FSV Luckenwalde vor Landespokalfinale - Dreimal ist Luckenwalder Recht
Der FSV Luckenwalde hat am Samstag die große Chance erstmals den Brandenburger Landespokal zu gewinnen. Gegner Energie Cottbus ist zwar der klare Favorit, aber Luckenwalde glaubt fest an die Überraschung. Von Fabian Friedmann
"Die Vorfreude ist riesengroß", sagt der Geschäftsführer des FSV Luckenwalde, Thomas Mill. Denn das anstehende Landespokal-Endspiel am Samstag (3. Juni, 12:15 Uhr im Stadion der Freundschaft und im rbb24-Livestream) gegen Regionalliga-Konkurrent FC Energie Cottbus ist so etwas wie das Spiel des Jahres für den kleinen Verein aus dem Süden Brandenburgs. "Und aller guten Dinge sind drei, den Pott diesmal nach Luckenwalde zu holen", sagt Mill.
Luckenwalde will 2016 und 2017 vergessen machen
Zweimal stand der FSV Luckenwalde im Brandenburger Landespokalfinale, beide Male ging das Team als Verlierer vom Platz. 2016 vor heimischer Rekordkulisse mit über 3.000 Zuschauern verlor Luckenwalde gegen den SV Babelsberg (1:3), ein Jahr später unterlag der FSV mit 0:2 gegen Energie Cottbus im Stadion der Freundschaft. Jene Arena wird auch am Samstag der Austragungsort des Endspiels sein.
10.000 Zuschauer werden erwartet, darunter circa 600 aus Luckenwalde. Mit Sicherheit ein Nachteil für den FSV, denn der Heimvorteil für Energie Cottbus ist unbestritten. "Unsere Jungs sind Profis genug, um damit umzugehen", sagt Mill, der aufgrund der Wahl des Spielortes aber auch ein lachendes Auge auf dem Gesicht hat.
Denn da wäre der wirtschaftliche Aspekt. Durch mehr Zuschauer gibt es mehr finanzielle Erlöse für beide Vereine. "Und das ist in der heutigen Zeit nicht unerheblich“, sagt der 47-jährige Geschäftsführer. Von den Zuschauereinnahmen bekommen der Fußball-Landesverband Brandenburg (FLB) als Ausrichter sowie die beiden Finalteilnehmer jeweils ein Drittel zugewiesen. Durchaus viel Geld für einen kleinen Verein wie Luckenwalde mit seinen knapp 500 Mitgliedern.
Holpriger Saisonstart in die Regionalliga
Die sportliche Favoritenrolle und damit der Druck des Gewinnens liegt klar beim Meister der Regionalliga Nordost, Energie Cottbus: "Wir müssen nicht gewinnen. Wir werden aber die Stimmung und das Ambiente aufsaugen", prophezeit Luckenwaldes Geschäftsführer. Denn auch bei einer Niederlage werde beim FSV laut Mill "nicht die Welt untergehen, wir hätten trotz alledem eine starke Saison gespielt".
Dabei war der Start in die Regionalliga-Spielzeit ein äußerst holpriger für die Luckenwalder. Der erste Sieg gelang erst am 14. Spieltag (!) gegen Absteiger Tennis Borussia. Zuvor gab es in 13 Spielen sage und schreibe elf Unentschieden und zwei Niederlagen. "Wir hatten viele junge Spieler, die integriert werden mussten", erklärt Mill den verpatzten Saisonstart, viel Pech und Unvermögen bei der Chancenverwertung kamen hinzu. Obwohl sein Team spielerisch häufig das bessere gewesen sei, blieben die positiven Ergebnisse lange Zeit aus, so Mill.
Zwei Ex-Unioner und viele Routiniers
Das änderte sich schlagartig in der Rückrunde. Stattliche 30 Punkte fuhr der FSV ein, nur vier weniger als Meister Cottbus. Glanzstück war der 1:0-Heimsieg gegen die Wollitz-Elf im Februar. "Wir haben das Spiel bestimmt und deshalb auch verdient gewonnen", erinnert sich Thomas Mill gerne an diesen Achtungserfolg zurück: "Darum ist auch im Finale alles möglich." Zum Saisonabschluss feierte Luckenwalde vier Siege in Folge, allerdings gegen sportlich schwächer einzuschätzende Teams wie Greifswald und Halberstadt.
Dennoch sei das Team vom jungen Trainer Michael Braune bereit für den ganz großen Wurf, denn die sportliche Qualität des Kaders ist aus Sicht von Thomas Mill im Vergleich zu den verpassten Pokalsiegen 2016 und 2017 diesmal höher einzuschätzen. Junge Spieler, die aus der Jugend des 1. FC Union Berlin verpflichtet wurden, wie Luca Dahlke und Sofiene Jannene, bilden zusammen mit Routiniers um Daniel Becker, Leon Hellwig und Pascal Borkowski eine spielstarke Mischung.
Daumendrücken fürs Cottbuser Aufstiegsrennen
Die Qualifikation für das Landespokalfinale war jedoch alles andere als souverän. Im Viertelfinale lag Luckenwalde zweimal gegen Oberligist MSV Neuruppin zurück, kämpfte sich am Ende in die Verlängerung und gewann schließlich im Elfmeterschießen. Nervenstärke hat die Mannschaft offenbar.
Dass die anstehende Aufstiegsrelegation der Cottbuser ein weiterer Faktor sein könnte, der am Ende dem FSV in die Karten spielt, sieht auch Luckenwaldes Geschäftsführer so, wobei er als Brandenburger dem FC Energie "alle vorhandenen Daumen drückt", dass es im Anschluss ans Landespokalfinale klappt mit dem Aufstieg in die dritte Liga. Seiner Meinung nach müsse jeder Regionalliga-Meister direkt aufsteigen, kritisiert Mill generell die aktuelle Aufstiegsregelung.
Herzensvereine als Traumlose im DFB-Pokal
Kommt am Samstag für den FSV Luckenwalde alles zusammen, dann könnte sich der Verein den Traum vom DFB-Pokal erfüllen. Dabei möchte der FSV-Geschäftsführer die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen. Schon allein aus Aberglaube: "In den Finals 2016 und 2017 habe ich den Fehler gemacht, vorzuplanen, was unser Stadion betrifft und richtig geträumt im Vorfeld." Diesmal gehe er "ganz entspannt" an die Sache heran. Sollten seine Luckenwalder tatsächlich den Pokal gewinnen, werde er sich erst im Anschluss daran in die Arbeit stürzen.
Wenn sich Thomas Mill aber einen Gegner in einer vermeintlichen ersten DFB-Pokal-Hauptrunde wünschen dürfte, dann wäre es einer seiner beiden "Herzensvereine": Borussia Mönchengladbach oder der 1. FC Union Berlin. Aber warum sollte es ausgerechnet in diesem Jahr für den FSV soweit sein? Thomas Mill sagt dazu nur diesen einen Satz: "Weil wir einfach mal dran sind."
Sendung: rbb24 Inforadio, 02.06.2023, 12:20 Uhr