Volleyball-Saisonvorschau - Wer kann die BR Volleys stoppen?

Mi 25.10.23 | 16:37 Uhr | Von Lynn Kraemer
Volleyballer Johannes Tille und Tobias Krick klatschen ab (Bild: VBL/Justus Stegmann)
Bild: VBL/Justus Stegmann

Die BR Volleys wollen in dieser Saison alleiniger Rekordmeister werden. Um auch international zu punkten, hat sich der Klub nochmal verstärkt. Den ersten Titel zum Triple haben sie schon gesammelt. Von Lynn Kraemer

Als die BR Volleys am Sonntagabend in den Mannschaftsbus nach Berlin steigen, sind sie nicht nur im Besitz einer weiteren Baumstammscheibe, sondern transportieren auch ein überdimensioniertes, blaues Pappschild auf den Sporttaschen im Gepäckfach. Rund eine Stunde zuvor posierten sie noch mit der Holztrophäe und dem Siegerbanner in der Volksbank-Arena Hildesheim. Es ist ihre Ausbeute als Titelverteidiger des Bounce House Cups, der seit letzter Saison den Supercup ersetzt.

Mannschaftsbus der BR Volleys vor der Rückfahrt nach Berlin mit Siegerschild im Gepäckfach (Bild: rbb/Lynn Kraemer)
Volleys beladen Mannschaftsbus vor Rückfahrt nach Berlin | Bild: rbb/Lynn Kraemer

"Es gibt keine bessere Art in die Saison zu starten. Das war eines unserer Ziele. Wir wollen für alle Titel spielen und dieser kam sehr schnell", sagt der neue Volleys-Trainer Joel Banks, der auf Cedric Enard folgt. Die BR Volleys wollen auch in diesem Jahr das Triple aus Bounce House Cup, Pokal und Meisterschaft holen. Damit würden sie sich gleichzeitig zum alleinigen Rekordmeister machen und am VfB Friedrichshafen vorbeischieben. Aktuell zählen beide Teams 13 Meistertitel.

Die BR Volleys verstärken sich

Die BR Volleys konnten neun Spieler und somit das Grundgerüst des alten Kaders halten. In der Bundesliga haben sie weiter die mit Abstand stärkste Mannschaft. Im Sommer verabschiedeten sich Angel Trinidad, der sich nach langer Verletzung nicht gegen Zuspieler Johannes Tille durchsetzen konnte, Außenangreifer Antti Ronkainen, Diagonalspieler Matheus Krauchuk und Mittelblocker Anton Brehme. Der 24-jährige Nationalspieler geht zum ersten Mal ins Ausland und versucht sein Glück beim italienischen Erstligisten Modena.

Vom gleichen Klub konnten die Berliner fast schon im Tausch Mittelblocker Tobias Krick verpflichten. Der 2,13-Meter große Nationalspieler unterschrieb überraschend für drei Jahre in der Hauptstadt. "Ich hatte einfach wieder Lust auf die Bundesliga", sagt Krick, der von 2015 bis 2020 für die United Volleys Frankfurt spielte. "Nach den drei Jahren Italien, die nicht so einfach waren, wollte ich mal wieder in einem coolen Team spielen, wo es mal wieder richtig Spaß macht Volleyball zu spielen." Bisher fühle er sich in seiner Entscheidung bestätigt.

Volleys-Neuzugang Tobias Krick steigt am Netz hoch (Bild: VBL/Elisabeth Kloth)
Volleys-Neuzugang Tobias Krick im Spiel gegen Giesen | Bild: VBL/Elisabeth Kloth

Mit Krick zieht es nicht nur einen sehr guten Mittelblocker, sondern auch einen Fanliebling nach Berlin. Der 25-Jährige hat sich in den letzten Jahren auf Social Media einen Namen mit Volleyball-Edits gemacht und kommt auf TikTok und Instagram auf fast sechs Millionen Follower. Beim Bounce House Cup standen vor allem die jungen Volleyball-Fans quer durch die ganze Halle Schlange, um ein Foto oder Autogramm von Krick zu ergattern. Und der erfüllte jeden Wunsch, während seine Mitspieler nach und nach in der Kabine verschwanden.

Als weiteren Mittelblocker haben die Volleys den 2,04-Meter großen Esten Timo Tammemaa verpflichtet. Zuspieler Leon Dervisaj wird Johannes Tille während der Saison entlasten. Diagonalangreifer Daniel Malescha und Außenangreifer Robert Täht komplettieren das Team. Täth stieß als letzter Spieler zur Mannschaft, nachdem Neuzugang Jiri Hänninen wegen einer komplizierten Handverletzung durch den Medizincheck fiel.

Angeschlagener Kader

Das Thema Belastungssteuerung wird das Team noch eine ganze Weile beschäftigen. Der tiefe Kader ist auch nötig, weil ein Großteil der Spieler ohne Pause in die Saison startet. "Wir haben ein paar Spieler, die den ganzen Sommer in Berlin waren, Spieler, die nach der Europameisterschaft dazugestoßen sind und Spieler, die erst seit zehn Tagen wieder da sind", erklärt Trainer Joel Banks. Und weiter: "Ich denke, dass wir sehr offen mit unseren Spielern kommunizieren müssen. Wir müssen wissen, wie fit sich die Spieler fühlen."

Aktuell beklagt das Team noch zwei Ausfälle: Libero Satoshi Tsuiki muss sich nach einem Muskelbündelriss in der rechten Hüfte erholen und Cody Kessel fällt mit einer Knieverletzung vorerst aus. Beide Spieler zogen sich ihre Verletzungen während ihrer Zeit mit der Nationalmannschaft zu. Banks gibt trotzdem Entwarnung: "Es bessert sich. Wir haben ein paar Spieler, die im Finale schon hätten spielen können, aber von mir noch geschont wurden. Wir sind also schon einen ganzen Schritt weiter."

Nationalspieler erleben Hoch durch Olympia-Qualifikation

Die Spieler gehen mit dem kurzen Sommer ganz unterschiedlich um. "Ich fühle mich momentan perfekt", verkündet Johannes Tille, nachdem er im Bounce House Cup-Finale zum wertvollsten Spieler gekürt wurde. Anfang Oktober konnte Tille zusammen mit Ruben Schott und Tobias Krick das deutsche Olympia-Ticket für Paris lösen. "Wir haben jetzt natürlich noch den Erfolgsvibe vom Qualifikationsturnier. Mal schauen, wie lange der noch an- und unser Körper durchhält. Aber ich denke, dass wir mit breiter Brust in die Saison starten können", so Tille.

"Mental ist es sehr anstrengend", gibt Nationalmannschaftskollege Tobias Krick zu: "Aber man kann ja jetzt nicht aufhören und kurz vor Olympia irgendwie schwächeln. Deswegen wird die Saison durchgezogen, der Sommer durchgezogen und dann geht es auch wieder in die neue Saison." Er hoffe, zwischendurch mal für ein paar Tage durchatmen zu können.

Vollgepackter Spielplan

Die Berliner starten am Freitagabend in die Hauptrunde der Bundesliga. Am ersten Spieltag empfangen sie die Helios Grizzlys Giesen in der Max-Schmeling-Halle (27. Oktober, 20 Uhr). Während der Hauptrunde werden die BR Volleys vier neue Städte ansteuern. Durch ein Aufsteiger-Programm wächst die Liga auf 12 Teams an. Neu dabei sind Dachau, Karlsruhe, Bitterfeld-Wolfen und Freiburg. "Für uns sind es spielerisch vielleicht nicht die wertvollsten Spiele. Und für uns Berliner sind jetzt noch blöde, lange Fahrten dazugekommen, wofür die Aufsteiger aber nichts können", sagt Tille. Auf lange Sicht sei es aber auf jeden Fall gut, mehr Teams in der Liga zu haben.

An den Bundesliga-Auftakt schließt sich eine vollgepackte Saison mit Pokal und Champions League an. Am 04. November treffen sie gleich in der ersten Runde des Pokals auf den VfB Friedrichshafen. In der Champions League geht die Gruppenphase für die Mannschaft von Joel Banks am 23. November mit einem Heimspiel gegen Benfica Lissabon los. Die weiteren Gruppengegner sind Halkbank Ankara und Gas Sales Bluenergy Piacena. Die Vorgabe des Trainers ist deswegen klar: "Wir haben einen Titel gesichert. Den werden wir kurz genießen und dann geht die richtige Arbeit im Training los."

Sendung: rbb24, 25.10.2023, 18 Uhr

Beitrag von Lynn Kraemer

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