Surf-Arena contra Schwapp-Sanierung - Skeptiker lassen sich nur schwerlich vom Wellenreiter-Paradies überzeugen

Mo 17.01.22 | 14:35 Uhr
100 Fürstenwalder sind zu einem Vorortermin vor dem Schwapp erschienen. (Quelle: rbb)
Sendung: Antenne Brandenburg | 17.01.2022 | Michael Lietz | Bild: rbb

Wellenreiten wie in Kalifornien mitten in Brandenburg: Es klingt nach einem tollen neuen Ausflugsziel, was die Investoren da in Fürstenwalde bauen wollen. Aber das Projekt trifft auf ein geteiltes Echo.

Seit über zwei Jahren wird in Fürstenwalde nun schon diskutiert, ob das Spaßbad Schwapp und die dazugehörige Schwimmhalle abgerissen werden sollen, um Platz für eine Surf-Arena zu schaffen. In den Bau der nagelneuen Freizeitanlage wollen die Investoren mehr als 100 Millionen Euro stecken.

Das Angebot aus Wellreiten, Spaßbad und Rutschen wäre nahezu einmalig in Deutschland. Aber Skeptikern ist das Projekt viel zu groß. Bürgermeister und Investoren versuchen, in Einwohnerversammlungen zu überzeugen. Die Erste am vergangenen Wochenende verlief eher suboptimal.

Fürstenwalder hängen am Schwapp

So hatte die Verwaltung am Samstag am Treffpunkt hinter dem Spaßbad ein Plakat aufgehängt. Mit einem Klebepunkt sollten die etwa 100 Interessierten darauf markieren, wie sie zu dem Projekt stehen, ob sie eher zum Erhalt des Schwapps tendieren oder für einen Neubau der Surf-Arena sind.

Das Ergebnis war eindeutig: Viele wollen das Projekt nicht! Auch Jürgen Woschke, der gleich um die Ecke wohnt, gehört dazu. "Das Schwapp bietet derzeit so viele Möglichkeiten, die die neue Anlage nicht bieten kann und die Surfanlage wird von den wenigsten Fürstenwaldern dann genutzt", betont Woschke.

Investoren haben Pläne bereits angepasst

Dabei haben die Investoren ihre Pläne bereits angepasst. Statt reiner Surf-Arena mit 16.000 Quadratmetern soll es auch einen Spaßbad-Bereich mit Rutschen geben. Und auch den Abriss einer alten Farbenfabrik und weiterer Gebäude würden die Investoren der Suf-Arena finanzieren, unterstreicht Marvin Thams, Gründer der Surf ERA Berlin GmbH. Alle würden profitieren, unterstreicht er am Rande der Versammlung. Zum einen die Stadt: Sie spare die Sanierungskosten für das Schwapp. Zum anderen die Fürstenwalder selbst, denen die Stadt gleich neben der geplanten Arena eine neue, moderne Schwimmhalle bauen würde. "Die dritte Win-Situation ist die, dass wir den Gesamtstandort Fürstenwalde extrem aufwerten werden. Mit unseren Einnahmen werden wir dafür sorgen, dass Steuern an die Stadt selber fließen", unterstreicht Thams.

Bürgermeister will die Surf-Arena

Auch Bürgermeister Matthias Rudolph wirbt für die Surf-Arena. Das sei eine einmalige Chance für die Stadt, die auch durch Tesla weiterwachsen werde. "Dann braucht eine Stadt wie Fürstenwalde, die also möglicherweise ein Wachstum Richtung 40.000 Einwohner hinlegen wird, auch entsprechende Freizeitangebote", sagt Rudolph.

Bürgermeister Matthias Rudolph wirbt für die Surf-Arena. (Quelle: rbb)

Skeptikern ist das Projekt zu groß

Viele der anwesenden Kritiker konnte das Stadtoberhaupt damit aber nicht überzeugen - auch nicht Kerstin Demmler und Rüdiger Rösler. "Ich wäre vielleicht für die neue Schwimmhalle, aber nur wenn Fitness und Sauna mit reinkommt", sagt sie. "Ich denke, Surfen lernen möchte ich nicht. Für mich ist es so, dass das Schwapp ein geschlossenes Gesamtkonzept darstellt. Es ist auf engem Raum alles das vorhanden, was ich für meine Gesundheit, für meine Sporterhaltung benötige. Und deswegen ist bei mir ganz klar, dass das Schwapp die erste Wahl ist", ergänzt Rösler.

Ob der Diskussion ist es ohne Frage, dass das Schwapp saniert werden müsste, wenn die Abrissbagger nicht anrücken. In diesem Fall müsste Fürstenwalde nach Angaben der Stadtverwaltung selbst 20 bis 30 Millionen Euro in die Hand nehmen. Aus Protest gegen den Abriss des Gebäudes aus den 70er-Jahren hatte sich Mitte 2021 ein Verein gegründet. Voraussichtlich im Mai werden die Stadtverordneten über das Projekt Surf-Arena entscheiden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 17.01.2022, 14:40 Uhr

Mit Material von Michael Lietz

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