Öl-Embargo - Brandenburger Politiker äußern Sorgen über Kraftstoffversorgung

Do 10.11.22 | 18:43 Uhr
  70
Ein Tanklager für Rohöl der PCK-Raffinerie GmbH.(Quelle:dpa/P.Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 10.11.2022 | Phil Beng | Bild: dpa/P.Pleul

Ab Januar soll kein russisches Öl mehr nach Deutschland fließen. Bisher ist kaum mehr als die Hälfte der Auslastung der Raffinerie in Schwedt sichergestellt. Brandenburger Politiker zeigen ihren Unmut und diskutieren über mögliche Versorgungsengpässe.

Sieben Wochen vor dem Beginn des Importstopps für russisches Öl ist noch nicht sicher, wie die Öl-Raffinerie in Schwedt (Uckermark) ab Januar versorgt wird. Brandenburger Politiker verschiedener Fraktionen zeigten sich deswegen am Mittwoch im Wirtschaftsausschuss des Landtages besorgt.

Wegen eines beschlossenen Öl-Embargos soll ab dem 1. Januar kein Erdöl mehr durch die Druschba-Pipeline aus Russland nach Schwedt fließen. Alternativ soll vom Rostocker Hafen durch eine Leitung Öl nach Schwedt kommen. Diese Leitung soll nach Angaben des PCK mit einer weiteren Pipeline erweitert werden. Ein Zeitplan für den Ausbau ist noch nicht bekannt. Gesichert ist bisher nur etwas mehr als die Hälfte des bisherigen Rohölvolumes.

Rationierungen an Tankstellen "nicht absehbar"

"Mir ist unklar, wie wir bei einer 50-prozentigen Auslastung sicherstellen können, dass alle Tankstellen versorgt werden", sagte der Abgeordnete Sebastian Walter von der Fraktion der Linken im Wirtschaftsausschuss. Er frage sich, wie die Politik das Versprechen der Versorgungssicherheit sichern könne.

Auch Philip Zeschmann (BVB/Freie Wähler) zeigte sich besorgt: "Heißt das dann, dass wir ab Weihnachten oder ab Neujahr, Diesel nur noch in Kontingenten an den Tankstellen kriegen?", sagte Zeschmann. Ihn treibe besonders das Thema Diesel um, weil der Brandenburger Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) ihm gegenüber von einer drohenden Produktionslücke von 20 Prozent gesprochen habe.

Rationierungen seien bisher nicht absehbar, sagte Hendrik Fischer (SPD), Staatssekretär des Brandenburger Wirtschaftsministerium. Aber er räumte ein: Gesichert sei die Kraftstoffversorgung tatsächlich nicht. "Es ist immer kolportiert worden, dass es zu lokalen Versorgungsengpässen kommen könnte." Er könne es aber selbst nicht bestätigen, weil er nicht wisse, in welchem Umfang Mineralölkonzerne andere Versorgungswege erschlossen haben oder noch dabei sind zu erschließen.

Ausschussleiter widerspricht Grünen-Politiker

Laut dem Landtagsabgeordneten Clemens Rostock (Grüne)könne man Diesel und Benzin auf anderem Weg besorgen, wenn sie nicht mehr aus Schwedt kommen. "Das Versorgungsgebiet ist ja keine Insel, und die Tankwagen, die bisher woanders - in Westdeutschland - zu Tankstellen fahren, die können ja auch hierherfahren", sagte der Grünen-Politiker. Von der Mineralölwirtschaft habe er gehört, dass die Branche das insgesamt leisten könne.

Doch sein Vorschlag fand rasche Widerworte im Sitzungssaal. "Wenn du mit der Mineralöl-Wirtschaft in Brandenburg sprichst, sagen die, dass denen das nicht möglich ist", sagte der Ausschussleiter, Frank Bömmert (CDU). Man bräuchte die doppelte Anzahl von Fahrern und Fahrzeugen, wenn man weit wegfahren müsse.

Über Alternativen für eine höhere Auslastung der PCK-Raffinerie wird in den kommenden Wochen wohl weiterhin stark diskutiert. Am Mittwoch wurde zum ersten Mal getestet, wie Schwedt zusätzliches Öl über den Hafen im polnischen Danzig erhalten könnte. Das Öl gelangte dann über die polnische Stichleitung "Pomeranian" zu der in Polen liegenden Druschba-Pipeline und weiter nach Deutschland, hieß es aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Die Lieferung war allerdings nur als Testlauf gedacht.

Sendung: Antenne Brandenburg, 10.11.2022, 14:12 Uhr

Mit Material von Phil Beng

Die Kommentarfunktion wurde am 11.11.2022 um 17:47 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

70 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 70.

    Jetzt hab ich ne Ahnung welches Verfahren Sie meinen.

    Das von der Bergakademie Freiberg entwickelte Verfahren was in Bolivien angewendet werden sollte?

    In Chile wurde seit Jahrzehnten schlicht nach und nach verschiedene Salze selektiv ausgefällt. Mit Solarenergie im übrigen. Nachteil: Wetterabhängig und daher nicht gut skalierbar.

  2. 69.

    Fachzeitschrift? Bitte Titel etc mal nennen. Gibt ja ganz viele, die vom angeblich so schädlichen Abbau in Bolivien berichten, obwohl Bolivien irrelevant ist für den Weltmarkt.

    Und Nein wozu sollte man Schwermetalle bei Lithiumabbau brauchen? In den Anden ist der Kupferabbau im übrigen tausendmal mehr schädlich pro kg Kupfer.

  3. 68.

    Und wem haben wir dieses alles zu verdanken unseren Unfähigkeiten in Bund, Länder und EU. Ist ja alles nicht so schlimm der Verbraucher/in zahlt Die hohen Preise und der Staat verdient fleißig mit über die Steuern. Auch so kann man eine Wirtschaft zerstören durch hohe Energie und Kraftstoff Kosten.

  4. 67.

    Komisch das die Speicher vor der Übernahme durch Gazprom natürlich immer über den Sommer gefüllt wurden.

    Sie erzählen mal wieder russische Propagandamärchen. Aber gibt ja genug deutsche Russland Lobbyistenvereine, siehe MeckPom etc.

  5. 66.

    Wer nichteinmal weiß, dass Lithium nicht zu den seltenen Erden gehört, hat seine Bildung wohl aus der Bild.

  6. 65.

    Von welcher Region reden Sie? Bolivien? Die tollen Salzseen in den Medien, obwohl dort keine relevanten Mengen Lithium überhaupt abgebaut werden?

    Der Abbau in Australien ist ziemlich anders, sodass ich ihre 2000 Liter nicht überprüfen kann, sie müssten erstmal Abbau, welches Material, welches Endprodukt genau definieren.

    WENN diese Zahl überhaupt stimmen sollte, wissen Sie wieviel Wasser 1 kg Tomaten, 1 kg Mango, 1 kg Rindfleisch an Wasser verbrauchen? Immer schön die relation betrachten, Australien hat jedenfalls kaum Probleme mit dem Wasserhaushalt.

    Der Wasserverbrauch von PCK pro Liter Diesel ist aber auch bekannt oder?

  7. 64.

    Warum verschweigen Sie, dass die "Verwendung einer organischen Phase, die Kerosin und ein Extraktionsmittel wie Tributylphosphat, Trioctylphosphinoxid (TOPO) und Beta-Diketonverbindungen" lediglich getestet wurde, üblich aber laut dem Artikel beim Bundesverband Geothermie andere Verfahren sind? Weil dass nicht in die heile, fossile Welt passt, bei der es immer wieder und an mancher Orten auch fast ständig zu massiven Umweltschäden im Rahmen der Ölförderung kommt?

  8. 63.

    Ist doch immer so in der Kommentaren. Für differenzierte Debatten ist das Format ungeeignet, was bleibt ist Sprücheklopferei.

  9. 62.

    Um Lithium selektiv aus Salzlösungen zu gewinnen, umfasst die Verwendung einer organischen Phase die Kerosin und ein Extraktionsmittel wie Tributyphosphat, Trioctylphosphinoxid und Beta Diketonverbindungen benutzt. Obwohl sie organische Phase unter optimierten Bedingungen eine sehr gute Selektivtät von Lithium gegenüber Natrium-u Magnesiumionen aufweisen. Die Lösungsmittelextraktion kann zu einer kostspieligen Gerätkorrosion führen. Darüber hinaus muss die nach der Lithiumextraktion verbleibende Restsole möglicherweise nachbehandelt werden um ausgelaugte Lösungsmittel zu entfernen. Hört sich sehr umweltschonend an vor allen für die Länder wo Lithium abgebaut wird, den dort wird Umweltschutz ganz groß geschrieben nicht wahr Hr Neumann.

  10. 61.

    So mancher Berliner weiß noch, dass hier damals Benzin aus Leuna verkauft worden ist. Die Anti-Klopfzusätze hatte mein Vater immer nur dazugegeben, wenn er auf der Transitautobahn getankt hatte

  11. 60.

    "Immer schön aus dem Ausland bedienen, wie es dort hergestellt und gefördert wird interessiert ja keinen." Dann können wir ja damit anfangen, schon mal kein Öl mehr aus Russland zu importieren.

  12. 59.

    Von welchen Seltenen Erden schreiben Sie? Lithium gehört bekanntlich nicht dazu.

  13. 58.

    Die Gasspeicher werden seit Jahren im Sommer gefüllt und im Winter entleert. Deshalb ja auch der Aufschrei, als das nicht geschah.

  14. 57.

    Schon gewusst, dass allein die PCK für einen Liter Sprit 2 l Wasser benötigt. Derzeit werden weltweit 17,5 Milliarden Liter Öl pro Tag verbraucht. Für die Förderung sind mit steigender Tendenz 46 Milliarden Liter Wasser notwendig. Für eine mittelgroße Batterie sind es typischerweise knapp 4000 l, für eine Jeans das doppelte. 4000 l benötigt man aber auch z.B. für 30 Tassen Kaffee oder 10 Avocados. In Chile verbrauchen die Touristen-Hotels an einem Salzsee ähnlich viel Wasser wie die Li-Förderung, der klassische Bergbau auf der anderen Talseite aber ein Vielfache.

  15. 56.

    Hatte ich hier in den unzähligen Grundsatzdiskussion schon mal Na-Ionen-Akkus angeführt, die die Chinesen gerade auf dem Markt einführen? Ach ja, hier z.B. in #34. Und natürlich gibt es genügend Erdöl. Es ist eine Lüge, dass davon immer mehr aus sekundären Quellen wie Teersanden gewonnen wird oder Norwegen Ölfelder in der Arktis freigegeben hat. Ist bekannt, dass mit der Energiemenge, die allein bei der Raffinerien von Benzin für 100 km soviel Energie benötigt wird, dass ein vergleichbares BEV rd. 50 km weit kommen würde? Aber machen Sie sich ruhig Sorgen um den CO2-Fußansdruck rund um die Herstellung einen E-Autos. Der ist allerdings nach 35.000 bis 50.000 km abgetragen.

  16. 55.

    Ich erinnere mich gut an Fachzeitschriften die prophezeiten das Erdöl wäre 2010 leer. Ist dann doch anders gekommen.

  17. 54.

    Fachzeitschrift Juni 22: die deutsche Rohstoffargentur prognostiziert einen Lithium Engpass ab 2030 und eine große Abhängigkeit von Australien und Chile und ein zu geringes Recyclingpotential alter E-Akkus. Ohne Batterien keine e-mobilität, nicht einmal mit Brennstoffzellenautos. Laut Prognose der DERA ist davon auszugehen das die Nachfrage von 316.000t bis 558.800t 2030 zu rechnen ist, aktuell sind es ca 100.000t. Auch das Recycling der Batterien würde nur 3 bis 10 % Der Nachfrage von 2030 befriedigen. Desweiteren genügen nur 50-60% des Lithiums den Anforderungen und Reinheitsgrad zur Batterieproduktion. Und zum Schluss ,auch der CO 2 Fußabdruck der mit dem Transport einhergeht ist nicht ausser acht zulassen. Ich weiß Hr Neumann ist natürlich alles Lüge. Wir wollen alles auf Elektro umstellen ,aber ob die Rohstoffe reichen oder welche Schäden beim Abbau in den Ländern angerichtet werden was geht's uns an,nicht Hr Neumann.

  18. 53.

    Plausibilitätsprüfung der Aussage aus der ungenannten Fachzeitschrift: Welche Chemikalien benötigt man zum bergmännischen Abbau von Lithium-haltigen Gesteinen oder zur Förderung lithiumsalzhaltiger Sole?

  19. 52.

    Sie gehen von 5 l/100km aus, also einem Kompaktwagen. Da kann ich wohl auch ein kompaktes BEV ansetzen. Ich habe mir zudem erlaubt, kurz vor meinem Kommentar sowohl die Benzinpreise als auch bei zwei Anbietern die Ladestrompreise zu prüfen.

  20. 51.

    Aus einer Fachzeitschrift:Wie umweltschädlich ist der Lithium Abbau? Hintergrund ist ,das beim Lithium Abbau viele Chemikalien zum lösen des Lithium eingesetzt werden und nicht brauchbare Schwermetalle in die Umwelt gelangen. Beides kann das Grundwasser kontaminieren und gefährdet die Trinkwassersicherheit der Menschen vor Ort. Weiter ergeben sich Umweltbelastungen durch Emissionen von Schadstoffen in Wasser, Boden, Luft, die beim Betrieb und durch die abgelagerten Abfälle entstehen. Wir können uns das in Deutschland natürlich alles schön reden, ist ja nicht unsere Landschaft und Natur, die für die E-Mobilität verschandelt wird. Jede Medaille hat zwei Seiten.

Nächster Artikel