Dezemberrechnung und Preisbremse - Gas, Strom, Fernwärme - so sollen Mieter und Eigentümer entlastet werden

Do 03.11.22 | 19:05 Uhr
  36
Archivbild: «Gaspreisbremse nach Ende der Heizperiode?» steht auf dem Schild einer Teilnehmerin einer Demonstration auf dem Schlossplatz geschrieben. (Quelle: dpa/C. Schmidt)
Audio: Radio1 Verbrauchertipp | 04.11.2022 | Julia Menger und Kerstin Hermes | Bild: dpa/C. Schmidt

Zur Entlastung von hohen Energiekosten gibt es für Gaskunden im Dezember eine Einmalzahlung. 2023 sollen zusätzlich die Preise für Strom und Gas gedeckelt werden. rbb|24 erläutert, was das für Bürger und kleine Unternehmen konkret heißt.

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine bestimmt die weltpolitische Lage, die Energiepreise steigen weiterhin, die Inflation hält an. Bund und Länder wollen daher mit einer Strom- und Gaspreisbremse in den kommenden Monaten den privaten Haushalten unter die Arme greifen. Die Maßnahmen beinhalten im Kern drei Punkte: eine Soforthilfe für den Monat Dezember, eine Teildeckelung der Gaspreise sowie eine Subventionierung beim Stromverbrauch.

Gas- und Fernwärmekosten im Dezember:

Bereits im Dezember soll es erste Entlastungen geben - spürbar werden sie aber nicht für alle Bürger gleichzeitig. Der Staat übernimmt den Dezemberabschlag der Gasrechnung, die Versorger bekommen ihr Geld vom Staat. In der Praxis bedeutet dies für Kunden: Bei monatlichen Einzelüberweisungen kann diese im Dezember entfallen. Wird trotzdem überweisen, bekommen die Kunden das geld über Gutschrift oder Verrechnung zurück. Bei einer erteilten Einzugsermächtigung, ist nichts weiter zu tun, denn der Lieferant ist in der Pflicht.

Werden die Kosten für Gas aber über die Nebenkosten abgerechnet, also durch eine zwischengeschaltete Hausverwaltung oder den Vermieter, wird die Einmalzahlung erst mit der nächsten Jahresabrechnung spürbar, die als Gutschrift abgerechnet wird. Allerdings kann das dauern: Vermieter haben ein Jahr Zeit, um die Abrechnung zu erstellen. Wie hoch die Entlastung tatsächlich ist, erfahren Mieter im ungünstigsten Fall erst im Dezember 2023. Immerhin: Vermieter müssen schon in diesem Dezember über die geschätzte Gutschrift informieren.

Auch wer mit Fernwärme heizt, wird finanziell entlastet. Bei Fernwärme-Kunden soll der Betrag der September-Rechnung mit einem Zuschlag verrechnet werden, der die Preissteigerungen bis Dezember berücksichtigt. In Berlin werden etwa 37 Prozent der Wohnungen mit Gas beheizt [berliner-mieterverein.de] und 43 Prozent mit Fernwärme.

Trotzdem gilt weiterhin: Sparen lohnt sich. Denn die Höhe der Entlastung wird errechnet auf der Grundlage von einem Zwölftel des Jahresverbrauchs, den der Lieferant für die sogenannte Entnahmestelle im September 2022 prognostiziert hatte, sowie des Gaspreises vom Dezember. So sollen die zum Jahresende teils deutlich gestiegenen Preise mit berücksichtigt werden. Wer am Jahresende also sehr viel heizt, könnte doch noch draufzahlen müssen.

Gaspreisbremse:

Zudem soll im kommenden Jahr der Gaspreis für einen bestimmten Verbrauch gedeckelt werden - die sogenannte Gaspreisbremse. Greifen könnte sie ab März 2023 - vielleicht aber auch rückwirkend zum 1. Februar.

Gaspreisbremse bedeutet, dass 80 Prozent des Verbrauchs nicht mehr als zwölf Cent pro Kilowattstunde kosten dürfen - nur der Rest kostet dann so viel wie auch der Gasliefervertrag vorsieht. Bei Fernwärme gelten 9,5 Cent pro Kilowattstunde.

Die Verbraucherzentrale Berlin weist daraufhin, dass die Gaspreisbremse und die Wärmepreisbremse (Fernwärme) bis mindestens Ende April 2024 gelten sollen. [verbraucherzentrale.de]

Für die Industrie greift die Gaspreisbremse bereits ab Januar - die Unternehmen sind dafür von der Dezember-Einmalzahlung ausgeschlossen. Dabei sollen für ein Gas-Grundkontingent von 70 Prozent des "historischen" Verbrauchs der Unternehmen die Gaskosten auf sieben Cent pro Kilowattstunde reduziert werden.

Strompreisbremse:

Schon zum 1. Januar hingegen kommt die Strompreisbremse. Haushalte und kleinere Firmen sollen dann analog zur Gas- und Fernwärmepreisbremse entlastet werden - mit einem Strompreis von maximal 40 Cent pro Kilowattstunde für ein Grundkontingent von 80 Prozent der Jahresverbrauchsprognose. Der Rest kostet so viel wie im Liefervertrag vereinbart ist.

Bei Industrieunternehmen werden die Strompreise bei 13 Cent für 70 Prozent des Vorjahresverbrauchs gedeckelt.

Wie ist die Entlastung zu bewerten?

Mit Blick auf die aktuellen Gaspreise ist die geplante Deckelung von zwölf Cent pro Kilowattstunde ein guter Deal für Verbraucherinnen und Verbraucher. Laut Vergleichsportal Verivox kostet eine Kilowattstunde Gas Neukunden derzeit im Durchschnitt 20,9 Cent [verivox.de]. Laut der Verbraucherzentrale Brandenburg lag der Preis vor dem Ukraine-Konflikt bei durchschnittlich vier bis sechs Cent pro Kilowattstunde. Allerdings heißt das auch: Wer derzeit noch weniger als zwölf Cent pro Kilowattstunde zahlt, wird keine Vorteile von der Gaspreisbremse haben.

Ein entsprechendes Bild zeigt sich auch beim Strompreis. Aktuell kostet die Kilowattstunde Strom bei einem Neuvertrag 55 bis 65 Cent - die Deckelung auf 40 Prozent ist also eine Entlastung. Laut der Verbraucherzentrale Brandenburg lagen die Kosten vor der Krise allerdings noch bei etwa 20 bis 30 Cent pro Kilowattstunde.

Auch bei Strom und Gas gilt weiterhin: Sparen lohnt sich, da die Deckelung immer nur bis zu einem Grundkontingent von 80 Prozent reicht. Jedes weitere Prozent wird voll abgerechnet. Die Bundesregierung will so sicherstellen, dass die Bürgerinnen und Bürger weiterhin sparsam mit Gas und Strom umgehen.

Welche Kritik gibt es?

Gasversorger verweisen darauf, dass eine Preisdeckelung vor März 2023 wegen der Anpassungen für viele Millionen Kunden nicht zu schaffen sei. Auch die Energiewirtschaft gibt zu bedenken, dass die Einführung zum Jahreswechsel kaum zu schaffen sei. Es handle sich um ein "komplexes System" mit 40 Millionen Haushalten und vielen verschiedenen Tarifen. Unklar ist auch noch, wie die Deckelung konkret abgerechnet wird. Eine Möglichkeit wäre eine Gutschrift in Form einer Prämie auf den normalen Preis, den die Kunden zahlen.

Die Kommentarfunktion wurde am 04.11.2022 um 14:02 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

36 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 36.

    Aber Pellets und Öl kaufe ich doch nicht kontinuierlich, sondern 1 max 2x pro Jahr. Da waren die Preise im Sommer doch bestimmt ganz andere.

  2. 35.

    Aus dem Artikel wird nicht ersichtlich,ob die Versorger durch die Preisbremsen nicht mehr verlangen dürfen oder der Staat die Differenz der Kosten übernimmt.

    Keiner sollte vergessen,dass die Preisbremsen erst bei dem ungefähr doppelten davor geltenden Preis greifen und auch die Übernahme von einem Zwölftel der Kosten nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist.

    Dazu sollte man sich immer vor Augen führen,dass die Helfer die ganze Misere erst angerichtet haben.

  3. 34.

    Öl- und Gastanks werden nicht permanent, sondern zu bestimmten Zeitpunkten befüllt. Wenn der Preis da wirklich hoch war, gibt es den Härtefallfonds doch bereits. Also ist das geregelt.

  4. 33.

    Die steuerliche Förderung der E-Mobilität ist die größte Sauerei, die mir bisher untergekommen ist. Es handelt sich um ein schlichtes Konjunkturprogramm für die Automobilwirtdchaft, wenn auch Hybridfahrzeuge gefördert werden, ohne jemals auch nur 1km elektrisch gefahren zu sein. Man sollte beim Thema Nachhaltigkeit den Ressourcenverbrauch für die Herstellung eines E-Autos mit einberechnen, dann sieht die Klimabilanz plötzlich ganz anders aus.

  5. 32.

    Man könnte es den Menschen so leicht über die Mehrwertsteuer auf Energie zurück geben und müsste nur Preisobergrenzen für die Gasversorger festschreiben.

  6. 31.

    Was Sie vorschlagen ist asozial! Nicht alle Menschen können sich eine neue Heizung leisten. Gerade Senioren, die ihre Immobilie im Alter nur noch abwohnen können doch hier nicht durch ihre Vorschläge im kalten von der Gesellschaft sitzen gelassen werden. Die verbrauchen halt mitunter mit ihrer älteren Heizung oder dem schlecht gekämmte Haus mehr Energie, nicht weil sie wollen, sondern weil die Umstände so sind wie sie sind.

  7. 29.

    Verfehlte Ampel-Politik : Reiche, sehr-gut-Verdienende und private Gas-Energie-Viel-Verbraucher, in der vorliegenden Weise , "entlasten".
    Für Privathaushalte sollte ein G-E-Kontingent zu günstigerem Preis ermittelt bzw. festgelegt werden. Mehr-Verbrauch ist teurer. Unabhängig v. G-E-Verbrauch d. Vor-Jahres! Das motiviert Vielverbraucher zum Sparen. Ab einem bestimmten Einkommen u. Vermögen, sind staatliche "Entlastungen" unsozial. Dieses Geld wird an anderer Stelle dringend zum Leben gebraucht

  8. 28.

    Die Ausaage der Gasversorger empfinde ich mehr als Ausrede, das die Umsetzung nicht schon ab Januar möglich wäre. Die wie folgt ist “Es handle sich um ein "komplexes System" mit 40 Millionen Haushalten und vielen verschiedenen Tarifen.“.

    Was haben die unterschiedlichen Tarife damit zu tun, wenn der Preis festgesetzt ist? Ist vielleicht vereinfacht gedacht, aber so einfach ist dies auch umzusetzen.

  9. 27.

    Wegen der hohen Steuer empfehle ich Umstieg auf Elektroauto da hast du zehn Jahre keine Steuer und die Strompreise werden da jetzt auch gedeckelt

  10. 26.

    Ich dachte ich spinne, als ich heute gewagt habe einzukaufen. Die Gaspreise sinken, Hilfen sind beschlossen, aber der Handel macht es wie die Ölbranche, erhöht noch mal schnell die schon erhöhten Preise um die Hilfen nicht weiter geben zu müssen.

  11. 25.

    1000 Liter Heizöl 1600€, 1000 Kg Pellets 850€ . Ich habe mir vor 2 Jahren als alternative ein Pelletsofen im wohnzimmer eingebaut. Es ist unfassbar wie Wir Ölheizung/Pelletsheizung jetzt abgestraft werden! Damit nicht genug, ich bezahle fast 500€ Steuern für mein Diesel-Kfz um vergünstigt Tanken zu fahren.

  12. 23.

    ....
    reg dich doch nicht auf - Uns Olaf hat doch gesagt niemand wird alleine gelassen... (bin übrigens auch Ölkunde und habe mal gerade eben 2000,-€ mehr ausgeben dürfen, als letztes Jahr ist ja nichts wenn man Alleinverdiener ist... man hat´s ja....Heizung soll ich auch ersetzen , am besten mit Gas - muss ich noch mehr sagen????)

  13. 22.

    Sie als Rentnerin werden ihre Entlastung - wie sie seit langem angekündigt ist - im Dezember erhalten. Vielleicht einfach mal öfters die Nachrichten lesen oder sich auf dieser Website hier umschauen. Internet scheinen Sie ja zu haben.

  14. 21.

    So siehts aus. Im Rhein-Main-Gebiet kostet 1 Liter Heizöl seit Monaten zwischen ca. 1,48 - 1,68 €/l. Das ist fast 3 x so viel, wie im Sommer 2021!!! Bei 1000 ltr. macht das ca. 1000 € !!! Mehrkosten. Wer hilft uns Heizöl Kunden bei diesen massiven Mehrkosten???

  15. 20.

    In dem Haus in dem wir wohnen gibt es schon lange eine ÖLHEIZUNG vom Besitzer eingebaut vor vielen vielen Jahren.
    Sollen wir jetzt darunter leiden ODER warum wird kein Wort von einer ÖLPREISBREMSE gesagt von den Politikern, die mit stolzgeschwellter Brust ALLE MÖGLICHEN Preisbremsen aufgezählt haben.

    WARUM EIGENTLICH NICHT???

  16. 19.

    Hallo Berlinerin,
    Sie haben völlig recht, von den hohen Preisen für Öl spricht man nicht.

    Die Frage ist:
    WARUM NICHT !
    ODER sollen die, die mit Öl heizen MÜSSEN weil es im Haus so vorgesehen ist, die ZECHE ZAHLEN??

  17. 18.

    Das Paket ist, wie so viele Dinge, mit heißer Nadel gestrickt und belegt wieder einmal die fehlende Kompetenz unsere Vertreter. Man hat nicht nur die Ölkunden vergessen, sondern auch diejenigen die mit Flüssiggas oder Pellet’s heizen. Es sitzen zahlreiche Leute in irgendwelchen Ausschüssen über 700 Leute hocken im Bundestag und dann solche Ergebnisse. Unfähigkeit lässt grüßen.

Nächster Artikel