Coronavirus - Berlin untersagt Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern

Mi 11.03.20 | 15:15 Uhr
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Basketballspiel in der Berliner Mercedes-Benz-Arena (Quelle: imago images/Thonfeld)
Video: Abendschau | 11.03.2020 | Studiogespräch mit Michael Müller | Bild: www.imago-images.de/Thonfeld

Wegen der Corona-Krise sind in Berlin alle Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern untersagt - bis zum Ende der Osterferien. Zuvor hatten die Amtsärzte Alarm geschlagen. An den Berliner Universitäten beginnt das Sommersemester später.

Was Sie jetzt wissen müssen

Bis zum Ende der Osterferien am 19. April werden in Berlin sämtliche Großveranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern untersagt. Das teilte die Gesundheitsverwaltung am Mittwoch mit. Man werde entsprechende Schritte in Absprache mit der Innenverwaltung erwirken.

"Das Coronavirus breitet sich weiter aus. In so einer Phase muss das öffentliche Leben Einschränkungen erfahren", sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD). Durch die Reduzierung von Großveranstaltungen könne die Ausbreitung des Virus entschleunigt werden. "Der Schutz der Berlinerinnen und Berliner hat höchste Priorität", betonte Kalayci.

Sommersemester an Unis startet später

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) kündigte an, der Beginn der Vorlesungszeit an den Berliner Universitäten werde um rund eine Woche auf den 20. April verschoben. "Wir behalten uns vor, auch mit einer weiteren Verschiebung zu arbeiten", sagte Müller. Es werde eine ständige Task Force unter Leitung des Staatssekretärs Steffen Krach (SPD) geben.

Wissenschaftler und Studierende der Hochschulen seien aufgefordert, sich in häusliche Quarantäne zu begeben, wenn sie sich zuletzt in einem Risikogebiet aufgehalten haben. Dienstreisen der Hochschulbeschäftigten in diese Risikogebiete würden nicht mehr genehmigt.

Amtsärzte schlugen Alarm

Wie rbb|24 aus Bezirksamtskreisen erfuhr, hatten zuvor die Berliner Amtsärzte Alarm geschlagen. In einem gemeinsamen Brief an die Gesundheitsverwaltung erklärten sie, dass es "aus infektionsepidemologischer Sicht" unerlässlich sei, "dass alle Veranstaltungen mit einem höheren Risiko für Infektionsübertragungen, insbesondere Sportveranstaltungen sowie kulturelle Veranstaltungen inklusive Clubs, ab sofort nicht mehr stattfinden dürfen".

Damit fordern sie sogar noch weitreichendere Maßnahmen, denn eine konkrete Besucherzahl als Begrenzung für Veranstaltungen, nennen die Ärzte selbst nicht. 

Bereits am Dienstag waren alle Aufführungen in den großen Sälen der staatlichen Theater, Opern- und Konzerthäuser bis 19. April abgesagt worden. Ob Veranstaltern Entschädigungen zustehen, prüft der Senat nach den Worten Kalaycis. "Das ist auf alle Fälle ein Thema, aber eine Abschätzung haben wir noch nicht", sagte sie und verwies darauf, dass der Senat zum ersten mal so vorgehe. Da hatten sich der Regierende Müller, Innensenator Andreas Geisel (SPD) und Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) noch gegen eine pauschale Absage aller Großveranstaltungen ausgesprochen.

Zahl der Infizierten in Berlin gestiegen

Das Robert Koch-Institut riet zum Schutz vor dem Virus am Mittwoch zur "sozialen Distanzierung". "Wir müssen Abstand zwischen die Menschen bringen, damit es nicht zu Übertragungen kommt", sagte Vizepräsident Lars Schaade. Der Verzicht auf Großveranstaltungen reiche dabei nicht aus. Die Menschen müssten sich auch überlegen, ob sie kleinere Veranstaltungen, etwa in Gaststätten oder im privaten Bereich noch besuchen wollten - insbesondere wenn es dort noch enger oder schlechter belüftet sei.

Nach Informationen der Gesundheitsverwaltung sind in Berlin aktuell 81 Coronavirus-Infektionen bestätigt. Kontaktpersonen werden ermittelt. 42 Kranke sind männlich, 39 weiblich. In Krankenhäusern werden derzeit fünf Erkrankte behandelt, alle anderen sind zu Hause isoliert.

Coronavirus: Derzeit 81 bestätigte Fälle in Berlin (Quelle: LAGeSo/SurvNet)

FAQ zum Umgang mit dem Coronavirus

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  • Was passiert mit Kontaktpersonen?

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  • Wie kann ich mich schützen?

  • Welche Behandlung gibt es für Infizierte?

  • Gibt es Immunität gegen das Virus?

  • Wie hoch ist die Sterberate?

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34 Kommentare

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  1. 34.

    Also die Grippe ist und war noch nie einfach, sondern sehr gefährlich.
    Sie meinen da wohl einen grippalen Infekt?
    Wenn Sie doch so besorgt sind, was ja durchaus positiv ist, dann gehen Sie zu einer Teststelle und bestehen dort auf einen Test. Massentests wären jetzt sogar das beste Mittel. Das Gejammere um die fehlenden Kapazitäten teile ich nicht, da diese dann halt eben geschaffen werden müssten, notfalls per Katastrophenschutz usw.

  2. 33.

    Bei mir ist das auch so. Bzw. ich verstehe es schon: die Gefahr wird konsequent ignoriert. Das ist sowas von fahrlässig. Spreche ich das gegenüber meinem Chef oder Kollegen an, stoße ich nur auf Unverständnis. Ich überlege die ganze Zeit, was ich noch tun kann, um diese Leute endlich aufzuwecken und mich selbst nicht zu infizieren und damit auch keine anderen Menschen usw. Treffen, Besprechungen etc. werden einfach weiter vereinbart und abgehalten, als wäre covid-19 ne einfache Grippe. Es ist zum verzweifeln.

  3. 32.

    "In Philadelphia zum Beispiel wurde die Gefahr der Epidemie zunächst heruntergespielt und das öffentliche Leben erst eingeschränkt, als das Gesundheitssystem durch die Zahl der Kranken schon überfordert war. In St. Louis wurden die Maßnahmen nach dem Auftreten der ersten Fälle eingeleitet – Schulen, Kirchen und alle anderen Versammlungsorte wurden geschlossen.

    In Philadelphia sind mehr als 12.000 Menschen an der Spanischen Grippe gestorben. Die Zahl der Toten über alle Wellen der Grippe hinweg war in der Stadt mit 0,7 Prozent der Bevölkerung mehr als doppelt so hoch wie in St. Louis."

    Aus: https://www.welt.de/gesundheit/article206481679/Coronavirus-Helfen-Schulschliessungen-bei-der-Eindaemmung-des-Virus.html

    Wir befinden uns in leider in Philadelphia. Das wird sich bitter rächen.

  4. 31.

    Es macht sehr wohl einen Unterschied, wenn man sich zusätzlich zum Arbeitsweg im ÖPNV auch noch in der Freizeit in Menschenmengen aufhält. Das erhöht dasRisiko, sich zu infinzieren, nicht unerheblich, kommt man doch mit noch mehr Menschen in Kontakt als es nur auf den unvermeidlichen Wegen passiert wäre. Daher sollte alles, was nicht notwendig ist an Menschenkontakten, so weit runtergefahren werden wie möglich. Was ist denn daran so schwer zu verstehen?

  5. 30.

    Die werden spätestens in 14 Tagen dumm aus der Wäsche gucken wenn das öffentliche Leben komplett still steht.
    Das Gejammere wird dann groß sein. Traurig nur für die vielen Risikopatienten, die es wohl treffen wird.
    Deutschland mutiert zu einer Mischung aus Dummheit und Empathielosigkeit. Aber der mündige Bürger ist ohnehin politisch schon lange unerwünscht.

  6. 29.

    Das ist sinnloser Aktionismus, der nicht wirklich vor Infektionen schützt, aber den Bürgern und der Wirtschaft nur schadet.
    Fast jeder muss nahezu täglich in Verkehrsmitteln, Bahnhöfen, beim Einkaufen oder auf Arbeit nahen Kontakt mit vielen Menschen haben. Was soll dann z. B. in einem Stadion oder bei einer Veranstaltung anders sein? Was soll es bringen, wenn man z. B. in U-Bahnen gehen darf und muss, aber in ein Stadion oder Konzert nicht? Sinnvolle Maßnahmen wären z. B., wenn man endlich mal zwingend mehr Krankenhaus-Hygiene nach Vorbild der Niederlande oder von skandinavischen Ländern vorschreiben würde und wenn die Intensiv- und Notaufnahmekapazitäten der Krankenhäuser endlich mal deutlich erhöht werden müssten.

  7. 28.

    Ja, Schummeln ist natürlich wichtiger als mal verantwortlich den Tatsachen ins Auge zu blicken. Der Virus lässt sich nicht austricksen. Aber ok. Dann müssen nur knapp 1000 notfalls isoliert werden, besser als 10000.

  8. 26.

    „bevorstehende Tragik“? Was soll das? Noch mehr Panikmache? Das muss doch nicht sein, es gibt schon genug Hysterieinfizierte.

  9. 25.

    Die Zahlen wurden gerade aktualisiert aber Recht haben Sie trotzdem. 5 behandlungsbedürftig Erkrankte auf 4 Millionen Menschen ist nach fast zwei Wochen nun nicht wirklich das von den Hysteriefans vorhergesagte Schreckenszenario.

  10. 24.

    Leider wisst ihr nicht was noch bevorsteht .. . siehe Bilder aus Italien und Korea. Die sind sicher nicht doofer oder sonst was als wir!!! Nur haben sie das Problem genauso unterschätzt!

  11. 23.

    Nun ist aber langsam mal gut mit dem Affentheater. 48 Virusträger (von denen niemand mehr frei rumläuft) auf knapp 4 Mio Menschen in Berlin (=0,0012% !)und es wird getan als ob die Welt untergeht. Wir sprechen von einem Verhältnis von ca. 1: 83 000. Der eine ist wie gesagt jeweils in Quarantäne. Also bitte mal auf dem Teppich bleiben!

  12. 22.

    angesichts der bevorstehenden Tragik, sollte man sich solche Kommentare ersparen ...

  13. 21.

    Es sollen wohl schon Bestrebungen im Gange sein, bei Veranstaltungen nur 999 Leute hineinzulassen. Nach dem Motto wer zu spät kommt, bleibt draußen.

  14. 20.

    Also ich sehe vor meinem geistigen Auge die Coronaviren nur so auf der Zange rumspringen, da diese ja auch jeder angrabscht.
    Mir sind da Handschuhe viel lieber. Die Brottheken habe ich aber auch schon vor Corona hygienetechnisch als nicht vertretbar angesehen. Aber die Menschheit will es ja so.

  15. 19.

    Dass "jeder" an der Brotheke rumgratscht liegt an der schlechten Erziehung. Man wird bloß vorwurfsvoll angeglotzt, wenn man was sagt. Die begreifen es nicht, dass dort einen Zange ist.

  16. 18.

    @ Flipper, @ Rainer
    Weniger die Frage, ob die Menschen jetzt exponentielles Wachstum verstehen oder nicht.
    Die Frage ist, welche sinnvollen Maßnahmen werden ergriffen und was ist davon planloser Aktionismus.
    Ich sehe nur eine Richtung. Möglichst wenige Infizierte zu ermitteln und sodann die Kontaktpersonen unter Hausarrest stellen. Das wird alleine nicht funktionieren! Gemäß dem exponentielles Wachstum haben wir dann in wenigen Tagen keine Ärzte und sämtliche weiteren lebensnotwendigen Berufsgruppen mehr im Dienst.

  17. 17.

    Dem stimme ich voll zu Flipper! Ich hatte eine ähnliche Studie bereits vor mehreren Tagen hier veröffentlicht (von Prof. Enderlein). Aber man hatte mich der Panikmache beschimpft.

  18. 16.

    Ich verstehe auch meinen Discounter nicht, bei dem jetzt die Kassierer/innen seit wenigen Tagen Latexhandschuhe tragen, dafür aber im Gegenzug die Handschuhe an der Brottheke scheinbar abgeschafft wurden und jeder mit seinen versifften Fingern in der Brottheke rumgrabscht.

  19. 15.

    Ich teile voll ihre Meinung, Andreas! Das Gesundheitswesen ist doch schon lange an die Wand gefahren!

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