Fußball-Achtligist gewinnt jedes Spiel - Zepernicks perfekte Saison

Mi 05.07.23 | 15:04 Uhr | Von Shea Westhoff
  1
Einheit Zepernick feiert den Meistertitel
Einheit Zepernick feiert den Staffelsieg in der Landesklasse | Bild: Paula Renner

30 Spiele, 30 Siege. Dem Brandenburger Achtligist Einheit Zepernick gelang in der abgelaufenen Spielzeit eine einzigartige Serie. Wie spielt man die perfekte Saison? Von Shea Westhoff

Die Überflieger von der SG Einheit Zepernick, sie fliegen noch immer unter dem Radar. Wenn man den Klub in der Suchmaschine eingibt, stößt man zunächst auf nicht viel: eine Vereins-Homepage, die sich erst noch im Aufbau befindet ("Willkommen bei WordPress"). Dazu auf Zeitungsartikel, in denen statt von Einheit Zepernick teilweise von Eintracht Zepernick die Rede ist.

Deswegen sicherheitshalber noch mal zur Einordnung: Einheit Zepernick in der Spielzeit 2022/23, das war eine Achte-Liga-Saison der Superlative. 30 Spiele, 30 Siege. Eine Tordifferenz von plus 110. Eine bereits nach 24 Spieltagen eingetütete Meisterschaft. Ein Top-Torjäger, der mit 39 Treffern auf einen sagenhaften Schnitt von 1,3 Toren pro Spiel kommt. Dazu der Gewinn des Kreispokals. "Und den Fairplay-Titel haben wir ebenfalls zugesprochen bekommen", ergänzt am Telefon der Vereinsvorsitzende Hans Renner. "Es war die perfekte Saison", sagt er.

Keine Mannschaft so gut wie Zepernick

Der Trainer habe sich die Mühe gemacht, in einer zwei- bis drei-stündigen Recherche alle Schlusstabellen der achten Ligen in Deutschland aufzustöbern. "Da gibt es ja Hunderte, gerade in Nordrhein-Westfalen sind das extrem viele", sagt Renner. Das Ergebnis der Untersuchung sei tatsächlich gewesen: Keine Mannschaft könne auf eine solche Siegesserie zurückblicken, keine Mannschaft habe so gut abgeschnitten wie Einheit Zepernick.

Dabei war die perfekte Saison alles andere als ein Selbstläufer. Schaut man sich die Ergebnisse des Teams aus dem brandenburgischen Landkreis Barnim an, kann es sich bei den Gegnern nur teilweise um Fußball-Fallobst gehandelt haben. Klar, das eine oder andere 10:0, 11:0 oder 12:0 war dabei. Aber eben auch die ganz engen Siege, die wirklich wertvollen.

Besonders in Erinnerung blieb dem Klubvorsitzenden das Auswärtsspiel beim FC Strausberg: "In der 92. Minute kassieren wir den bitteren Ausgleich. Und in der 94. Minute schießen wir noch den Siegtreffer."

Im späteren Saisonverlauf hätten die Gegner nur noch das Ziel verfolgt, "uns kaputt zu machen", erinnert sich Renner. Für die Konkurrenten war es wohl ein zusätzlicher Ansporn, den Zepernickern ihre perfekte Spielzeit zu verhageln. Am Ende ohne Erfolg.

Das Erfolgsrezept: Es passt menschlich

Vor allem auf ihren Torschützen-König Luca Grabarek konnte sich das Team verlassen. Der 21-Jährige knipste 39 mal, erzielte nicht nur einmal den entscheidenden Siegtreffer. Vor drei Jahren hatte sich der Angreifer dem Verein angeschlossen, seitdem ist er Stammspieler. "Die Trainer haben gesagt: 'Im Grunde kann der Junge machen, was er will. An ihm kommt keiner vorbei'”, sagt Vereins-Chef Renner.

Doch Top-Torjäger hin oder her: "Das Erfolgsrezept ist, dass wir eine eingeschworene Gruppe sind", sagt Renner. Man habe den Kader schon seit drei, vier Jahren stetig so verändert, dass es "menschlich passt". Dafür habe man auch vermeintlich gute Spieler gehen lassen, weil es eben nicht so harmoniert habe. In Kauf genommen habe man dafür eine hohe Fluktuation in der Mannschaft. Doch die Puzzleteile haben sich nun offensichtlich zusammengefügt.

Mit dem Erfolg habe sich auch die Fan-Kultur verändert, sagt Renner. So können sich die Fußballer über zwei neu gegründete Fanklubs freuen.

Einer davon setzt sich aus Mitgliedern der freiwilligen Feuerwehr zusammen. "Die fahren auch zu Auswärtsspielen, sorgen für Stimmung mit Sirenen und Trommeln", sagt Renner. Bei einem Hallenturnier in Bernau habe das Kollektiv der Feuerwehrleute sogar den Titel des besten Fanklubs gewonnen.

Belegen lässt sich das zuindest im Internet nicht, aber man kann es sich durchaus vorstellen.

Brandenburg-Liga zum 100-Jahre-Jubiläum?

Wehrmutstropfen vor dem Beginn der neuen Landesliga-Saison ist der Abschied des Erfolgs-Trainers Lucio Geral. Dieser habe den Verein bereits im Winter über seinen bevorstehenden Weggang informiert, er wolle "testen, wie weit er kommt", so erzählt es Renner. Trotzdem bleibe Geral Vereinsmitglied und stehe dem Verein auch weiterhin mit Ratschlägen zur Verfügung, so diese benötigt würden.

Die weiteren Ziele bleiben indes ambitioniert. Im nächsten Jahr wolle man sich zunächst in der siebten Liga etablieren, sagt Renner. Aber dann wolle man gerne auch "an der Brandenburg-Liga anklopfen", der nächsthöheren Spielklasse, "vielleicht zur 100-Jahr-Feier des Vereins".

Die Konkurrenz darf also schon mal gewarnt sein: Einheit Zepernick wurde 1925 gegründet.

Sendung:

Beitrag von Shea Westhoff

1 Kommentar

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 1.

    Wow, was für ein Saisonabschluß.
    Herzlichen Glückwunsch. SO MUSS FUSSBALL!

Nächster Artikel