"Verstummte Nation" in der Corona-Krise - Musikrat macht gegen Berliner Sing-Verbot in Räumen mobil

Mo 29.06.20 | 14:58 Uhr
  8
Symbolbild: Schulchor (Quelle: imago-images)
Bild: imago-images

Chöre profitieren in Berlin noch nicht von der Lockerungen der Corona-Beschränkungen, Proben ist wenn überhaupt nur im Freien erlaubt. Der Deutsche Musikrat kritisiert das heftig und fordert die Aufhebung des Verbots.

Der Deutsche Musikrat hat das Berliner Verbot des gemeinsamen Singens in geschlossenen Räumen während der Coronavirus-Pandemie kritisiert. Mit der Infektionsschutzverordnung werde unabhängig von der Größe des Raumes und dem Einhalten von Hygiene- und Abstandsregeln die Arbeit von Profi- wie Amateurchören unterbunden, erklärte der Musikrat am Montag in Berlin. Auch in Schulen und Kindertagesstätten sei "diese elementare Form des gemeinsamen Musizierens" voraussichtlich bis in den Oktober hinein nur im Freien erlaubt.

Sing-Verbot in Räumen sei unverhältnismäßig

Dies sei unverhältnismäßig und offenbare ein erschreckendes Kulturverständnis, betonte Generalsekretär Christian Höppner: "Singen ist elementar für die Kulturnation Deutschland und unter Wahrung der Hygienevorschriften sehr wohl in geschlossenen Räumen möglich." Kindertagesstätten, Schulen, Musikschulen und Konzerthäuser, in denen nicht mehr gesungen werden darf, würden "das Ende gestaltender Kulturpolitik bedeuten und wären die furchtbare Vision einer verstummten Nation", erklärte Höppner. Der Berliner Senat müsse seine Entscheidung revidieren.

Außerdem sei eine Koordinierung der Studienlage zum Thema durch die Bundesregierung notwendig, damit "die Bandbreite der Erkenntnisse nicht zu solchen Fehlentscheidungen" führe, forderte Höppner. Er plädierte für einen Pandemie-Rat, der zusammen mit dem Robert Koch-Instituts die vorhandenen wissenschaftlichen Studien auswertet und politische Entscheidungen begleitet.

Wegen des Ansteckungsrisikos können viele Profi- und Amateurchöre derzeit nicht regulär proben, auch in den katholischen und evangelischen Gottesdiensten wird überwiegend auf Gemeindegesang verzichtet.

Sendung: Inforadio, 29.06.2020, 13:30 Uhr

Was Sie jetzt wissen müssen

8 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 8.

    Klaus Lederer hat Kindheit und Jugend in Frankfurt/O. - einer singenden klingenden Stadt verbracht, eine Stadt mit Kirchenchören, der Singakademie, dem berühmten Knabenchor u.a.m. Fehlt komplett die eigene kulturelle Erfahrung
    aus der Jugendzeit? Man hat fast den Verdacht. Jeder Berliner Chorsänger wird die Hygieneregeln verinnerlicht haben, Abstand etc. Sollten sich jetzt Berliner Chöre im naheliegenden Brandenburg Säle, Turnhallen etc. anmieten, wo man so proben kann ab August?

  2. 7.

    Klar, wir sind ja auch Brasilien mit den Slums oder besser noch Indien.
    Merken Sie, wie absurd Ihre Vergleiche sind. Sie haben nur ein Ziel, Panik zu schüren?

    Singen sollten sofort wieder erlaubt werden. In Berlin gab und gibt es kaum Tote wegen Corona und das trotz der hysterisch kritisierten Parties am Landwehrkanal oder in der Hasenheide. Das ist nun Wochen her und die Infektionen so niedrig wie nie - fast nicht mehr messbar.

    Ich habe mehr und mehr den Eindruck, dass Corona ein riesiger zerstörerischer Hype war aber mehr auch nicht. Kein Vergleich zu wirklich starken Grippewelle 2018 in Deutschland.

  3. 6.

    Das Infektionsrisiko beim Singen in geschlossenen Räumen ist x-fach erhöht.
    Was gibt es daran nicht zu verstehen ?
    Natürlich ist es schade, dass es Einschränkungen gibt.
    Aber warum sind die Menschen nur so penetrant ungeduldig ? Schaut in andere Länder - Brasilien, USA, wo nicht viel an Maßnahmen erfolgt. Wollen die Menschen wirklich solche Zustände haben?
    Oder sollen die vielen Unternehmen, die gerade öffnen konnten, wieder geschlossen werden, weil dort und hier und da immer wieder kleine Hotspots entstehen, die Maßnahmen und Einschränkungen erfordern ? Dann sind sie definitiv pleite. Dann können die Chöre den Abgesang einleiten.

  4. 5.

    Wo man singt da laß dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder.

  5. 4.

    Das ist nicht richtig. Die Infektionen durch Singen von denen Sie schreiben, fanden ausschließlich VOR dem Lockdown statt, als man noch nichts von der Gefahr durch Aerosole wusste. Seitdem war es sowieso nur unter strengen Hygieneauflagen (kleine Gruppen, Abstand, grosse Räume...) erlaubt und das hat z. b. bei den Berliner Rundfunkchören hervorragend funktioniert, da gab es keine einzige Neuinfektion...

  6. 3.

    So ein Quatsch. Die Infektionen durch Singen von denen Sie schreiben, fanden ausschließlich VOR dem Lockdown statt. Seitdem war es sowieso nur unter strengen Hygieneauflagen (kleine Gruppen, Abstand, grosse Räume...) erlaubt und das hat z. b. bei den Berliner Rundfunkchören sehr gut funktioniert, da gab es keine einzige Neuinfektion...

  7. 2.

    ...und halte das für ein „erschreckendes“Infektionsunverständnis nach Wochen von Lockdown und mehreren Ausbrüchen durch Singen in Gottesdiensten ...

  8. 1.

    @rbb selbst neuapostolische kirche hat diesbezüglich auch vorgaben

Das könnte Sie auch interessieren

Eine Faltohrkatze Scottish Fold im März 2024 im Tierheim Falkenberg. (Quelle: rbb/Margarethe Neubauer)
rbb/Margarethe Neubauer

Qualzuchten und Fehlhaltung - Das harte Los der Corona-Tiere

Entzündete Schlappohren, verformte Pfoten - im Tierheim Berlin landen zunehmend Tiere mit schweren gesundheitlichen Leiden. Auch die Psyche vieler Neuankömmlinge ist angeknackst. Nun zeigen sich die Folgen der Corona-Haustierkäufe auf dramatische Weise. Von Margarethe Neubauer