Tarifstreit im öffentlichen Dienst - Gewerkschaften drohen mit Ausweitung der Warnstreiks

Do 23.02.23 | 21:23 Uhr
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Mitglieder der Gewerkschaft der Polizei GdP demonstrieren bei einer Protestaktion der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi vor dem Kongresshotel vor Beginn einer weiteren Runde der Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst. (Quelle: dpa)
Audio: rbb24 Inforadio | 23.02.2023 | Karsten Steinmetz | Bild: dpa

In den Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst zeichnet sich keine Einigung ab. Die Arbeitgeber legten am Donnerstag zum Ende der zweiten Verhandlungsrunde in Potsdam zwar ein Angebot vor, die Gewerkschaften wiesen dieses aber umgehend zurück. Verdi und der Beamtenbund dbb kündigten eine Ausweitung der Warnstreiks an, sollte nicht nachgebessert werden.

Das Angebot von Bund und Kommunen umfasst unter anderem eine Entgelterhöhung von insgesamt fünf Prozent in zwei Schritten und Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2.500 Euro. Außerdem soll das sogenannte Weihnachtsgeld für alle Beschäftigten angehoben werden. "Dieses Angebot ist Ausdruck des Respekts", sagte Innenministerin Nancy Faeser (SPD).

"Grenze des Machbaren" kontra "Schippe drauflegen"

Der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände zufolge geht das Angebot an "die Grenze des Machbaren". "So ergibt sich allein aus dem Inflationsausgleichsgeld und der Entgelterhöhung beispielsweise für einen Müllwerker ein Plus von etwas mehr als 12 Prozent", sagte der Vorstandsvorsitzende Wolf-Rüdiger Michel.

Die Gewerkschaft Verdi lehnte das Angebot ab. "Wenn wir davon ausgehen müssen, dass das Angebot so bleibt, dann wird es sowohl in Bezug auf die Dauer von Warnstreiktagen als auch die Zahl der betroffenen Bereiche eine Ausweitung geben bis zum dritten Verhandlungstermin", sagte Verdi-Chef Frank Werneke. Offenbar hätten die zurückliegenden Aktionen und Proteste nicht ausgereicht, um die Arbeitgeber zum Umdenken zu veranlassen. "Dann werden wir eine Schippe drauflegen", betonte Werneke.

Der Bundesvorsitzende des Beamtenbundes, Ulrich Silberbach, warnte: "Was wir an erster Reaktion aus der Verhandlungskommission schon bekommen haben, zeigt, dass der Unmut groß ist." Daher müsse dieser Unmut weiter auf die Straße gebracht werden.

Arbeitskampf in Schwedt und Brandenburg an der Havel

Am Donnerstag war insbesondere Brandenburg von Warnstreiks im öffentlichen Dienst betroffen. Die Gewerkschaft Verdi hatte Mitarbeiter der Kreisverwaltung Uckermark, der Stadtverwaltung Prenzlau und der Stadtverwaltung Schwedt am Donnerstag erneut zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen.

In Brandenburg an der Havel waren Beschäftigte der Universitätsklinik Brandenburg, der Kreisverwaltungen Havelland und Potsdam-Mittelmark, der Stadt Brandenburg, des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Spree-Havel und der Brawag aufgerufen, die Arbeit niederzulegen.

Nächste Verhandlungsrunde Ende März

Verdi und der dbb fordern 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Die Arbeitgeberseite hatte die Forderungen als "nicht leistbar" abgelehnt.

Die Verhandlungen betreffen unter anderem Erzieherinnen, Krankenschwestern, Busfahrer, Altenpflegerinnen, Feuerwehrleute, Müllwerker und etliche andere Berufe, die beim Bund oder in Kommunen beschäftigt sind. Für die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen der Länder gilt ein eigenständiger Tarifvertrag. Die dritte Tarifrunde ist für den 27. bis 29. März erneut in Potsdam geplant.

Sendung: rbb24 Inforadio, 23.02.2023, 20:00 Uhr

58 Kommentare

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  1. 58.

    Ich glaube, die Leute sehen, welche Summen bei den oberen 10.000 unterwegs sind.
    Würde man dort den ganz großen Verzicht selbst vorleben, dann würden auch die Geringverdiener bereit sein, sich einzuschränken.
    Man könnte auch die Steuern für Geringverdiener deutlich senken.
    Dann verlangen die auch keine Lohnerhöhung.

  2. 57.

    Das muss ver.di wissen, was sie unterschreibt.
    Aber es kann nicht sein, dass bei allen Wunschprojekten der Parteien gesagt wird, wir seien ein reiches Land und alles kein Problem - aber bei Lohnforderungen heißt es: nicht finanzierbar.
    Fahren Sie mal durch Berlin!
    Es gibt einige Ecken, da gedeiht riesiger Reichtum.
    Da fragt auch niemand, ob sich Deutschland den leisten kann.

  3. 56.

    Man könnte auch die Löhne durch Einsparungen finanzieren.
    Dann wird auch die Inflation nicht angeheizt.
    Soll ich Ihnen Sparvorschläge machen?

  4. 55.

    Vor allen Dingen wurde im 1. Lockdown wie wild geklatscht am Fenster für die Pflegekräfte.
    Weil sie sich einem potentiell tödlichem Virus aussetzten.
    Aber war ja klar: War offenbar alles nur Show und Getue in der Not.

  5. 54.

    Massive Kritik an den Gewerkschaften ist angebracht, denn sie haben das Augenmaß verloren und sorgen noch durch hohe Abschlüsse dafür. dass die Inflation angekurbelt wird

    Die Arbeitgeber haben ein gutes Angebot auf den Tisch gelegt. Was bieten die Arbeitnehmer an? Was soll so einen hohen Abschluss rechtfertigen?

    Letztlich bekommen die Mitarbeiter etwas mehr Geld. müssen dafür aber mehr arbeiten. Denn Stellen werden abgebaut werden um die Kosten gegenfinanzieren. Anders geht's nicht

  6. 53.

    Eigentlich haben nur Rentner, behinderte Menschen und Empfänger von Sozialleistungen extrem viel mehr Geld verdient

    Durch die unnormal hohen Anschlüsse der letzten Zeit wird durch die Lohn Preis Spirale die Inflation angekurbelt.

    Und diese trifft besonders die genannten Personengruppen. Das Angebot der Arbeitgeber ist okay und annehmbar.

    Anstatt die Arbeitnehmer zu belohnen, sollten erstmal Rentner, behinderte Menschen und Empfänger von Sozialleistungen vernünftig versorgt werden.

  7. 52.

    Leute,Leute
    Was ist mit euch den los
    Hier wird auf die Gewerkschaft geschimpft was das Zeug hält
    Verdi setzt sich für die Arbeitnehmer ( Krankenpfleger, müllmänner, Altenpflegerinnen usw) ein
    Haben die nicht mal ein Lohnplus verdient ?
    Ich glaube schon das die Angestellten des ÖD wissen das es ein Kompromiss geben wird der für beide Seiten akzeptabel sein wird
    Das Angebot gestern ist schon sehr niedrig, alleine schon wegen der langen Laufzeit

  8. 51.

    Die Arbeitgeber hätten auch bei einer Forderung von 5 Prozent
    ihr Angebot deutlich niedriger als die Forderung gemacht und gejammert es ist nicht leistbar
    Typisches Verhalten der Arbeitgeber
    Es geht aber auch um Laufzeiten
    200 Euro Brutto in 27 Monaten ist ein Witz und da wird Verdi erst garnicht drüber verhandeln

  9. 50.

    Lorenzo, wenn Sie etwas mehr Ahnung hätten, würden Sie wissen. dass die Höhe des BürGkeinen Einfluss auf die Bereitschaft zur Arbeit hat.

    Letztlich lässt sich der Regelsatz genau berechnen.

    Wissenschaftler haben errechnet, dass die Belastung für einen single im LSt 1 von etwa 50% auf 70 % steigen muss um die zukünftigen Ausgaben zu finanzieren

    2025 steht die DRV vor einem Kollaps. Dann reichen Einnahmen, Rücklagen & die jährlich steigenden Bundeszuschüsse nicht aus um die Ausgaben zu decken.

  10. 49.

    Erleichterung für Geringverdiener?

    Seien Sie realistisch: schon allein durch die Alterspyramide gibt's immer weniger Steuerzahler.

    Diese müssen aber immer höhere Ausgaben stemmen

    Dazu kommt. dass die Beiträge zur SV steigen werden. 17 Mrd Eur Verlust müssen ausgeglichen werden. Experten gehen davon aus. dass allein der Umbau der Pflegeversicherung vonTeilkasko in Vollkasko die Beiträge verdreifacht.

    Und diese Belastungen treffen auch Geringverdiener

  11. 48.

    Sind Sie so naiv und denken. dass Verdi die Maximalforderung bekommt? Wenn sie die Hälfte bekommen, ist das schon ein guter Abschluss

    Letztlich steht auch in den Haushalten der Arbeitgeber auch in den kommenden Jahren nicht mehr Geld für Gehälter zur Verfügung

    Letztlich werden die Mitarbeiter im ÖD etwas mehr Geld bekommen und dafür aber mehr leisten müssen. Anders geht's nicht.

    Die Steuermehreinnahmen wurden für Rückstellungen benutzt. Das ist auch gut so

  12. 47.

    Bleiben Sie beim Thema. Die Höhe der Diäten hat nichts mit den Gehältern im öffentlichen Dienst zutun.

    Sachfremde Erwägungen helfen nicht

  13. 46.

    Lorenzo. so ist das aber immer.
    Mal ehrlich, 5% sind auch durchaus okay.

    Da in den Haushalten der Länder und Kommunen auch zukünftig nicht mehr Geld für die Gehälter zur Verfügung stehen wird, müssen hohen Anschlüsse gegenfinanziert werden. Entweder durch Stellenabbau durch Nichtbesetzung freier oder frei werdender Stellen oder durch Einstellung aller freiwilligen Aufgaben bei Kommunen oder Steuererhöhung

    Schauen Sie der Realität ins Auge.

    Verdi verhält sich taktisch unklug

  14. 45.

    Auch andere Gewerkschaften haben ihre Maximalforderung nicht durchbekommen. Wenn Verdi 200 Eur bekommt, ist das schon gut.

    Es heißt ja Tarifverhandlung und nicht Tariferpressung

  15. 43.

    Sie fragen, warum 500 Eur nicht leistbar sind?

    Die Gewerkschaft kann froh sein, wenn 200 Eur herauskommen. Ohne Einmalzahlung und Anhebung des Weihnachtsgeldes.

    Selbst Verdi sollte bekannt sein, dass man bei Tarifverhandlungen immer nachlassen muss.

    Wieso sollten 500 Eur für den ÖD leistbar sein, wenn angeblich 720 Eur zzgl Strom und Miete beim Bürgergeld angeblich nicht leistbar sind und behinderte Menschen immer noch nicht vernünftig versorgt werden?

  16. 41.

    Wollte schreiben das auch bei Bahn und Post die Forderungen gerechtfertigt sind

  17. 40.

    Endlich mal jemand der sieht, das dieses Angebot ungerecht ist und nicht annähernd das bedeutet, was die Angestellten besonders in den unteren Lohngruppen verdient hätten
    Auch die Laufzeit von 27 Monaten ist nicht zu Akzeptieren
    Genauso das die erste Erhöhung erst zum 1.10.23 geben soll ist für mich ein Witz
    Der alte Vertrag lief am 31.12.22 aus
    Das sich die Herren Politiker ständig ihre Diäten erhöhen, und das nicht nur 500 Euro, interessiert niemanden

  18. 39.

    Gilt das ganze auch bei Tarifverhandlungen bei der Bahn, Einzelhandel, Post usw. Ihrer Meinung auch
    Oder sind nur die Angestellten des ÖD die Deppen der Nation , wo auf angemessene Entlohnung verzichten sollen
    Wobei ich auch bei der Bahn und der Post als gerechtfertigt empfinde

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