Corona-Pandemie - Die schwierige Arbeit der Tafeln im Teil-Lockdown

Di 24.11.20 | 12:33 Uhr
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Tafel-Koordinator Peter Raske (r.) und Mitarbeiter Frank Vierath bei der Lebensmittelausgabe
Bild: rbb/Robert Schwaß

Immer mehr Bedürftige in Ostbrandenburg müssen aufgrund der Corona-Krise die Hilfe der Tafeln in Anspruch nehmen. Noch reichen die Lebensmittel. Doch Geldspenden für Zusatzangebote brechen zunehmend weg.

Derzeit hat Peter Raske alle Hände voll zu tun. Ständig hat der Koordinator der Bernauer, Freienwalder und Oderberger Tafeln zusammen mit seinen vielen Freiwilligen damit zu tun, 1.700 bedürftige Familien in der Corona-Krise zu versorgen. Und es werden mehr.

Fünf bis zehn Prozent mehr Bedürftige

Laut Raske nehmen etwa fünf bis zehn Prozent mehr Menschen die Hilfe der Tafeln in Anspruch. "Während der ersten Corona-Phase kamen vor allem Familien mit vielen Kindern, weil die Schulen und Kitas zu waren. Und momentan, im zweiten Lockdown, ist es so, dass auch junge Leute kommen, Studenten, die keinen Nebenjob mehr haben, Menschen, die in Kurzarbeit sind, die schon ihren Job verloren haben und arbeitslos sind."

Noch bekommt Raske genügend Lebensmittel. Das liegt auch daran, weil er Hilfe aus der Hauptstadt bekomme. So darf der Koordinator mit Kollegen Märkte im Nordosten Berlins anfahren.

Auch in Prenzlau (Landkreis Uckermark) ist ausreichend Nachschub vorhanden, so Andrea Matzdorf von der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Allerdings musste aufgrund des Teil-Lockdowns die Ausgabestelle teilweise geschlossen werden. So ist dort aktuell nur eine Zusatzversorgung möglich. "Das heißt, wir geben nur Waren ab", sagt Matzdorf, "wir bieten aufgrund von Corona im Moment keine warme Mittagsmahlzeit."

Tafel auch als Treffpunkt

Viele Prenzlauer Bedürftige kämen mit der derzeitigen Lage nur sehr schwer klar. Unter Tränen gesteht eine Frau an der Ausgabestelle: "Mit der Corona-Krise geht es mir nicht gut. Ich finde das ganz schlimm. Kein Kontakt!", sagt sie, "und es ist so, dass wir hier nicht nur zum Einkaufen hergehen. Wir gehen hierher, weil man sich kennt, weil man Kontakt hat und auch Gespräche führt."

Peter Raske hat bei seinen Tafeln im Barnim und Teilen Märkisch-Oderlands vorgesorgt, falls seine Ausgabestellen aufgrund eines noch strengeren Lockdowns ganz geschlossen werden müssten. "Wir haben einen Transporter. Da werden die Lebensmittel gepackt für die einzelnen Menschen - und dann kontaktlos an die Wohnungstüren gebracht", erzählt er.

Spendenbereitschaft sinkt

Doch ohne die Hilfe der ehrenamtlichen Mitarbeiter wäre auch das nicht möglich. Den Verantwortlichen fehle zunehmend das Geld, weil kaum noch Spendengelder fließen. Gerade jetzt vor Weihnachten würden die Helfer sich über jeden Euro zusätzlich freuen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 24.11.2020, 14:10 Uhr

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4 Kommentare

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  1. 4.

    Ja, ist ja auch OK!! Auch ich habe meinen Humor nicht verloren! Habe gar nix gegen Böllerei, möcht ich auch! Man muss aber auch mal ernsthaft was darüber hinaus sagen dürfen! LG

  2. 3.

    Weiterhin: (Tut mir leid, wenn ich hier zum Thema der Tafeln solche Gedanken äußere. Treffend ist aber immerhin, dass auch dieses Thema weitgehend missachtet wird und den Großteil der Bevölkerung nicht betrifft, welcher sich eher luxuriösere Sorgen über Familienzusammenkünfte zu Weihnachten & Silvesterböllerei macht.)
    Genauso unbeachtet und unbemerkt sind in den letzten Jahren, durch menschliches Tun, zahlreiche Tierarten ausgerottet worden & viele stehen kurz davor. Es ist nur mehr als angemessen, & womöglich Folge dessen, dass der Mensch jetzt auch mal "bedroht" ist. Und diese "unsere Bedrohtheit" kann man da nur als komfortabel bezeichnen!
    Bezeichnend ist, dass all diese neuartigen und nun für den Menschen gefährlichen Viren ursprünglich aus dem (durch uns Menschen durcheinandergebrachten!)Tierreich kommen. Es sollte sich viel grundsätzlicher gefragt werden, was da alles schief läuft & weshalb es soweit kommt. Das gesamte Gefüge dieser unserer Welt ist unerträglich bedroht!

  3. 2.

    Naja, hungern können die noch das ganze Jahr, aber Böllern darf ich nur an einem Abend. Zwinkersmiley.

  4. 1.

    Dieses Thema hier mit der Tafel scheint ja kaum zu interessieren. Dass das Sylvester-Feuerwerk womöglich unterbunden wird, anscheinend um so mehr. Allein das ist eine Schande!
    Ich möchte, darüber hinaus, aber nochmal dazu aufrufen, den Kopf etwas herauszustecken aus dem aktuell alles überschattenden Corona-Thema, welches uns nun grad sehr direkt und akut trifft.
    Das (vielleicht gar nicht so andere)weitaus bedrohlichere, viel wichtigere Thema der Zerstörung unseres Lebenraums, ist akut für die meisten noch nicht merkbar. Der Aufschrei ist ja nur groß, wenn aktuelle, persönlich unangenehme Einschränkungen vorhanden sind, wie jetzt mit Corona.
    Dass dies vielleicht nur der Anfang und eine Warnung zu der absehbaren! totalen globalen Katasstrophe ist, wird sowohl von Politikern wie Bevölkerung nach wie vor total ignoriert!

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