Kritik an verlängertem Lockdown - Verband: Bis zu 12.000 Händler in Berlin und Brandenburg existenzgefährdet

Mi 06.01.21 | 16:35 Uhr
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Archivbild: Nur wenige Händler haben am 17.12.20 ihre Verkaufsstände auf dem Bassinplatz in der Innenstadt aufgebaut. In Deutschland ist zur Eindämmung der Corona-Pandemie ein Lockdown in Kraft getreten (Quelle: dpa / Sören Stache).
Bild: dpa-Zentralbild

Der Handelsverband Berlin-Brandenburg sieht nach Aussage seines Hauptgeschäftsführers zahlreiche Händler in der Region durch die coronabedingte Schließung in ihrer Existenz bedroht. "Die Kaufleute sind verzweifelt", sagte Nils Busch-Petersen in einem am Mittwoch veröffentlichten Gespräch mit dem Verein Berliner Kaufleute und Industrieller.

Die Inhaber bekämen keine adäquate staatliche Hilfe. Viele der 40.000 Läden gehörten kleinen Händlern. "Es könnten schon so um die 10.000 bis 12.000 Läden sein, die wir in dieser Region verlieren", sagte Busch-Petersen, ohne genauere Aussage dazu zu treffen, worauf sich diese Zahl stützt.

Busch-Petersen: Weihnachtsgeschäft für zahlreiche Händler "Katastrophe gewesen"

Viele Kaufleute hätten im vergangenen Jahr ihr Eigenkapital aufgezehrt, sagte Busch-Petersen. Vor allem bei Bekleidung, Spielwaren, Schuhen, Schmuck und Parfüm sei das Weihnachtsgeschäft für stationäre Händler eine Katastrophe gewesen. Nun fehle im Januar die Möglichkeit, Ware abzuverkaufen und Platz für neue zu schaffen, sagte Busch-Petersen. Laut einer aktuellen Mitgliederumfrage des Bundesverbandes unter mehr als 700 Händlern, sehen sich knapp zwei Drittel der Innenstadthändler in Existenzgefahr.

Seit dem 16. Dezember sind viele Geschäfte in Deutschland geschlossen. Am Dienstagabend hatten Bund und Länder vereinbart, die Schließungen bis Monatsende zu verlängern. Schon im Frühjahr 2020 mussten die meisten Geschäfte wochenlang schließen. Damit soll die Ausbreitung des Coronavirus gebremst werden. Ausnahmen gelten für Geschäfte, die den täglichen Bedarf decken, darunter Lebensmittelläden, Apotheken und Drogerien.

Sendung: Inforadio, 06.01.21, 16 Uhr

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11 Kommentare

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  1. 11.

    Das Ladensterben hat schon vor langer Zeit begonnen, der Internethandel wird nicht aufzuhalten sein. Viele Geschäfte handeln mit Waren, die es in derselben Straße mehrfach zu kaufen gibt. Ladenmieten fressen den Gewinn. Viele Menschen sitzen lieber zuhause im Sessel und kaufen von dort ein, am liebsten dort, wo sie alles bekommen. So ist es. Ich mag's nicht, aber ich muß mich damit abfinden. Die aktuelle Schließung beschleunigt den Prozeß. Vielleicht ist auch eine Chance auf Rückkehr der Menschen in die Innenstadt, indem in der Innenstadt wieder gewohnt werden kann?

  2. 10.

    @FrankCB: so ist es ("und treibt sie nur querdenkenden Verschwörungstheoretikern in die Arme"). Es brodelt.
    Wer's aus der Politikerriege noch nicht gemerkt hat, sollte jetzt mal ganz genau nach Washingten gucken.
    Was an Leid noch alles kommen kann, das wird alles Toppen was Corona erzeugen konnte.
    Aber man will es weder sehen noch hören.
    Ich bewundere täglich so viel Verdrängungskraft.
    Es verhält sich in Sachen Klimawandel und der Beteiligung von zu viel Mensch auch nicht anders. Auch dort: Verdrängung, Verdrängung, Verdrängung.

    So, und last but not least hätte ich dann endlich gern mal die Suizidraten von Pandemie-, oder besser Maßnahmenbeginn bin heute. so dann in 4 - 8 Wochen, nach den ganzen Insolvenzen. Dasselbe dann noch mal in einem Jahr, wenn keine Gelder mehr ausgeschüttet werden (woher das ganze Geld auch kommen mag. Es scheint bei den Poltikern aus der Steckdose zu kommen, bzw. aus der Druckerpresse. Manmanman.)

  3. 9.

    Wer bei Amazon kauft ist nur bequem. Zum überwiegenden Teil finden Sie im Internet günstigere Händler als Amazon. Die Provisionen von amazon sind so hoch, das es für fast jeden Artikel einen besseren Preis bei einem anderen Händler im Internet gibt.
    Amazon ist besser zu finden, möglicherweise vertrauen die Kunden der Amazon Handelsplatform mehr, die Lieferung ist vielleicht schneller, Rezensionen helfen bei der Auswahl, etc.
    Es ist nur die Bequemlichkeit, die die Kunden zu Amazon führt und den kleinen Händlern das Leben schwer macht. Der Preis ist es auf jeden Fall nicht.

  4. 8.

    Genau so ist es. Ich hatte im Dezember 3 Wochen Urlaub und habe bis zum 15. Dezember keinen Einzelhändler ohne gutes und gelebtes Hygienekonzept gefunden. Denen in blindem Aktionismus die Existenzgrundlage zu entziehen, ist unverantwortlich und treibt sie nur querdenkenden Verschwörungstheoretikern in die Arme.

    Supermärkte, in denen man nach wie vor Kunden UND Personal ganz ohne Maske oder mit Selbiger am Kinn sieht, und das betrifft nicht nur das Kassenpersonal, sondern auch das, welches mit Lebensmitteln hantiert, sind dagegen weiter geöffnet.

  5. 7.

    #handelstehtzusammen
    Wenn sie ein aussergewoehnliches Produkt haben, hatten Sie auch ein wenig Weihnachtsgeschäft, das stimmt. Sobald dieses Produkt auch bei Amazon angeboten wird, ist man in der Regel nicht mehr konkurrenzfähig.
    Es mangelt nicht an Online-Shops und eCommerce, es fehlt an Kunden, die bereit sind ein paar EUR mehr zu bezahlen, wenn dafür die Produkte fair oder gar lokal produziert wurden. Wir brauchen diese Unternehmen und auch die Arbeitsplätze, gerade in Berlin (jeder 10 ist bereits arbeitslos). https://de.statista.com/statistik/daten/studie/762444/umfrage/arbeitslosenquote-in-berlin/
    Wer schließt das entstehende Haushaltsloch? Die Gastronomie? Die Tourismusbranche? Sind Ihnen die Mitarbeiter und deren Schicksale derart gleichgültig?

  6. 6.

    Ja das wäre toll aber das wird nicht passieren denn " wir" wollen ja "unsere Autos" verkaufen können....Ja, ein Aufschlag bei jedem onlinekauf wäre toll. Jedoch in einem Land wo das Bmwi und der Hde lustig gemeinsam mit Google "online-Anfängerpakete" an stationäre Einzelhändler verschickt......

  7. 5.

    Wie wäre es mit einem unbefristeten Solidaritätsbeitrag der großen Unternehmen, um die kleinen Unternehmen zu retten? Wenn Banken dabei sind, pleite zu gehen, werden Rettungsschirme noch und nöchter aufgespannt. Rein menschlich gesehen müsste jedem großen Unternehmen, das riesigen Gewinn in Deutschland macht, auch schön in Deutschland was in die Soli-Kasse zahlen. Gerade weil viele Unternehmer bereits Steuerflucht betreiben, wäre das nur Gerecht.

  8. 4.

    Sie haben ja so recht! Leider haben sich die Kunden von Bezos seiner Konsumdiktatur unterworfen und merken noch nicht einmal was sie damit anrichten und bereits zerstört haben.

  9. 3.

    #wirmachenauf

    Warum trotz Hygienekonzept und Schutzmasken die Läden geschlossen halten, wenn beides so gut helfen soll? Dass die Schließung die Infektionszahlen nicht positiv beeinflusst zeigen die letzten Wochen.
    Meine Unterstützung haben sie!

  10. 2.

    Ja ja "Händler", was handeln die denn? Wasserpfeifen? Der Handel funktioniert, nur nicht Shops die das Onlinegeschäft scheuen.

  11. 1.

    Idioten-Framing in der ARD: Tagesschau jubelt über „sattes Umsatzplus“ des Einzelhandels. Nicht gesagter Grund: Der reichste Mann der Welt, Amazon-Chef Jeff Bezos, wird Expertenschätzungen zufolge in der Corona-Krise sein Privatvermögen um bis zu 150 Milliarden Euro vermehren können. Amazon wird einfach zum "Einzelhandel", und schon ist die frohe Botschaft da.

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