Drei Linien entfallen - Barnimer Politiker unzufrieden mit Kommunikationspolitik der Deutschen Bahn

Mo 16.01.23 | 20:12 Uhr
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Audio: Antenne Brandenburg | 16.01.2023 | Felicitas Montag

RB24, RE3, RE66: Gleich drei Linien entfallen im Landkreis Barnim bis zum 20. Januar - und der Schienenersatzverkehr funktioniert schlecht. Das hätte die Bahn besser kommunizieren sollen, finden mehrere regierende Politiker aus dem Landkreis.

Bis Freitag ist der Zugverkehr im Landkreis Barnim eingeschränkt. Drei Linien entfallen in dieser Woche: Die Regionalbahn 24 und der Regionalexpress 3 und 66. Zwischen Eberswalde, Bernau und Berlin wird es in dieser Zeit deswegen keinen Zugverkehr geben. Diese Information sei nicht rechtzeitig bekannt gegeben worden, kritisieren der Landrat und die Bürgermeister von Bernau und Eberswalde, die über den schlecht funktionierenden Schienenersatzverkehr klagen und von frustrierten Bürgern berichten.

Die Gründe für die Einschränkungen seien Kabel- und Brückenarbeiten, wie die Bahn mitteilte. Alternativ können Busse oder die S-Bahn genutzt werden.

Pendler brauchen Geduld und Zeit

Für Pendler im Barnim heißt es momentan, Geduld haben: Die Regionalbahn 24 zwischen Eberswalde und Berlin-Lichtenberg fällt noch bis Ende des Jahres (9. Dezember) aus. Nun kommen weitere Einschränkungen hinzu. So entfällt seit dem 13. Januar bis zum 20. Januar der Regionalexpress 66 von Angermünde (Uckermark) bis nach Berlin sowie der Regionalexpress 3 zwischen Eberswalde (Barnim) und Berlin. Wer beispielsweise von Angermünde bis zum Berliner Hauptbahnhof fährt, muss drei- bis viermal umsteigen und eine Stunde mehr Fahrzeit in Kauf nehmen - insgesamt zwei Stunden.

Fahrzeiten des Schienenersatzverkehrs nicht einzuhalten

Hinzu kommen besonders zu Stoßzeiten überfüllte Ersatzbusse, berichtet der Eberswalder Bürgermeister Götz Hermann (parteilos) am Montag. Dies sei nicht nur eine "Zumutung", sondern gefährde auch die Sicherheit während der Fahrt, sagt Hermann weiter. Viele Menschen seien schlicht verärgert. "Gerade die Menschen, die ihre nächste Arbeitswoche und ihr Familienleben planen, sind davon so betroffen und überrascht, dass das wirklich privat und beruflich für eine Menge Chaos sorgt. Das spürt man hier in der Stadt und der Frust ist einfach groß", sagte Hermann dem rbb.

Bereits Ende Dezember hat es ein Krisentreffen mit dem Landkreis und der Deutschen Bahn gegeben. Dabei wurde auch eine bessere Kommunikation zwischen der Bahn und den Kommunen vereinbart. Laut dem Eberswalder Bürgermeister hat es dahingehend aber keine Verbesserung gegeben. "Ich habe gesagt, ich möchte das direkt bei mir im Postfach haben, sodass wir auch vorbereitetet sind. Das wurde uns zugesagt und ich bin natürlich jetzt sehr irritiert, dass uns jetzt dieser einwöchige Komplettausfall nicht nochmal mitgeteilt wurde", so Hermann.

Eine bessere Kommunikation wünscht sich auch der Bürgermeister von Bernau, André Stahl (Linke). Er bekomme aktuell auch nur die allgemeinen Pressemitteilungen der Bahn und sieht auch bei der Organisation des Schienenersatzverkehrs mit Bussen deutlich Nachholbedarf.

"Zumindest ist deutlich zu verzeichnen, dass die angegeben Fahrzeiten nicht eingehalten werden können und dass durchaus auch der Eindruck entsteht, dass zu wenig Busse im Einsatz sind, weil diese Busse regelmäßig sehr voll bis überfüllt sind", sagt Stahl. Außerdem müsse die Bahn an der Koordinierung ihrer Baustellen arbeiten, da drei größere Projekte zur gleichen Zeit innerhalb einer Region fraglich seien.

Landrat leitet Beschwerden und Vorschläge der Bürger an die Bahn weiter

Auch der Barnimer Landrat Daniel Kurth (SPD) ist unzufrieden mit der "Kurzfristigkeit von Informationen" bei Fahrplanänderungen. Er habe Beschwerden und Vorschläge von Bürgerinnen und Bürgern seines Landkreises an die Bahn weitergeleitet mit der Bitte um konkrete Antworten. Am Freitag ist ein weiteres Krisentreffen mit Vertretern der Deutschen Bahn, des Landkreises und der Kommunen geplant.

Ein weiteres Problem sei neben der Zugausfälle auch die kleine Anzahl von Wagen, mit denen die Züge fahren. Kurth plädiert dafür, den RE3 wie sonst im Sommer mit einem fünften Wagen fahren zu lassen, um genügend Platz für die Reisenden zu bieten.

Auch wenn der Großteil der Strecken ab Freitag wieder freigegeben werden soll, bleibt die Situation auf der RB24 vorerst weiter schwierig. Denn zwischen Bernau und Berlin-Hohenschönhausen fahren bis Dezember nur Busse.

Sendung: Antenne Brandenburg, 16.01.2023, 16:40 Uhr

Mit Material von Felicitas Montag

10 Kommentare

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  1. 10.

    Nochmal, wie schon im letzten RBB-Beitrag zum Thema korrigiert:

    Die RE66 fährt nicht nur in dieser Woche nicht, sondern seit mehr als einem Jahr. Und es ist auch nicht abzusehen, wann oder ob die jemals wieder fährt (bevor sie in ferner Zukunft nach Ausbau der Strecke sowieso durch den RE9 ersetzt werden soll).

  2. 9.

    Eine Zumutung was die Bahn hier anstellt. Der SEV funktioniert auch nicht. Busse kommen teilweise gar nicht erst und dann komplett überfüllt. Gut, das ich dieses Mal im Homeoffice bleibe. Ab Mai dann nur noch Auto. Diesen Mist gebe ich mir nicht mehr. Und die läppische Maskenpflicht kann auch sofort entfallen. So wie man in den Bussen eingepfercht wird, da hilft die auch nicht mehr!

  3. 8.

    Die Schw.....ei besteht doch darin, dass die DB Regio Nordost parallel zu den Bauarbeiten des Nord-Süd-Tunnels der S-Bahn auch den RE3 bis Hbf/Südkreuz einstellt. Mit etwas mehr Hirn hätte man die Bauarbeiten zeitlich entkoppelt oder zumindest den RE3 vom Süden bis Gesundbrunnen fahren lassen, sodass vom Norden mit der S-Bahn bis Gesundbrunnen kommt und dann den RE3 nehmen kann. Aber das ist zu viel verlangt!

  4. 7.

    Eine bessere Kommunikation wünschen sich nicht nur Politiker sondern auch die Fahrgäste, die diese Bahnlinien benutzen wollen.

  5. 6.

    Wenn man die Latte der Wirtschaftlichkeitsberechnung auch bei Straßenbauprojekten anlegen würde, dürfte kein Auto mehr fahren.

  6. 5.

    Mit den Strecken ist es wie mit der Stadt Berlin selber. Wenn voll, dann voll, da nützt auch nicht mit politischer Selbstherrlichkeit immer noch mehr Züge oder Bewohner hineinzupressen. Irgendwann is das Fass voll. Das ist Physik.
    Das geht bei Lokalpolitikern im Wahlkampf los und endet nicht bei der Bundesnetzagentur, die der Bahn im Nacken sitzt.
    Wie groß war auch das politische Geschrei ICE muss in ZOO wieder halten. So kommt jeder kleine Bürgermeister und verlangt dass bei ihm alles hält.. so kommt man nie vorwärts. Oder stillgelegten, reaktivierten Strecken wo man dann feststellen muss oops es rechnet sich ja gar nicht. Ja genau deswegen sind die Strecken stillgelegt worden. Willkommen aus dem Mustopf. Fordern, fordern und Fördergelder verbraten.

  7. 4.

    Dafür habe ich vor jahren mal erlebt, wie der Busfahrer im SEV den Schienenersatzverkehr Song abgespielt hat - der Humor wurde von vielen im Bus verstanden.

  8. 3.

    Da war es wieder das SEV Problem und den ausreichenden Kapazitäten. Wie Vieh werden die Menschen transportiert, da der VBB keine Vorgaben macht und zuständige Behörden keine Kontrollen. Billige Tickets sind nicht das Problem im ÖPNV, sondern wie Beauftragte Unternehmen mit Kunden umgehen und der VBB schaut hoffnungslos zu. Fühlt sich auch für nichts zuständig, wie immer. Schön das es wenigstens noch Politiker gibt da sich dagegen aufbegehren. Das Tal der Tränen kommt ja erst 2024 noch mit massiven Baustellen und ich fordere die Politik auf endlich Vertragliche Vorgaben zur Gestaltung des SEV zu machen. Die rechte von Fahrgästen werden immer wieder aus Betriebswirtschaftlichen Gründen mit Füßen getreten und Sie müssen sich dies auch noch gefallen lassen. Der Gipfel ist das Sie auch noch Arbeitsrechtlich das Wegerisiko tragen!

  9. 2.

    Hoch lebe der Öffentliche Nahverkehr in der Region Berlin/Brandenburg. So bekommt man die Autos nicht von der Straße.

  10. 1.

    Der Artikel Kratz leider Mal wieder nur an der Spitze des Eisbergs: nicht nur gibt es noch bis Dezember nur Bus-Ersatzverkehr nach Hohenschönhausen, nein, der RB24 fährt aus dem Barnim gar nicht mehr bis nach Berlin, und hunderte Pendler verbringen statt 30 min in der Regionalbahn 90 min in RB, dann S- und dann U-Bahn. Alles mit täglich wechselnden Frust und immer neuen Baustellen auch in S-Bahn Netz. Es gibt dazu aktuell eine online Petition mit 1500 Unterschriften, über die ich bislang aber leider nur in der MOZ lesen konnte...

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