Höhere Energiekosten in Berlin - Gaspreis: Gasag verdoppelt Preise in der Grundversorgung
Auch wenn sich die Lage an den Großhandelsmärkten zuletzt etwas beruhigt hat: Die Preise für Erdgas liegen noch immer weit über normal. Die Gasag, Berlins Grundversorger, erhöht deshalb zum Jahresbeginn kräftig die Preise. Von Franziska Ritter
Berliner, die sich in der Grundversorgung der Gasag befinden, müssen für Gas künftig sehr viel tiefer in ihre Taschen greifen. Der Energieversorger verlangt ab dem Jahreswechsel einen um 9,62 Cent pro Kilowattstunde höheren Arbeitspreis. Zum Vergleich: Bislang zahlen private Haushalte gut zehn Cent pro Kilowattstunde plus Grundpreis. Dieser Grundpreis wird nach Aussage der Gasag beibehalten.
Auf einen durchschnittlichen Berliner Haushalt, der im Jahr rund 12.000 Kilowattstunden Gas verbraucht, kämen dadurch zusätzliche Kosten von rund 96 Euro im Monat zu, heißt es von der Gasag. Allerdings ist in diesen Betrag noch nicht der Gaspreisdeckel eingerechnet, der nach den Plänen der Bundesregierung ab März 2023 gelten soll.
Mehrkosten von fast 50 Prozent – trotz Gaspreisdeckel
"Wenn wir unterstellen, dass die Gaspreisbremse kommt und anteilig fürs nächste Jahr wirkt, dann wird es ungefähr 48 Prozent teurer", rechnet Gasag-Vertriebsvorstand Matthias Trunk vor. "Das ist für ein kleines Einfamilienhaus mit einem Gasverbrauch von 20.000 Kilowattstunden etwa ein Monatsbetrag von 90 Euro."
Um die Energiekosten zu dämpfen, sollen private Gasabnehmer nach den Plänen der Bundesregierung ab März 2023 maximal 12 Cent pro Kilowattstunde zahlen – zumindest für 80 Prozent ihres Vorjahresverbrauchs. Wer Energie einspart, könne die persönliche Belastung weiter signifikant senken, heißt es in einer Pressemitteilung des Gasversorgers.
Sinkende Marktpreise wirken sich nicht auf Kundenpreise aus
Die Gasag begründet die Preiserhöhung mit den weiterhin hohen Preisen für Erdgas an den Großhandelsmärkten. Für Energielieferungen in den kommenden Monaten lägen sie noch immer fünf Mal so hoch wie 2021. Weil die Temperaturen im Oktober ungewöhnlich warm waren und die Haushalte Energie eingespart haben, sind die Preise für kurzfristig gehandelte Energiemengen an den Spotmärkten zwar gesunken, räumt Matthias Trunk ein. "Das ist aber Gas, was wir nicht einspeichern können, weil die Speicher voll sind. Entsprechend hilft uns das leider überhaupt nicht." Er rechnet damit, dass sich die Gaspreise ab dem Jahr 2024 wieder normalisieren könnten.
Im Dezember keine Abschlagszahlung fällig
Um Gas- und Fernwärmekunden vorübergehend zu entlasten, hat die Bundespolitik eine Soforthilfe beschlossen. Im Dezember übernimmt der Staat die Abschlagszahlungen für Privatkunden. Die Gasag wird in diesem Monat also kein Geld abbuchen, erklärt der Vertriebsvorstand. Wer seine Abschläge an den Energieversorger überweist, braucht das im Dezember nicht zu tun.
Anders sieht es bei Mietern aus, die nicht direkt Kunden der Gasag sind. Matthias Trunk rät ihnen bei ihrem Vermieter nachzufragen, wie die Ersparnis weitergereicht wird. Spätestens mit der Jahresabrechnung der Nebenkosten muss der Betrag berücksichtigt werden.
Ratenzahlungen oder Stundungen vereinbaren
Trotz Entlastungsmaßnahmen wird es Kunden geben, die wegen der steigenden Energiekosten in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Sie können Ratenzahlungen oder eine vorübergehende Stundung ihrer Energierechnung vereinbaren, betont die Gasag. Matthias Trunk: "Unsere große Bitte ist, dass all diejenigen, die da Schwierigkeiten haben, es mit uns besprechen. Kommen Sie bitte auf uns zu, melden Sie sich und wir sind sehr zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden."
Anlaufstelle für Gasag-Kunden ist das Kundencenter des Energieversorgers auf dem Euref-Campus in Schöneberg, das Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr geöffnet ist. Im Energiesparladen der Gasag am Hackeschen Markt kann man sich von Mittwoch bis Samstag zwischen 12 und 19 Uhr beraten lassen. Eine gestiegene Zahl an Gassperren verzeichnet der Energieversorger bislang nicht. Von Januar bis Oktober dieses Jahres wurde nach Angaben der Gasag rund 1.000 Haushalten das Gas abgedreht.
Deutschlands Gasspeicher zu 100 Prozent voll
Die Gasag ist nicht das einzige Energieunternehmen, das seine Preise stark erhöht. Erst vergangene Woche hatte das ostdeutsche Unternehmen Enviam angekündigt, seine Kunden ab Januar deutlich stärker zu belasten.
Nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa sind in den vergangenen Wochen die Preise für Erdgas stark angestiegen. Grund dafür ist, dass Russland seine Lieferungen seit dem Sommer massiv verringert hat. Zuvor hatten viele EU-Staaten angekündigt weniger russisches Gas zu beziehen, als Reaktion auf Moskaus Überfall auf die Ukraine.
Am Dienstag hatte die Bundesnetzagentur mitgeteilt, dass es trotz der verknappten Liefermengen gelungen sei, die deutschen Gasspeicher zu füllen [tagesschau.de]. Sie seien nun zu 100 Prozent voll.
Sendung: rbb24 Inforadio, 16.11.2022, 12 Uhr
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