Kommentar zum Abstieg von Hertha BSC - Die strahlende Stadt verliert eins ihrer Lichter

Sa 20.05.23 | 17:45 Uhr | Von Guido Ringel
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Das Olympiastadion im Flutlicht (Quelle: imago images/Steffen Kuttner)
Audio: rbb24 Inforadio | 20.05.2023 | Guido Ringel | Bild: imago images/Steffen Kuttner

Hertha BSC in der Bundesliga: Dieses Kapitel ist vorerst Geschichte. Den rbb-Hertha-Reporter Guido Ringel macht das fassungslos. Eine emotionale Abrechnung mit den Verantwortlichen der vergangenen Jahre - und ein schwarzer Blick in die Zukunft.

Vor allem ist der Hertha-Abstieg traurig. Für die Fans und für den Fußball. Und für Berlin: Die strahlende Stadt verliert eins ihrer Lichter.

Wie könnt ihr nur? Das frage ich flehend alle Verantwortlichen bei Hertha BSC. Alle Spieler, alle Trainer, vor allem aber die Funktionäre. Wie konntet ihr über Jahre hinweg praktisch alles falsch machen? Ein vollgepackter Nachmittag mit Rückgrat und Herz reicht eben nicht. Das Aufbäumen gegen Bochum war imposant, aber auch wieder zu wenig.

"Wilde Jahre in Westend"

Wilde Jahre in Westend: Der Abstieg von Hertha BSC
IMAGO | Collage rbb

Am Sonntagabend (20:15 Uhr) läuft im rbb Fernsehen der Film 'Wilde Jahre in Westend: Der Abstieg von Hertha BSC'. Er zeichnet Herthas schwere letzte Jahre und den Weg zum Abstieg nach - inklusive Winhorst-Saga, dem Klinsmann-Wirbel sowie Interviews mit Präsident Kay Bernstein und Ex-Manager Michael Preetz.

Die Not zwingt zu einer rituellen Auskehr

Das macht mich wütend. Hertha, dieser 130 Jahre alte Verein, der blau-weiße Kult-Klub, der unendlich viele Geschichten geschrieben hat. Derartig zu Boden gedrückt, von entweder herzlosen oder inkompetenten Verantwortlichen - oder am Ende sogar von beidem zusammen.

Denn mit dem Ballast der finanziellen Schieflage ist es so gut wie unmöglich, dass Hertha direkt wieder aufsteigt. Wie denn? Die Not zwingt zu einer fast rituellen Auskehr: den Kader ausdünnen und dann verstärkt auf die Akademie, also den Nachwuchs setzen. Das hat Präsident Kay Bernstein ja bereits angekündigt. Aber den jungen Burschen wird man kaum zutrauen dürfen, dass sie die brutale zweite Liga meistern. Der Unterbau und zukünftige Aufbau in allen Ehren, es deutet sich jedoch nicht das Potenzial an, dass der ersten Mannschaft spontan Flügel wachsen.

Rechenschaft? Fehlanzeige!

Und wer weiß, vielleicht wird es gar nicht die zweite Liga, sondern es geht noch tiefer - wenn Hertha nämlich keine Lizenz bekommt. Und das nach einer Finanz-Spritze von rund 350 Millionen Euro. Wie unglaublich ist das? Und es wird nicht mal jemand grundlegend zur Rechenschaft gezogen. Denn juristisch hat sich niemand was zu Schulden kommen lassen. Geld verpulvern ist nicht verboten.

Der angerichtete Schaden ist so grundlegend, dass Hertha ein Schicksal droht wie Rot-Weiß Essen oder Alemannia Aachen oder sonstwem, der mal für Tradition stand und sich praktisch in Luft aufgelöst hat.

Hertha-Reporter Guido Ringel

Aber vielleicht muss man die Vergangenheit ruhen lassen. Allerdings fürchte ich, es gibt keine Zukunft. Denn diese Blau-Weißen haben so viel kaputt gemacht, dass sich der Verein trotz seiner Tausenden von Mitgliedern nicht mehr erholen wird. Zumal auch der Hintergrund fehlt - oder wer soll kompetent den Verein führen? Eine Geschäftsführung mit Plan, Idee und Vision und Sach-Kompetenz ist nicht erkennbar. Viel eher ist der ausgerufene "Berliner Weg" Flickschusterei.

Berlin ist jetzt Union

Der siebte Abstieg der Vereinsgeschichte ist das eine - der angerichtete Schaden, auch der Image-Verlust, das andere. Denn der ist so grundlegend, dass Hertha ein Schicksal droht wie Rot-Weiß Essen oder Alemannia Aachen oder sonstwem, der mal für Tradition stand und sich dann praktisch in Luft aufgelöst hat.

Ein Fan als Präsident mit seinen hochgekrämpelten Ärmeln ist zwar ein Hoffnungsschimmer - für die innere Reinigung und das grundsätzliche Anpacken; aber der gute Kay Bernstein stößt schon jetzt an seine Grenzen. Der Mann mag als Prophet durchgehen, Berge versetzen kann er nicht.

Berlin ist jetzt Union. Das gönne ich den Eisernen - weine aber trotzdem, denn Fußball geht tief. Hertha ist weg. Traurig. Echt.

Sendung: rbb Spezial 'Hertha BSC steigt ab', 20.05.2023, 20:15 Uhr

Beitrag von Guido Ringel

79 Kommentare

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  1. 79.

    Zitat: "Ich habe nichts gegen Union, der Verein ist mir schlicht egal, aber wenn die Vereinsführung von Klassenkampf spricht, wenn ein Derby ansteht, dann frage ich mich, was dort falsch läuft."

    Diese m. E. etwas verunglückte Formulierung gab Zingler in einem Interview, neben vielem Treffenden, genau ein Mal ab, Gudrun - und zwar nachdem Hertha für den 9. Nov. 2019 bei der DFL ein Heimspiel im Olympiastadion beantragt und den FCU dazu animiert hat, ebenfalls einen Antrag zu stellen, um das erste Buli-Derby dort austragen zu können. Der FCU hatte auf diese Imagekampagne der Hertha - "Wir sind ein Berliner" Motto ala JFK; Torwandschießen der Mannschaft auf ein mit zwei Löchern versehenes Original-Mauerstück; "Ticketpreise wie vor 30 Jahren"; peinliche Rasenshow vorm Spiel - allerdings nicht die geringste Lust. Aber dafür ist dann ja RB Leipzig als, ähem, "Ostvertreter" eingesprungen.

  2. 78.

    Macht immer noch n paar Hunderttausend... Rechnet man die ganzen Hochglanz-Bayern und Dortmunder ein, die Zugezogenen nebst ihren alten Heimatvereinen und die NICHT Fußballfans dazu, könnte die Zahl stimmen. Aber wohl auch die Köpenicker werden wohl die Derbys als wichtigste Saisonspiele vermissen... Ach ja: Was man früher Anstand nannte: Bei Beisetzungen wird nicht nachgetreten...
    Man wird in fünf Jahren vielleicht seriös sehen, wohin der Verein sich entwickelt hat. Die Tradition kann der Alten Dame niemand nehmen, auch die negativen nicht.
    Schade nur, dass diejenigen es jetzt ausbaden müssen, die es gar nicht unbedingt zu verantworten haben.
    Egal, was kommt - der Dampfer war schon oft leck - irgendwie wird er sich noch retten können - wie Berlin eben so ist!

  3. 77.

    Hertha steigt ab und Union bleibt. Also bleibt Berlin in der ersten Liga. Was soll der Blödsinn mit Charlottenburg.

  4. 76.

    Nun ist es so gekommen, wie es sich ja schon Jahre angedeutet hat: Dieses blöde Tor in der 95. Minute hat auch etwas Gutes: Ein Ende mit Schrecken... Allen Unionern sei gesagt, dass der Himmel nicht immer nur sonnig ist, aber das wissen die ja selbst am besten. Es ist ein schlimmer Tag für Berlin, für zehntausende Anhänger der Alten Dame. Kritik muss man aushalten - auch wenn sie weh tut. NIEMAND hat Hertha zu diesem Chaos - Kurs gezwungen. Von allen Verantwortlichen ist keiner mehr da. Ausbaden müssen es die wirklichen Fans. Lieber Guido Ringel - Ihr Kommentar ist vollkommen zutreffend. Durchatmen, sehen, was die Lizenz bringt und (wahrscheinlich) viele Jahre auf Besserung hoffen. Liebe Köpenicker, für Schadenfreude gibt es keinen Grund - freut euch schon mal auf Heidenheim & Co. So long.

  5. 75.

    Äh, was für ein Licht?! Bruchbude

  6. 74.

    Natürlich muss man der ehemaligen Führung des Vereins den Hauptvorwurf machen, dass sie Millionen und Abermillionen aus dem Fenster geworfen, haben ohne darüber nachzudenken Geld zu sparen! Als Führung haben sie das wahre Ausmaß der Schulden immer wieder gut verschleiert!
    Wenn wir uns aus der dritten oder vierten Liga wieder hoch kämpfen müssen dann ist es eben so!
    HaHoHe!

  7. 73.

    Als Berliner bin ich sehr enttäuscht über die Art und Weise wie Hertha jetzt absteigen muss. Für mich hat es keine Rolle gespielt, dass Union auch Erstligist ist. Aber wenn ich Kommentare lese die unreflektiert nur Hass und Häme über meinen Verein und seine Fans ausschütten, kommt mir das kalte Kotxxx! Nur weil Union das Glück hat ein eigenes Stadion zu haben und protigiert wurde durch die politische Führung der letzten Jahre gab es für Union bisher keine großen Sorgen!
    ICH bleibe Hertha treu!

  8. 72.

    Aber sie haben doch Pal ,der zu spät reaktiviert wurde, der wird sie wieder hochbringen. Wenn das Finanzielle gelöst werden kann dann haben die wieder eine Chance gerade mit ihrem großartigen Nachwuchs. Wird ich mir als Unioner auch wünschen, der ich bin.

  9. 70.

    An ihnen merkt man das es gut ist wenn dieser Verein von der Bildfläche verschwindet
    Wie können Sie eigentlich bei allen Foren Behauptungen aufstellen, alle Kritiker von diesem Arrogantenverein wären Unioner ?? Haben Sie Beweise ??
    Ansonsten sind sie hier der grösste Heuler , Mimimi

  10. 69.

    Woher wollen sie wissen das alle Kritiker hier Unionanhänger sind
    Ich habe zb. Reingarnichts mit Union zu tun
    Mir ist Union völlig egal, finde diesen Verein aber um einiges Sympathischer als Hertha
    Aber nicht die Geldverbrennungsmaschine Hertha BSC die zusätzlich einen Reitverein der therapieangebote anbietet wegen eines völlig unnötigen neuen Stadion vertreiben will

  11. 68.

    Woher wollen sie wissen das alle Kritiker hier Unionanhänger sind
    Ich habe zb. Reingarnichts mit Union zu tun
    Mir ist Union völlig egal, finde diesen Verein aber um einiges Sympathischer als Hertha
    Aber nicht die Geldverbrennungsmaschine Hertha BSC die zusätzlich einen Reitverein der therapieangebote anbietet wegen eines völlig unnötigen neuen Stadion vertreiben will

  12. 67.

    Das war schon lange fällig ! Absolute Trudeltruppe aber träumen vom eigenen Stadion. Die hatten das Olympia-Stadion gar nicht verdient. Mit Union sind wir doch toll in der ersten vertreten !

  13. 66.

    Ich wäre schon glücklich, wenn die Unionanhänger sich auf sich selbst besinnen würden und die Erfolge Ihres Vereins dort feiern würden, wo er auch Thema ist. Aber es gibt regelmäßig mehr Posts von selbsterklärten Unionanhängern in den Kommentarthreads zu Hertha. Die Unioner bräuchten sich eigentlich nicht mehr für Hertha zu interessieren, wo Sie doch jetzt Berlins einziger Erstligist sind. Ich hoffe, dass es deshalb jetzt bald etwas ruhiger wird, habe aber Zweifel. Bisher scheinen die Shitstorms die Herthaner ja eher zusammengeschweißt zu haben, das ist zumindest ein Vorteil.

  14. 65.

    Weil man schon viel früher finanziell in Schieflage war. KKR, Team Marktwert... das waren stumme schreie nach Liebe... man wollte eben eher wie Bayern sein, hatte aber ne Kassenlage wie Mainz... kommt ja auf ner Versammlung besser an, wenn man posaunt, dass man künftig die grossen der Welt ärgern will, anstatt sich gemäss des eigenen Rahmens erstmal so halbwegs (wg. Kompetenzdefizit) einstellig in Liga 1 festzusetzen... nochmal 20, nochmal 50, nochmal 100 ! und dann kommen Milan und Real... usw... viele Hertha-Fans träumen immer noch davon, dass Phönix oder ZDF-Info irgendein Psycho-Projekt hatten (wie viel Propaganda geht heute noch um viele dazu zu verleiten, die schlimmsten Dinge mitzutragen, anstatt einfach couragiert aufzustehen !?) und der Abstieg nen schlechter Traum ist.

    Mitläufermitglieder ! nen Vierteljahrhundert hat jedes einzelne Mitglied den ganzen Bockmist mitzuverantworten !

  15. 64.

    Selbstverständlich darf man Hertha angreifen, insbesondere die Vereinsführung der letzten Jahre. Das tun die meisten Herthaanhänger selbst. Aber was gerade abläuft, ist ein Shitstorm, der typisch ist für diese Zeit. Was Union betrifft: Derzeit zweifellos die Nummer 1 im Berliner Profifußball, aber eben nicht mein Verein. Wird es auch nie werden, denn das ist Hertha. Warum aber alle, die nach eigener Aussage Union so toll finden, lieber hier abwertende Kommentare posten statt unter den Berichten zu Union was Positves zu schreiben, lässt sich kaum rational erklären. Offensichtlich ist Abneigung und Häme ein stärkeres Gefühl als Freude über die Erfolge des eigenen Vereins. Geht doch mal hin und postet eure Dankbarkeit für die Erfolge Unions an der richtigen Stelle, damit dort auch mal mehr als ein paar einsame Posts zu lesen sind.

  16. 63.

    Nein, Nils, so einfach ist das nicht. Sie wünschen sich den absoluten Niedergang für Hertha, und wiederholen das selbst immer und immer wieder. Das scheint Ihnen sehr wichtig zu sein, ungeachtet der Tatsache, dass Zehntausende von Menschen emotional mit dem Verein verbunden sind, dem Sie den Untergang wünschen. Nennen Sie Ihre Einstellung, wie Sie wollen, für mich ist sie boshaft und feindselig.

  17. 62.

    Nun ist es passiert. Schon im letzten Jahr am Abstieg vorbei gerutscht. Ein akzeptabler Trainer aber eine nur zum Teil kämpferische Mannschaft. Das schlimmste ist das finanzielle Mismanagement. Ob der Verein unter diesen Umständen die Lizenz für die 2. Liga bekommt ist noch fraglich. Wie konnte man nur den Wirtschaftskriminellen Windhorst ( 1 Jahr Gefängnis auf Bewährung wegen Veruntreuung) zur Hilfe holen, der vollmundig von Millionen prahlte aber nur ein
    Teil zahlte? Ade Hertha

  18. 61.

    Ich glaube eher das sie gerade voller Hass auf Union sind, nur weil diese derzeit erfolgreicher sind als Hertha
    Nur Hertha, die sensible Alte Dame darf man nicht angreifen, dann fangen sie gleich an zu heulen

  19. 60.

    Ich bin kein Hasserfüllter Mensch.
    Wenn sie mich kennen würden, wüssten sie das
    Mein Kommentar ist die natürlich für sie als Herthaner bittere Realität

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