Oderbruch (Märkisch-Oderland) - Niederschläge und gesättigte Böden führen zu überfluteten Äckern

Di 13.02.24 | 18:07 Uhr
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Überflutete Felder im Oderbruch
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 25.02.2024 | Michel Nowak | Bild: rbb

Die Niederschläge in den vergangenen Wochen lassen die Flüsse in Brandenburg wieder anschwellen. So gilt nach Angaben des Landesumweltamtes (LfU) an einzelnen Flussabschnitten von Elbe, Spree, Neiße und Oder aktuell die Hochwasserwarnstufe 1 [lfu.de]. Der viele Regen führt aber auch abseits der großen Flüsse zu Problemen. An der Oder bei Güstebieser Loose im Oderbruch (Märkisch-Oderland) steht das Wasser bereits wieder bis zum Deichfuß.

Viele Äcker stehen unter Wasser

Das Deichvorland ist komplett überschwemmt. Etwa 75 Prozent der für Februar erwarteten Regenmengen sind dort bereits jetzt gefallen. Auch hinter dem Deich, im Oderbruch, haben die Entwässerungsgräben und Flüsse teils bis zu einem Meter mehr Wasser.

Betroffen ist nach Angaben des Landesumweltamtes vor allem das nördliche Oderbruch. Dort sind auch landwirtschaftliche Flächen, wie die von Lutz Wercham, überschwemmt. Der Landwirt aus Wilhelmsaue sagte am Dienstag: "Jede Senke ist mittlerweile wirklich vollgelaufen. Feldarbeiten sind im Moment nicht möglich."

Ob er im März Hafer, Erbsen und das Sommergetreide in den Boden bringen kann, daran glaubt Wercham momentan nicht.

Straße im Oderbruch unter WasserStraße im Oderbruch unter Wasser

Bürgermeister: Dörfer unter dem Meeresspiegel seien geschützt

Der Bürgermeister der Gemeinde Letschin Michael Böttcher (Freie Wähler) warnt: "Unser Rat lautet, keine Wohnungen, Partyräume oder andere Sachen in Kellern einzurichten. Es sind Keller, die zwar zur Nutzung für Obst oder Gemüse in Einweckgläsern geeignet sind, aber nicht unbedingt zum Wohnen", so Böttcher.
Allerdings habe sich seit dem letzten Binnenhochwasser im Jahr 2010 viel getan: Die Entwässerungsgräben seien in gutem Zustand, alle Schöpfwerke liefen und schützten zumindest die Dörfer, die wie Ortwig und Sophiental unter dem Meeresspiegel - also unterhalt der Oder liegen.

Die Böden sind gesättigt

Im Landesumweltamt spricht man noch nicht von einem Binnenhochwasser in den Oder-Niederungen. Denn die Entwässerungsgräben seien noch längst nicht voll, sagt Frank Krüger vom zuständigen Gewässerunterhaltungsreferat. Zwar dringe tatsächlich etwas Wasser durch die Deiche ins Oderbruch oder die Ziltendorfer und Neuzeller Niederung. Aber für die großen Seen auf den Äckern sei der Regen verantwortlich, so Krüger. "Wir hatten sehr viel Niederschlag und sind in diesem Jahr teilweise schon bei 150 bis 200 Prozent die mittleren Normalniederschlages. In Verbindung mit den hohen Niederschlägen im letzten Jahr ist der Boden einfach gesättigt", so Krüger weiter. Es werde Wochen dauern, bis die Wasserlachen verschwänden. Mit Sonne und Wind würde es schneller gehen, aber danach sieht es aktuell nicht aus.

Sendung: Antenne Brandenburg, 13.02.2024, 16:10 Uhr

Mit Material von Sabine Tzitschke und Michael Lietz

20 Kommentare

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  1. 20.

    Danke für Ihre klaren, sachlichen Beiträge. Über manch andere habe ich mich ziemlich gewundert...

    @ rbb: Hat Herr Böttcher wirklich von Einweggläsern gesprochen oder doch eher von Einweckgläsern? :-)

  2. 19.

    Na ja früher nannte man das Rückhaltesystem Schnee und Eis. Funktioniert aber nicht mehr. Und bei eh schon niedrigen teilweise < 1m Unterflurwerten der GWMs im Oderbruch ist der Boden eben kaum als Speicher geeignet.
    Stehen die Fischteiche z.b. in Altfriedland eigentlich diesen Winter noch leer. Ein paar qm könnte man da vielleicht auch mal im Winter zwischenspeichern. Die alte Oder fließt ja direkt vorbei.
    Das Foto mit der überfluteten Straße schafft allerdings einen dramatischen Eidnruck. Der Ortskundige weiß aber das dies die Zufahrt zum Fähranleger Güstebiese ist, also vor dem Deich im ungeschützten Gebiet welches öfter überflutet wird also nix besonderes.
    War kürzlich in Eiderstedt/Schleswig-Holstein, ähnliche Lage. Gut wer sein Haus auf einem warftähnlichem Hügel stehen hat.

  3. 18.

    Das entscheidende am milden Winter ist das das Wasser nicht in festem Aggregatzustand eingelagert wird sondern sofort versickern oder abfließen muss, wofür es früher bis in den Mai Zeit hatte.

  4. 17.

    Na hoffentlich wollen die Bauern auch ne kräftige Entschädigung von der Ampel, die haben ja auch schrieb das Klima gemacht

  5. 16.

    Bullshit jan - in den tiefer gelegenen Bodenschichten siehts immer noch trocken aus - das ist den letzten 3-4 extrem trockenen Jahren geschuldet! Also was soll Deine lächerliche Behauptung?

  6. 15.

    "Im Landesumweltamt spricht man noch nicht von einem Binnenhochwasser in den Oder-Niederungen. Denn die Entwässerungsgräben seien noch längst nicht voll, sagt Frank Krüger vom zuständigen Gewässerunterhaltungsreferat." Also zwischen Seelow und Küstrin drückt das Wasser in vielen Häusern - so auch bei uns - in die Keller, wie beim letzten Binnenhochwasser.
    Ansonsten stimmt es: Alle Ämter, die irgendwas damit zu tun haben (könnten), vermelden stolz, in welch tollem Zustand jetzt die Gräben und Pumpwerke sind, aber wenn über Hohensaaten kein Wasser mehr in die Oder geht, dann fehlt z.B. ein Rückhaltebeckensystem...

  7. 14.

    "vor allem zu milde Winter" Ob das zu milde oder einfach milde Winter sind, hängt vom Referenzpunkt in der aktuellen glazialen Serie ab. Ansonsten ja, wärmere Lufmassen können halt auch mehr Wasser bewegen - das sieht man auch gut in langen Zeitreihen (z.Bsp. beim DWD), daß es im Jahresmittel immer mehr Niederschlag wird (wohlgemerkt im Mittel).

  8. 13.

    Und Ruck-Zuck haben wir wieder die gewünschten Moore.
    Was ist denn mit all den Tagebauen (siehe DER Ostsee), sind die denn dadurch auch endlich vollständig geflutet?

  9. 11.

    Die Orte sollten als natürliche Überflutungsgebiete gekennzeichnet werden. Es wird immer wieder solche Ereignisse geben daher einfach diese Flecken Erde sich selbst überlassen. Das der Mensch hier Siedlungen baut, ist fahrlässig.

  10. 10.

    Sophiental und Ortwig liegen unter dem Meeresspiegel?
    Warum wird dieses Alleinstellungsmerkmal denn nicht vermarktet und touristisch genutzt?
    Oder hat hier jemand etwas durcheinander gebracht?
    Zu Björn und Arno: Beim MDR gibt es in der Rubrik "Wissen" zum Thema Bodennässe heute einen wunderbaren Artikel auch mit diversen Karten für das ganze Bundesgebiet. Dunkelblau bedeutet nass . Orange bedeutet trocken.

  11. 9.

    Gut erkannt, oft von der Wissenschaft vorausgesagt, zukünftig feuchte eher nasse und vor allem zu milde Winter.
    Genau das was wir derzeit nach einigen Jahren Trockenheit erleben. Schwierig für Mensch und Natur sich an beides anzupassen.
    Dazu ein Vorgeschmack auf steigende Meeresspiegel und schlechteren Abfluss der Flüsse insbesondere hier in der Tiefebene.

  12. 8.

    Nein.
    Für eine einfach verallgemeinerte Aussage zur Bodenfeuchte und Grundwasser haben die Eiszeiten zu viel durcheinander in den Bodenschichten hinterlassen.
    Daten finden Sie unter der Auskunftsplattform Wasser des Landes. Interpretationen aber sicher nicht einfach so.

  13. 7.

    Sie verwandeln eine Steppe durch eine Sintflut nicht in ein nachhaltiges Biotop. Unser Habitat ist nicht die Wüste und deswegen gehört auch beides nicht zu unseren Breitengraden.
    Bei uns funktionieren die stabilen Kreisläufe anders, übrigens auch mit einem vernünftigen Winter.

  14. 6.

    Ja, wir sind ganz klar am Vertrocknen. Man muss nur genug Einbildungskraft haben, um dies zu sehen. Und ganz wichtig: Das Wetter darf nie normal sein, was auch immer das ist. Sonst klappt’s mit dem Glauben an den angeblich menschgemachten Klimawandel nicht.

  15. 5.

    Man kann den Klimawandel praktisch greifen.

  16. 4.

    Ist denn jetzt endlich genug Regen gefallen, auch für die tieferen Bodenschichten?

  17. 3.

    Die Böden sind gesättigt?
    Ich dachte Brandenburg verwandelt sich durch den Klimawandel in eine Steppe?!
    Sachen gibt es.

  18. 2.

    "Die Böden sind gesättigt" Wie hat sich das auf die Grundwasserstände ausgewirkt? Kann man das über das Oderbruch hinaus auf ganz Brandenburg verallgemindern?

  19. 1.

    Ein wichtiger Punkt wurde im Bericht vergessen.
    Die Ostsee steht derzeit ziemlich hoch, weil Wasser aus der Nordsee drückt.
    u.a. daher auch der ungewöhnlich hohe Wasserstand der Oder und der geringe Abfluss aus dem Oderbruch.
    Sprich eine Vorschau auf das was ein steigender Meeresspiegel auch in 200km Entfernung zum Meer bewirken kann.
    In einem normalen Winter würden Teile der Wassermengen in den Flüssen zumindest in den Mittelgebirgen den Urlaubern in festem Aggregatzustand zur Verfügung stehen und langsam abtauen.
    Das wäre dann sicher auch einfacher.

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