Klimaschutz versus Historie - Schöneicher kämpft für Photovoltaik auf altem Gutshaus gegen den Denkmalschutz

Ein ehemaliger Pfarrer streitet sich seit Jahren mit den Behörden. Er möchte auf seinem Haus in Schöneiche eine Photovoltaikanlage installieren. Das Haus ist aber denkmalgeschützt - und so dürften Anlagen nach der Installation nicht sichtbar sein.
Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine und aktuell deutlich gestiegenen Energiepreise wollen noch mehr Hausbesitzer eine Photovoltaikanlage für ihr Dach, um sich autark mit Strom zu versorgen. Auch der Wunsch, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, hat den Trend in den vergangenen Jahren verstärkt. Laut einer Umfrage des Hamburger Marktforschungsinstituts Appino wollen 25 Prozent der deutschen Hauseigentümer in diesem Jahr in eine Photovoltaikanlage investieren [www.tagesschau.de].
Wenn auf den heimischen Dächern ausreichend Platz zur Verfügung steht, steht dem Vorhaben in den meisten Fällen auch nichts im Weg. Anders sieht es bei Helmut Grätz aus Schöneiche (Oder-Spree) aus. Er kämpft laut eigener Aussage seit eineinhalb Jahren um seine Anlage. Doch der Denkmalschutz verhindert dies.
Anträge laufen seit Jahren ins Leere
Einen über 300 Jahre alte Gutshof bezeichnet Altpfarrer Grätz als seinen ganzen Stolz. Seit Generationen lebt seine Familie auf der denkmalgeschützten Anlage. Um das Gehöft selbstständig mit Strom versorgen zu können, will der 83-jährige auch auf einem Dach eine Solaranlage bauen lassen. "Ich habe jetzt die Gebäude, kann es machen und hab auch das Geld gespart. Ich will es nicht noch meinen Kindern auflasten und es wäre schön, wenn ich das machen dürfte."
Doch es gibt ein Problem. Die Denkmalschutzbehörde untersagt Grätz den Bau der Solaranlage. Anträge laufen seit Jahren ins Leere. Der Grund: Das Solardach würde die Sicht auf das Gebäude zu stark verändern, heißt es als Begründung. Bauingenieur Jürgen Köhler, der die Anlage mitgeplant hat, zeigt dafür wenig Verständnis. "Wir sehen das nicht so. Weil wenn man hier mit dem Auto langfährt, nimmt man dieses Gebäude überhaupt nicht wahr. Der denkmalgeschützte Hofinnenbereich ist durch diese Solaranlage auch gar nicht gestört."
Denkmalschutz will Position überdenken
Wie können Denkmal- und Klimaschutz besser vereint werden? Die Reglungen dazu sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Im Falle von Helmut Grätz gibt es sogar Unterstützung aus der Politik. Der Bundestagsabgeordnete Matthias Papendieck (SPD), selbst aus Schöneiche, möchte sich dafür einsetzen, dass die Reglungen vereinfacht werden. "Es muss ermöglicht werden, dass man auf dem Dach eine Solaranlage aufbauen kann. Und man muss ja auch immer bedenken, dass man eine Solaranlage nach 20 Jahren ohne Probleme und ohne Sichtbarkeit entfernen kann."
Doch das letzte Wort haben die Denkmalschutzbehörden. Das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege berät diese, wenn es um bauliche Veränderungen an geschützten Gebäuden geht, sagt Landeskonservator Thomas Drachenberg. "Im Landesdenkmalamt haben wir eine Arbeitsgruppe gebildet, um unsere Prüfkriterien zu überprüfen. Wir werden uns in den nächsten Tagen und Wochen zusammensetzen, um zu einer angemessenen Genehmigungspraxis zu kommen."
Altpfarrer Helmut Grätz will jedenfalls weiter um seine Solaranlage kämpfen. Im Oktober soll es eine weitere Begutachtung geben. "Ich denke, Klimaschutz müsste jetzt im Mittelpunkt stehen, denn es nützt ja nichts, wenn wir nicht überleben können, dann nützt mir das Denkmal ja auch nichts."
Sendung: Antenne Brandenburg, 28.09.2022, 14:10 Uhr
Mit Material von Robert Schwaß