SC Potsdam in der Volleyball-Champions-League - Die Überraschung Europas

Mo 30.01.23 | 19:00 Uhr
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Die Volleyballerinnen des SC Potsdam jubeln (imago images/Beautiful Sports)
Bild: imago images/Beautiful Sports

Die Volleyballerinnen des SC Potsdam sind auch in dieser Saison wieder sehr erfolgreich und haben vor allem international überrascht. In der Champions League haben sie nun eine Chance, mit der eigentlich niemand gerechnet hätte.

"Das war absolut verrückt", erinnert sich SC-Potsdam-Coach Guillermo Hernandez an einen der größten Siege der Vereinsgeschichte vor fast zwei Wochen. Der Underdog aus Brandenburg, der mit kleinen Ambitionen in seine erste Champions-League-Saison seit Bestehen gestartet war, schlug in Istanbul völlig überraschend den Titelverteidiger im Tiebreak. Es war ein weiterer Höhepunkt einer Erfolgsgeschichte, die kein Ende zu nehmen scheint.

Mit Hernandez kam der Erfolg

Seit 2018 ist Hernandez Trainer bei den Potsdamerinnen und leitete den großen Aufstieg des Vereins ein, der im vergangenen Jahr im ersten Titel - dem Gewinn des Supercups - und der Vize-Meisterschaft gipfelte. Verantwortliche und Experten sehen den Coach als wichtigsten Schlüssel des Erfolges an. Der Spanier selbst gibt sich da eher zurückhaltend: "Das müssen die anderen beurteilen, die das gesagt haben. Mich zeichnet vielleicht aus, dass ich die Leute um mich herum im Verein so gut es geht mit einbinde. In vielen anderen Klubs wollen die Trainer zu viel Kontrolle und delegieren nichts. Bei uns sind alle ein wichtiger Teil des Prozesses."

Außerdem konnte er schon die ein oder andere internationale Top-Spielerin nach Potsdam locken. Hernandez ist neben seinem Engagement in der Bundesliga auch Nationaltrainer Griechenlands. "Daher habe ich großes Wissen zum internationalen Volleyball und ein gutes Netzwerk. Ich investiere viel Zeit, um mir den Markt und die Spielerinnen anzugucken", sagt er. So sah er zum Beispiel die starke Diagonalangreifern Anett Nemeth zum ersten Mal bei einem Testspiel Griechenlands. Heute gehört sie zu den Leistungsträgerinnen des SCP.

Auf diese Weise hat sich Hernandez mittlerweile eine starke Mannschaft zusammengebaut, die sich stetig weiterentwickelt und aufeinander eingestimmt ist. "Der Kern des Teams ist seit zwei Jahren der gleiche. Das ist unser großer Vorteil gegenüber anderen Teams", glaubt der Trainer.

Überraschungsteam der Champions League

Der Prozess scheint auch in dieser Saison wieder Früchte zu tragen. In der Bundesliga sind die Potsdamerinnen dem Tabellenführer Stuttgart dicht auf den Fersen, im Pokal steht am 26. Februar das Finale gegen Schwerin und damit eine große Titelchance an. Vor allem aber im europäischen Wettbewerb sind die Newcomerinnen derzeit wohl das Team der Stunde. "Vor der Saison haben wir uns gesagt: Unser Ziel muss es sein, Gruppendritter zu werden. Das haben wir fast schon erreicht", stellt Sportdirektor Toni Rieger fest. Als Dritter würden sie auch nach der Gruppenphase noch international dabei sein und sich für den zweitrangigen CEV-Pokal qualifizieren.

Doch durch den unerwarteten Erfolg gegen Istanbul und den vorherigen Sieg gegen Belgrad könnte jetzt sogar noch viel mehr drin sein, denn der italienische Top-Klub Igor Gorgonzola Novara hat nur fünf Punkte Vorsprung auf die drittplatzierten Potsdamerinnen. Am Dienstag (19:30 Uhr) kommt es zum Duell beider Teams und mit einem Sieg würde der SCP plötzlich am zweiten Platz und dem Verbleib in der Champions League schnuppern. "Diesmal müssen wir besser aufschlagen und uns in Block und Feldabwehr stabiler präsentieren", analysiert Rieger mit Blick auf die 1:3-Niederlage im Hinspiel.

Dass es im Falle eines Erfolgs sogar in der europäischen Königsklasse weitergehen könnte, ist im Vorfeld der Partie allerdings kein Thema in der Mannschaft. "Das würde Druck erzeugen. Wir wollen die Partie spielen wie jede andere auch. Wenn wir gewinnen, ist die Möglichkeit natürlich da. Aber so oder so müssen wir dann das letzte Spiel gegen Belgrad gewinnen. Deswegen sprechen wir noch nicht darüber", sagt Trainer Hernandez.

Vorfreude auf das Finale der Gruppenphase

Tatsächlich müsste seine Mannschaft beide finalen Spiele der Gruppenphase gewinnen und gleichzeitig auf zwei Niederlagen der Italienerinnen hoffen, um im Wettbewerb zu bleiben. Sollten die Brandenburgerinnen gegen Novara verlieren, wäre ein Sieg im letzten Spiel gegen Roter Stern Belgrad Pflicht, um immerhin das von Sportdirektor Rieger ausgegebene Ziel des CEV-Pokals zu erreichen und nicht doch noch auf den letzten Platz abzurutschen. Die Spannung im Finale der Gruppenphase am 8. Februar in der Potsdamer MBS Arena könnte also kaum größer sein.

Das Hinspiel in Serbien hatten die Potsdamerinnen Anfang Januar knapp im Tiebreak gewonnen. Es war ihr erster Champions-League-Sieg der Vereinsgeschichte. Die Vorfreude auf das alles entscheidende Rückspiel vor heimischen Fans ist bei Trainer Hernandez nun riesig. Er hofft auf eine volle Halle: "Das wird richtig gut. Ich glaube, für einen im europäischen Vergleich so kleinen Verein brechen wir gerade alle Zuschauerrekorde. Diesen konstanten Support kennt man sonst nur von großen Mannschaften - und das ist für uns enorm wichtig."

Gegen Schwerin kamen in der Bundesliga zuletzt mehr als 2.000 Zuschauer in die ausverkaufte MBS Arena. Auch in dem wichtigen Spiel gegen Belgrad dürfte es wieder voll werden. Und vielleicht werden die vielen Fans dann Zeuge, wie der SC Potsdam für den nächsten Überraschungserfolg sorgt und entgegen aller vorherigen Erwartungen den Einzug in die nächste Runde der Champions League schafft.

Sendung: rbb24, 30.01.2023, 21:45 Uhr

1 Kommentar

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  1. 1.

    Frauen sind die Zukunft !!!!! mega

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