Schöneiche (Oder-Spree) - Leere Weiden nach Seuchenalarm

Seit dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche wurden in Brandenburg und Berlin teilweise drastische Sicherheitsmaßnahmen getroffen, um eine Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Nicht jede Maßnahme stößt auf Verständnis.
Als am 10. Januar die Maul- und Klauenseuche auf einem Hof in Hönow bei Wasserbüffeln festgestellt wurde, reagierten die Verantwortlichen des Landkreises Märkisch-Oderland mit einer Allgemeinverfügung. Diese sieht verschiedene Schutz- und Beobachtungszonen vor, definiert Handlungsrichtlinien und legt Maßnahmen für betroffene Betriebe fest.
In der Begründung für die Maßnahmen heißt es unter anderem: "Die getroffenen Maßnahmen sind gesetzlich vorgeschrieben und erforderlich. Ein milderes Mittel zur Erreichung der vorgenannten Ziele ist nicht erkennbar. Die Anordnungen sind geeignet, die Tierseuche frühzeitig zu erkennen und für den Fall des Auftretens, der Verbreitung entgegenzuwirken."
Jürgen Teudt, einer der von harten Maßnahmen betroffenen Landwirte, dessen gesamter Ziegen-, Schaf- und Rinderbestand getötet werden musste, äußerte Zweifel an dem Vorgehen. Er hätte sich in der Situation ohnmächtig ausgeliefert gefühlt und wäre dafür, dass in Zukunft anders reagiert werden kann, sagte er dem rbb: "Diese Gesetze stammen aus einer Zeit, in der es noch keine Schnelltests gab."
Nur die Ponys übrig
Weil Teudts Hof in Schöneiche (Oder-Spree) Futter von dem mit MKS-betroffenen Betrieb in Hönow erhalten hatte, mussten alle seine Paarhufer vorsorglich gekeult werden. Jetzt stehen nur noch die Ponys auf der Grünfläche.
In der Allgemeinverfügung heißt es im Begründungsteil dazu: "Alles, was einmal mit einem infizierten Tier in Berührung gekommen ist, kann zur Verschleppung der Seuche beitragen – Personen und Tiere (einschließlich Katzen, Hunde, Geflügel und Ungeziefer) sowie Fahrzeuge, Geräte und Futtermittel."
Und doch bleiben bei Jürgen Teudt Zweifel an dem drastischen Vorgehen. Wie der Landkreis Oder-Spree am Donnerstag auf seiner Website mitteilte, waren die Tiere nicht infiziert: "Die Ergebnisse der klinischen, virologischen und serologischen Untersuchungen des Kontaktbestandes in Schöneiche sind negativ."

Landwirt hinterfragt Tiertötungen
Teudt betont, dass die Tötung seiner Herde zum Schutz anderer Tiere notwendig gewesen sei, allerdings "müsste man sich mal mit den Verantwortlichen unterhalten, dass man zukünftig anders reagieren muss, dass man nicht unbedingt alle Tiere gleich tötet", so der Landwirt.
Zusammen mit anderen Mitstreitern hatte Teudt sich seit einigen Jahren um die Landschaftspflege einer Fläche auf der stillgelegten Schöneicher Mülldeponie gekümmert. Er habe das Gelände von der Gemeinde gepachtet und mit 55 Ziegen, Schafen, Rindern sowie vier Ponys beweidet, sagte er.
Unterstützung aus der Gesellschaft
Der Landwirt steht in seiner Notlage nicht alleine da. Ein Freund hat mit einer Spendenaktion über eine Internetplattform Geld für ihn gesammelt [gofundme.de]. Bis Mittwoch sind dabei bereits 19.000 Euro zusammen gekommen. Soviel Solidarität habe ihn überrascht und zugleich beschämt, so Teudt: "Man glaubt, die Menschen meckern immer nur. Aber es gibt doch mehr gute Leute, als man denkt." Auch mit seiner Familie sei er während dieser schweren Zeit besonders eng zusammengerückt.
In die Tierseuchenkasse habe er regelmäßig eingezahlt, erklärt der Bauer. Daher rechnet er auch mit einer Entschädigung - hat aber bislang noch keine erforderlichen Anträge dafür gestellt. Mit den Spendengeldern wolle er jetzt in neue Stallungen und Überstände investieren, sodass auch ein geplantes Bildungsprojekt für Kinder gemeinsam mit dem Verein Naturschutzaktiv Schöneiche auf seinem Hof realisiert werden kann. Anfang Mai sollen dann neue Ziegen auf seiner Weide stehen.
Um dem Töten gesunder Tiere in Zukunft vorbeugen zu können soll nun ein Impfstoff gegen MKS hergestellt werden. Nach Angaben des Friedrich-Löffler-Instituts vom Montag soll dies schon innerhalb einer Woche möglich sein.
Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 21.01.2025, 19:30 Uhr
Mit Material von Felicitas Montag