PCK-Raffinerie bald ohne russisches Öl - Schwedter Bürgermeisterin setzt Hoffnung auf Grüne Energie

Die PCK-Raffinerie und die ganze Region sehen sich einem strukturveränderten Wandel gegenüber. Geht es nach dem Willen der Politik, soll verstärkt auf Grüne Energie gesetzt werden. Annekathrin Hoppe hat dazu bei Firmen die Möglichkeiten ausgelotet.
Der Industriestandort Schwedt (Uckermark) muss sich angesichts des zum Jahreswechsel beginnenden Öl-Embargos gegen Russland neu erfinden. So soll sich die PCK-Raffinerie möglichst schnell und nachhaltig umstrukturieren - wenn es nach dem Willen der Politik geht. Um den Transformationsprozess zu meistern, möchte Schwedts Bürgermeisterin Annekathrin Hoppe die Unterstützung umliegender Firmen nutzen. Dazu besuchte die SPD-Politikerin in den vergangenen Tagen die Niederlassungen von Verbio und Enertrag.
325 Millionen Euro Fördermittel
Hoppe, noch nicht einmal ein Jahr im Amt der Bürgermeisterin, sieht sich plötzlich in einer riesigen Verantwortung. 325 Millionen Euro Fördermittel des Bundes stehen ihr in den nächsten Jahren zur Verfügung, um den Wandel der PCK zu organisieren. "So würde ich sagen, dass es sich in etwa die Waage hält. Also die Sorge um die Arbeitsplätze hier vor Ort, um den Industriestandort hier vor Ort und die Zuversicht, dass wir aber den Transformationsprozess gut meistern werden", sagt sie im Gespräch mit dem rbb.
Für den Wandel des PCK in Richtung Grüner Energie benötigt sie jedoch Unterstützung. Diese könnte sie sich unter anderem von Verbio vorstellen. Die Bioenergie-Firma ist bereits mit einer Niederlassung auf dem Gelände der Raffinerie vertreten. Rund 400 Mitarbeiter stellen dort Biokraftstoffe und Biomethan her. Dazu werde Stroh und Getreide verarbeitet, das nicht mehr als Lebens- oder Futtermittel genutzt werden könne.
Schon jetzt könne das Unternehmen im Notfall die Wärmeversorgung von und für Schwedt sichern, sagt der Produktionschef und künftige Geschäftsführer der Verbio GmbH Schwedt, Sebastian Henne. Bislang sorgt dafür noch die PCK. Doch in spätestens zehn Wochen wird der Raffinerie buchstäblich der Hahn zugedreht. Eine Ersatzversorgung ist bislang noch nicht komplett gesichert. "Wir haben jetzt alle Möglichkeiten, das für Schwedt Beste daraus zu machen", sagt Henne während des Besuchs der Bürgermeisterin. Er freue sich, bei diesem Wandel dabei sein zu können.
Wasserstoff aus Windenergie
30 Kilometer weiter in Prenzlau findet Hoppe einen weiteren potenziellen Unterstützer für den Wandel. Die Firma Enertrag betreibt in der Kreisstadt ein Demonstrationskraftwerk für Wasserstoff, der aus Windenergie gewonnen wird – sprich Grüne Energie. Der Wasserstoff könnte künftig Ausgangspunkt für neue Flugzeugtreibstoffe sein oder über die Eugal Gasleitung verteilt werden, wie es von dem Unternehmen heißt.
Firmenchef Jörg Müller könnte sich auch größere Anlagen vorstellen: "Das müsste man sich jetzt in der ersten Ausbaustufe für Schwedt ungefähr 70-mal so groß vorstellen", sagt Müller, als er beim Vorort-Termin von Hoppe vor einem Wasserstofftank steht. Die Bürgermeisterin interessiert sich dafür, inwiefern ein solcher Ausbau durch Fördermittel beschleunigt werden könnte. Da gibt sich Müller realistisch: "Also aus 30 Jahren Umbauphase kann man vielleicht zehn machen, aber viel mehr geht nicht."
Hoppe will Team im Rathaus verstärken
Annekathrin Hoppe ist dennoch etwas zuversichtlicher als noch vor ein paar Wochen, dass der Übergang gelingt. "Ich glaube schon, dass wir mit diesen beiden Technologien, dass wir den Transformationsprozess hier in der Region hinbekommen", sagt die Bürgermeisterin nach ihrer Firmentour.
Um die Verfahren beschleunigen und die ihr zur Verfügung stehenden Fördermittel gezielt abrufen zu können, möchte Hoppe ihr Team im Rathaus personell verstärken.
Sendung: Antenne Brandenburg, 18.10.2022, 14:40 Uhr
Mit Material von Fred Pilarski und Riccardo Wittig