Berlin - Massenschlägerei in Tegeler Flüchtlingsunterkunft - Gruppen getrennt

Do 30.11.23 | 18:27 Uhr
Ein Securitymitarbeiter auf dem Gelände der Unterkunft für Geflüchtete am 30.11.2023.(Quelle:rbb/Lukas Kuite)
Audio: rbb24 Inforadio | 30.11.2023 | Lukas Kuite | Bild: rbb/Lukas Kuite

In der Großunterkunft für Geflüchtete in Berlin-Tegel hat es Anfang der Woche mehrere Schlägereien gegegeben. Die zuständige Senatorin sieht nur einen "Einzelfall", verspricht aber Aufarbeitung.

In der Großunterkunft für Geflüchtete auf dem ehemaligen Flughafen in Berlin-Tegel hat es Anfang der Woche mehrere Gewaltvorfälle gegeben.

So gab es eine größere Schlägerei mit insgesamt 100 Beteiligten in zwei Gruppen in der Nacht auf Montag. Das bestätigten das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten sowie die Berliner Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD). Im Internet kursieren auch Handyvideos, die diesen Vorfall zeigen sollen. Zuerst hatte der "Tagesspiegel" berichtet.

Die Berliner Polizei berichtet zudem von weiteren Vorfällen am Dienstagabend, die auch Kiziltepe und eine Vertreterin des Deutschen Roten Kreuzes bestätigten. In einem Fall seien rund 20 Menschen beteiligt gewesen.

Nach Polizeiangaben wurden bei den Auseinandersetzungen an beiden Tagen insgesamt sechs Menschen verletzt. Ein junger Mann aus Syrien musste mit einer Kopfverletzung im Krankenhaus behandelt werden. Bei den Auseinandersetzungen sollen nach Zeugenaussagen auch Menschen mit Messern bewaffnet gewesen sein.

In der Nacht zu Montag sei die Polizei mit insgesamt 100 Einsatzkräften in der Unterkunft im Einsatz gewesen, am Dienstag noch ein Mal mit insgesamt 70, hieß es. Ob die Vorfälle vom Montag und Dienstag in Zusammenhang stünden, werde noch geprüft, sagte ein Polizeisprecher.

Sozialsenatorin Kiziltepe kündigte am Donnerstag in der Fragestunde des Abgeordnetenhauses eine Aufarbeitung der Vorfälle an. Sie sei mit dem LAF, dem Sicherheitsdienstleister und der Polizei im Austausch und man werde Konsequenzen aus dem Vorfall ziehen.

Kiziltepe und LAF-Sprecher sehen "Einzelfall"

Die Massenschlägerei vom Montag sei allerdings "ein Einzelfall", betonte Kiziltepe. Auch LAF-Sprecher Sascha Langenbach sagte gegenüber dem rbb, "in dieser Form" habe es so etwas zum ersten Mal in Tegel gegeben. Die Betriebsleiterin des Deutschen Roten Kreuzes im Ankunftszentrum Tegel, Kleopatra Tümmler, sieht ebenfalls "keinerlei Bestätigung dafür, dass es eine systematische Unterwanderung und Zusammenrottung" gibt.

Zwei Augenzeugen sagten dem rbb allerdings, es habe auch in der Vergangenheit bereits Provokationen mit politischem oder ethnischem Hintergrunde gegeben. So seien zum Beispiel Videos des "Islamischen Staats" laut abgespielt wurden. Nach eigenen Angaben haben sie bei der Polizei Anzeige erstattet.

Fünf Hausverbote

Unmittelbar nach der Massenschlägerei in der Nacht zum Montag seien die betreffenden Gruppen räumlich getrennt worden, hieß es von LAF, Polizei und Rotem Kreuz. Nach den Vorfällen wurden demnach insgesamt fünf Personen Hausverbote erteilt. Diese seien nun in einer anderen Unterkunft, in der Oranienburger Straße, untergebracht.

Linken Politiker Hakan Tas sagte dem rbb, eine getrennte Unterbringung sei wichtig. Sollte es sich bei den Angreifern tatsächlich um Islamisten-Anhänger handeln, müssten deren Asylanträge schnell zuende gebracht und die Menschen notfalls abgeschoben werden, so Tas.

Konflikte "nicht auszuschließen"

Derzeit leben nach aktuellem Lagebericht des LAF rund 5.000 Menschen im Ankunftszentrum Tegel. Davon sind rund 3.300 Ukrainerinnen und Ukrainer. Etwa 500 Plätze sind derzeit noch frei. Die Unterkunft ist ursprünglich für Aufenthalte von einigen Tagen gedacht für die Bewohner gedacht gewesen, in der Realität sind viele Menschen allerdings Wochen oder Monate dort.

"Man muss sehr froh und dankbar sein, dass Menschen, die hier unter prekären Bedingungen leben und zwar schon länger, sich sehr zurückhaltend verhalten und ein Verständnis dafür haben, dass wir nicht so schnell waren, wie wir gerne wären", sagt Sascha Langenbach vom LAF. Cansel Kiziltepe sagte, vor diesem Hintergrund seien Konflikte "nicht auszuschließen".

Aufgrund des allgemeinen Mangels an Wohnraum in Berlin greift der Senat auf Großunterkünfte wie die in Tegel zurück. Nach den Plänen des Senats sollen die Kapazitäten weiter aufgestockt werden, um Platz für bis zu 7.100 Flüchtlinge zu schaffen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 30.11.2023, 18:22 Uhr

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