Polen schließt seine Grenzen - Brandenburg verhandelt mit Polen über Ausnahmeregelungen

In der Nacht auf Sonntag macht Polen wegen der Corona-Krise die Grenzen für Ausländer dicht. Bereits am Samstag bildeten sich lange Staus. Brandenburg will Ausnahmen für bestimmte Personengruppen erwirken.
Die Brandenburger Landesregierung steht nach eigenen Angaben in Verhandlungen mit Polen, um für weitere Personengruppen Ausnahmen von der geplanten Grenzschließung wegen des Coronavirus zu erreichen. "Da sind wir in enger Abstimmung mit unseren polnischen Nachbarn, dass sich die Ausnahmeregelung nicht nur auf medizinisches und Pflegepersonal bezieht, sondern auf alle im Grenzraum arbeitenden Polen und Deutschen, dass sie entsprechend ein- und ausreisen können", sagte Europaministerin Katrin Lange (SPD) in Potsdam. "Ausnahmen sind zugesagt."
Grenzschließung in der Nacht zu Sonntag
Wegen der Coronavirus-Krise schließt Polen in der Nacht zu Sonntag seine Grenzen. Dies gelte für alle Ausländer, teilte Ministerpräsident Mateusz Morawiecki am Freitagabend in Warschau mit. Alle internationalen Flug- und Zugverbindungen werden demnach ausgesetzt. Damit solle einer weiteren Ausbreitung von Covid-19 entgegengewirkt werden. Die Maßnahmen gelten nach Angaben der Regierung zunächst für zehn Tage, könne aber um weitere 20 Tage verlängert werden.
Ankündigung sorgte bereits für Staus
Laut Innenminister Mariusz Kaminski sollen die umfassenden Grenzkontrollen in der Nacht von Samstag auf Sonntag um Mitternacht beginnen. Besonders betroffen davon ist Brandenburg, das direkt an Polen grenzt. Polnische Staatsbürger, die ins Land zurückkehrten, würden für 14 Tage unter Quarantäne gestellt, hieß es weiter. Dasselbe gilt für in Polen lebende Ausländer.
Die Brandenburger Polizei berichtete bereits am Samstagmorgen von Staus, auch auf den Umgehungsstraßen. Sowohl auf den beiden Autobahnen 12 und 15 als auch
auf den Umgehungsstraßen komme es zu Staus, sagte eine Polizeisprecherin am Samstagnachmittag. Noch sei die Lage allerdings nicht "so gravierend". Die Staus zögen sich nicht kilometerweit. "Morgen wird es schlimmer", sagte die Sprecherin.
Geschäfte, Kneipen und Restaurants bleiben geschlossen
Polen wird außerdem alle Geschäfte in Einkaufszentren schließen - mit Ausnahme von Lebensmittelläden und Apotheken. Kneipen, Bars, Spielcasinos und Restaurants bleiben ebenfalls geschlossen. Lokale dürften aber einen Lieferservice betreiben, sagte Morawiecki. Ebenso werden Veranstaltungen mit mehr als 50 Teilnehmern untersagt.
"Dies sind schwierige Entscheidungen, aber mit ihnen können wir noch härtere Zeiten vermeiden", sagte Morawiecki. In mehreren westlichen Ländern seien Schutzmaßnahmen zu spät ergriffen worden, diesen Fehler wolle man vermeiden. Polen hat derzeit 68 Corona-Infizierte registriert, davon ist ein Mensch gestorben.
Polen führte seit Montag Einreisekontrollen durch
Bereits Anfang der Woche hatten die polnischen Behörden an der Grenze zu Deutschland stichprobenartige Einreisekontrollen eingeführt. Vier Grenzübergänge sollten aufgrund der Ausbreitung des Virus strenger überwacht werden, teilte Morawecki am Montag mit. Betroffen waren die Autobahn-Übergänge in Frankfurt (Oder), Stettin, Forst und Pommellen. Rund 9.000 Personen wurden pro Tag auf das neuartige Coronavirus getestet. Zunächst ging es um punktuelle Kontrollen von Bussen, in denen mehr als acht Personen sitzen.
Der erste bestätigte Corona-Fall in Polen Anfang März hatte sich vor seiner Entdeckung zwei Wochen lang in Deutschland aufgehalten. Der Mann aus Cybinka in der Woiwodschaft Lebus, einem Ort nahe der polnisch-deutschen Grenze, soll nach Informationen der polnischen Lokalzeitung "Gazeta Lubuska" an Karnevalsfeiern im nordrhein-westfälischen Heinsberg teilgenommen haben und mit dem Fernbus über Frankfurt (Oder) gereist sein.
Auch Dänemark schließt Grenze, Türkei stoppt Flüge von und nach Deutschland
Ebenfalls am Freitag erklärte Dänemark, seine Grenze vorläufig schließen zu wollen. Wie Ministerpräsidentin Frederiksen mitteilte, gelte dies ab Samstagmittag. Zuvor hatte bereits Tschechien seine Grenzen fast vollständig abriegelt. Ausnahmen gibt es nur für Arbeitspendler im Grenzgebiet. Die Türkei stoppt ab Samstagmorgen alle Flüge von und nach Deutschland und in acht weitere europäische Länder. Wie der türkische Transportminister Turhan mitteilte, gilt die Maßnahme zunächst bis 17. April.