Braunkohlenausschuss in Cottbus - Lausitzer "Gigawatt-Factory" führt zu Diskussionen in betroffenen Kommunen

Do 14.09.23 | 17:17 Uhr
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Symbolbild: Wind- und Solarpark in der Lausitz bei Klettwitz (Bild: imago images/ Andreas Franke)
Audio: rbb24 Inforadio | 14.09.2023 | Irina Grabowski & Anja Kabisch | Bild: imago images/ Andreas Franke

Ein geplantes Großprojekt des Lausitzer Energiekonzerns Leag hat am Donnerstag bei der Sitzung des Braunkohlenausschusses des Brandenburger Landtages Diskussionen ausgelöst. Die Leag plant nach eigenen Angaben, bis 2030 eine Gesamtleistung von bis zu sieben Gigawatt Strom allein durch erneuerbare Energien bereitzustellen, die sogenannte "Gigawatt-Factory". Für den Konzern ist es die Daseinsberechtigung nach dem Ende der Braunkohle-Verstromung. Doch die betroffenen Kommunen zeigen sich zum Teil irritiert von den Plänen.

Die Flächen, die für die Windparks und Photovoltaik-Anlagen eingeplant sind, gehören eigentlich den jeweiligen Gemeinden. Sie hatten die Flächen bei Aufschluss des Tagebaus zwar abgegeben, aber "mit der Option, die kriegt ihr danach wieder und auch mit der Option, es wird besser und schöner gestaltet, als es vorher war", sagte die Amtsdirektorin von Peitz (Spree-Neiße), Elvira Hölzner.

Urlaub unter Windrädern?

Der Abschlussbetriebsplan für den Tagebau Jänschwalde, gegen den noch bis Montag Einwendungen möglich waren, sieht unter anderem auch eine touristische Nutzung der Flächen vor. Das passt zwar zu den Plänen der Gemeinden, aber "das wird natürlich völlig über den Haufen geworfen. Ich muss nicht über einen Campingplatz nachdenken, wenn ich unter Windrädern oder PV-Platten liege", sagte Hölzner.

"Man darf nicht eine gesperrte Fläche durch eine weitere für die nächsten 20 Jahre ersetzen", sagte Andreas Stahlberg von der Gemeinde Schenkendöbern. Die Menschen hätten zurecht das Bedürfnis, dass die Flächen der Öffentlichkeit zurückgegeben würden.

Der Döberner Bürgermeister Jörg Rakete (SPD) sagte, man müsse solche Konflikte sofort besprechen, sonst bekomme man ein gesellschaftliches Problem. Setze man Lausitzern, die jahrelang neben dem Tagebau gelebt haben, auf einmal Windräder vor die Nase, sinke die Akzeptanz.

Leag treibt Pläne weiter voran

Die Pläne der Leag sind derweil schon vorangeschritten. Über 1.200 Megawatt Photovoltaik seien aktuell in der Bearbeitung, sagte Fabian von Oesen, der Leiter des Bereichs Erneuerbare Energien bei der Leag.

Zwei Windparks seien zudem geplant, einer davon bereits genehmigt, so von Oesen. "Das war die zweitgrößte Genehmigung Deutschlands", sagte er. Sukzessive wolle sich das Unternehmen nun an die sieben geplanten Gigawatt "heranarbeiten".

Die betroffenen Gemeinden forderten am Donnerstag eine Beteiligung bei den Entscheidungsprozessen. Fabian von Oesen sieht die Kritik allerdings als "nicht repräsentativ". Man wolle sich auch nicht über die kommunale Planungshoheit hinwegsetzen.

Dennoch wolle er weiter "die Bedeutung dieses einzigartigen Vorhabens in den Vordergrund stellen", so von Oesen. Auch vor dem Hintergrund der Landtagswahlen im kommenden Herbst versprach der Bereichsleiter am Donnerstag "offene Transparenz".

Sendung: rbb24 Inforadio, 14.09.2023, 17:25 Uhr

12 Kommentare

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  1. 12.

    Sinnvoller als eine Renaturierung zerstörter Landschaften wäre es, vorhandene Natur und Landschaft zu schützen. Daher: wenn schon POV und WK im Aussenbereich, dann bitte auf Bergbaufolgelandschaften und stillgelegten Müllkippen. Besser Natur und Landschaft aus erster Hand als aus zweiter Hand.

  2. 11.

    Sinnvoller als eine Renaturierung zerstörter Landschaften wäre es, vorhandene Natur und Landschaft zu schützen. Daher: wenn schon POV und WK im Aussenbereich, dann bitte auf Bergbaufolgelandschaften und stillgelegten Müllkippen.

  3. 10.

    Das stimmt so nicht, jedenfalls nicht überall. Westlich von Köln hatte der Braunkohletagebau zunächst auch gewaltige Spuren hinterlassen. E wurde viel Geld in die Renaturierung gestekct, RheinBraun wurde dazu vertragsmäßg verpflichtet. Was jetzt da ist, kann sich durchaus blicken lassen. Dasselbe stimmt auch für etliche Gebiete in der Lausitz, die zu jetzt begehrten Freizeitparks wurden.

  4. 9.

    Danke, auch mein Gedanke. Zumal schon fraglich ist, ob in den nächsten 20 Jahren überhaupt Tourismus möglich wäre. Einerseits gelten ja viele Folgelandschaften nicht gerade als begehbar, noch mehr Gewässer nach dem Modell des Ostsees werden wir wie diesen auch nicht mehr sinnvoll befüllen können und ob das Wasser dann auch dort nicht eher giftrot sein wird und für wie lange dies so sein wird, ist auch unklar. Da scheint mir Tourismus nicht gerade Wirtschaftszweig Nummer 1 in den Kommunen zu werden. Und unter Windrädern liegen da auch nicht alle automatisch. Oder sollen da Riesen-Campingplätze von mehreren qkm Größe entstehen?!

    Die 50 Windräder hier in Sichtweite stören auch nicht und würden keinen Campingplatz verhindern, für den noch genug Fläche wäre. Wenn so „sachliche Debatten“ in Brandenburg ablaufen, dann ist klar, warum die AfD vorn liegt.

  5. 8.

    Wind- und Solarparks auf den ehemaligen Tagebauflächen scheinen vertretbar. Natur und Landschaft sind hier ohnehin zerstört.

  6. 7.

    Man sollte meinen, auch Unternehmen dürften nur über Flächen verfügen, die ihnwn gehören.

  7. 6.

    Abbaggern: ja gerne! Sinnvoll nutzen: och nö!

  8. 5.

    Wenn das schon sein muss bzw. die Flächeneigentümer ihr ok geben, frage ich mal in die Runde, warum es möglich ist, die Motorhauben von Autos mit Folie für Solarenergie zu bekleben bzw. zu beschichten und die Türme der Windräder, zumindest auf der Südseite nackt zu lassen. Lohnt sich das nicht wegen dem Neigungswinkel und wenn nicht, warum funktioniert Photovoltaik dann bei Balkonmodulen? Schatten ist wohl kaum zu erwarten. An den Windrädern wären die Module vor Diebstahl und Vandalismus geschützt. Dann kann man die für Photovolaik vorgesehenen Flächen anders nutzen, statt die ganze Gegend zuzutackern und einzuzäunen.

  9. 4.

    Auch nach 100 Sitzungen gelingt es nicht den Braunkohlenausschuss korrekt zu bezeichnen. Hat nix mit Landtag zu tun. Einmal ins Gesetz schauen. Ansonsten aber spannendes Thema erkannt.

  10. 3.

    Mit Tourismus können die Gemeinden ja auch richtig Geld einnehmen....

  11. 1.

    Hallo liebe Redaktion, zwei Anmerkungen zum Text:
    - "Leag plant nach eigenen Angaben, bis 2030 sieben Gigawatt Strom allein durch erneuerbare Energien bereitzustellen" (erster Absatz) Liest sich, als sollte soviel Strom bis 2030 produziert werden. Sollte da nicht etwas wie "eine Gesamtleistung von bis zu" nach der Jahreszahl stehen?
    - "nicht representativ" (vorletzter Absatz) Ich spendiere ein 'ä'.
    schöne Grüße

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