Unfallschwerpunkte an Kreuzungen - Am Schlesischen Tor kracht es in Berlin am häufigsten

Di 17.12.24 | 19:52 Uhr
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Die Kreuzung Schlesische Straße Oppelner Straße in Berlin-Kreuzberg am 17.12.2024 (Quelle: rbb / Kubowicz).
Video: rbb24 Abendschau | 17.12.2024 | Julia Kubowicz | Bild: rbb / Kubowicz

Unklare Verkehrsführung, schlechte Sicht, kurze Grünphasen: Der ADAC hat die Kreuzungen in Berlin untersucht, an denen die meisten Unfälle geschehen. Der Automobilclub wirft dem Senat vor, es mit der Verkehrssicherheit schleifen zu lassen.

  • Die größten Unfallschwerpunkte in Berlin liegen am Schlesischen Tor, am Innsbrucker Platz, dem Tiergartentunnel und am Kottbusser Tor
  • Fehlerhaftes Wechseln des Fahrstreifens ist die häufigste Unfallursache
  • Viele Unfall-Hotspots sind laut ADAC bereits seit 2021 als solche bekannt

Laut Unfallzahlen der Polizei, die der ADAC ausgewertet hat, waren im vergangenen Jahr besonders die Kreuzungen am Schlesischen Tor, dem Innsbrucker Platz, Hauptbahnhof und Alexanderplatz gefährlich für Berliner Verkehrsteilnehmer. Das teilte der Automobilclub am Dienstag in Berlin mit.

Mit Abstand vorn liegt der Bereich rund ums Schlesische Tor in Kreuzberg: Im Bereich Bevernstraße / Oberbaumstraße / Oppelner Straße / Schlesische Straße / Skalitzer Straße / Köpenicker Straße gab es 2023 230 Unfälle mit Beteiligung von Autos. Der ADAC prüft in regelmäßigen Abständen, wie sich die Unfallgefahr an den Schwerpunkten entwickelt hat - und was der Berliner Senat dagegen tut.

Am Frankfurter Tor wurden die Radwege farbig markiert, nachdem der ADAC Kritik geäußert hatte. Die Unfälle dort sind um etwa 25 Prozent zurückgegangen. An vielen anderen Stellen aber gibt es immer noch Probleme, die schon 2021 bekannt waren, zum Beispiel unübersichtliche Verkehrsführungen, schlecht gestaltete Kreuzungen und schmale Radwege. Diese Probleme machen die Kreuzungen gefährlich für alle Verkehrsteilnehmer.

Kritik: Unübersichtlich, eng, schlecht markiert

Am Schlesischen Tor ist die Situation besonders schwierig: Die U-Bahn-Brücke der U1 behindert die Sicht, die Straßen sind relativ eng, zum Teil kurvig. Oft kommt es zu Unfällen, weil Autofahrer beim Überholen nicht aufpassen, der Sicherheitsabstand nicht eingehalten wird und die Verkehrsführung unklar ist und zu Missverständnissen führt. Hier sind die Unfallzahlen von 2021 bis 2023 um vier Prozent gestiegen.

Der ADAC fordert, die Verkehrsführung zu verbessern und überall Rad-Ampeln aufzustellen, um die Zahlen an dem Hotspot zu senken. "Man muss frühzeitig wissen, was einen erwartet, damit man reagieren kann. Ansonsten führt es dazu, dass aus Zeitknappheit oder sonst etwas Reaktionen entstehen, die man nicht haben möchte. Klare Regeln, klare Hinweise sorgen dafür, dass man etwas entspannter an die Kreuzungen herangeht und dazu helfen Beschilderungen und klare Lichtsignale", sagte Martin Koller, Vorstand für Verkehr im ADAC Berlin-Brandenburg am Dienstag dem rbb.

Hauptbahnhof: Besonders Abbiegen ist problematisch

Dazu passt auch Platz zwei der Statistik: der Innsbrucker Platz mit seiner Vielzahl von Auf- und Abfahrten - dass hier viele auf die oder von der A100 wollen macht die Sache nicht weniger kompliziert. Hier ist die Zahl der Unfälle von 2021 bis 2023 um 10,5 Prozent gestiegen, zuletzt waren es 136 Unfälle unter Beteiligung von Autos. Hier kritisiert der ADAC unverändert schmale Radfahrstreifen, die Konflikte zwischen Fahrradfahrern und Auto- oder Lkw-Fahrern seien durch die Verkehrsführung geblieben. Auch beim Linksabbiegen gebe es wegen der Ampelschaltungen immer wieder Probleme. Bei 60 Prozent der Unfälle hier waren Autofahrer die Verursacher.

Die Kreuzung mit den drittmeisten Verkehrsunfällen liegt vor dem Berliner Hauptbahnhof: Hier krachte es im vergangenen Jahr 131-mal - besonders beim Abbiegen. Der ADAC beobachtete im Bereich Invalidenstraße / Minna-Cauer-Straße und der Einfahrt in den Tiergartentunnel fehlende Markierungspfeile auf der Straße, unabgestimmte Ampelschaltungen, unklare Beschilderungen und eine kurze Grünphase für Fußgängerinnen und Fußgänger.

Die Kreuzung Invalidenstraße / Minna-Cauer-Straße / Einfahrt Tiergartentunnel am Berliner Hauptbahnhof am 17.12.2024 (Quelle: rbb / Drescher).
Wo gehts lang? Der Bereich am Berliner Hauptbahnhof. | Bild: rbb / Drescher

Häufigste Unfallursache: Falsches Spurwechseln

Auf Platz 4 landete die Ecke Mollstraße / Otto-Braun-Straße nahe des Alexanderplatzes in Mitte. Hier stiegen die Unfallzahlen um 7 Prozent im Vergleich zu 2021. Weil der Radfahrstreifen nicht eindeutig fortgeführt werde, machten Auto-, Bus- oder Lkw-Fahrer an der Kreuzung Fehler beim Rechtsabbiegen, kritisiert der ADAC. Weil die Markierung unterbrochen ist, wird der Radweg über den Fußweg geführt - das führe zu neuen Konflikten.

Der Verein empfiehlt deshalb, die Radwege im gesamten Kreuzungsbereich farblich zu markieren, damit alle Verkehrsteilnehmer wissen, woran sie beim Abbiegen sind. "Das Problem ist, dass sich seit 2020 hier nichts verändert hat. Die Situation ist genau gleich, die Anzahl der Unfälle sind gleich, die Anzahl der Beteiligten sind gleich. Und das alles, obwohl durch einfache Maßnahmen, wie zum Beispiel eine deutliche Fahrbahnmarkierung für Radfahrer, hier schon vieles entzerrt werden könnte", sagte Martin Koller dem rbb.

Die Kreuzung Otto-Braun-Straße / Mollstraße in Berlin am 17.12.2024 (Quelle: rbb / Kubowicz).
Autos, Fahrräder, Fußgänger, Straßenbahnen: An der Mollstraße / Ecke Otto-Braun-Straße wirds schnell unübersichtlich. | Bild: rbb / Kubowicz

Die häufigste Unfallursache an den Kreuzungen ist generell mit Abstand das fehlerhafte Wechseln der Fahrspur, zum Beispiel wenn man glaubt, den Stau auf der anderen Seite schneller zu überwinden oder einem doch noch einfällt, dass man abbiegen wollte - und den Autofahrer hinter sich beim Herüberziehen überrascht.

Auf den Plätzen zwei und drei stehen zu geringer Abstand und Fehler beim Rechtsabbiegen. Seit 2020 ist die Zahl der Verkehrsunfälle in Berlin gestiegen, allerdings auch die Zahl der Kfz-Zulassungen - es wird schlichtweg voller auf den Straßen.

Bisher 53 Verkehrstote in diesem Jahr

Generell kritisierte der ADAC am Dienstag den Senat - viele der notwendigen Maßnahmen für bessere Verkehrssicherheit würden nur schleppend oder gar nicht umgesetzt. "Solange eine Gefahrensituation in Berlin mit so einfachen Mitteln wie Farbe, dem Versetzen einer Linie oder dem Aufstellen eines Verkehrsschildes nur ansatzweise entschärft werden kann, muss sich der Berliner Senat Kritik gefallen lassen", sagte Koller.

Der ADAC bezeichnete seine Mitteilung am Dienstag wieder als "Wake -Up-Call", wie schon 2021 - als Weckruf, um die besonders gefährdeten Verkehrsteilnehmer zu Fuß und auf dem Rad besonders zu schützen. In diesem Jahr sind bisher 53 Menschen durch Verkehrsunfälle in Berlin ums Leben gekommen, umgerechnet fast jede Woche starb also ein Mensch im Berliner Straßenverkehr. Knapp die Hälfte davon waren Fußgänger oder Radfahrer, acht waren Autofahrer oder -beifahrer.

Sendung: rbb24 Abendschau, 17.12.2024, 19.30 Uhr

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35 Kommentare

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  1. 35.

    Diese Zustände sind doch pure Absicht vom Senat und Bezirk. Schließlich soll den Menschen das Autofahren ja vergällt werden.

  2. 34.

    Danke!
    Bettina ist die Weiterführung von Renate Künast und Claudia Roth.
    Politik war anscheinend nie fair, und bei Bildungsfernen Mitbürgern kann es zuweilen leichter werden.

  3. 32.

    Bettina ist das tollste was es gibt auf dieser Welt/für diese Stadt.
    Und fährt nur Fahrrad, bei Wind und Wetter, wurde mir gesagt.

  4. 31.

    Was sind Sie denn für eine Person.
    Radfahrer in Berlin sind die aggressivsten in ganz Deutschland. Fußgänger und Autofahrer interessieren nicht,Hauptsache ich der Radfahrer komme durch.
    Hat jemand schon an einem Tag einen Radfahrer erlebt,der nicht gegen die StVO verstößt?
    Und kommen Sie mir nicht mit den Autofahrern. Der größte Anteil der Autofahrer hält sich an die Regeln,aber bei den Radfahrern ist das nicht so,zumindest in Berlin. Punkt,Ende,Aus.

  5. 30.

    Zum Jahresende sollte zurückgeblickt werden: für jede:n Verkehrstote:n müssen sämtliche Politiker:innen auf Landes- und Bezirksebene 1 Prozent ihrer Diäten zurückzahlen, Regierende:r Bürgermeister:in, Verkehrs- und Innensenator:in 5 Prozent (auch wenn das heißt, dass sie am Ende mit einem Minus rausgehen).

    Dann würde sich wirklich etwas ändern. Allein die Aussicht, Menschenleben zu retten, scheint ja nicht zu reichen.

  6. 29.

    Was haben Sie eigentlich gegen Autos?? Ich lese Ihre Argumente....aber auch die Grünen fahren lieber Auto . Auch Ihre Freundin FrauJarasch oder AnnaLena oder unser nächster Bundeskanzler. Warm, trocken und komfortabel.....

  7. 28.

    Hören Sie doch mit Ihren albernen Unterstellungen auf.
    Ich habe noch nie ein Auto besessen, nichtmal einen Führerschein.

  8. 27.

    Eventuell nicht immer so spontan, verbittert, egoistisch kommentieren.
    Selbst der ADAC setzt sich für Radfahrer, sowie deren Pannenhilfe, ein.

  9. 26.

    Antwort an Kommentare 16. bis (-her) 20.:
    Allesamt wohl keine Grünen-Wähler.
    Friedrichshain-Kreuzberg ist der Fahrradorientierteste Bezirk der Stadt,
    warum haben wir eine Grüne Bürgermeisterin.
    Mitte wird folgen, dann Neukölln, Prenzlauer Berg usw.
    Und bald wird die ganze Stadt sich darauf besinnen.
    Wartet ab, Bettina Jarasch wird Bürgermeister von Berlin!

  10. 25.

    Ausnahmslos ALLE Ampeln mit Radarfallen (Kameras) ausstatten. Am Geldbeutel tut es jeder/jedem IMMER weh. Ich bin mir sicher, dass das hilft und als schönen Nebeneffekt zusätzlich ordentlich Geld in die Kassen spült.

  11. 24.

    Und bloß keine Angaben zum Unfallhergang, oder war man da doch mitr dem KFZ unterwegs und die Freizeitaktivitäten sind nun gemindert?

  12. 23.

    "mit der Bevorzugung von Fußgängern und ÖPNV. Individualverkehr sollte immer niedriger priorisiert werden und dazu zählen auch Radfahrer."

    Äh; Fußgänger gehören nicht zum Individualverkehr...? :-)

  13. 22.

    Wenn schon der adac die Fahrrad-Infrastruktur kritisiert weiß man dass in Berlin die cdu regiert.

  14. 21.

    Woher nehmen Sie die Annahme, ich wüsste nicht, wie es sich in Berlin mit dem Rad fährt?
    Bis zu einem Unfall bin ich sehr häufig und lange Strecken in Berlin geradelt, kenne mich also aus.

  15. 20.

    Stimmt, rücksichtsvolle Radfahrer, die auch nur ansatzweise die StVO beachten sind echt eine Minderheit. Egoistische Radfahrer sind es leider nicht, die sind eine große Gruppe und Gefahr.

    Wenn sie so sehr auf Minderheiten Rücksicht nehmen wollen, nehmen sie Rücksicht auf körperliche eingeschränkte Personen auf der Straße. Die können nicht schneller laufen oder alles sehen oder im Rollstuhl schneller fahren. Da darf gern jeder Radfahrer abhalten und denen eine sichere Überquerung zustehen.
    Ebenso eine sichere Benutzung des Fußweges, weshalb da keine Radfahrer über 12 Jahre draufgehörigen

  16. 19.

    Schöne Lüge, die Radfahrer sind nicht die wichtigsten. Am wichtigsten ist es für die schwächsten an Kreuzungen die Sicherheit zu erhöhen und das sind Fußgänger, welche Kinder, alte und mobilitätseingeschränkte Personen einschließen.

    Diese Fussstützen sind nichts weiter als Luxus, wenn man nicht einmal Zeit für das Heben eines Fußes zum Pedal haben will. Aber warum sollten sie auch an anderen Teilnehmer denken, wenn es nur um sie geht.

    Noch besser ist eine übersichtliche Verkehrsführung und Ampelschaltung für alle Verkehrsteilnehmer mit der Bevorzugung von Fußgängern und ÖPNV. Individualverkehr sollte immer niedriger priorisiert werden und dazu zählen auch Radfahrer.

  17. 18.

    Na wenn Sie so wichtig sind, dann vermeiden Sie es bitte auch jemals Ihr Fahrrad mit in die Öffis zu nehmen. Dort haben Sie nichts zu suchen.
    Sie haben ja die Straße.

  18. 17.

    Fahren Sie mal ein paar mal dort in Kreuzberg. Mal sehen wie lange es dauert, bis Sie mit Ihrer Haltung am Unfall beteiligt sind, denn auch die Überführungen für Radfahrer trotz riesigem Radweg und Verkehrsbeschränkung auf 30Km/h und nur 1 Spur für Autos sind Abenteuer für alle Verkehrsteilnehmer und komplett unübersichtlich. Aktuell empfehle ich Ihnen auch die Baustellen dort Richtung Tempelhof - ebenfalls ein Traum für Rad- und Autofahrer. Naja, die Urbanklinik ist ja nicht so weit.....

  19. 16.

    Wieso sollte man Fußbügel aufstellen ? Eigeninitiative… kaufen sie sich ein Rad mit 3 Rädern.
    Schon komisch immer etwas fordern was andere umsetzen sollen, wozu man selbst keine Lust hat.

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