Coronavirus - Berlin untersagt Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern

Wegen der Corona-Krise sind in Berlin alle Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern untersagt - bis zum Ende der Osterferien. Zuvor hatten die Amtsärzte Alarm geschlagen. An den Berliner Universitäten beginnt das Sommersemester später.
Bis zum Ende der Osterferien am 19. April werden in Berlin sämtliche Großveranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern untersagt. Das teilte die Gesundheitsverwaltung am Mittwoch mit. Man werde entsprechende Schritte in Absprache mit der Innenverwaltung erwirken.
"Das Coronavirus breitet sich weiter aus. In so einer Phase muss das öffentliche Leben Einschränkungen erfahren", sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD). Durch die Reduzierung von Großveranstaltungen könne die Ausbreitung des Virus entschleunigt werden. "Der Schutz der Berlinerinnen und Berliner hat höchste Priorität", betonte Kalayci.
Sommersemester an Unis startet später
Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) kündigte an, der Beginn der Vorlesungszeit an den Berliner Universitäten werde um rund eine Woche auf den 20. April verschoben. "Wir behalten uns vor, auch mit einer weiteren Verschiebung zu arbeiten", sagte Müller. Es werde eine ständige Task Force unter Leitung des Staatssekretärs Steffen Krach (SPD) geben.
Wissenschaftler und Studierende der Hochschulen seien aufgefordert, sich in häusliche Quarantäne zu begeben, wenn sie sich zuletzt in einem Risikogebiet aufgehalten haben. Dienstreisen der Hochschulbeschäftigten in diese Risikogebiete würden nicht mehr genehmigt.
Amtsärzte schlugen Alarm
Wie rbb|24 aus Bezirksamtskreisen erfuhr, hatten zuvor die Berliner Amtsärzte Alarm geschlagen. In einem gemeinsamen Brief an die Gesundheitsverwaltung erklärten sie, dass es "aus infektionsepidemologischer Sicht" unerlässlich sei, "dass alle Veranstaltungen mit einem höheren Risiko für Infektionsübertragungen, insbesondere Sportveranstaltungen sowie kulturelle Veranstaltungen inklusive Clubs, ab sofort nicht mehr stattfinden dürfen".
Damit fordern sie sogar noch weitreichendere Maßnahmen, denn eine konkrete Besucherzahl als Begrenzung für Veranstaltungen, nennen die Ärzte selbst nicht.
Bereits am Dienstag waren alle Aufführungen in den großen Sälen der staatlichen Theater, Opern- und Konzerthäuser bis 19. April abgesagt worden. Ob Veranstaltern Entschädigungen zustehen, prüft der Senat nach den Worten Kalaycis. "Das ist auf alle Fälle ein Thema, aber eine Abschätzung haben wir noch nicht", sagte sie und verwies darauf, dass der Senat zum ersten mal so vorgehe. Da hatten sich der Regierende Müller, Innensenator Andreas Geisel (SPD) und Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) noch gegen eine pauschale Absage aller Großveranstaltungen ausgesprochen.
Zahl der Infizierten in Berlin gestiegen
Das Robert Koch-Institut riet zum Schutz vor dem Virus am Mittwoch zur "sozialen Distanzierung". "Wir müssen Abstand zwischen die Menschen bringen, damit es nicht zu Übertragungen kommt", sagte Vizepräsident Lars Schaade. Der Verzicht auf Großveranstaltungen reiche dabei nicht aus. Die Menschen müssten sich auch überlegen, ob sie kleinere Veranstaltungen, etwa in Gaststätten oder im privaten Bereich noch besuchen wollten - insbesondere wenn es dort noch enger oder schlechter belüftet sei.
Nach Informationen der Gesundheitsverwaltung sind in Berlin aktuell 81 Coronavirus-Infektionen bestätigt. Kontaktpersonen werden ermittelt. 42 Kranke sind männlich, 39 weiblich. In Krankenhäusern werden derzeit fünf Erkrankte behandelt, alle anderen sind zu Hause isoliert.

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