Kita-Krise und Fachkräftemangel - Wie Arbeitgeber sich zunehmend um Mitarbeiter-Kinder kümmern

Fr 26.01.24 | 06:25 Uhr | Von Julian von Bülow
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Symbolbild:Verkleidetes Kind mit einer Maske in einer Kita.(Quelle:picture alliance/T.Koehler)
Bild: picture alliance/T.Koehle

Zwar garantiert der Staat Kinderbetreuung auf dem Papier, doch weil das nicht zuverlässig funktioniert, springen Unternehmen ein. Täten sie es nicht, würde der Fachkräftemangel die Wirtschaft noch weiter belasten. Von Julian von Bülow

"Ich habe Kolleginnen und Kollegen, die ganze Excel-Tabellen gewälzt haben, um überhaupt mal eine Kita zu finden und da einen Platz zu kriegen", sagt Karl Wever, Mitarbeiter bei 50Hertz, einem der großen Stromnetzbetreiber Deutschlands. Wever hat Kitaplätze für seine drei Kinder über seinen Arbeitgeber vermittelt bekommen. Damit hat er Glück, denn in Berlin fehlen laut einer Bertelsmann-Studie [laendermonitor.de] von 2023 derzeit 19.800 Kitaplätze, in Brandenburg sind es 6.700.

Einen Kitaplatz zu finden, der zum eigenen Arbeitsleben passt, ist nicht einfach. Findet man doch einen, ist die Zuverlässigkeit ein weiterer Knackpunkt: "In der Kita herrschte aufgrund von Corona Personalmangel, sodass sie nur eingeschränkt offen war und nur wenige Kinder kommen sollten", erzählt Carolin Niendorf, alleinerziehende PR-Beraterin. "Ich konnte mein Kind manchmal nicht hinbringen, weil es hieß: Sie arbeiten ja im Homeoffice, sie können das Kind zu Hause betreuen, nebenbei quasi."

Eingeschränkte Öffnungszeiten deutschlandweit ein Problem

Zahlen zeigen, dass Niendorf damit nicht alleine ist. Eine Umfrage des Deutschen Jugendinstituts unter 5.000 Kita-Leitungen im Herbst 2022 ergab, dass die Hälfte von ihnen aufgrund des Personalmangels die Öffnungszeiten reduzieren musste. In Berlin kürzten 2022 sogar vier von fünf Kitas ihre Öffnungszeiten. In jenem Jahr kam es mehr als 200 Mal zu meldepflichtigen "massiven Personalunterschreitungen", wie es aus einer Kleinen Anfrage von Paul Fresdorf (FDP) hervorgeht.

"Da beißt sich dann die Katze in den Schwanz: Wir haben keine Betreuung, weil wir Fachkräftemangel haben und die Leute können nicht arbeiten, weil sie keine Betreuung haben und verstärken damit den Fachkräftemangel", sagt die Sozialwissenschaftlerin Bettina Kohlrausch im Interview mit rbb|24. 57 Prozent der Eltern mit Kita-Platz waren im Frühjahr 2023 mit verkürzten Betreuungszeiten und/oder zeitweiligen Schließungen der Kindertagesstätten aufgrund von Personalmangel konfrontiert. Knapp ein Drittel der Eltern hat deshalb Urlaub genommen oder Überstunden abgebaut. Das ist ein Ergebnis von Kohlrauschs repräsentativer Umfrage, die sie für das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung durchgeführt hat.

Die Politik hält ihr Versprechen nicht ein

"Wenn Eltern die Arbeitszeit reduzieren, sind die Gründe dafür nicht einmalige Vorkommnisse. Kein Mensch reduziert die Arbeitszeit, weil einmal die Kita geschlossen war, sondern weil man das Gefühl hat, das ganze System ist so unzuverlässig, dass ich jetzt etwas grundsätzlich ändern muss", sagt Kohlrausch.

Dabei gibt es den gesetzlichen Kita-Anspruch für Kinder ab einem Jahr bereits seit 2013, den für über Dreijährige seit 1996. Dennoch: "Es gab zu keinem Zeitpunkt eine Situation, in der der Bedarf nicht über dem Angebot lag, und es ist nicht gelungen, das zu ändern", so Kohlrausch. Die Politik schafft es nicht, ihr Versprechen auf Kinderbetreuung einzuhalten. Dabei liegt hier ein großes Arbeitskräfte-Potenzial, insbesondere bei Frauen, das bisher nicht ausgeschöpft wird.

Großes Arbeitsmarktpotenzial bei Müttern

Denn laut Statistischem Bundesamt arbeiten 62 Prozent der in Teilzeit arbeitenden Mütter weniger, um sich um die Kinder zu kümmern. Bei den Vätern sind es nur 30 Prozent. Theoretisch könnten bis zu eine Million Mütter in Deutschland mehr arbeiten, wenn man die Bedingungen dafür schaffen würde.

Das Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos errechnete 2022: Es gibt etwa 840.000 Mütter, die bisher mit mindestens einem Kind unter sechs Jahren eine Erwerbspause einlegen. Und rund 147.000 Mütter mit Kind unter sechs Jahren würden gerne mehr als Teilzeit arbeiten. Auch kleine Veränderungen könnten hier Großes bewirken: Wenn die 2,5 Millionen Mütter mit einem U18-Kind ihre bisherige Arbeitszeit von unter 28 Wochenstunden um eine erhöhen würden, entspräche das zusammengerechnet der Arbeit von 71.000 Erwerbstätigen mit 36-Stundenwoche, so Prognos.

Schnelle Energiewende nur mit Kinderbetreuung

Auf diese zusätzliche Arbeitskraft würden Unternehmen wie der Netzbetreiber 50Hertz gerne bauen: "Damit etwa die Energiewende im geforderten Tempo stattfinden kann, brauchen wir definitiv Kinderbetreuung", sagt Sylvia Borcherding, Personalchefin bei 50Hertz in Berlin. "Wenn wir alle unsere Arbeitskräfte und deren Potenzial in Deutschland nutzen wollen für den allgegenwärtigen Arbeitskräftemangel, müssen wir uns stärker kümmern." Daher hat sich der Konzern um eine betriebsnahe Kita bemüht, in die Karl Wever seine drei Kinder bringt. Sie wird gerade um zehn Plätze erweitert.

Eine andere Möglichkeit ist, dass Unternehmen dafür zahlen, bei der Vergabe von Kitaplätzen priorisiert zu werden. Das macht das Fritz-Haber-Institut für chemisch-physikalische Grundlagenforschung in Berlin-Dahlem. Etwa für Hendrik Heenen und seine Frau, die jeweils Forschungsgruppen leiten. "Wir arbeiten beide in Vollzeit und gehen auch oft darüber hinaus, aus eigenem Antrieb. Das System legt es nahe und auch der persönliche Ehrgeiz", sagt der Vater. Ohne Kinderbetreuung würden sie den Job gar nicht schaffen.

Gegen Personalmangel und krankheitsbedingen Ausfall sind auch Betriebs- und betriebsnahe Kitas nicht immun. Allerdings ermöglichen die Gelder aus den Unternehmenskooperationen unter anderem, zusätzliches Personal einzustellen. So können Krankheitswellen besser abgepuffert werden. Karl Wever von 50Hertz freut sich etwa, dass der Betreuungsschlüssel in seiner betriebsnahen Kita recht gut, die Kita daher zuverlässig sei.

Klar ist aber auch: Für all diese Optionen braucht es Erzieher und Erzieherinnen - um die jetzt schon alle Einrichtungen ringen. Eine Bertelsmann-Studie von 2023 hat ergeben, dass in Berlin 6.600 zusätzliche Erzieher:innen benötigt werden, um den Kitaplatz-Bedarf zu decken und die Kinder adäquat zu versorgen, in Brandenburg sind es 3.800.

Dort wo sich also aufgrund des Mangels keine Kita einrichten oder keine Kooperation zu einer Kita aufbauen lässt, gehen einige Unternehmen in Berlin und Brandenburg einen anderen Weg. Sie unterstützen ihre Angestellten bei der Suche und Finanzierung von Babysitter:innen. Recht neu ist etwa das Startup HeyNanny, das Unternehmen eine digitale Plattform und Beratung anbietet. Dort können dann die Mitarbeitenden aus den Profilen verschiedener "Nannies" auswählen und Kinderbetreuung zum gewünschten Termin buchen. Große Unternehmen wie Johnson & Johnson, Boehringer-Ingelheim und die Allianz-Versicherung nutzten die Plattform bereits, erklärt HeyNanny gegenüber rbb|24. Manche Unternehmen zahlten auch ein Kontingent für Kinderbetreuungsstunden oder fördern diese zumindest finanziell.

Der Staat soll investieren

Unternehmen setzen bereits auf solche Optionen oder bemühen sich um mehr Vereinbarkeit von Arbeit und Familie: So unterstützt fast jedes vierte deutsche Unternehmen seine Mitarbeitenden bei der Kinderbetreuung, etwa finanziell oder durch Tagesmütterservice. 2015 waren es nur 15 Prozent, zeigt der Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit des Bundesfamilienministeriums.

Dass der Staat mehr in die Kinderbetreuung investieren muss, das fordern am Ende alle - die Eltern, die Personalerinnen, die Wissenschaftlerin und auch Julia Kahle, die Gründerin von HeyNanny, die ihr Geschäft ja eigentlich auf der Schwäche des staatlichen Kinderbetreuungssystems aufbaut. Der Markt sei aber groß genug, denn die meisten Kitas deckten gerade die Randzeiten nicht ab. Kahle glaubt: "Ich werde leider nicht mehr erleben, dass wir dahin kommen."

Beitrag von Julian von Bülow

40 Kommentare

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  1. 39.

    Ich weiß nicht, ob das Problem Sie gerade selbst betrifft. Wenn die Kita nur von 8-15 Uhr geöffnet hat, die Mutti aber von 8-16 Uhr arbeiten muss und noch je eine halbe Stunde zu fahren hat, dann stellt das schon ein Problem dar. Und müssen die Mütter, die gerne Vollzeit arbeiten wollen, aufgrund der Kitaproblematik auch verkürzt arbeiten müssen, fehlen uns noch mehr Fachkräfte.

  2. 38.

    Bei uns in Brandenburg muss der Kitaplatz noch bezahlt werden und das nicht wenig. Die Eltern haben einen Betreuungsvertrag, bekommen aber auch kein Geld zurück, wenn die Kita geschlossen ist. Aber noch schlimmer ist, sich immer Sorgen zu machen, wie man das Problem löst. Da kann man schon mal Jammern.

  3. 37.

    Da ich auch schon des Öfteren als "Betreuer" meiner Enkelin eingesprungen bin, habe ich auch schon überlegt, wo man sich denn hinwenden kann, wenn überhaupt keine Besserung, eher weitere Verschlechterungen der Lage in Sicht sind. Nun freue ich mich, dass diese Misere mal öffentlich gemacht wird. Bin aber auch geschockt, dass das Problem schon seid 2022 vorhanden ist. Unsere Kinder, das beste Gute eines Landes, wie kann man das nur so vernachlässigen. Es ist einfach nicht zu begreifen.

  4. 36.

    Der Artikel stellt die Missstände deutlich heraus. Es ist lobenswert, dass sich eine Firma bei Mangel kümmert, aber das die Kinder der Mitarbeitenden in einer nahen Betreuungsstelle aufgenommen werden, weil die Firma Geld rüberschiebt? Dann doch bitte eine Betriebseigene Kinderbetreuung. Das darf kein Privileg sein. Wir zahlen ebenfalls privat dazu und sind mit der Betreuung auch zufrieden, aber so wie es dort ist, sollte es allen Kindern zustehen. Gerade den Kindern aus finanziell schwächer gestellten Familien - vielleicht sollte man den Fachkräftemangel der Zukunft mitdenken. Berlin muss aus der Hüfte kommen und flächendeckend gute Angebote schaffen. Schlaue Kinder gibt es nicht nur in finanzstarken Familien. Wenn Eltern kranke Kinder in die Betreuung geben müssen, weil Druck vom AG ausgeübt wird und dann alle anderen Kinder + Betreuungspersonal auch krank werden ist der wirtschaft. Schaden immens. Großeltern arbeiten übrigens auch oder wohnen nicht um die Ecke ;)

  5. 35.

    Meiner Meinung nach wird die Diskussion völlig falsch geführt. Die Kita ist eine Bildungseinrichtung für Kinder
    und keine "Aufbewahrung" damit Eltern in Ruhe arbeiten können. Denn das Kind hat den Gutschein und den Anspruch. Das sollte man einfach mal berücksichtigen. Deswegen macht es einfach keinen Sinn dabei über Wirtschaftlichkeiten zu diskutieren.

  6. 34.

    Sie werfen zweierlei in den Raum, a) die Unterstellung/Vorwurf, dass Eltern Kinder zu lange in Betreuung lassen und b) die Unterstellung, dass das bei evtl. nicht arbeitenden Eltern in die Kategorie Faulheit zu ordnen ist. Mal abgesehen davon, dass der Anspruch geprüft wird und wer Recht auf Anspruch hat, darf ihn auch nutzen. Aus meiner Sicht eine künstliche Einschränkung des Blicks: selbst wenn es Eltern gibt, auf die das (warum auch immer) zutrifft - das ist doch nicht die Mehrzahl. Aber man kann sich so prima an diesen wenigen Eltern abarbeiten, statt über die großen Missstände in der Infrastruktur des Bildungswesens zu sprechen. Sprechen sie mit arbeitenden Eltern zb in Eigenbetriebskitas: Schließungen, verkürzte Öffnungszeiten, kaum noch Bildungsarbeit, weil Erzieher fehlen. Ausgelaugte Erzieher, Kinder ohne Förderung - das sind die wichtigen Themen. Der Kita-Notstand!

  7. 33.

    Dann muss man aber auch nicht gleich Zuhause bleiben. Das Problem ist doch, dass die Großeltern nicht mehr gemeinsam mit den Eltern und Kindern unter einem Dach wohnen. Somit muss man sein Kind dann wie in der DDR der Kita geben. Hat aber auch nicht geschadet und beide konnten Arbeiten gehen. Nicht nur besser fürs Kind, auch die Eltern hatten ein besseres Leben und der Wiedereinstieg in den Beruf war deutlich leichter. Arme Eltern, die über Jahre Zuhause sitzen. Kenne da auch so einen Fall, wenn meine Bekannte wieder ins Berufsleben zurück will, kommt Sie doch gar nicht mehr mit dem technischen Fortschritt der letzten Jahre zurecht.

  8. 32.

    Ich verstehe Ihren Ansatz, Frau ..., Kinderbetreuung ist für Erzieherinnen und Erzieher Arbeit und Erwerbstätigkeit. Für mich als Mutter waren Erwerbstätigkeit und der Haushalt Arbeit, allerdings nicht die Erziehung der Kinder. Das war "Ehrenamt". ;-)

  9. 31.

    Ich verstehe Ihren Ansatz, Frau ..., Kinderbetreuung ist für Erzieherinnen und Erzieher Arbeit und Erwerbstätigkeit. Für mich als Mutter waren Erwerbstätigkeit und der Haushalt Arbeit, allerdings nicht die Erziehung der Kinder. Das war "Ehrenamt". ;-)

  10. 30.

    Welche Vorurteile interpretieren Sie denn da hinein? Sind dies dann eher Ihre?
    Hätte ich eher schreiben sollen: "Mama ist gerade mit dem 2jährigen Geschwisterkind in einer Findungsphase und Papa sucht wegen dem Klimawandel einen Arbeitsplatz in Wohnungsnähe."
    So besser?
    Ansonsten rutscht man wohl schnell in eine bestimmte Ecke, oder?

  11. 29.

    Oder die Eltern sich in einer Bredouille befinden wenn das Kind meint, seinen Tag anders geplant zu haben als in die KITA zu gehen.

  12. 28.

    Soll ich mit 1.000 Zeichen "nett umschreiben", was gemeint ist?
    Sollte man lieber drum-herum-reden, damit sich keiner auf den Schlips getreten fühlt?
    Werde ich jetzt in eine bestimmte Ecke gestellt?

  13. 27.

    Passend zur konservativen Denke, Arbeit von Frauen/Müttern und Rentnern sei eh gratis zu haben.

  14. 26.

    Danke, Frieda, für den Beitrag! Nur eine Sache noch, bitte nicht "arbeiten" und "erwerbstätig" gegeneinander setzen. Kinderbetreuung IST arbeiten, für Mütter nur unbezahlt.
    vgl.
    NARVA z. B. hatte, weil da viele Frauen arbeiteten, einen Kindergarten, … ->
    NARVA z. B. hatte, weil da viele Frauen dort erwerbstätig waren, einen Kindergarten, …

  15. 25.

    "ob Mama nun zu Hause sitzt oder Papa arbeitslos ist", aua. Vorurteile werden damit nicht bedient, oder? Wertschätzung der Regierenden den Wählern gegenüber drückt sich auch durch gutes vorausschauendes gemeinwohlorientiertes Handeln aus. Also Betreuungen, Krankenhäuser etc.

  16. 23.

    Danke. Dazu gehört auch: Es dürfte nur so viel gearbeitet werden, bis maximal der Erdüberlastungstag der BRD erreicht ist. Dann würde sich die Arbeitswelt ratzfatz umstellen und dass Gesellschaftsleben gesunden.

  17. 22.

    Tatsächlich sind es zu wenige Anmeldungen/Firma. Betriebsübergreifende Vereinbarungen enden oft im Streit um das Geld. Was logisch ist. Auch in anderen Sharing- u. Nutzungsbereichen, wo am Ende es immer jemanden gibt, der Vorteile haben will und andere sich ausgenutzt fühlen.
    Haftungsfragen über eine Versicherung abzudecken ist für Firmen nicht attraktiv. Wenn die Reputation leidet, verkauft man weniger.

  18. 21.

    Kinderbetreuung muss vergütet werden – den Familien/meist Müttern oder den Kindergärten. Der Staat will ja die Arbeitskraft der Mütter. Also muss er die Infrastruktur schaffen, um das zu ermöglichen. Das wurde erkannt, Rechtsanspruch auf Kitaplatz, ersatzweise Tagesmutter.

  19. 20.

    Erschreckende Wortmeldungen hier - im Zweifel sind die Eltern schuld und allein zuständig. Woher kommt diese ökonomische Kurzsichtigkeit? Deutschland ist darauf angewiesen, dass Kinder geboren werden, dass diese Kinder gut ausgebildet werden, dass Sie mental gesund aufwachsen und zu Arbeitnehmern, Arbeitgebern, Kunden, Polizisten, Krankenpflegern, Erziehern, Lehrern und auch klugen Köpfen außerhalb der Infrastrukturen des Landes werden. Es benötigt Menschen, die Steuern zahlen und gesellschaftlich junge Impulse geben... aber darum kümmern sollen sich am Ende nur die Eltern? Gepaart mit dem größtenteils Vorwurf an Mütter, die ihre Kinder zu viel/zu wenig in Kitas geben, nicht zu Hause betreuen/bilden usw. Gegenvorschlag: die Kinder von Eltern zahlen zukünftig nur noch Steuern anteilig für Eltern und ähnlich halten wir es mit den sonstigen Ressourcen die Kinder für die gesamte Gesellschaft bedeuten.... das stellt die volkswirtschaftliche Kurzsichtigkeit hier analog da.

  20. 19.

    Man kann vieles Bedenken und sollte es womöglich auch, aber es sollte vor allem auf die Realität geschaut werden. Meine Realität: wir haben oft verkürzte Öffnungszeiten in der Kita (auch in anderen Einrichtungen Standard besonders in den Eigenbetriebskitas).. da kann man gar keine 10h das Kind abgeben, selbst wenn man wollte. Die meisten Eltern wollen das sowieso nicht. Es gibt eine Elterninitiative dazu: "Einhorn Sucht Bildung" - wen der Notstand in den Kitas interessiert, gern gesehen googlen

  21. 18.

    Zu wenig Anmeldungen wäre doch nicht das Problem, wo so viele einen Kita-Platz in Wohnnähe suchen. Mein zweiter „Wurf“ war z. B. in der Krippe und im Kindergarten vom Fleischkombinat, obwohl wir nicht in dem Betrieb gearbeitet haben.
    Und alle Versäumnisse und Schadensfälle müssen natürlich durch ne Betriebshaftpflicht abgesichert sein.

  22. 17.

    M.E. hat sich Berlin mit dem kostenlosen und ohne "Bedürftigkeits"Nachweis für alle 1.-3. Klässler selbst ins Knie geschossen.
    Die Schüler werden "vorsorglich" von 6.00 bis 18.00 Uhr im Ganztag angemeldet, ob Mama nun zu Hause sitzt oder Papa arbeitslos ist.
    Diese Zeiten werden dann (leider) zu oft auch ausgenutzt. "Die Kinder können ja dort zusammenspielen" ect.
    Durch den Personalmangel leidet dann zwangsläufig die Qualität.

    Warum nicht ca. 1 Euro für die Betreuung am Tag zahlen? Wertschätzung?
    Warum nicht ca. 50 Cent fürs Mittagessen zahlen? Wertschätzung?

  23. 16.

    „Warum ist es bei großen Unternehmen heute nicht möglich, gemeinsam eine Kindereinrichtung zu betreiben?“
    Schön wäre es schon. Nur lohnt sich das meistens aus zwei Hauptgründen nicht:
    Zuwenige Anmeldungen
    Bürokratische Haftungsauflagen
    Dann sagt eine Firma schnell: Dann eben nicht.

    P.S. Denken Sie an einen Vater, der gedrängt wurde zu klagen, weil Erzieherinnen nicht nach Diabetes nachgefragt haben, er selber aber seine Informationsbringepflicht zur Klassenfahrt nicht gebracht hat... „Einer muss ja Schuld haben“.

  24. 15.

    Ich kann dieses Gemeckere einfach nicht mehr hören und lesen. Es gibt so viele positive Beispiele, über die berichtet keiner!
    Mein ehemaliger Arbeitgeber hat Kinderbetreuung und Gesundheitsmaßnahmen schon vor 5 Jahren, als ich noch berufstätig war, angeboten.

  25. 14.

    Leider wird bei diesem Thema praktisch nur noch über Quantität - möglichst viele Kinder für möglichst viele Stunden - diskutiert, Qualität (Gruppengröße, Qualifikation beim Personal, inhaltliche Arbeit, Ausstattung und freundliches Umfeld) tritt immer mehr in den Hintergrund.
    In "Ganztagsschulen" (ich setze das hier bewusst in Anführungszeichen) hat man am Nachmittag auch immer öfter nur noch eine Aufsicht, die aufpasst, dass sich die Kids (ziemlich viele!) nicht gegenseitig umbringen. Sinvolle Freizeitabgebote, Sport, Aufgabenhilfe laufen nur noch auf Sparflamme. Hautsache, niemand muss ein Kind früher abholen. Ich dachte, KiTas und Schulen sollten sich an den Bedürfnissen von Kindern orientieren und nicht am Wunsch der Wirtschaft nach langen Arbeitszeiten.

  26. 13.

    Das traurige ist dass es auch Erzieher gibt die keinen Kitaplatz haben und dadurch natürlich nicht in ihren Beruf zurückkehren können. Zu bedenken ( was hier völlig außer Acht gelassen wurde) ist auch das nicht jeder Erzieher in einer Kita arbeitet oder arbeiten möchte. Dem gesamten Kinder und Jugendhilfe Bereich fehlen tausende Erzieher und die Arbeitsbedingungen sind oft in anderen Bereichen, als der Kita, zumutbarer.

  27. 12.

    Man sollte aber auch bedenken, dass es nicht Ziel sein sollte sein Kind 10h am Tag einfach nur in einer Einrichtung abzugeben. Auch Kinder haben ein Bedürfnis nach einer gesunden Eltern-Kind Beziehung. Das gehört zu deren metaler Gesundheit. Sonst haben wir in Zukunft weiter so viel psychisch Belastete Menschen wie aus der Generation X/Y. Aber Hauptsache die Wirtschaft brummt. Zum Glück gibt es schonmal einige Arbeitgeber heute, die eine gewisse Flexibilität erlauben.

  28. 11.

    80 Mio Euro + 400.000 Euro Kulturprogramm für die Fußball-EM 2024

    begrenzte/keine Kita-Plätze, alles umsonst (Essen/Betreuung) und z.B. ca. 100 Kinder-/Jugendeinrichtungen in Berlin-Mitte wegen Geldmangel vor dem Aus

    Da stimmt doch etwas nicht in unserer Stadt ... und zwar gewaltig!

  29. 10.

    Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie:
    Die Personalplanung ist ein jahrelanger und nicht aufhörender Prozess. Versäumnisse lassen sich nicht kurzfristig heilen.
    Und
    Ihr Kind ist in einem Alter (10), wo es in spätestens 2 Jahren auch mal alleine bleiben kann. Dann können Sie Ihren Wunsch nach Vollzeit erfüllen. Was auch sozial ist, wenn man einzahlt. In die Sozialkassen.

  30. 9.

    Sowohl in der Stadt Potsdam, als auch in der Stadt Werder/ Havel geht man bereits von einem Erzieherüberhang aus, da kaum noch Kinder geboren werden.
    Meine Frau( Kita-Leiterin) muss bereits ab März 1,5 Wochenstunden weniger arbeiten, da man bis 2030 mit einem massiven Einbruch der Anmeldungen rechnet.

  31. 8.

    Kita-Krise und Fachkräftemangel
    Tja, da haben Politik und Wirtschaft seit über 30 Jahren versagt. Die Wirtschaft war auf Frauen als AN nicht angewiesen, weil es genug Arbeitslose gab und in konservativen Kreisen hatte die Mutter gefälligst nach dem Motto KKK (Kinder, Kirche, Küche) zu Hause zu bleiben.
    Wie es früher auf dem Land war, kann ich nicht beurteilen, aber in BE gab’s außer den kommunalen Kindergärten und -krippen Betriebskindergärten. NARVA z. B. hatte, weil da viele Frauen arbeiteten, einen Kindergarten, eine Kinderkrippe und Wochenkinderheim für Alleinerziehende und Eltern, die beide im Schichtdienst arbeiteten.
    Warum ist es bei großen Unternehmen heute nicht möglich, gemeinsam eine Kindereinrichtung zu betreiben?
    Was den Fachkräftemandel an ErzieherInnen betrifft, hätte die Politik in Bezug auf die Bevölkerungsentwicklung vorausschauend handeln müssen.

  32. 7.

    Die Regierung hat leider andere Prioritäten. Unsere Steuergelder müssen einfach sinnvoller genutzt werden.
    Gebildete Kinder sind die Zukunft...
    Danke, dass es einige, mitdenkende Firmen gibt.

  33. 6.

    Ein ewiges Problem und Gejammere der heutigen Generation. Wer sich für Kinder entscheidet muss auch im Vorfeld die Betreuungsmöglichkeit klären. Diese auf andere abzuwälzen, z.B. Eltern, bei denen sich einer um die Erziehung kümmert (finanziell), oder kostenfreie Kita-/Betreuungsplätze von Dritten bezahlt, finde ich unsozial.
    Wir wählen eine Partei, die das nicht unterstützt.

  34. 5.

    ja das scheint ein Dauerzustand zu werden, wir können als Großeltern ein Lied davon singen. Zum Glück ist mein Mann seit einem Jahr Rentner und kann aushelfen, diese Woche z.B. hat er 4x den Kleinen(2 Jahre) als Mittagskind abgeholt, da unsere Tochter erst seit Dezember (Elternzeit) wieder in Brot und Lohn steht und das auch weiterhin möchte. Ich sehe leider auch keine Verbesserungen in den nächsten Jahren, woher auch. Aber es sind ja alle Sparten betroffen, Kita, Schulen, Ärzte, BVG usw.

  35. 4.

    Für das permanente Fehlen von Mitarbeitern gibt es bestimmt einen Grund. Gibt es eigentlich irgendwo offizielle Zahlen wie sich die Krankentage der Mitarbeiter seit 2020 entwickelt haben?

  36. 3.

    Oder man macht es wie mein Arbeitgeber und legt mir nahe zu gehen, weil man zu oft krank geschrieben ist (wenn das Kind krank ist, dann ist es halt krank…)

  37. 2.

    Also bei jns in der Firmakann man frei sein eigenes Budget als Mitarbeiter nutzen, nicht alle haben schließlich Kinder, auch nicht im Kita-pflichtigen Alter. Die Infos dazu findet man z.B. bei LinkedIn. Auf dem Weg dorthin musste unsere Firma nur die Kontrolle aus der Hand geben, damit jeder Mitarbeiter das eigene Budget selbständig verteilt. Diesen Monat habe ich mein Ticket gegen mein Fitnesstudio getauscht.

  38. 1.

    Toller Beitrag, endlich! Ich vermisse in der gesamten rbb-Berichterstattung dieses Thema. Wie geht es Eltern in dieser Region mit Kindern? Wir haben massive Probleme mit den Schließungen aufgrund von Personalmangel. Sowohl die Kita, und nun ständig der Hort für die 4.Klässler. Meine 10-jährige ist diesen Winter schon das 4. Mal für je eine Woche nach der Schule nicht betreut. Seit der Pandemie hören die Störungen einfach nicht auf. „mit uns Eltern kann man es ja machen-klappt doch.“

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