Koalitionsvertrag - Berliner Mieterverein sieht bei Schwarz-Rot zu starken Fokus auf Neubau

Mi 05.04.23 | 09:42 Uhr
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Symbolbild: Baustelle Neubau in Berlin. (Quelle: dpa/J. Schmitz)
Material: Brandenburg Aktuell | Bild: dpa/J. Schmitz

Fallen sozial schwache Menschen bei den Wohnungsbau-Plänen von SPD und CDU hinten runter? Diese Sorge hegt der Berliner Mieterverein. Neubau sei zwar wichtig, doch die neu geschaffenen Wohnungen müssten sich die Menschen auch leisten können.

  • Mieterverein: bei Wohnungsbau könnten Geringverdiener zu kurz kommen,
  • Forderung nach Bestandsschutz vor allem der günstigen Wohnungen
  • BUND kritisiert Pläne unversiegelte Flächen wie das Tempelhofer Feld zu bebauen

Der Berliner Mieterverein sieht die Ankündigung der CDU und der SPD, den Schwerpunkt auf den Neubau von Wohnungen legen zu wollen, kritisch. "Wir brauchen Neubau. Das Problem ist, dass man genau hingucken muss, in welchem Preissegment gebaut wird", sagte Wibke Werner, Geschäftsführerin des Mietervereins, am Mittwoch im rbb24 Inforadio.

Auch für Haushalte mit geringem Einkommen müsse Wohnraum zur Verfügung stehen. Daher sei es vielmehr wichtig, den Wohnungsbestand, besonders den günstigen Wohnraum, noch besser zu schützen, statt den Fokus zu stark auf den Wohnungsneubau zu legen, sagte Werner.

Wohnungsbau soll vereinfacht werden

Im Koalitionsvertrag lautet das Vorhaben, pro Jahr 20.000 neue Wohnungen zu bauen, 5.000 davon sollen Sozialwohnungen sein. Damit dies gelingt, möchten CDU und SPD das Bauen grundsätzlich vereinfachen und beschleunigen: entschlackte Bauordnung, schnellere Verfahren, verkürzte Fristen, mehr Typenbaugenehmigungen.

Die Pläne für den sozialen Wohnungsbau sieht Werner kritisch, da Änderungen bei den Quoten und ein weiteres Förderprogramm für mittlere Einkommen geplant seien. "Das sind so Punkte, da haben wir ein bisschen Sorge, dass der soziale Wohnungsbau künftig mehr für die mittlere Einkommensschicht zur Verfügung gestellt wird und die Haushalte mit den geringeren Einkommen hinten runterfallen könnten."

Um Mieter zu schützen, planen CDU und SPD ein digitales Mieten- und Wohnungskataster auf Landesebene, das die Mietenentwicklung transparenter machen soll. Außerdem soll es eine Prüfstelle geben, die die Einhaltung der Mietpreisbremse überwacht. Die kostenfreie Mieterberatung in den Bezirken soll bei Bedarf ausgebaut werden.

Wegner: Land Berlin muss mehr Einfluss auf Mietenmarkt haben

Auf die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften kommt laut den Plänen der Koalition einiges zu: Sie sollen nicht nur etwa ein Drittel der 20.000 neuen Wohnungen bauen, sondern auch 15.000 Wohnungen ankaufen. Dafür sollen sie vier Milliarden Euro erhalten, die kreditfinanziert sein sollen. CDU-Chef Kai Wegner legt Wert darauf, dass das Land Berlin mehr Einfluss auf dem Mietwohnungsmarkt hat und dort auch mehr Steuerungsfunktion haben sollte.

Mehr landeseigene Wohnungen zu schaffen, sieht Weber grundsätzlich als richtigen Weg, "um insgesamt das gemeinwohlorientierte Segment zu stärken", sagte die Mietervereins-Geschäftsführerin. "Allerdings muss man auch sehen, dass die Idee dahintersteht, der
Enteignungsinitiative und der Vergesellschaftung von Wohnungen den Wind aus den Segeln zu nehmen."

Kritik auch vom BUND

Bei der Frage der Vergesellschaftung großer Wohnungsbauunternehmen kündigten CDU und SPD ein Rahmengesetz an, falls die zuständige Expertenkommission eine rechtssichere Umsetzung des Volksentscheids für möglich hält. In Kraft treten würde es zwei Jahre nach seiner Verkündung, heißt es im Vertragstext. Das kritisierte die Enteignungs-Initiative: Der Volksentscheid solle untergraben werden – das sei antidemokratisch, hieß es.

Kritik an den Bauplänen im Koalitionsvertrag kommt vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Zwar kündige Schwarz-Rot an, versiegelte Flächen besser zu nutzen, gleichzeitig aber auch, unversiegelte Flächen wie die Elisabethaue oder Teile des Tempelhofer Felds bebauen zu wollen.

Neue Stadtquartiere will Schwarz-Rot in Zukunft schneller entwickeln. Der zentrale Festplatz soll nur dann als Baustandort in Betracht kommen, wenn es einen gleichwertigen Ausweichstandort für die Schausteller gibt. Wie die Friedrichstraße in Zukunft aussieht, darüber wollen CDU und SPD gemeinsam mit Anwohnern und Gewerbetreibenden verhandeln. Für die Berliner Mitte insgesamt wird ein städtebaulicher Masterplan angekündigt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 05.04.2023, 09:00 Uhr

80 Kommentare

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  1. 80.

    Das Eigentum wird uns alle und kommende Generationen überleben, wetten?

  2. 79.

    "Da wurde nichts verramscht. Die Buden waren schlicht am Ende, hatten extreme Leerstände und der Senat kein Geld, die zu sanieren. Der Senat hätte jahrelang Unsummen zuzahlen müssen. Man war deshalb froh, dass Investoren diese Teilbestände abgenommen haben. Erst mit dem zunehmenden Zuzug wurden diese Wohnungen wieder lukrativ. Da die Durchschnittsmiete bei den Kommunalen und bei DW & Co. aber ohnehin nahezu identisch ist, ist es im Prinzip auch egal, wer die Wohnung anbietet."

    Auch wenn sie diese Lügen zu gerne wiederholen, sie bleiben plumpe Lügen, warum hätte DW Schrottimmobilien kaufen sollen? Nein, man war sich der Marktmacht bewußt die man mit riesigen Wohnungsbeständen quasi mitkauft.

    Es war auch nicht alles vollkommen marode, das betraf nur den kleinsten Teil der Bestände. Berlin mußte verramschen, das drückt den Preis nochmal zusätzlich.

    Und Mieten und DW, der legale Betrug mit den Nebenkosten, die die Gesamtmiete in die Höhe treiben.

  3. 78.

    Es gibt Beiträge, denen was selbstherrlich Verteilendes anhaften. Ohne eine Kompetenz dafür zu haben. Das drückt aus, dass es eigentlich kein Eigentum geben darf. Und wenn, dann bestimme „ich“ wieviel das sein darf. Solange bis alle arm sind. Weil sich keiner mehr anstrengt.
    Nur die „Umverteiler“ werden dann nicht arm sein, wetten?

  4. 76.

    "Der Einzige, der sich hier entlarvt, sind leider wieder einmal Sie selbst, weil Sie die Aussage schlicht nicht verstanden haben!"

    Natürlich, jeder der nicht ihrer Meinung ist wahlweise dumm oder hat ihre Kommentare nicht verstanden. Das ist soo abgedroschen, fällt ihnen echt nichts anderes ein?

    Zumal sie selbstverständlich meine Frage nicht beantworten weil sie mal wieder kein einziges Argument haben. Arm.

  5. 74.

    Wenn zu wenig Wohnungen vorhanden sind , dann bringt ein Umverteilen gar nichts, und es würde viele geben die leer ausgehen.
    Übrigens, man kann nur umverteilen was einem gehört, ergo, landeseigene Wohnungen könnten umverteilt werden.

  6. 73.

    Werte Martina,
    Ihre Beiträge sind oft recht spannend und gut formuliert. Leider enthalten diese sehr viel Ideologie und wenig Umsetzbares. Eigentlich würden sie eine sehr gute Politikerin abgeben.

  7. 72.

    Sozialleistungen runter! Arbeit muss sich lohnen."
    Aha.
    Ich sehe schon die Vorgesetzten die auf die untertänige Bitte um eine Lohnerhöhung antworten: Wat willste, die Sozialhilfe is doch jetzt schon knapp niedriger als dein Lohn. Sollen wir da noch mehr kürzen damit du zufrieden bist?

  8. 71.

    Und ich sehe schon Legionen von rbb-Nutzern in ihren kommentierten BGB-Ausgaben blättern um nachvollziehen zu können, welch schlaue Sachen Sie uns allen mitgeteilt haben.

  9. 70.

    auf die Aussage des DMB und Co kann man getrost verzichten ich erinner mal an die Rechtsberatung ( § 558 BGB, § 559 BGB, §561 BGB)

  10. 69.

    Das sind die immer wieder aus der Mottenkiste geholten Phrasen der angeblichen Opfer dieser Gesellschaft, die Martina in Stammtischmanier von sich gibt.

    Fragt sich, warum haben es eigene Eltern nicht zu finanzieller, guter Basis gebracht?

    Fragt sich warum man es selber nicht zu finanzieller, guter Basis bringt?

    Chancen/Geld liegen auf der Straße, die meisten Linken sehen es aber nur in Form des Geldes/Erfolgs Dritter.

  11. 68.

    „schlage ich vor wir machen nun mal Politik, Gesetz und Verordnung für die, die höchstens 1500 Netto im Monat schaffen.“

    Sie meinen also noch mehr Politik für die vielen arbeitsunwilligen Personen und Familien, die der Gemeinschaft nichts zurückgeben.

    Vielleicht sollten Sie da mal ihre Ihre selbst erteilten Ratschläge ansetzen.

    Sozialleistungen runter! Arbeit muss sich lohnen.

  12. 67.

    Wer glaubt daran, dass in den kommenden Jahrzehnten jährlich mehr Wohnungen zugebaut werden können als von Zugezogenen benötigt wird? Erst wenn sich das Verhältnis hier merklich zugunsten des Neubaus verändert ist ein Neubau eine Lösung für die Probleme des Berliner Wohnungsmarktes.
    Ständig wird in Berlin im Kern nach Neubau geschrien, dabei kann das nicht die Lösung sein.
    Eine Förderung der Umverteilung von Wohnraum ist anzustreben. Hier kommen von allen Parteien KEINE VORSCHLÄGE. Traurig.

  13. 66.

    HermineBlnMittwoch, 05.04.2023 | 21:48 Uhr
    Antwort auf [Martina] vom 05.04.2023 um 20:55
    "Und was ist mit den Leuten dazwischen, die knapp über 1.500 liegen, (...) aber die interessieren ja nicht…"

    Wie kommen Sie denn nun darauf? Zwischen einer Politik die sich ausserhalb ihres Raumschiffs vorstellen kann, dass Ihre Ordnungspolitik für die vielen Leute funktionieren muss, die es gerade mal und massenhaft nur auf 1500 netto schaffen und einer die auch für die gut ist, die es auf 1500-2500 netto im Monat bringen ist bitte wo der dramatische Unterschied?
    Also falls das eine Frage an mich ist: Doch. Genau die müssen interessieren. Tun sie aber nicht. In vielfacher Erhebung nachgewiesen spielen genau die keine Rolle, werden deren Bedürfnisse nicht berücksichtigt. Obwohl die es sind, die die Steuerlast tatsächlich tragen, den Steuerhaushalt tatsächlich über ihre Anzahl füllen. Während eine Minderheit der Gut- bis Sehrgutverdiener über ihre persönliche Steuerlast jammern.

  14. 65.

    Sie wollen zuteilen? Das traue ich Ihnen nicht zu, dies gerecht zu machen. Schon deshalb, weil Sie Anstrengungen und Chancennutzung nicht thematisieren. Im Gegenteil, Sie beleidigen diese sogar. Mit „ Gnade der Geburt „.. das wirkt zu oft einfach unverschämt.

  15. 64.

    Und was ist mit den Leuten dazwischen, die knapp über 1.500 liegen, die gibt es auch noch, aber die interessieren ja nicht…

  16. 63.

    Ja muss es. Denn es geht nie um Gering- und Wenigverdiener. Das ist der Fakt. Und nicht Ihr Gefühl, das Sie täuscht.

    Nachdem die überprüfbare Datenlage nachweist, dass seit Jahrzehnten Politik für Leute gemacht wird, die es selbstverständlich finden 3-3500 Netto im Monat zu erlösen - obwohl das nachweisbar eine Minderheit ist -
    schlage ich vor wir machen nun mal Politik, Gesetz und Verordnung für die, die höchstens 1500 Netto im Monat schaffen.

    Stufe 1 dieses Planes lautet: Selbsterkenntnis. Halte ich es eigentlich für das Übliche, dass jede und jeder doch 3-3500 Netto im Monat hat? Oder habe ich die sogar - oder mehr - im Monat?

    Stufe 2: Perspektivwechsel. Ich bin mit meinen mindestens 3-3500 Netto im Monat gar nicht der Masstab.

    Stufe 3: Auf dieser Basis Politik, Projekt, Gesetz und Verordnung konzipieren.

    Stufe 4: Umsetzen.

  17. 62.

    Der Alex gehört doch wohl auch zur Mitte. Was man jetzt daraus macht ist eine Schande. Bürotürme wie Schornsteine und unten Zentrum der Kriminalität. Man stelle sich da mal alles Bäume und Park vor. Berlin zu viel "betonverdichtet" ist niemals ein Beitrag für gesundes Klima. Ihr Machttypen macht euch so unglaubwürdig.

  18. 61.

    Muss es denn immer um Geringverdiener gehen? Es gibt noch andere Menschen mit Wohnbedürfnissen. Die sind mindestens gleichwertig zu betrachten. 80% der Leute kommen in Ihren Überlegungen gar nicht vor. Ja nichteinmal angemessen oft werden diese erwähnt.

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