Nach erneutem Großbrand - Amtsdirektor fordert mehr Brandschutz für Lieberoser Heide

Mi 20.07.22 | 12:06 Uhr
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Ausbruch eines Waldbrandes in der Lieberoser Heide am 06.07.2022(Quelle: pa/Brandenburg News 24/Christian Guttmann)
Video: rbb24 | 19.07.2022 | Archivfoto | Bild: pa/Brandenburg News 24/Christian Guttmann

Zwei Wochen nach dem Brand in der Lieberoser Heide werden erneut Forderungen laut, auf dem Gelände mehr vorbeugend zu tun. Denn schon nach dem Feuer 2019 ist laut Amtsdirektor nur wenig passiert. Von Aline Lepsch

Auch fast zwei Wochen, nachdem der Waldbrand in der munitionsbelastete Lieberoser Heide größtenteils gelöscht ist, ist der Einsatz noch nicht abgeschlossen. Immer noch sind Feuerwehrleute rund um die Uhr vor Ort, immer wieder finden sie Glutnester im staubtrockenen Boden, die wieder aufflammen. Die Temperaturen sind hoch, die Waldbrandgefahr auf der höchsten Stufe 5 [mluk.brandenburg.de].

Amtsdirektor Bernd Boschan (parteilos) kritisiert, dass seit dem letzten Feuer 2019 nicht wirklich viel in puncto Brandschutz passiert sei. "Wir haben nach wie vor offene Positionen aus der Waldbrandschutzkonzeption, die im Ergebnis der Jahre 2017, 2018 und 2019 erarbeitet wurde - aber leider nicht umgesetzt wurde."

Blick auf abgebrannte Bäume der Lieberoser Heide, im Vordergrund sind grüne Pflanzen (Foto: rbb/Lepsch)
Aktueller Blick auf die Lieberoser Heide nach dem Brand | Bild: rbb/Lepsch

Sorge um den Schutz der Bürger

Beim jüngsten Brand hätten die Einsatzkräfte feststellen müssen, dass der Wegebau unzureichend sei, so Boschan. Die Feuerwehrleute seien nicht an die Stelle gekommen, an die sie gemusst hätten, um den Brand einzudämmen. Der Amtsdirektor fordert deshalb die Waldbesitzer auf, den Wegebau voranzutreiben. Es ist der erste von mehreren Kritikpunkten, die Boschan aufzählt. Ein Dauerthema sind auch die Löschbrunnen. Es gibt laut dem Amtsdirektor nicht genügend Tiefbrunnen. Außerdem sei "die Leistungsfähigkeit dieser Tiefbrunnen leider beschränkt".

Zudem sehe er "dringenden Handlungsbedarf", um für die Sicherheit der Bewohner in der Nähe der Lieberoser Heide zu sorgen. "Wir haben wieder feststellen müssen, dass uns die Sorge umhertreibt, wenn die fehlenden Waldbrandschutzstreifen unsere Bürger nicht schützen." Boschan fordert den Landesbetrieb Forst auf, zugesagte Schutzstreifen einzurichten und zu pflegen. "Und ich erwarte auch eine weitere Unterstützung der kommunalen Ebene hinsichtlich der Ausstattung mit Feuerwehrtechnik."

Was beim aktuellen Brand in der Lieberoser Heide aber sehr gut funktioniert habe, besser als beim Brand 2019, sei die Zusammenarbeit unter den Kreisen, so Boschan. Viele Einsatzkräfte seien schnell vor Ort gewesen sowie koordiniert, zugeteilt und wieder ausgetauscht worden.

Polizei: "Touristen, selbst bei Warnstufe fünf"

Unterdessen fährt die Polizei zurzeit die Wege der Lieberoser Heide ab, um zu kontrollieren, dass niemand sein Unwesen treibt. Denn eine Schwierigkeit sind aus Sicht der Polizei die “Touristen, die selbst bei Waldbrandwarnstufe vier und fünf im Wald mit ihren Fahrrädern unterwegs sind“, sagte der Leiter des Reviers Lübben, Mario Knopf am Dienstag dem rbb. Die zuständige Forstbehörde müsste die Wege oder den Wald sperren, so Knopf weiter. “Mehr als Bestreifen und mit den Leuten reden ist oftmals nicht möglich.“ Viele seien einsichtig, viele aber auch nicht.

Prinzipiell gibt es für Waldbesucher laut Umweltministerium keine unterschiedlichen Verbote oder Einschränkungen bei den jeweiligen Waldbrandgefahrenstufen. Sie sollen nur für die Gefahr sensibilisieren [PDF/mluk.brandenburg.de]. Ab Stufe vier kann die untere Forstbehörde jedoch einen Wald für Besucher sperren, dann werden entsprechende Schilder aufgestellt. Das passiere laut Ministerium aber nur selten.

"Die Hauptgefährdung ist jetzt, wo es hohe Temperaturen und einen hohen Trockengrad im Boden gibt", so der Revier-Förster Romeo Buder. "Damit ist alles sehr zündfähig - ob nun durch Fremdeinwirkung oder durch natürliche Einflüsse wie Blitzschlag." Allerdings gab es in den vergangenen sechs Wochen kein Gewitter.

Es gab aber schon 335 Brände in dieser Saison in Brandenburg. Fast 1.000 Hektar waren davon betroffen. Die Ursache war teilweise Fahrlässigkeit, teilweise Vorsatz - oft ist sie nicht bekannt, so wie im Fall des jüngsten Feuers in der Lieberoser Heide. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen Brandstiftung.

Sendung: rbb24, 19.07.2022, 21:45 Uhr

4 Kommentare

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  1. 4.

    Früher gab es Agrarflieger. Heute wäre eine Löschflugzeugstaffel nicht nur sinnvoll, sondern notwendig. Wie viele Flugzeuge könnte man mit dem Geld betreiben, welches täglich bei sinnfreien, überteuerten Vorhaben "verbrannt" wird? Wieviel kostet uns der BER täglich?

  2. 3.

    "Und ich erwarte auch eine weitere Unterstützung der kommunalen Ebene hinsichtlich der Ausstattung mit Feuerwehrtechnik."
    Das Stück aus dem Tollhaus, was die Landesregierung geschafft hat und hier immer wieder für Kopfschütteln sorgt, ist die Anlage der Tiefbrunnen. Nu gibt es die zwar vereinzelt, aber die Stromaggregate dazu fehlen.

    Was bleibt, ist trotzdem noch unbegehbares, Muni belastetes, Gelände.
    In Sachsen-Anhalt macht der Harz-Landkreis u.a. wegen der schlechten Zuwegungen, aktuell selbst Nägel mit Köpfen und bereitet gerade die Ausschreibung eines Löschflugzeuges vor. Einsatz ab dem nächsten Jahr.

  3. 2.

    https://geoportal.brandenburg.de/de/cms/portal/start/map/40
    Kartenmaterial mit Bodennutzung gibt es frei verfügbar. Fehlt nur noch ein Layer für Waldbrandgebiete. Könnte ja eine Ebene für jedes Jahr geben. Könnt ihr da vielleicht mal nachfragen @rbb?

  4. 1.

    @rbb24: "Es gab aber schon 335 Brände in dieser Saison in Brandenburg. Fast 1.000 Hektar waren davon betroffen." Könnte das ihre Datenredaktion mal graphisch aufbereiten nach Brandort/-zeit und Umfang der jeweils betroffenen Fläche? Entweder als Einzelgraphiken für Zeitabschnitte oder als kleine Animation, könnte sinnvoll sein. Bonus wäre eine Korrelation mit flächendeckenden forstwirtschaftlichen, klimatischen und hydrologischen Daten in Brandenburg.

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