Auf der Suche nach Kurtchen Rotschnabel - Ist der Bad Freienwalder Frühlings-Storch nun da oder nicht?
Die Naturfreunde Oberbarnim-Oderland wollen ihn schon gesehen haben, andere warten bisher vergebens. Die Rede ist vom Storch Kurtchen Rotschnabel. Seine Sichtung gilt vielen im Oderbruch als Zeichen für den Frühling.
Große Aufregung herrscht aktuell in Bad Freienwalde im Kreis Märkisch-Oderland. Der Storch mit dem klangvollen Namen "Kurtchen Rotschnabel" ist regelmäßig einer der ersten Winterrückkehrer in Brandenburg und baut sein Nest immer am selben Ort. Damit gilt er im Oderbruch quasi als Vorbote des Frühlings.
Auf der Jagd nach dem Phantom-Storch
Am vergangenen Sonntag soll er das erste Mal in diesem Jahr gesehen worden sein. So heißt es jedenfalls in einigen Presseberichten. Die wiederum beziehen sich auf Angaben der Naturfreunde Deutschland von der Regionalgruppe Oberbarnim-Oderland.
Am Dienstag haben sich deshalb Reporter des rbb auf die Lauer nach Meister Adebar gelegt. Doch auch nach mehreren Stunden war von ihm keine Spur zu sehen. Ein Fotograf der Deutschen Presseagentur war ebenfalls in der Region auf der Jagd nach einem Schnappschuss. Das Ergebnis: nichts.
Aufklärung nach dem Verbleib sollte eine Befragung der Anwohner in unmittelbarer Nachbarschaft bringen. Doch auch diejenigen, die zu Hause waren, haben bislang ihre Blicke nur vergebens hoch zum Nest geworfen. "Wir schauen jeden Tag", sagt eine Bad Freienwalderin. "Jeder fragt: hast du ihn schon gesehen? Wir sind da wachsam."
Als Ostzieher oft schon im Februar da
Corinna Gerber vom Haus der Naturpflege hält auch schon Ausschau nach dem beliebten Kurtchen. Dass er bereits im Februar zurückkommt und sein Nest bezieht, hält Gerber durchaus für möglich. "Es gab Jahre, wo er nochmal komplett eingeschneit war, und er will sein Nest natürlich als Erster besetzen, weil er keine Lust auf Revierkämpfe mit anderen Störchen hat."
Kurtchen Rotschnabel - benannt nach einem Naturschützer - überwintert anders als die meisten seiner Artgenossen nicht in Afrika, sondern in Spanien. Somit hat als sogenannter Westzieher einen relativ kurzen Weg ins Oderbruch. Die Ostzieher-Kollegen, wie die meisten Exemplare im Süden Brandenburgs, reisten laut Nabu oft erst ab Mitte März an. Im Oderbruch macht es sich Kurtchen vor allem wegen des großen Futterangebots bequem, sagt Corinna Gerber weiter.
Schlechtes Omen für den Frühling?
Da die Schneeglöckchen und Winterlinge schon munter auf den Wiesen und Gärten blühen, ist das für viele Freienwalder das Zeichen, das ihr Storch eigentlich schon dort sein müsste, berichtet eine weitere Anwohnerin. "Manchmal ist er dann plötzlich da. Aber seine Frau kommt meistens sehr spät und lässt ihn warten." Dann habe er reichlich zu tun, um den Nachwuchs im Nest zu versorgen.
Dass bislang erst so wenige Rotschnabel-Fans einen Blick auf ihn werfen konnten – vorausgesetzt er ist überhaupt schon da –, könnte aber auch einfach Pech gewesen sein. Eine Erklärung haben die Naturfreunde jedenfalls am Sonntag gleich mitgeliefert. So hieß es, dass Kurtchen gar nicht allzu oft im Nest sei, weil er nach einer kurzen Erholungsrast bereits zur Futtersuche ins nahe Bruch fliege. Bleibt nur zu hoffen, dass ein verstimmter Storch in Freienwalde nicht wie das Murmeltier in den USA zum schlechten Omen für den weiteren Verlauf des Winters werden kann. Das Murmeltier hatte immerhin Anfang Februar sechs weitere Wochen Winter vorausgesehen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 21.02.2023, 16:40 Uhr