Hertha BSC nach der Derbyniederlage - Die Bobic-Bruchlandung

Sa 28.01.23 | 21:51 Uhr | Von Till Oppermann
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Fredi Bobic vor dem Spiel gegen Union. (Bild: picture alliance/dpa | Soeren Stache)
Audio: rbb24 Inforadio | 28.01.2023 | Jakob Rüger | Bild: picture alliance/dpa | Soeren Stache

Im Stadtderby spielt Hertha gut, aber am Ende gewinnt Union ungefährdet. Den Eisernen reicht dafür eine mäßige Leistung. Das zeigt, wie wenig Qualität in Fredi Bobics Hertha-Kader steckt. Der Sport-Geschäftsführer musste noch am Abend gehen. Von Till Oppermann

Dank der Erfindung der Videoanzeigetafel haben Fußballvereine zahllose Möglichkeiten, ihre Fans vor Anpfiff auf das Spiel vorzubereiten. Hertha BSC wählte vor dem Stadtduell gegen den 1. FC Union eine naheliegende: Auf den Anzeigetafeln im Olympiastadion lief ein Film mit vergangenen blau-weißen Derbytreffern. Das Ende des Motivationsvideos ist rückblickend unfreiwillig komisch: Es zeigte den Brasilianer Ronny, wie er 2013 beim Torjubel auf die Nase fiel.

Eine Bruchlandung, die Fredi Bobic problemlos toppt: Obwohl die Verpflichtung als Geschäftsführer Sport nach Bobics Zeit bei Eintracht Frankfurt ein Coup war, hat der Verein ihn nach anderthalb Hertha-Jahren gefeuert. Die fünfte Derbypleite in seiner Zeit brachte das Fass zum Überlaufen.

Hertha wurde unter Bobic schlechter

Einer knappen Mitteilung des Vereins ist zu entnehmen, dass es sich um eine einstimmige Entscheidung des Präsidiums und des Aufsichtsrats handelte. Mehr Erklärung will der Verein am Sonntag auf einer Pressekonferenz liefern. Es ist wohl keine Spekulation, anzunehmen, dass der schwache Hertha-Kader einer der Gründe für das Ende des nun Ex-Geschäftsführer Sport Bobic ist.

Insbesondere im Vergleich mit Union wird klar, dass Bobics ständiger Verweis auf Herthas miese Finanzlage keine Ausrede für seine teilweise nicht bundesligatauglichen Einkäufe ist. Der Union-Etat bewegt sich seit dem ersten Bundesligaaufstieg vor dreieinhalb Jahren in der unteren Hälfte der Liga. Doch sportlich sind die Eisernen spitze. Während sich Union kontinuierlich verbessert, wurde Hertha unter Bobic immer schlechter. Offenbar zu schlecht für den Neu-Präsidenten Kay Bernstein, der bisher stets die konstruktive Zusammenarbeit betonte, obwohl Bobic lieber dessen Gegenkandidaten Frank Steffel im Amt gesehen hätte.

Union hat mehr Qualität

Am Samstag scheiterte Hertha nicht am fehlenden Willen der Spieler. Sie gaben alles, was sie hatten. Von Anfang an stürzte sich die Schwarz-Elf in die Duelle, presste Union hoch an und sorgte damit für einige Verunsicherung bei den Eisernen. Bis zur 40. Minute gewann Hertha 65 Prozent der Zweikämpfe – ein Spitzenwert. Ein Tor gab es trotzdem nicht, es ergab sich noch nicht mal eine Chance. Stattdessen traf Union, 1:0 in der 40. Minute. "Kurz vor der Halbzeit kam der Standard, da war der Spielverlauf dann für Union", erklärte Sandro Schwarz etwas oberflächlich. Denn anhand dieses Tores lassen sich einige der Unterschiede zwischen Hertha und Union aufzeigen.

Während Hertha BSC in dieser Saison unglaublichen Aufwand betreiben muss, um Torchancen zu erspielen, reicht den Unionern im Zweifelsfall einer ihrer hervorragenden Standardsituationen, um das Spiel an sich zu reißen. Der ehemalige Underdog Union kann sich mittlerweile sogar auf individuelle Klasse verlassen: Innenverteidiger und Sommerneuzugang Danilho Doekhi traf mit seinem vierten Bundesliga-Torabschluss zum vierten Mal per Kopf. "Wir haben Standards viel trainiert, das ist eine Waffe von uns", erklärte Doekhi, der ablösefrei zu Union wechselte. Qualität, die Hertha fehlt. Verantwortlich dafür sind Fredi Bobic und sein Kaderplaner Dirk Dufner.

Hertha zeigt gute Kampfleistung

Auch Hertha trainiere viele Standards, beteuerte Sandro Schwarz. Aber das Ergebnis ist offensiv und defensiv deutlich schlechter als beim Stadtrivalen Union. Wenn es also nicht an der fehlenden Übung liegt, stellt sich schnell die Frage nach der Qualität der Mannschaft. Herthas erster Torabschluss war ein Distanzschuss in der 33. Minute. Trotzdem lobte Sandro Schwarz nach dem Spiel die Offensivbemühungen seiner Mannschaft.

Es scheint, als habe er sich die Frage nach der Qualität der Mannschaft angesichts von nur 20 Toren in 18 Spielen bereits selbst beantwortet. Seine Erwartungen an die von Bobic verpflichteten Spieler sind niedrig. Dabei mangelt es dem Trainer nicht an Verbesserungsideen. 15 erfolglose Flanken schlug seine Mannschaft gegen Union. Mittelstürmer Wilfried Kanga wartete im Strafraum oft ganz allein auf den Ball. "Im 4-3-3 müssen die Achter bei Flanken den Strafraum besetzen", forderte Schwarz deshalb. Ob die Spieler seine Wünsche umsetzen können, ist fraglich.

Union reicht mäßige Leistung gegen Hertha

Mut macht da nur, dass auch die Unioner streckenweise Probleme hatten, die Wünsche ihres Trainers umzusetzen. Die Schwierigkeiten seiner Mannschaft hätten mit Herthas gutem Pressing zu tun gehabt, lobt Union-Coach Urs Fischer den Gegner. Allerdings findet der Schweizer auch, seine Mannschaft habe verkrampft gewirkt. Tatsächlich fehlte den Eisernen bis zur Halbzeitpause, was sie sonst auszeichnet. Die Unioner gewannen weder zweite Bälle noch Zweikämpfe und wirkten von Herthas harter Gangart etwas eingeschüchtert.

Gegen Herthas Offensive konnten sie sich das zu Fischers Glück erlauben. Union ist Hertha enteilt. Auch eine mäßige Leistung reichte im Januar 2023, um den Stadtrivalen zu schlagen und damit nach einer vermeintlich ruhigen Phase im Verein zurück ins Chaos zu stürzen. Bobic hatte zahlreiche Abteilungen des Vereins nach seinen Vorstellungen umgekrempelt - was aus den Mitarbeitern wird, die er geholt hat, ist unklar. Zudem wird die Entlassung des Zuständigen Bobic kurz vor Ende der Transferphase eher nicht dazu führen, dass Herthas Kader in dieser Saison noch besser wird.

Sendung: rbb24 Inforadio, 28.01.2023, 20:15 Uhr

Beitrag von Till Oppermann

15 Kommentare

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  1. 15.

    Himmel nochmal, was soll das alles uva mit Hertha hat es auch nichts zu tun. Diese Befindlichkeiten gehören leider hier dazu, habe ich auch lernen dürfen, wenn man mal schreibt. So, nun zum Thema. Herrschaften was soll das 3.Liga?Gehts noch.ich will aufs Derby mich trotz alledem freuen. Hertha bleibt in der BL. Sie schaffen das mit oder ohne Pal (man darf doch hoffen/wünschen
    Hahohe

  2. 14.

    Warum muss man sowas kommentieren
    Passiert hier sehr oft
    Passen sie lieber mal auf, das sie selbst alles richtig machen

  3. 13.
    Antwort auf [Hans] vom 29.01.2023 um 10:47

    In der 2. Liga...

  4. 12.

    Statt ständig auf der rbb-Seite abzuhängen, sollten Sie vielleicht mal einen Duden in die Hand nehmen.

  5. 11.
    Antwort auf [Torsten Neumann] vom 28.01.2023 um 22:03

    Ja der Autor liegt richtig !!
    Er sagt damit doch klar und deutlich, Union bräuchte zum Sieg gegen Hertha nur 50% seiner Qualität abrufen

  6. 10.

    Herr Bobic, Kopf hoch. Sie haben das Beste versucht aber nicht die Zeit bekommen. Wie soll man aus desolaten Strukturen so schnell eine vernünftige Basis hinbekommen? Es zeigt sich, dass man mit dem neuen Präsidenten jemanden ohne Ahnung aber Profilierungssucht hin gesetzt hat. Dem ist das neue Geld wichtiger als die Basis grundlegend zu erneuern. Ich hatte gehofft, dass ich Hertha oben bleibt. Jetzt wünsche ich Hertha den Abstieg in die 3.Liga mit einem vernünftigen Neuanfang in Demut.

  7. 9.

    Bobic's Entlassung kann nur einen vernünftigen Grund haben. Dardai wird übernehmen. Den hat Bobic aus persönlichen Gründen entlassen, denn sportlich stand Hertha unter Dardai zumindest nicht zwingend im Abstiegskampf. Das ist die einzige Alternative, die ich bei Hertha sehe. Und Dardai würde sogar ohne Gehalt seine Hertha übernehmen. Mit jedem Spiel, das Hertha noch mit Schwarz macht, sinken die Chancen auf den Klassenerhalt.

  8. 8.
    Antwort auf [Torsten Neumann] vom 29.01.2023 um 07:49

    Das widerspricht sich doch nicht. Union hatte trotz einer eher mäßigen Leistung immernoch mehr Qualität als Hertha.
    Ich würde es eher anders beschreiben. Hertha war bemüht, Union abgezockt.

  9. 7.

    Wird nicht die letzte Bruchlandung sein
    Den Abstieg verhindert das nicht !
    Eigentlich müsste der Trainer und dreiviertel der Mannschaft auch gehen

  10. 6.

    Im Nachhinein war es ein riesengroßer Fehler, daß die alte Dame den Bobic nicht zum DFB ziehengelassen haben. Jetzt muss man trotzdem ihn weiter bezahlen. Und seine geholten Mitarbeiter werden auch nicht ganz billig sein, sie wieder loszuwerden. Bobic Bilanz bei der Hertha "Außer Spesen nix gewesen." Scheint wohl ein teures Missverständnis gewesen zu sein?

  11. 5.

    Längst überfallig! Den Schwarz können sie gleich hinterherschicken. Wenn Hertha viel Glück hat, können sie Dardai wieder für sich gewinnen, dann wäre das Dreamteam (Zecke, Arne, Pal, Boateng und natürlich Bernstein) aus wirklichen Herthanern mit Herzblut wieder vereint. Nur so wird das etwas aus meiner Sicht.

  12. 4.

    Hertha BSC soll aufhören, sowohl bei den Spielern als auch bei den Trainern die Resterampen Europas abzuklappern!

    Nicht wenigen Spielern merkt man an, nur des Geldes eines Herrn Windhorst wegen UND um nicht anderswo auf der Ersatzbank zu sitzen, den Weg nach Berlin gefunden zu haben. Als wenn es für einen Spieler schon immer ein Traum gewesen wäre, für Hertha zu spielen ... Mit welcher Motivation ist eigendlich Herr Bobic nach Berlin gewechselt?

  13. 3.

    Eins, zwei, drei,
    für Bobic ist es bei Hertha jetzt vorbei.
    Jetzt fehlt nur noch der Trainer,
    vielleicht wird’s dann bei Hertha schöner.

  14. 2.

    Es wurde auch Zeit das Bobic das entlassen wurde. Die Fakten sind zu schlecht als das man da noch etwas positives sieht. Das Hertha Bobic aus Frankfurt geholt hat war von der Idee her gut. Das er bei Hertha so dermaßen versagt hat, konnte keiner ahnen. Auch eine neue sportliche Führung kann den Abstieg wohl nicht verhindern. Geld für mindestens 4-5 neue gute Spieler ist nicht vorhanden. Aber die Ausrichtung der Sportlichen Leitung für die Zukunft finde ich richtig.

  15. 1.

    Es war nicht die erste Bruchlandung, es wird auch nicht die letzte sein
    Es gibt kein anderer Vereinin Deutschland, der es so Hoch Verdient hätte, abzusteigen

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