Neues Filmförderungsgesetz - "Ein erster Schritt in die richtige Richtung"

Fr 10.01.25 | 21:20 Uhr | Von Antje Bonhage
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Ein Kameramann dreht am Set eines TV-Films. (Foto: dpa)
Audio: rbb24 Inforadio | 10.01.2025 | Antje Bonhage | Bild: dpa

Tiefes Durchschnaufen bei Filmschaffenden im Land: Der Bund hat kurz vor Ultimo ein neues Gesetz zur Filmförderung auf den Weg gebracht. Seit Jahresbeginn ist es nun in Kraft. Von Antje Bonhage

Die Erleichterung für Filmschaffende war groß: Noch kurz vor Jahresende hatten Bundestag und Bundesrat das neue Filmförderungsgesetz beschlossen und damit in letzter Minute einen umfangreichen Förderstopp für Filmproduktionen und Drehbücher verhindert. Es sei "ein kleines Wunder" geschehen, sagte der Regisseur Volker Schlöndorff.

Das neue Filmförderungsgesetz gilt nun seit dem 1. Januar. Ab sofort ist die Filmförderanstalt (FFA) die zentrale Förderstelle des Bundes.

Unkomplizierter und weniger bürokratisch soll die Filmförderung in Deutschland werden. Die Filmförderungen auf Bundesebene komplett in die Hand der FFA zu geben, ist dazu ein erster Schritt. Bislang lag die jurybasierte kulturelle Filmförderung weitgehend bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth (Grüne).

Die komplette Förderung des Bundes unter einem Dach

Peter Dinges, der Vorstand der FFA begrüßt das neue Gesetz. Als "Fusionsgesetz" bringe es zwei große Bundesförderungen für den Film unter einem Dach zusammen. "Das ist ein Aufschlag für die Filmschaffenden in diesem Land, für die Produzenten, Verleiher und Kinoschaffenden, worüber ich mich freue", so Dinges.

Automatisiertes Referenzsystem statt langwieriges Antragsverfahren

Darüber hinaus wird ein Großteil der Förderung ab sofort überwiegend nach dem sogenannten Referenzprinzip vergeben. Hierbei kann jeder Film nach bestimmten Kriterien, darunter kommerzielle Erfolge oder Auszeichnungen bei Festivals, Referenzpunkte sammeln. Diese sind Geld wert, denn Filmproduzenten und -verleiher und neuerdings auch Filmregisseure und Drehbuchautoren können die Referenzpunkte automatisiert als Fördermittel abrufen.

Dieses Vorgehen komme einem automatisches Belohnungssystem gleich. "Die Automatik schafft für Produzenten, Autoren und Regisseure die Möglichkeit, selbst zu bestimmen, wie sie diese Mittel einsetzen", sagt FFA-Vorstand Peter Dinges.

Höhere Förderquote

Eine schon jetzt sichtbare Folge des Referenzprinzips sei die Liste der Festivals, einsehbar auf der Website der FFA. Sie habe sich verlängert und bilde die Vielfalt des deutschen Films nun noch deutlicher ab als zuvor.

Im Zuge des Referenzsystems werden auch einige Filmpreise, darunter der bislang mit insgesamt fast drei Millionen Euro dotierte Deutsche Filmpreis, nicht mehr mit Preisgeldern ausgestattet. Damit gleicht er sich anderen internationalen Filmpreisen an. Statt Preisgeldern werden künftig Referenzpunkte vergeben, die in Förderungen umgewandelt werden können.

Ein weiteres Plus des neuen Gesetzes ist laut FFA-Vorstand Dinges die künftig erhöhte Förderquote. Ab Februar wird sie von bisher etwa 20 auf einheitlich 30 Prozent der deutschen Herstellungskosten angehoben.

Auswirkungen auch auf Berlin und Brandenburg

Indirekt hat das neue Filmfördergesetz auch auf Landesebene in Berlin und Brandenburg Auswirkung. Zwar sind auf Landesebene die jeweiligen regionalen Filmförderungseinrichtungen zuständig. In Berlin und Brandenburg ist es das Medienboard Berlin-Brandenburg mit Sitz in Potsdam. Doch werden Filme in der Regel gemeinschaftlich von Bund und Ländern gefördert.

Kirsten Niehuus, die Geschäftsführerin der Filmförderung im Medienboard, hält das neue Filmförderungsgesetz für einen, so wörtlich, "Schritt, der in die richtige Richtung weist."

Ein für Berlin und Brandenburg dringlicherer Schritt wäre jedoch die Einführung eines Zulagenmodells für Filme, die in der Region gedreht werden. Anders als in Deutschland sei Entsprechendes in Tschechien und Ungarn längst bewährte Praxis. Zum Beispiel habe das dazu geführt, "dass die zweite Staffel des Films 'Friedrichsstadtpalast' zu großen Teilen im Ausland gedreht wurde - obwohl er doch in Berlin spielt", beklagt Niehuus.

Nur eine von drei Säulen

Das neue Filmförderungsgesetz ist nur eine von drei Säulen der von Claudia Roth ursprünglich angekündigten umfassenden Filmförderungsreform. Um den Filmproduktionsstandort Deutschland aus seiner aktuellen Krise zu holen und auch, um Drehorte wie das derzeit schlecht ausgelastete Filmstudio Babelsberg wieder international konkurrenzfähig zu machen, wäre – so ist man sich in einschlägigen Kreisen einig - auch die Umsetzung der beiden anderen Säulen notwendig: das erwähnte Anreizmodell für Produzenten, die in Deutschland drehen. Wie auch eine Investitionsverpflichtung für Streamingdienste, wie sie bereits in anderen Ländern, darunter Frankreich, üblich ist.

Sendung: rbb24 Inforadio, 10.01.2025, 16:55 Uhr

Beitrag von Antje Bonhage

10 Kommentare

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  1. 10.

    Filme die nichts taugen oder keinen interessieren braucht man nicht zu fördern. Die Regisseure sollten lieber Arbeiten gehen. Auf dem Bau werden noch Leute gesucht.

  2. 9.

    Kunst war noch nie "marktfähig" und muss es auch nicht sein. Das ist - wie Schulbildung - etwas, was eine Gesellschaft sich leisten muss. Filme bringen ja sogar (im Vergleich mit anderen Kunstrichtungen wie Theater) noch am ehesten Geld ein, also muss sich hier keiner aufregen. Daven abgesehen, geht es hier auch nicht nur um den Deutschen Film, sondern um D als Ort, wo auch internationale Filme gedreht werden. Das ist dann auch wirtschaftlich wichtig.

  3. 8.

    Ich persönlich mag - bis auf 2 oder 3 Ausnahmen - keine deutschen Filme. Zu "verkopft", schwermütig und dröge.
    Ich mag da eher nordamerikanische Filme, wegen ihrer Kreativität und fortschrittlichsten Special-FX; die französischen, wegen ihrer Leichtigkeit/Lebensfreude und die britischen, wegen ihrer Skurilität und den hervorragenden Schauspielern.

    Und was mich an deutschen Filmen ganz besonders nervt, ist die Darstellung der Frauen: Immer gereizt, genervt, angefressen, mürrisch, zänkisch und keifend! Was soll das? Mir fällt jetzt leider auf Anhieb kein einziger deutscher Film (den ich in den letzten 30 Jahren gesehen habe) ein, wo dieses Stereotyp nicht bedient wird.

    Und so lange sich an alldem nichts ändert, verzichte ich (wann immer es mir möglich ist) liebend gerne, auf deutsche Filme.

  4. 7.

    Wenn etwas permanent subventioniert werden muss, so ist es einfach nicht marktfähig. Vielleicht hilft es mal ein vernünftiges Drehbuch zu schreiben und dieses professionell zu verfilmen. Ohne gleich in die Erziehungskiste für die Zuschauer/Innen zu greifen. Da hat uns ja die Beauftragte der Bundesregierung noch ein schönes Geschenk gemacht. Und der Ruf nach noch mehr Geld erschallt auch schon? Die jetzigen Produktionen lassen es eindeutig an Qualität missen. Da hilft nur Abschalten.

  5. 6.

    Das Fördern ist mit Sicherheit richtig, aber man muß einfach auch darauf achten, dass es genug Produktionen gibt, die sich selbst tragen und Geld einspielen. Gerade deutsche Filme haben ja das Problem, dass sie immer sehr inhaltslastig und schwer verdaulich sind. Diese sind auch wichtig, um Probleme aufzuzeigen. Ins Kino geht man aber meistens, um zu entspannen und in fremde verrückte Welten zu entfliehen. Dafür gibt man Geld aus.

  6. 5.

    sehr charmanter kleiner fehler, schaut doch noch mal auf die überschrift, "fim"? hihi

  7. 4.

    Will man wirklich Erfolg haben mit Filmen, dann muss man auf jedes woke Gedöns verzichten.
    Eigentlich eine einfache Formel.

  8. 3.

    Ich bin ein Leser von vielen News. Was mich nervt, sind Rechtschreibfehler, unabhängig vom Inhalt. Vor allem in den Überschriften...
    Leider geschieht dies mehrmals täglich; und zwar in vielen anderen Medien auch.

  9. 2.

    Ich bin mal ehrlich. Wenn ich im EPG einen Film sehe, wo irgendwas mit Deutsch steht, dann ist das für mich ein Grund den nicht zu gucken. Es mag Ausnahmen geben wie etwa die Märchenfilme aus den 60er 70er Jahren. Die neuen Verfilmungen sind ABM Maßnahmen für sonst Arbeitslose Y Prommis die dann in Talkshows brav lienientreu sind. Wir brauchen Handwerker und sonstige Fachkräfte.

  10. 1.

    Was ist ein Fimförderungsgesetz?

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