600 Euro pro Jahr - Steuerpauschale für das Home-Office - für wen sie sich lohnt

Fr 18.12.20 | 06:09 Uhr
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Symbolbild: Ein Mann sitzt am 15.11.2020 vor seinem Laptop im Home Office. (Quelle: dpa/Fleig)
Bild: dpa/Fleig

Zu Hause arbeiten ist in diesem Jahr für viele zum Alltag geworden. Das soll sich auch bei den Steuern auswirken, wie der Bundestag beschlossen hat. Allerdings gilt das nur befristet und auch nicht für alle. Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Thema.

Von einem Tag auf den anderen wurde der Küchentisch zum Schreibtisch, das Kinderzimmer zum Arbeitsplatz: Wegen der Corona-Krise mussten Millionen Menschen in Deutschland in diesem Jahr zumindest zeitweise von zu Hause arbeiten. Damit fielen zwar lange Arbeitswege weg, doch zugleich stiegen etwa Strom- und Heizkosten.

Manch einer kaufte Schreibtisch und Bürostuhl, musste in schnelleres Internet investieren. Einen Teil des Geldes soll es jetzt über die Steuererklärung zurückgeben. Der Bundestag hat am Mittwochabend eine entsprechende Steuerpauschale von jährlich 600 Euro beschlossen. Am Freitag muss noch der Bundesrat zustimmen, was als sicher gilt. Doch längst nicht alle werden von der Home-Office-Pauschale profitieren. Ein paar Fragen und Antworten:

Kann ich mein Arbeitszimmer zu Hause nicht ohnehin schon absetzen?

Ja, das gilt aber nur, wenn in diesem Arbeitszimmer nahezu ausschließlich gearbeitet wird. Den Schreibtisch im Flur, die Arbeitsecke im Wohnzimmer oder den Laptop auf dem Küchentisch akzeptiert das Finanzamt nicht als häusliches Arbeitszimmer. Genau so mussten aber viele zuletzt arbeiten - nur wenige Arbeitnehmer haben zu Hause so viel Platz, dass sie ein eigenes Arbeitszimmer einrichten können, das nicht auch privat genutzt wird.

Was ist dann jetzt konkret geplant?

Für jeden Tag Home-Office gibt es eine Steuerpauschale von fünf Euro - allerdings nur für maximal 120 Tage, also insgesamt höchstens 600 Euro. Wer mehr als 120 Tage zu Hause gearbeitet hat, hat Pech gehabt. Dieser Betrag wird bei der Steuerberechnung vom Einkommen abgezogen. Das zu versteuernde Einkommen wird dadurch kleiner und die fälligen Steuern sinken.

Muss ich meine Zeit im Home-Office nachweisen?

Das ist noch nicht ganz klar. Experten raten aber dazu, sich eine Bestätigung vom Arbeitgeber zu besorgen. Das gilt besonders, wenn jemand mal im Büro und mal von zu Hause aus gearbeitet hat. In der Regel aber müssen Arbeitnehmer für simple Steuererklärungen keine Nachweise mehr beim Finanzamt einreichen.

Lohnt sich die Pauschale für alle?

Das kommt auf den Einzelfall an. Denn die Home-Office-Pauschale zählt ähnlich wie die Pendlerpauschale zu den Werbungskosten. Das sind Ausgaben, die im Zusammenhang mit dem Beruf entstehen, etwa auch Arbeitskleidung oder Weiterbildungen. 1.000 Euro werden dafür pauschal bei allen angerechnet - egal, ob sie diese Ausgaben nachweisen können oder nicht. Nur wer mit seinen Werbungskosten inklusive Home-Office-Pauschale über 1.000 Euro kommt, wird also extra entlastet. Bei allen anderen verpufft sie. Doch ohne die Einschränkung wäre die Pauschale wohl zu teuer geworden, heißt es in Koalitionskreisen.

Wer profitiert denn eher und wer nicht?

Das hängt zum Beispiel davon ab, wie weit man früher zur Arbeit fahren musste. Denn je mehr Tage jemand von daheim gearbeitet hat, desto weniger Pendlerpauschale kann er anrechnen. Die beträgt 0,30 Euro pro Kilometer Arbeitsweg (eine Strecke) - ab rund 17 Kilometern Arbeitsweg lohnt sich die Pendlerpauschale also rechnerisch mehr als die Homeoffice-Pauschale.

Zwar fallen beim Pendeln noch Kosten für Sprit oder Fahrkarten an, dafür können beim Home-Office etwa Strom-, Heiz- und Internetkosten steigen. Gerade der Mehrverbrauch beim Strom spielt dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle: Auf ein Jahr gerechnet zahlen Arbeitnehmer im Home-Office bei 220 Arbeitstagen insgesamt rund 65 Euro mehr für Strom, wie das Vergleichsportal "Check24" berechnet hat. Das entspricht Mehrkosten von rund 30 Cent pro Tag im heimischen Büro.

"Check24" legte nach eigenen Angaben für jeden Arbeitstag die achtstündige Nutzung eines Laptops, eines Monitors und einer Schreibtischlampe zugrunde. Außerdem wurde angenommen, dass betroffene Arbeitnehmer täglich eine halbe Stunde lang einen Elektroherd nutzen, um ihr Mittagessen zuzubereiten. Eine Kilowattstunde Strom kostet in der Modellrechnung 32,32 Cent.

Soll die Pauschale dauerhaft gelten?

Nein, sie wird auf zwei Jahre befristet, gilt also für die Steuererklärungen der Jahre 2020 und 2021. Danach hofft man, dass die Pandemie überwunden ist und wieder alle an ihrem normalen Arbeitsplatz arbeiten können. Die Befristung könnte auch mit dem Geld zu tun haben: Die Bundesregierung rechnet mit Mehrkosten knapp unter einer Milliarde Euro.

Was kann man im Home-Office noch steuerlich geltend machen?

Auch Anschaffungen wie einen Schreibtisch, Drucker, Bürostuhl oder Laptop kann man absetzen, wenn der Arbeitgeber die Kosten nicht übernimmt. Wer seinen eigenen Telefon- und Internetanschluss dienstlich nutzt, kann das ebenfalls angeben - allerdings in der Regel nur mit etwa 20 Prozent der Monatsrechnung. Auch das zählt alles zu den Werbungskosten.

Was Sie jetzt wissen müssen

12 Kommentare

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  1. 12.

    Genau so ist es. Hier wird von der Regierung wieder mal eine Mogelpackung als soziale Wohltat verkauft. In Wahrheit spart der Staat trotzdem kräftig.

  2. 11.

    Das sind keine Geschenke sondern Ausgleich für Aufwendungen, die entstehen, wenn man private Kosten für die Arbeitsleistung hat. Nennt sich Werbungskosten. Offenbar zahlen Sie keine Steuern? Im Grunde nicht viel Neues, nur eben angepasst auf die aktuelle Entwicklung. Im Übrigen spart der Staat auch, den die Entfernungspauschale dürfte für 2020 nicht viel Kosten verursachen. Hat man bestimmt in der Finanzverwaltung schon einkalkuliert.

  3. 10.

    Mich deucht, dass die Home-Office-Pauschale den Staat weniger kosten wird als das, was die Leute absetzen würden, wenn sie ins Büro gefahren fähren. Tolle Sache: Publikumswirksame Aktion, die Firmen nebenbei unterstützt und dabei noch Plus machen...

  4. 9.

    War mir aufgefallen, schien mir aber ein so eindeutiger Tipp-/Rechenfehler, dass ich nicht darauf rumreiten wollte. Gibt ja speziell im Internet genügend Leute, die auf solche Hinweise sehr dünnhäutig reagieren (Ohne jetzt irgendjemanden hier damit anzusprechen, ist nur ne persönliche Erfahrung...).

  5. 8.

    Genau so ist es! Super, wollte mal sehen wer es versteht ;-) Fehler 2 auch gefunden? Aw: 120 Tage statt 12 pro Jahr.

  6. 7.

    Wäre es nur für Home Office mit den Konsequenzen für den AG dann kann man das eh absetzen, das wäre dann ein Arbeitszimmer.
    Hier sollen alle die berücksichtigt werden, die am Wohnzimmertisch usw. mit dem Laptop arbeiten.
    Also wer zu Hause arbeitet, egal wie, bekommt die Pauschale.
    Damit es für den Staat nicht zu teuer wird, hat man das in die Werbungskosten gepackt.

  7. 6.

    Genau anders herum. Die Pauschale zeigt erst Wirkung, wenn man bereits 1000€ als Werbungskosten geltend machen kann.

  8. 5.

    5€ x ca. 25 % Lohnsteuer = 1,25€/d x 12 Tage = 150€ Erstattung/Jahr - aber nur wenn die Pauschale von 1000€/a noch nicht aufgebraucht ist, was sie aber oft bereits ist. Dann geht man leer aus.

  9. 4.

    @Bernd Geschenk an die Mittelschicht?
    Die Mittelschicht trägt zum großen Teil das Sozialsystem in Deutschland.
    Sie hören sich so an als wären sie eher auf der Nehmerseite. Was ist denn ihr finanzieller Beitrag für unserem Sozialsystem.
    Es kommen maximal 300€ beim Steuerzahler an.
    Wieviel bekommen diejenigen die nichts einzahlen im Jahr. Wer wird da wohl mehr beschenkt?

  10. 3.

    Und wie sieht es eigentlich aus, wenn nicht Home-Office sondern mobiles Arbeiten betrieben wird? Ist ja nicht so ungewöhnlich, dass dieser Ausweg genutzt wird, weil der Arbeitgeber den Angestellten kein Arbeitszimmer einrichten will etc. Kann man die Pauschale auch für mobiles Arbeiten geltend machen, oder ist sie explizit auf Home-Office ausgelegt?

  11. 2.

    Es scheint, dass damit vor allem jene profitieren, die in guten, gesicherten Arbeitsverhältnissen stehen. Geschenke an die Mittelschicht?

  12. 1.

    Das ist ja alles schön und gut, eine Sache verstehe ich aber nicht : Durch das Home-Office hat der Arbeitgeber je nach Zahl der Beschäftigten nicht gerade unerhebliche Einsparungen bei Strom, Wasser und auch Heizkosten. Wäre da nicht eher eine steuerfreie Pauschale vom Arbeitgeber pro Tag sinnvoller ? Zumal ja bei Dingen, die ich von der Steuer absetze, maximal ca. 53% wieder bei mir ankommen ?

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