit ist übrigens vergleichbar, wenn man davon absieht, daß man erstmal bis zum Bahnhof kommen muß ohne ÖPNV zur fraglichen Zeit am Morgen und dann noch am Zielort bis zur Arbeitsstelle vom Bahnhof). Und diese Beispiele gibt es sicher viele in Flächenländern. Dieses Problem müßte mit der gleichen Priorität angegangen werden, um eine breite Verkehrswende zu bekommen.

  5. 96.

    Das ist für viele in Großstädten sicher recht einfach möglich, noch dazu, wenn die Arbeitsstelle in der gleichen Gegend/Stadt liegt. Wer in Kleinstädten/Dörfer/Einzelgehöften in dünnbesiedelten Flächenländern lebt und durchaus bis zu 100 Kilometer tägliche Wegstrecke zur Arbeitstelle hat, hat bei diesem Wechsel auf den ÖPNV als alleiniges Transportmittel schon größere Probleme.

  6. 95.

    Freut mich für Ihren Kollegen. Für mich spielen Mobilitätskosten zum Glück keine große Rolle.
    Ich freue mich für mich, dass ich nicht jeden Tag irgendwohin kutschen muss und wünsche mir nur weiterhin ein passables Angebot für die spontane Nutzung des ÖPNVs als für mich eben nur hin und wieder sinnvolle Alternative zum PKW.

  7. 94.

    "Sondertickets gehören dann doch sehr bald der Vergangenheit an. Ganz Deutschland für 49 Euro monatlich. Da können Sie sorgenfrei fahren ohne groß nachzudenken, welche Tarifzone etc. die beste ist. Weil einfach, einfach einfach ist!" Wozu braucht man dann noch verschiedene Verkehrsverbünde und Anbieter? Wäre es dann nicht konsequent, wenn man alle Verbünde und konkurrierenden Betreiberfirmen zu einer Verkehrsgesellschaft fusionieren würde?

  8. 93.

    Ja alles machbar und sinnvoll, aber für mich sind selbst bei 10 Wochenendtrips/Jahr Quer-durchs-Land-Ticket für 4 Personen immer noch günstiger als das Deutschlandticket. Für Freitag hin und Sonntag zurück sind 2x63 < 4x49.
    Falls das falsch verstanden wurde. Das Deutschlandticket finde ich gut, ist nur leider nix für mich.
    Diese Sondertickets für einen Tag und ganze Familie sollten also unbedingt erhalten bleiben. Mit denen kann ich und viele andere mehr anfangen.
    Wenn die Kinder nicht mitkommen könnte es interessanter werden. Der Vergleich zum Diesel oder Strom geht bei 4 Personen leider auch sehr häufig zu Gunsten des Autos aus, dass ich sicher nicht abgebe.

  9. 92.

    In diesem Falle stimmt´s:
    Keine Fahrkarte kann für alle da sein und das gilt selbstverständlich auch für die Fahrkarte, die an die 50 Euro kostet.
    Wer den Arbeitsplatz zu Fuß erreichen kann und sonst nichts zu besorgen hat, für den/die lohnt sie sich nicht; das aber spricht keinesfalls gegen dieses Angebot für andere.

    Für fast 50 Euro im Monat sind nahezu all Diejenigen angesprochen, die die Straßen mit ihren einzelnen Fahrzeugen bisher belasten und das auch noch zu einer Zeit, in der ohnehin schon Viele unterwegs sind.

    Das Ziel einer Verkehrsverlagerung von einem umweltschädlichen zu einem umweltschonenden Verkehrsträger rückt in greifbare Nähe. Wenn dann noch alle Bezahlmöglichkeiten offeriert werden: umso besser. Die Renaissance der Tram in mittlerweile gut 30 französischen Städten kann dabei Pate stehen.

  10. 91.

    Mein Kollege aus FF bezahlt für sein Ticket zu seinem Arbeitsplatz in Berlin pro Monat 170 Euro.
    Nunmehr bald noch 49,--. Das ist Entlastung die ankommt!

  11. 90.

    Machen Sie doch mal ein paar Wochenendtrips, war dieses Jahr mit dem Ticket in:
    Augsburg (Jazzsommer) mit vorheriger Übernachtung in Nürnberg. Lutherstadt Wittenberg (Lutherfest), Luckenwalde (Turmfest), zum Fischbrötchenessen in Stralsung, Dombesichtigung in Magdeburg, Besichtigung Nikolaikirche in Leipzig, Dom in Erfurt, Goethehaus Weimar, Festung Dresden, Völkerschlachtdenkmal Leipzig, Geburtshaus von Hans Fallada in Greifswald, Bad Liebenwerda, Quedlinburg und, und, und...

  12. 89.

    Mal die Berliner Brille absetzen dann sieht man einige andere Welten.
    Selbst wenn es noch einfacher wäre, 49 EUR kann ich nie in einem Monat verfahren. Sinn- und ziellos durch die Gegend fahren dabei Heizkosten zu Hause sparen, Handy und Laptop kostenlos aufladen, wären vielleicht noch Anwendungen.
    Diese Sondertickets sind das Ding, wenn man einmal im Jahr mit der Familie nach Berlin oder zum Flughafen möchte. Daher müssen die unbedingt bleiben, sonst lohnt sich diese Familienfahrt mit der Bahn überhaupt nicht.
    Kann ich mir also nicht vorstellen, dass man die bislang für Wenignutzer attraktivsten Produkte über den Haufen wirft.
    Für meine täglichen 3km zur Arbeit ist der ÖPNV nunmal kein Angebot.

  13. 87.

    "Was läuft da für ein Film (heute) ???" Eher keiner, oder? Seite überlastet, vermutlich.

  14. 86.

    Soweit diese Gesellschaft sich als freiheitliche begreift und Freiheit kein Placebo sein soll, kann damit ja nur die Wahlfreiheit zwischen Verschiedenem gemeint sein. Das geht über die Wahlfreiheit zwischen "Ja" und "Nein" wie zu Zeiten der Nationalen Front in der DDR weit hinaus.

    Will sagen: Ein Aufschlag für nichtdigitale Lösungen wäre durchaus in Ordnung, weil es ja einen tatsächlichen Mehraufwand bedeutet. (Analog zw. Fahrkarten am Automaten und am Schalter). Ein Ausschluss von Menschen, die im privaten Bereich nichtdigital unterwegs sind, hat mit besagter Freiheit nichts zu tun.

    Wie ist denn Ihre Auffassung zum Recht auf Nichterreichbarkeit? Immer auf Sendung? Als Verpflichtung für alle?

  15. 85.

    Watt ?! … Aber ja, die Verantwortlichen des VBB (und der Konsorten) haben doch gar keine BOCK darauf, ihre Massenverkehrsmittel von den Massen nutzen zu lassen … Man macht sich hier mit blöden ABO-Digital-Regeln extra unattraktiv … Denn es könnte ja wie im Sommer wieder passieren, dass ihre Unzulänglichkeiten und der ganze Pfusch den sie gebaut haben durch zu viele Nutzer wieder zu sehr ans Tageslicht gezogen wird … Deshalb auch immer dieses „wir müssen erst noch ausbauen, ausbauen, ausbauen“ … Ja, wie lange denn noch, hä ?! … Das ist sooo peinlich !

  16. 84.

    Nein, auch das seit heute 11:00 Uhr nicht mehr ... War gerade da ... Man hat dort einen Anruf aus der Zentrale erhalten, auch DAS SOFORT einzustellen ... Un - fass - bar ... @rbb24: Was läuft da für ein Film (heute) ???

  17. 83.

    Damit manche Leute auch an diesem sehr günstigen Angebot noch herummäkeln können.

  18. 82.

    Das entscheidet der Aufgabenträger, also der VBB. In dessen Tarifwerk ist festgelegt, dass ein Abo-Antrag bis zum 10. des Vormonats gestellt sein muss...

  19. 81.

    Ich habe im September mein Auto verkauft und bin auf das 29 € Ticket umgestiegen und werden ab 2023 das 49 € Ticket nehmen. Das spart Ressourcen, finanzielle und energetisch!

    Bin bestimmt nicht der Einzige, der das so macht!

Nächster Artikel