Oder-Spree - Tesla startet "Road Show" für Anwohner zum geplanten Werksausbau

Di 02.01.24 | 18:47 Uhr
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02.01.2024, Grünheide: Ein Elektrofahrzeug von Tesla steht bei der Informationsveranstaltung «Road Show» auf dem Marktplatz. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 02.01.2024 | Nachrichten | Bild: dpa/Patrick Pleul

Der US-Autobauer Tesla will sein Werk in Oder-Spree deutlich erweitern. Mit dem Ziel, die Anwohner von den Plänen zu überzeugen, hat am Dienstag eine Werbetour durch die sechs Ortsteile von Grünheide begonnen.

  • Tesla hält fünf Infoveranstaltungen für Anwohner von Grünheide ab
  • Für den geplanten zusätzlichen Werksausbau sollen 100 Hektar Wald zugekauft werden
  • Umweltschützer sind gegen die Pläne
  • Die Gemeinde Grünheide wird eine Bürgerbefragung zu den zusätzlichen 100 Hektar durchführen

Mit einer Tour durch die sechs Ortsteile von Grünheide (Oder-Spree) will der US-Autobauer Tesla für den Ausbau seines Werkes werben. Ziel sei es, mit den Einwohnern ins Gespräch zu kommen, denn die geplante Erweiterung der sogenannten Giga-Factory ist umstritten, teilte die Gemeinde mit. Während der "Tesla-Road-Show" [gemeinde-gruenheide.de]" sollen Fragen zum Ausbau und der damit verbundenen Flächenerweiterung geklärt werden, heißt es weiter.

Die Serie von fünf Infoveranstaltungen für Anwohnerinnen und Anwohner begann am Dienstag in Grünheide. Weitere Stationen sind bis Freitag in Hangelsberg, Mönchswinkel, Kienbaum und Kagel (alles Oder-Spree) geplant.

Tesla sieht eine Verkehrsentlastung durch neuen Güterbahnhof

Tesla verfügt in Grünheide bereits über eine Fläche von 300 Hektar. Dort betreibt das Unternehmen die E-Auto-Fabrik. Zusätzlich sollen weitere 100 Hektar Wald östlich des bestehenden Geländes angekauft werden, um dort einen Güterbahnhof, Lagerflächen und Schulungsräume zu errichten. Diese Erweiterung muss die Gemeinde allerdings erst mit einem neuen Bebauungsplan erlauben.

"Wir sehen einen erheblichen Vorteil für die Region, wenn dem B-Plan für die Erweiterung zugestimmt würde", teilte eine Tesla-Sprecherin dem rbb mit. So könnten durch den Bau eines eigenen Güterbahnhofs mehr als 1.000 Lkw-Fahrten pro Tag eingespart und auf die Schiene verlagert werden. Zudem versicherte eine Unternehmenssprecherin, dass auf den zusätzlichen 100 Hektarn keine Prduktionsanlagen geplant seien und kein zusätzlicher Wasserverbrauch anfalle.

Tesla will ständige Bürgersprechstunde einrichten

Es gibt aber Proteste gegen die Pläne. Der Verein für Natur und Landschaft in Brandenburg - die Bürgerinitiative gegen Tesla - kritisiert zum Beispiel die Pläne zur Rodung von Wald. Dadurch entstehe weniger Frischluft. Die Be- und Entladung auf zusätzlichen Logistikflächen erhöhen aus Sicht des Vereins das Risiko des Austritts von Gefahrstoffen.

Auch daher hat der US-Autobauer die Einrichtung einer Bürgersprechstunde angekündigt. Immer donnerstags in der Zeit von 15:30 bis 17:30 Uhr soll diese in der Lobby der sogenannten Gigafabik stattfinden. Zudem sei am 14. Januar eine Infoveranstaltung an gleicher Stelle geplant, so die Unternehmenssprecherin weiter.

Ausbau soll bis Mitte des Jahres starten

Der US-Autobauer hatte Ende vergangenen Jahres erklärt, dass er im ersten Halbjahr 2024 mit dem Ausbau seiner Fabrik auf seinem Stammgelände in Grünheide starten wolle. So soll die Produktion in Grünheide von angepeilten 500.000 Autos im Jahr auf eine Million jährlich verdoppeln.

Das Unternehmen stellte für den Werksausbau Anträge auf eine umweltrechtliche Genehmigung beim Land Brandenburg. Tesla plant nach eigenen Angaben für den Ausbau keinen zusätzlichen Wasserverbrauch und geht nicht von Gefahren für das Grundwasser aus. Der Bebauungsplan für die Erweiterung steht aber noch aus.

Wie Tesla bereits verlautbaren ließ, soll die Erweiterung in mehreren Schritten erfolgen. Zunächst soll die schon bestehende Fabrikhalle modernisiert werden. Außerdem will das Unternehmen eine Wasserwiederaufbereitungsanlage bauen. In den kommenden Jahren sind unter anderem eine zweite Produktionshalle und eine Batterie-Recyclinganlage geplant.

Zudem soll der Bahnhof Fangschleuse näher an Tesla heranrücken. Für die Arbeiten zur Verlegung wurden bereits Bäume gefällt.

Neben Tesla-Road-Show will Grünheide Bürger befragen

Obwohl die Gemeindevertretung Grünheide bereits vor rund einem Jahr für die Aufstellung eines neuen Bebauungsplans gestimmt hat, muss über den Plan selbst aber noch entscheiden werden.

Hierfür bereitet die Gemeinde eine Bürgerbefragung vor. Dabei wird die Gemeindeverwaltung an alle Einwohner, die mindestens 16 Jahre alt sind, einen Brief mit folgender Frage schicken: "Sollen weitere 100 Hektar Wald (im Landschaftsschutzgebiet) in der Gemarkung Grünheide in eine Industriefläche BPlan 60 umgewandelt werden, die für Logistik, Lagerhaltung und Sozialgebäude genutzt werden?" Darauf können die Anwohner mit "Ja" oder "Nein" antworten. Das Votum der Bürgerbefragung ist für die Gemeindevertreter allerdings nicht bindend.

Region steht nicht geschlossen hinter Tesla

In der Region stößt Tesla aufgrund seiner Erweiterungspläne auf Widerstand. Mehrere Dutzend Menschen aus der Region, von denen einige in Grünheide leben, mobilisieren in der Bürgerinitiative Grünheide regelmäßig gegen die Tesla-Ansiedlung.

Zu den Demonstrationen der Initiative kamen in der Vergangenheit bis zu 300 Menschen. Bei der letzten Demonstration im Dezember 2023 demonstrierten nach rbb-Angaben etwa 100 Menschen.

Mit rund 1.070 Einwendungen für Erweiterungen auf dem bereits bestehenden Tesla-Areal wurden im Übrigen deutlich mehr eingereicht als zum ursprünglichen Genehmigungsantrag für das Werk. Unter anderem boykottierten Brandenburger Umweltverbände wie der Nabu und die Grüne Liga Ende Oktober einen Tesla-Erörterungstermin.

Die Grüne Liga hatte erklärt, dass wesentliche Inhalte der bis Mitte August ausgelegten Unterlagen ohne ausreichende Begründung geschwärzt wurden. Zudem – und das wiege schwerer - seien die Antragsunterlagen nach der Offenlegung im Juli und August mittlerweile zweimal geändert worden. Diese Änderungen lägen aber nur den Trägern öffentlicher Belange wie zum Beispiel dem Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) vor, sagt Geschäftsführer Michael Ganschow.

Sendung: radioeins, 03.01.2024, 06:50 Uhr

85 Kommentare

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  1. 85.

    Ich warte immer noch auf Ihren Bericht von Ihrer Erlebniswanderung aus dem Tesla-Gebiet, damit würden Sie sich selbst Lügen strafen. Was in einer Begründung steht oder Sie auf einen Waldfoto gesehen haben wollen, muss ja nicht die Realität sein.
    Gerhard hat einfach recht!
    Das Zauberwort: Inaugenscheinnahme!

  2. 84.

    Hallo Katapult jetzt trifft der Geschoßabpraller sie. Beantworten sie bitte meine Frage: Wenn sie wirklich der Meinung sind, dass Kiefernwälder so schlimm sind, wie sie schreiben, wieso setzen sie sich nicht dafür ein, dass ihre Vorstellungen von Wald in Freienbrink verwirklicht werden, indem der Waldumbau weiter forciert wird. Sie hätten doch sich dem Forst anbieten können, um Bäume zu pflanzen, meinetwegen auch Laubbäume. Ich gehe davon aus, da sind wir beide uns doch einig, dass Teslas Betonburg, in der wie in einer Hexenküche mit reichlich Gift hantiert, wird keine zu begrüßende Alternative zum Wald sind?

  3. 83.

    Sie wünschen Verteuerungen? Umgedreht ist es richtig: Die EE müssen günstiger sein. Ein riesen (!) Unterschied in der Einstellung und Herangehensweise. Und das Beste: Es ist mehrheitsfähig.
    Ob die Ansiedlung hier Preiseinfluss hat? Auf die Autos, auf den Strom, auf das Wasser? Letzteres sicher. Für die Nachbarn geht es rauf. Da ist die Bedeutung „nach oben“ in Brandenburg eine ganz andere als gedacht...

  4. 82.

    Das neue Foto des RBB überzeugt mich wiedermal.

    "Massenansturm" auf dem Markt in Grünheide wie im Juli 2023 in Hangelsberg, sehr übersichtlich, mehr schwarz als Bürger.

  5. 79.

    damit dann aus Grünheide endgültig Grauheide wird...mit der Erweiterung rückt Tesla dann sehr dicht an das NSG Löcknitztal heran und zum Schulcampus ist es dann auch nicht mehr weit

  6. 78.

    Tja, in der Begründung zum B-Plan 60 steht anderes. Ihre "Mischwälder" hatten Sie aber ja schon im Industriegebiet Freienbrink-Nord gesehen. Fotos haben aber bewiesen, dass dort eben auch nur mehrheitlich Nadelbäume, vornehmlich Kiefern angebaut worden sind. Selbst Unterholz war so gut wie nicht zu sehen gewesen, was Sie damit begründet hatten, dass das heimlich entfernt worden sein müsse. - und dann erst noch Ihre Coronela Phantastica, die außer Kryptozoologen niemand kennt.

  7. 77.

    Sie als als jemand der MIV generell ablehnt, unterschlagen, dass es in dem Diskussionsstrang um das Wasserschutzgebiet geht. Der Forst ist eben nicht ökologisch besonders wertvoll gewesen. 80% Kiefern und ein paar Fichten und Eichen zeugen nicht von einem Waldumbau. Immerhin gestehen Sie ein, dass es Neuauforstungen gibt. nogvier bestreitet das ja immer wieder. "Brandenburg hilft Tesla mit SED-Geld" schlagzeilte dazu n-tv im Sommer 2021. Dass das "mehrere Dutzend Menschen aus der Region" wurmt, ist nachvollziehbar.

  8. 76.

    Da schreit aber jemand ganz laut, der andere ebenso argumentativ versucht, madig zu machen, wer eine andere Meinung hat als Sie. Etwas mehr Respekt täte auch Ihnen gut. Gelle?

  9. 75.
    Antwort auf [Gerd] vom 03.01.2024 um 20:05

    Hier geht es um den Bebauungsplan, damit dort überhaupt erst ein Bahnhof errichtet werden darf. Im nächsten Schritt kommt dann vom Bauherren, das wäre Tesla, der Bauantrag bzw. ob der Größe des Vorhabens, der Planfeststellungsantrag. Da der Güterbahnhof keine öffentliche Infrastruktur ist, bezahlt den Tesla, kann dafür aber ggf. Fördermittel beantragen.

  10. 74.

    @ RBB

    Diese Verächtlichmachung von Mitgoristen ist ok?

    Noch dazu, da hier Herr Klink mehrere überprüfbar Tatsachenbehauptungen aufstellt.

    Das naturschutzfachliche Gutachten zu dem Gebiet widerspricht ihm klar und auch die rechtliche Situation wer für die Umwandlung/Ausgleichsmaßnahme aufkommen muss, ist klar geregelt in dem damaligen Verfahren.

  11. 73.

    Neumännchen dummdreist wie immer stellt Falschbehauptungen auf und wirft Herrn Paolo Giovanni vor, dass dieser dem Märchenerzähler Neumann nicht glaubt. Dieser unterschlägt selbst:

    1. dass es sich in Freienbrink um ein Landschatzschutzgebiet handelt,
    2. dass der Forst den von Tesla gerodeten Wald als ökologisch wertvoll eingestuft hat,
    3. dass es sich seit 2009 bei der gerodeten Waldfläche um ein sogenanntes Methusalem-Projekt handelte. Das bedeutet, vielen wertvollen Bäumen wurde damals laut Verordnung ein Gefällschutz garantiert,
    4. dass der alte Kiefernbestand auf dem Tesla-Gelände bereits im Zuge von früheren Kompensationsmaßnahmen großflächig mit Laubbäumen unterpflanzt worden war. Das bedeutet Tesla hat nicht nur den alten Waldbestand widerrehtlich gerodet, sondern gleichzeitig auch die früheren Ausgleichsmaßnahmen zunichtegemacht.
    5. Teslas angebliche Wideraufforstungsmaßnahmen wurden übrigens aus einem Topf ehemaligen DDR-Vermögens beglichen.

  12. 72.

    Man benötigt aber noch, die Nähe zum Osteuropäischen Arbeitsmarkt und da ist Ostbrandenburg natürlich Erste Wahl.
    Da spielt so ein bisschen Wald, dann plötzlich keine Rolle mehr, obwohl man solche Ansiedlungen auch auf Monokulturen der Landwirtschaft errichten könnte - aber dann meckert auch wieder, die Bauern-Lobby oder die Windkraft-Lobby oder die Photovoltaik-Lobby oder die Rotmilan- Lobby oder die Fledermaus-Lobby oder oder oder

  13. 71.

    Brandenburg hat so viele trockene Äcker und trockene Monokulturen - da dürfte doch noch genügend Platz für Gewerbe/Industrie/Arbeitsplätze in Brandenburg sein, statt immer nur Windräder/Solarfelder/Energiegewinnung.
    Die trockenen Äcker pflastert man mit Windparks und Solarfelder der Energie-Lobby zu und zum Schluss, muss man Wald für Arbeitsplätze opfern.
    Also- Wir stellen die Monokulturen der Agrarindustrie mit Windmühlen/Solarfelder voll und suchen danach Industrie-Flächen im Brandenburger Wald, den Wir danach wieder aufforsten müssen ???
    Man könnte vielleicht auch, Industrie und Gewerbe auf trockenem Ackerland an der A10 ansiedeln - statt dafür Wald zu zerstören und dann wieder aufzuforsten ?

  14. 70.

    Also entscheidend ist, wozu man die Plastik verwendet. Wir besitzen eine Plastebadewanne, in der wir schon vor 30 Jahren unsere Kinder gebadet haben - ökologischer geht es nicht. Gegen eine Verteuerung von Einwegverpackung habe ich überhaupt nichts.
    In diesem Jahr bin ich mit ICE und TGV in den Frankreichurlaub gefahren. Das Auto habe ich noch nicht vermisst.

  15. 69.

    Best- und größtmögliche Bahnanschlüsse sowohl für‘s Personal als auch für die Güterver- und entsorgung sind ja wohl das mit Abstand vernünftigste was Tesla hier (ein Glück) realisieren will … Verkehrstechnisch, logistisch und „klimatisch“ … Das ist geradezu vorbildhaft … Ich hoffe dazu noch auf Gleise zu containerumschlag-fähigen Binnenhäfen in der weiteren Region.

  16. 68.

    Und einen Umbau zu wertvollem Mischwald lehnen Sie ab? Umbau ist wichtiger als Neubau, Versiegelung und Flächenvernichtung durch Versiegelung.

  17. 67.

    Was sind Sie verblendet. Jeder Baum, sei es in den von Ihnen sehr gerne angeführten Plantagen, trägt dazu bei, CO2 zu wandeln. Keine Antriebstechnik der Welt trägt zur Verbesserung des Klimas bei. Verbrenner ebenso wenig wie Elektrofahrzeuge. Erstgenanntere können nur als Auslaufmodell bezeichnet sein. Jedes Auto, jeder LKW, antriebsübergreifend, bringt keine gute Umweltbilanz mit. Hören Sie doch mal auf, Tesla als Heiland des Klimas hinzustellen, das jetzt noch mehr Fläche versiegeln und Grundwasser verpesten will.

  18. 66.

    Finden sie das richtig was sie schreiben? Ich erkläre es ihnen gerne nochmal. Es handelt sich um Wälder die mit viel Geld in Mischwald umgewandelt wurden. Es befinden sich sogar ersatzhabitate für die ersten gefällten dreihundert Hektar in diesem Wald. Und dreihundert Hektar sind wirklich genug für die Produktion von Autos. Flächenfrass den sie von Anfang an versuchen zu dementieren. Schmökern SIE doch in alten Kommentaren bei denen sie immer darauf gepocht haben, das alles vorhanden wäre und es “nur“ dreihundert Hektar Wald wären. Rechnen sie doch mal zusammen, Verlegung des Bahnhof Fangschleuse, Umbau des Autobahn Anschluss Bau eines umspannwerk, Verbreiterung und Verlegung der umliegenden Straßen.....Ach so und der damals schon versprochene Güterbahnhof existiert immer noch nicht. Dafür gibt's noch mehr Flächfrass. Was wird als nächstes benötigt, noch ein Kindergarten noch ein Güterbahnhof? Was gibt es noch um “Verständnis“ bei der Bevölkerung zu erhaschen?

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