Ostprignitz-Ruppin - Millionenschwere Rettungswache wird gebaut - aber wo sind die Sanitäter?

Sa 03.06.23 | 08:21 Uhr | Von Björn Haase-Wendt
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In Wildberg sollen der Rettungsdienst und die Freiwillige Feuerwehr unter einem Dach untergebracht werden. (Quelle: rbb/Haase-Wendt)
Audio: Antenne Brandenburg | 01.06.2023 | Björn Haase-Wendt | Bild: rbb/Haase-Wendt

Bei einem Unfall kommt es auf jede Sekunde an. Bis der Rettungswagen da ist, kann es aber gerade auf dem Land länger dauern. In Wildberg wird nun eine neue Rettungswache gebaut, allerdings fehlen Notfallsanitäter. Von Björn Haase-Wendt

Seit sechs Jahren wurde um die Rettungswache in Wildberg (Ostprignitz-Ruppin), einem kleinen Ort an der Bundesstraße 167 zwischen Neuruppin und Kyritz, gerungen. Dabei ist sie für die Notfallversorgung in der Region wichtig. "Wir haben in einer Untersuchung festgestellt, dass in diesem Bereich die Rettungseinsatzzeiten sehr lang und verbesserungsbedürftig sind und haben daraufhin unsere Planungen angepasst", sagt der Landrat von Ostprignitz-Ruppin, Ralf Reinhardt (SPD).

Bisher werden Notfälle in Wildberg und Umgebung von den Rettungswachen in Neuruppin und Kyritz abgedeckt – heißt: gut 20 Minuten Fahrzeit, sofern die Rettungswagen überhaupt zur Verfügung stehen. Denn durch die A24 werden etwa die Einsatzkräfte aus Neuruppin oftmals dort bei Notfällen gebraucht.

Rettungsdienst und Feuerwehr unter einem Dach

Für 3,5 Millionen Euro soll nun also eine neue gemeinsame Wache entstehen für den Rettungsdienst und die örtliche Feuerwehr. Denn auch die alte Feuerwache direkt an der B167 ist zu klein und eng geworden. "Es ist ja so, dass wir gerade im ländlichen Bereich ältere Wachen haben. Die sind von der Logistik und der Art der Gestaltung nicht so ideal", sagt der Temnitzer Amtsdirektor Thomas Kresse.

In der modernen Wache mit fünf Stellplätzen, einer Werkstatt und Umkleiden gibt es für die Einsatzkräfte ab voraussichtlich Ende 2024 optimale Bedingungen. Der Amtsdirektor sieht darin auch eine Wertschätzung für das Feuerwehrehrenamt.

Notfallsanitäter fehlen

Aber es gibt Herausforderungen: Notfallsanitäter sind Mangelware. Schon heute sind beim Rettungsdienst in Ostprignitz-Ruppin nicht alle Stellen besetzt. Für die neue Wache in Wildberg werden sechs Notfall- und vier Rettungssanitäter benötigt, die es bisher nicht gibt.

"Es mangelt an Ausbildungsplätzen in den Rettungsdienstschulen und auf der anderen Seite sind die Anforderungen an die praktische Ausbildung relativ hoch", sagt Gunnar Pietzner, Geschäftsführer des Universitätsklinikums Ruppin-Brandenburg in Neuruppin, das auch den Rettungsdienst in Ostprignitz-Ruppin betreibt. Im gesamten Landkreis sind nur die Wachen in Kyritz, Neuruppin und Wittstock berechtigt die praktische Ausbildung durchzuführen.

200 Bewerber auf acht Ausbildungsstellen

Das Hauptproblem: Die Zahl der Azubis ist an die aktiven Einsatzfahrzeuge gekoppelt. Damit können von den jährlich um die 200 Bewerbern im Landkreis nur acht angenommen werden. Das decke zum Großteil aber nur den Bedarf, der entsteht, wenn bisherige Sanitäter ihren Job wechseln oder in den Ruhestand gehen. Gunnar Pietzner fordert deshalb eine Ausbildungsreform.

Die Notfallsanitäter müssten stärker Fahrzeugunabhängig und an modernen Simulationsgeräten wie Rettungspuppen ausgebildet werden können, wie es in der Medizinerausbildung schon gängig sei, so Pietzner. "Durch Simulationen könnte man tatsächlich auch Notfälle gezielt nachstellen, die im täglichen Einsatzgeschehen nicht so stark vorkommen. Damit könnte die Ausbildung auch qualitativ auf ein anderes Niveau gehoben werden." Er sehe das Land Brandenburg in der Pflicht die entsprechenden Verordnungen zu ändern.

Auch Landrat Reinhardt sieht Personalprobleme gerade bei den kleineren Wachen, wie er sagt. "Wir werden aber allen Aufwand betreiben, der möglich ist, um Personal zu finden. Ich bin guter Hoffnung, dass es für Wildberg gelingt. Wir werden es aber erst wissen, wenn die Wache in Betrieb ist", so der Landrat.

Sendung: Antenne Brandenburg, 01.06.2023, 15:30 Uhr

Beitrag von Björn Haase-Wendt

4 Kommentare

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  1. 4.

    Das kann schon passieren, denn sind ja alle gut bis sehr gut ausgebildet. Vor allem ist dann schluss mit dem ständigen Gesabbel von der mißlungenen Integration.

  2. 3.

    Dann passen Sie mal gut auf, das die nicht auch noch die Planstellen der Foren-Nörgler besetzen.

  3. 2.

    Das wäre nicht so das Thema. Wie im Artikel beschrieben, gibt es genug Bewerber für solcher Art Ausbildung. Allein die Ausbildungsplätze fehlen auf Grund des veralteten Ausbildngsschlüssels.

  4. 1.

    Das Personal steht schon in Afghanistan zum Abflug bereit. 14.000 ehemalige Ortskräfte werden für Abhilfe sorgen. Noch eine kleine Nachschulung und es kann losgehen.

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