Interview | Basketball-Nationalspieler und Alba-Star Maodo Lo - "Ich will nicht auf Teufel komm raus in die NBA"

Di 25.10.22 | 16:17 Uhr
Basketballer Maodo Lo von Alba Berlin (imago images/isslerimages)
Bild: imago images/isslerimages

Nach der starken Heim-EM fehlte Maodo Lo Alba in der neuen Saison bisher weitestgehend wegen einer Sprunggelenksverletzung. Im Interview verrät er, warum es auch ohne ihn läuft, spricht über seinen Spielstil und eine mögliche Zukunft in der NBA.

rbb|24: Herr Lo, wie geht es Ihrem Sprunggelenk?

Maodo Lo: Es wird von Tag zu Tag besser, aber ich bin noch nicht fit. Ich merke, dass ich noch ein bisschen brauche. Ich muss gerade von Tag zu Tag schauen. Solange es besser wird, ist das ein gutes Zeichen. Ich fange auch schon wieder an, leicht zu trainieren.

Es fehlen nicht nur Sie, sondern zahlreiche Stammspieler. "Der Verlauf war zu erwarten und das ist natürlich kein Zufall", hat Marco Baldi dem "Tagesspiegel" gesagt. Wie sehr hat auch Ihnen nach der EM die Sommerpause gefehlt?

Extrem. Das ist eine Kombination aus verschiedenen Dingen. Zum einen ist es die fehlende Sommerpause, aber auch die Art und Weise, wie die Euroleague-Saison aufgebaut ist. Das sind extrem viele Spiele. Dazu kommen noch die Bundesliga und das Training. Da gibt es eigentlich überhaupt keine Möglichkeit für den Körper, sich zu erholen. Erst recht nicht, wenn man auch im Sommer Basketball spielt.

Für den Körper ist es ein Stresstest, der über die Belastungsgrenze hinausgeht. Aber es ist sicherlich auch mental anstrengend. Hatten Sie überhaupt Zeit, den Bronze-Triumph bei der EM so richtig zu verarbeiten oder gar zu genießen?

Ja. Ich habe das inzwischen schon verarbeitet und auch genossen. Das war ja eine positive Erfahrung und da finde ich das oft einfacher. Am Ende des Tages ist das aber auch eine Emotion und eine Aufregung, nach der man sich mental erst einmal wieder umstellen muss, um sich wieder auf etwas Neues konzentrieren zu können.

Was bleibt bei Ihnen hängen von diesem Turnier?

Ein toller Sommer, eine große Euphorie und guter Basketball. Aber gleichzeitig auch eine verpasste Chance auf mehr. Das Gefühl, dass man sogar noch mehr hätte erreichen können - was super Besonderes: Silber oder Gold.

Ein toller Sommer, eine große Euphorie und guter Basketball. Aber gleichzeitig auch eine verpasste Chance auf mehr.

Maodo Lo über die gelungene Heim-EM

Auf den Rausch bei der EM folgt aktuell einer bei Alba. Trotz der vielen Ausfälle folgt Sieg auf Sieg. Auch in der Euroleague hat Ihr Team drei von vier Spielen gewonnen und dabei auch solche, in denen Alba definitiv nicht der Favorit war. Was macht die Mannschaft - auch aus Ihrer erzwungenen Tribünen-Perspektive betrachtet - so gut?

Wir sind eine gute Mannschaft und spielen Basketball in einer Art und Weise, die nicht nur attraktiv, sondern auch sehr effektiv ist. Das wird manchmal nicht so richtig gesehen und anerkannt. Selbst für Leute, die sich auskennen, ist das nicht immer gleich sichtbar. Wir haben gute Spieler und Kontinuität aus der vergangenen Saison. Auch damals hatten wir zu Beginn Probleme mit Verletzungen, haben die Spielzeit ohne Center begonnen und trotzdem in der Euroleague stark gespielt. Diese Mannschaft haben wir bis auf einen Spieler behalten. Wir kennen einander, spielen ein System, können gemeinsam darauf aufbauen und uns weiter verbessern. Mal schauen, wo wir am Ende landen. Aber es macht auf jeden Fall Spaß.

Die nationalen Erfolge der vergangenen Jahre sind nicht zu toppen. Ist in diesem Jahr womöglich auch auf europäischer Ebene des nächste Schritt - sprich: die Playoffs in der Euroleague - möglich?

Ja, das halte ich für möglich. Wenn ich das nicht tun würde, dann gäbe es ja auch gar keinen Grund, tagtäglich alles zu geben. Es ist das Ziel jeder Mannschaft sich zu verbessern. Wir haben hier gute Rahmenbedingungen, um auf die Leistung der vergangenen Saison aufzubauen. Wir hatten diesen guten Start in der Euroleague jetzt trotz unserer Verletzungsprobleme. Obwohl uns nicht der ganze Kader zur Verfügung steht, schaffen wir es zu konkurrieren und auf einem guten Level zu spielen.

Sie sind eine der Säulen des Teams. Sie sind Berliner. Wie sehen Sie selbst Ihre Rolle?

Ich will meine Stärken ausspielen und meiner Mannschaft mit dem helfen, was ich kann. So sollte sich jeder Spieler selbst sehen.

"Freigeist" ist ein Wort, das im Zusammenhang mit Ihrer Person oft fällt. Ihre Mutter ist die Künstlerin Elvira Bach. Wieviel hat Ihr Spiel auch mit Ihrer Sozialisation zu tun?

Ich weiß nicht, ob das vielleicht nur Zufall ist. Aber ich würde schon sagen, dass mein Spiel sehr kreativ und intuitiv ist. Da passt es dann, dass meine Mutter Künstlerin ist und ich aus einem Künstler-Haushalt komme. Aber ob das wirklich der Grund für meine Spielweise ist, dass kann ich nicht sagen. Ich spiele halt einfach gerne nicht so mechanisch. Das ist auch eine Stärke, die ich ausgebaut habe und die ich versuche zu nutzen.

Ich würde schon sagen, dass mein Spiel sehr kreativ und intuitiv ist. Da passt es dann, dass meine Mutter Künstlerin ist und ich aus einem Künstler-Haushalt komme.

Maodo Lo über Prägung seines Spielstils

Es scheint so, als würde die Karriere des Maodo Lo noch neue Wendungen parat zu haben. "Maodo wird der nächste deutsche Spieler in der NBA", hat bei der EM Dennis Schröder gesagt, als Sie wieder einmal glänzten. Muss Alba fürchten, Sie zu verlieren?

Es ist noch früh in der Saison und das ist schwer zu sagen. Im Moment denke ich daran gar nicht, sondern nur an die aktuelle Aufgabe. Ich versuche, mit Alba die bestmögliche Saison zu spielen und mich persönlich weiter zu verbessern. Wo mich der Weg dann hinführt, weiß man nicht im voraus.

Sie kennen die USA, waren auf dem College. 2016 kamen Sie dann aber nach Deutschland zurück - zunächst nach Bamberg. Inzwischen sind Sie 29 Jahre alt. Wie hoch stand die NBA damals und heute auf Ihrem Karriereplan?

Das war immer ein Traum und Ziel von mir. Aber es muss passen und auch die richtige Situation sein. Ich will nicht auf Teufel komm raus nur dahinkommen. Solche Optionen habe ich inzwischen schon öfter abgelehnt. Meine Priorität in der Karriere war es bisher, mich immer zu entwickeln und besser zu werden. So ist es auch weiterhin. Ich bin nie zufrieden als Spieler und Mensch. Ich will weiterwachsen und nie stehenbleiben. Mal sehen, wo auch immer mich das Leben mit dieser Einstellung hinführen wird.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Johannes Mohren, rbb Sport.

Sendung: rbb24, 25.10.2022, 18 Uhr

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