Unter Zeitdruck Holzskulpturen schnitzen - Die kreischenden Kettensägen sind in Oder-Spree los

Sa 10.06.23 | 13:13 Uhr
Archiv: Mit der Kettensäge fertigt der Japaner Toshiyuki Nagai 2010 während eines Wettkampfs im Speedcarving eine Pandafigur aus einem Holzstamm. (Foto. dpa)
Audio: Antenne Brandenburg | 10.06.2023 | Michel Nowak | Bild: dpa

Heinersdorf wird an diesem Wochenende zum Mekka von Kettensägen-Künstlern. Mehr als 20 Aktive schnitzen um die Qualifikation zu den Deutschen Meisterschaften. Jede Menge Sägespäne und heulende Motorsägen im Akkord sind garantiert.

Dass Brandenburger richtig gut im Umgang mit Kettensägen sind, konnte im April bei den Weltmeisterschaften der Waldarbeiter ein junger Mann aus Wiesenburg (Potsdam-Mittelmark) beweisen. Er holte sich in der U24-Kategorie den Weltmeistertitel.

Eine Nummer kleiner und auf den künstlerischen Umgang mit Kettensägen spezialisiert ist Christian Mücke [holzkunst-mücke.de] aus Heinersdorf in Oder-Spree. Er veranstaltet an diesem Wochenende auf dem Gelände der Alten Schäferei in Heinersdorf unter dem Motto "Wir machen Späne" ein Qualifikationsturnier für die Deutschen Meisterschaften im "Speedcarving". Zu Deutsch bedeutet das so viel wie Kettensägen-Schnitzen auf Zeit. So muss binnen 45 Minuten aus einem 1,10 Meter großen und mindestens 30 Zentimeter dicken Eichenstamm eine Skulptur geschnitten werden. "Der Vergleich mit der Formel 1 ist hier schon angebracht, weil es eine rasante, schweißtreibende und filigrane Arbeit ist", erklärt Mücke dem rbb.

Zimperlich darf man nicht sein - künstlerische Ader aber notwendig

Anders als vielleicht gedacht sind beim Kettensägen-Schnitzen kein Grobmotoriker gefragt. Als Kettensägen-Künstler brauche man auch eine sensible Ader, um die Figürlichkeit von Skulpturen im Holz zu erkennen und diese dann auszuarbeiten, beschreibt Veranstalter Mücke das Anforderungsprofil.

Zimperlich dürfe man als Aktiver aber auch nicht sein, denn es gebe ohrenbetäubenden Lärm und es sei staubig. "Man hat wirklich nur 45 Minuten, um etwas auf die Beine zu stellen. Da fliegen dann die Fetzen, also die Späne", so Mücke weiter. In voller Montur mit Helm, Gitter vor dem Gesicht und dicker schnittfester Kleidung müssen die Kettensäger zur Sache gehen. Tough müsse man bei den hohen Temperaturen am Wochenende schon sein, um bei der Heinersdorfer Meisterschaft mitmischen zu können, erklärt Mücke.

Nur mit absolut scharfer Säge an den Start gehen

Das Wichtigste sei, seine Kettensäge für den Wettbewerb genau zu justieren. Jeder Kettenzahn müsse absolut scharf sein. Andernfalls könne man im Konzert der Kettensägen-Künstler nicht mithalten, weil man einfach Zeit verliere, erklärte er. Und jeder Aktive setze auf seine Geheimmischung aus dem unterschiedlichen Werkzeugangebot an verschiedenen Ketten, die man aufziehen könne.

Mückes Turnier ist eins von insgesamt 13 deutschlandweit ausgetragenen Qualifikationswettbewerben für die Deutschen Meisterschaften. Dieses Jahr findet diese im September im sächsischen Gelenau statt. Um dort sicher dabei sein zu können, müsse man laut Mücke so ein Qualifikationsturnier gewinnen.

Die mehr als 20 Heinersdorfer Starter kommen aus ganz Deutschland. Ein Teilnehmer aus Hoppegarten wird am Wochenende die Brandenburger Farben auf dem Turnier hochhalten. Ob er an Veranstalter Christian Mücke heranreicht, werde man sehen. Der gelernte Tischler Mücke hatte sich im vergangenen Jahr für die Deutschen Meisterschaften qualifiziert und ist Siebter geworden. "Ja, wir Brandenburger haben schon ein Händchen fürs Speedcarving", sagt er. Mücke drücke dem Starter aus Hoppegarten jedenfalls die Daumen.

Los geht es laut Mücke am Samstagnachmittag (15 Uhr) mit dem ersten Wertungslauf. Am Sonntag folgt dann der Zweite. "Eine Jury bewertet dann die abgelieferten Arbeiten und bepunktet sie", so Mücke. Der Speedcarver, der am Saubersten und künstlerisch Wertvollsten unterwegs war, werde siegen.

Deutsche Szene wächst

Laut Christian Mücke wachse die deutsche Szene der Kettensägen-Künstler kräftig. Der Verein Deutsche Speedcarving Meisterschaft schätzt, dass 200 neue Leute pro Jahr dazukommen. Hochprofessionelle Künstler gebe es aber nur wenige.

Deutsche Hochburgen findet man laut Verein sonst in Sachsen, Thüringen und Bayern. Weltweit betrachtet ist der künstlerisch angehauchte Sport in der Slowakei und in den USA beliebt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 10.06.2023, 09:30 Uhr

Nächster Artikel