Interview mit Union-Kapitän Christopher Trimmel - "Es war ein hartes Stück Arbeit"
Christopher Trimmel spielte für Union Berlin schon in der 2. Bundesliga. Mittlerweile hat der Kapitän 300 Pflichtspiele für die Eisernen bestritten. Jetzt könnte die Champions League Realität werden, für den 36-Jährigen einfach nur "Wahnsinn".
rbb|24: Am Wochenende beim 4:2 gegen Freiburg sind Sie für Ihr 300. Pflichtspiel für Union Berlin von den Fans gefeiert worden. Was hat Ihnen das bedeutet?
Christopher Trimmel: Sehr viel. Der Stolz hat natürlich überwogen. Es ging nicht um die 300, sondern um die Entwicklung, die ich mit Union mitgemacht habe. Da ist schon einiges passiert seit dem Traum, irgendwann mal aus der zweiten Liga aufzusteigen. Jetzt sind wir knapp davor, in die Champions League zu kommen. Das ist schon der Wahnsinn.
Können Sie sich noch an Ihr erstes Spiel für Union am 3. August 2014 erinnern?
Ja, ich glaube, das war auswärts in Karlsruhe. Das war schon ungewohnt für mich. Das war der erste Wechsel ins Ausland. Seitdem ist viel passiert. Ich bin natürlich froh, dass ich Fuß gefasst habe. Das ist nicht so einfach, wenn man aus der österreichischen Liga in die Bundesliga wechselt. Auch die zweite Liga ist da schon noch ein Unterschied.
Sie waren schon beim Aufstieg vor vier Jahren Kapitän und Führungsfigur. Wie lässt sich die Entwicklung des 1. FC Union beschreiben, seitdem Sie da sind?
Es war ein hartes Stück Arbeit. Ich würde sagen, dass die Saison vor dem Aufstieg auch sehr wichtig war. Denn das war gefühlt die schlechteste, seit ich da bin. Da haben wir gesehen, wo wir uns verbessern müssen und wo wir Dinge entwickeln müssen, um das Ziel zu erreichen. Das haben wir dann super hinbekommen. Deswegen haben viele Personen, auch Ex-Spieler, einen riesengroßen Anteil an dem Erfolg. Das ist nicht nur die aktuelle Mannschaft. Da schaue ich auch gern immer mal zurück.
Seit dem Aufstieg ging es weiter nur bergauf. Am kommenden Wochenende könnte die Champions League klar gemacht werden. Was würde das für den gesamten Verein bedeuten?
Es war die letzten Jahre schon der Wahnsinn. Ich kann mich noch an die Conference League erinnern, wie wir da gefeiert haben. Letztes Jahr die Europa League, die wir jetzt auch schon wieder fix haben. Das ist schon ein Erfolg. Wenn man so konzentriert wie wir arbeitet, hat man eigentlich gar nicht die Zeit dafür, über solche Dinge nachzudenken. Wir haben den Fokus voll auf Fußball. Das kommt dann wahrscheinlich erst mit dem Urlaub hoch, wenn man so etwas schafft.
Ist Ihnen Berlin ans Herz gewachsen?
Wir fühlen uns schon sehr heimisch. Das ist auch kein Geheimnis. Ich bin trotzdem noch sehr mit meiner Heimat verbunden. Am liebsten wäre mir wahrscheinlich Wien und Berlin ein Leben lang. Mal schauen, ob man das hinbekommt.
Wenn das Karriereende kommt, bleiben Sie dann in Berlin oder geht es zurück in die Heimat?
Darüber mache ich mir noch gar keine Gedanken. Ich sehe mich noch zwei oder drei Jahre im Fußballgeschäft. Ich fühle mich gut.
Sollte das mit der Champions League klappen: Wäre ein Henkelpott-Tattoo bei Ihnen eine Option?
Nein, ich bin kein Sammler von Ereignissen auf meiner Haut. Auch Mitspieler haben sich noch keine angekündigt. Ich mache es natürlich gern, wenn es einer haben möchte, aber ich gehe jetzt mal nicht davon aus, dass das passieren wird.
Sie wären also vorbereitet?
Ich bin immer vorbereitet.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Jakob Rüger für den rbb Sport.
Sendung: rbb24, 16.05.2023, 18 Uhr