Kinderkuren - Gewalt an verschickten Kindern - wer übernimmt Verantwortung dafür?

Do 04.05.23 | 07:14 Uhr | Von Anna Bordel
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Archivbild:"Verschickungskinder" sitzen 1954 mit einer Betreuerin an einem gedeckten Kaffeetisch.(Quelle:dpa/C.Sandig)
Bild: dpa/C.Sandig

Krankenkassen und Politik sehen sich gegenseitig dafür zuständig, dass Kindern während Kuren vermutlich millionenfach Gewalt angetan wurde. Eine Kasse machte nun den Anfang und stellt sich ihrer Vergangenheit. Von Anna Bordel

  • DAK-Gesundheit hat in einer Studie die Vergangenheit der Krankenkasse mit Kinderkuren in der Zeit der 1950er bis in die 1990er Jahre untersucht
  • Krankenkassen in Berlin und Brandenburg leisten noch keine Aufklärungsarbeit
  • Landes- und Bundespolitik sehen sich gegenseitig in der Verantwortung

Dass es ihm so nah gehen würde, diese Geschichte zu erzählen, hätte Harald Blank nicht gedacht. Er sitzt in seiner Wohnung in Reinickendorf und weint, ein Mann von 62 Jahren. Als Kind wurde er zur Kur nach Bad Salzdetfurth in Niedersachsen geschickt, damals war er acht Jahre alt. An viel erinnert er sich nicht, aber an diese eine Episode noch ganz genau, wie er einem rbb-Reporter erzählt.

Eine der Erzieherinnen machte mitten in der Nacht das Licht im Kinderschlafsaal an, alle wachten auf. Sie schlug die Bettdecke von Harald Blank zur Seite, er hatte ins Bett gemacht. Die anderen Kinder, so erzählt er es, haben sich genommen, was sie zu fassen kriegten - Hosenträger, Kissen, irgendwas - und begannen auf den Achtjährigen einzuprügeln. Das ist der Moment in dem Blank beim Erzählen die Stimme versagt.

DAK stellt Studie vor

Mit dem, was er erlebt hat, ist er nicht allein. Mittlerweile gilt es als gesichert, dass Kinder in Verschickungsheimen in ganz Deutschland misshandelt wurden. Wer dafür heute die Verantwortung trägt und wer für die Aufklärung, dessen, was und in welchem Umfang passiert ist, zuständig ist, ist noch nicht geklärt. Einige Krankenkassen sind zwar offen für das Thema, warten aber auf ein klares Signal der Politik, um mit der Aufarbeitung zu beginnen.

Die Krankenkasse DAK-Gesundheit hat einen Anfang gemacht und eine Forschungsstudie zu dem schwarzen Ausschnitt der eigenen Geschichte zwischen den 1950er und 1990er Jahren in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse zeigen Alltagsstrukturen durchdrungen von Gewalt, die weit in die deutsche Geschichte zurückreichen.

Psychische und körperliche Gewalt in Kurheimen

Öffentliche Demütigungen, Bestrafung durch Einsperren oder Ohrfeigen, Trennung von Geschwistern und Freunden, kollektive Toilettenbesuche, nächtliche Toilettenverbote, Zensur der Briefe nach Hause, willkürliche Verabreichung von Medikamenten, sexueller Missbrauch - die Liste der Missstände in deutschen Kinderkurheimen, die durch viele Zeitzeugenberichte bestätigt sind, ist lang. In Foren meldeten sich in den letzten Jahren Zehntausende Betroffene zu Wort und erzählten ihre Geschichte - viele berichten von lebenslangen Traumata.

Bis zu zehn Millionen Kinder sollen hauptsächlich zwischen 1950 und 1980 in sogenannte Kinderkuren verschickt worden sein. Wahrscheinlich ist aber, dass die wirkliche Zahl deutlich höher liegt und es die Kuren auch noch bis Ende der 80er Jahre gegeben hat, wie aus Erfahrungsberichten einiger Betroffener hervorgeht.

Krankenkassen als Geldgeber für Kuren

Dass einem Kind eine Kur "gut tun" würde, hat meist der Hausarzt beschlossen. Gezahlt haben dafür dann die Krankenkassen – millionenfach. Ende April präsentierte die DAK-Gesundheit eine selbst in Auftrag gegebene Studie zu "Verschickungskindern". Demnach wurden etwa 450.000 Kinder mit der DAK auf Kur geschickt. Wie viele davon Schlimmes erlebt haben, lasse sich nicht rückblickend feststellen, so der mit der Forschungsarbeit beauftragte Historiker Hans-Walter Schmuhl. Um an der Studie teilzunehmen, hätten sich rund 100 Betroffene bei der DAK gemeldet.

Gesichert sei allerdings, dass es sich um Gewalt handele, die von der gesamten Struktur ausgegangen sei, anhand der alle Heime aufgebaut waren. Eine Struktur, die auf Erziehungsideen basiere, die bis in die Zeit vor 1945 zurückreichen, wie DAK-Vorstandschef Andreas Storm erklärte. Kinderkurheime hat es ihm zufolge schon seit 1921 gegeben. Manche Erziehungsmaßnahmen, die heute als gewaltsam gelten, seien damals nicht strafbar gewesen, so Schmuhl. Körperliche Bestrafung als Erziehungsmaßnahme beispielsweise ist erst seit dem Jahr 2000 strafbar. Andere Vorfälle wie sexueller Missbrauch waren auch damals schon im Strafgesetzbuch verankert.

Erfahrungsberichte als Quellen für Forschung

Detailliert zu erforschen, wie die Gewalt in den Alltag der Heime verflochten war, ist Jahrzehnte später schwer. Die Krankenakten müssen per Gesetz nach zehn Jahren vernichtet werden. Schriftstücke über das Geschehen in den Heimen ist kaum erhalten.

Was als verlässlichsten Quelle bleibt, sind die Erzählungen von Betroffenen. Und die öffnen sich immer mehr. So wie Harald Blank, der selbst seinen Kindern und Freunden erst kürzlich von dem Erlebten erzählt hat. Manche, wie Blank, haben Traumatisches fürs Leben erfahren, manche haben Gewaltsames nur beobachtet, aber nicht selbst erfahren, wieder andere erinnern sich an nur Gutes.

Es geht nicht nur um das, was war, es geht auch darum, was sein soll. "Sowas darf nicht noch einmal passiere", so Vorstandchef Storm. Ob Betroffene Entschädigungen erhalten sollen, müsse geklärt werden. Soweit irgend möglich müsse aufgeklärt werden, was passiert ist. Auch damit Ähnliches sich nicht wiederholt. Nicht alle Krankenkassen engagieren sich derart, um sich der eigenen Vergangenheit zu stellen wie die DAK.

Zuständigkeit nicht geklärt

Auch regional gibt es Unterschiede dazu, wie weit die Aufklärung vorangeschritten ist. In Baden Württemberg und Nordrhein-Westfalen befassen sich Krankenkassen und Landespolitik seit Jahren damit. In Berlin und Brandenburg ist bislang eher wenig geschehen. Eine Sprecherin des Landesverbandes der Ersatzkassen Berlin/Brandenburg antwortet auf die Frage, inwiefern sich Krankenkassen in der Region mit "Verschickungskindern" befassen mit einer Gegenfrage: Wieso sollten sie?

Ein Sprecher der AOK Nordost sagt dazu, man sei schon bereit, in diverse Archive zu gehen, um einen Beitrag bei der Aufklärung zu leisten. Nur eben nicht auf eigene Initiative hin. Anschieben müsse das schon die Politik.

Bei der Frage zur Verantwortung, zeigen viele Akteure mit dem Finger auf andere: einige Krankenkassen sagen, die Politik müssen eine Aufklärungsbewegung starten. Der Berliner Senat sagte, die Krankenkassen und die Bundespolitik stünden in der Verantwortung. Das Bundesfamilienministerium sagt auf Nachfrage: "Den beteiligten Ressorts ist sehr daran gelegen, dass die wichtige Aufarbeitung der von ehemaligen 'Verschickungskindern' berichteten Geschehnisse gewährleistet wird". Man sei dafür im Austausch mit Ländern und Kommunen.

Schwierig Täter zu benennen

Im Fall der DDR kommt noch eine weitere Schwierigkeit hinzu. Die damalige Sozialversicherung, die damalige staatliche Krankenversicherung, gibt es nicht. Rechtsnachfolger sind die zuständigen bundesdeutschen Träger geworden, wo wir wieder bei den gesetzlichen Krankenkassen wären.

Wer den Startschuss unter den Akteuren zu einer gemeinsamen Aufarbeitung gibt und ob der überhaupt kommen wird, ist ungewiss. Und auch, ob dies Betroffene wie Harald Blank erlöst. Hinter der Frage, wer verantwortlich ist, verbirgt sich auch die Frage nach den Tätern. Für Historiker Schmuhl sind das nicht einzelne Personen, sondern das System, in dem militärische Umgangsformen verankert waren. Für Harald Blank schon. "Die Kinder, die auf mich eingedroschen haben, die waren ja selbst noch Kinder", sagt er. Ihnen hätte er heute nichts zu sagen. Aber dem Personal schon. Von den Erzieherinnen hätte er sich mehr Mitgefühl gewünscht damals.

Sendung: rbb24 Abendschau, 26.04.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Anna Bordel

53 Kommentare

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  1. 53.

    besten und lieben Dank für Deine Stellungnahme, die ich zu 100% unterstütze.

  2. 52.

    Auch meine Verschickungen waren furchtbar. Beim Essen gab es regelmäßig Ohrfeigen wenn man nicht essen wollte. Unbeaufsichtigt vor die Tür geschickt, wo ich mir dann ein Loch in der Stirn zuzog. Und wieder Bestrafung mit Ohrfeigen. Tolle Erholung und Erinnerungen die man nie vergisst.

  3. 51.

    Ich wurde 1975 nach Sankt Peter Ording verschickt. Ich bin gerade mal 5 Jahre alt gewesen. Die 5 Wochen dort unter der Leitung der ehemaligen NS Größe Hugo Kraas waren der Horror. Ich habe erst vor 3 Jahren nach 48 Jahren eine Therapie begonnen, weil die Schäden noch immer sich in mir auswirken. Leider sind die Verantwortlichen nicht mehr greifbar und die, welche sowas geduldet und viel Geld damit verdient haben, hüllen sich in Schweigen des Vergessens. Danke an die DAK für einen Schritt vorwärts.

  4. 50.

    Das ist wirklich ein sehr trauriger Bericht. Ich kann ihre Angaben insofern bestätigen, dass das Kinderkurheim Pausa für die Bahandlung von Kinder 3 bis 15 Jahren Therapien anbot.
    Selbst zu DDR Zeiten gerade Ende der 1970er Jahre unter der schon langjährigen Führung von Bildungsministerin Margot Honecker durfte es solche Erziehungsmethoden nicht mehr geben. Kinderkurheime in der DDR waren ein Mischkonsortium aus Krankenbahandlung und Erziehung. Organisatorisch der Gesundheitsorganisation des jeweiligen Bezirkes unterstellt, war die Kinderbetreuung dem Bildungsministerium unterstellt. Leider haben zu wenige Gebrauch vom Eingaberecht an das Bildungsministerium gemacht, dem Anzeigerecht bei der Polizei und dem Eingaberecht beim Gesundheitswesen des Bezirkes. Haben Sie ihren Eltern seinerzeit evtl. bei Besuchen von diesen Vorgängen berichtet?

  5. 49.

    Sie haben in ihren Ausführungen vergessen zu erwähnen, dass Sie sich hierbei auf die Kinderverschickung in der damaligen BRD beziehen.

  6. 48.

    "Im Fall der DDR kommt noch eine weitere Schwierigkeit hinzu. ... Wer den Startschuss unter den Akteuren zu einer gemeinsamen Aufarbeitung gibt und ob der überhaupt kommen wird, ist ungewiss. "
    Und was das nach all den Jahrzehnten dann noch an Beweiskraft hat, ist auch ungewiss. Es gibt keine Unterlagen mehr darüber, die Erinnerungen der evtl. Betroffenen sind beeinflusst vom eigenen Leben und den Medienberichten derzeit. Es kann definitiv nichts objektives zu den evtl. Geschehnissen daaaamals beigetragen werden. Da fällt es auch dem Gesetzgeber schwer, eine belastbare Forderung nach Wiedergutmachung in Form eines Fonds oder so zu stellen.

  7. 47.

    Es ist völlig unerheblich, ob Misshandlungen in der DDR oder der BRD Raum hatten. Allein die Tatsache schockiert. Über finanzielle Ausgleichszahlungen zu philosophieren ist unpassend. Wie sind solche Misshandlungen überhaupt nach Jahrzehnten nachweisbar? Sollen diese leidvollen Erlebnisse dann gar mit entsprechenden Zahlungen aus der Welt sein?

    @ „Die Gelassene“
    Vielen Zeitgenossen ist Kindeswohl kein Begriff. Was alles darin inbegriffen ist. Welche Grenzen es gibt und sehr schnell auch übertreten werden.





  8. 46.

    Das stimmt nicht. Auch ich war vor der Schule in der DDR für 6 Wochen zur Kur, in Pausa. Das war Ende der 70er Jahre. Angeblich war ich zu nervös, um eingeschult zu werden. Ich freue mich für alle, die gute Erfahrungen gemacht haben. Bei mir war es leider nur teilweise so, es gab 2 komplett verschiedene Gruppen von Betreuerinnen (eine Gruppe war super). Ein Junge sollte von uns allen vor versammelter Mannschaft im Waschraum ausgelacht werden, weil er nachts ins Bett gemacht hat. Ich wurde gemaßregelt, weil ich es gewagt habe, mich im Bett noch zu bewegen. Ich wurde an die Wand des Bettes geworfen und durfte mich unter Aufsicht nicht mehr bewegen, bis ich eingeschlafen bin. Etc…

  9. 45.
    Antwort auf [Müller's Detlef] vom 04.05.2023 um 11:12

    Sie haben Recht dass man mit Geld nichts ungeschehen machen kann. Es gibt trotzdem ein paar Gründe die dafür sprechen

    Es ist eine offizielle Entschuldigung und Anerkennung solcher solche Untaten
    Es wird immer nur eine begrenzte Anzahl an Psychotherapiestunden gezahlt. Soll das Opfer wenn mehr Stunden vonnöten sind die zusätzlichen Stunden selbst bezahlen?
    Schwere traumatische Erfahrungen können solche große Schäden hinterlassen haben dass sich das beruflich auswirkt (schlecht bezahlte Jobs).

    Seien Sie froh dass Ihnen ein leichteres Leben beschert würde.
    Mir tun die Betroffenen sehr leid und ich wünsche ihnen viel Kraft das alles zu verarbeiten.

  10. 44.
    Antwort auf [Neugieriger ] vom 04.05.2023 um 09:33

    Dass Sie das Thema verfehlt haben wurde hier schon gesagt.
    Was heute als Kindeswohlgefährdung gilt war teilweise damals aber normal und körperliche Gewalt eine übliche Erziehungsmethode.
    Ich wurde mit 1,5 Jahren im Krankenhaus verdroschen weil ich keinen Mittagsschlaf machen wollte. Meine Mutter fand das ganz in Ordnung.

  11. 43.

    Das stimmt nicht. Auch ich war vor der Schule in der DDR für 6 Wochen zur Kur, in Pausa. Das war Ende der 70er Jahre. Angeblich war ich zu nervös, um eingeschult zu werden. Ich freue mich für alle, die gute Erfahrungen gemacht haben. Bei mir war es leider nur teilweise so, es gab 2 komplett verschiedene Gruppen von Betreuerinnen (eine Gruppe war super). Ein Junge sollte von uns allen vor versammelter Mannschaft im Waschraum ausgelacht werden, weil er nachts ins Bett gemacht hat. Ich wurde gemaßregelt, weil ich es gewagt habe, mich im Bett noch zu bewegen. Ich wurde an die Wand des Bettes geworfen und durfte mich unter Aufsicht nicht mehr bewegen, bis ich eingeschlafen bin. Etc…

  12. 42.

    Auch ich war wegen Asthma 1950 als 6jähriges Kind in Bad Salzdetfurth. Wir mussten versalzten Haferbrei essen, durften nachts nicht auf die Toilette. Ich erkrankte an Scharlach, musste mich erbrechen und das Erbrochene am nächsten Tag aufwischen.
    Das war nicht in der DDR!! Niedersachsen
    Meine Eltern haben gedacht, die vom Arzt empfohlene Kur würde mir gut tun.
    Nach dem Krankenhausaufenthalt musste ich wieder in das Heim und auf den nächsten Transport nach West-Berlin warten.

  13. 41.

    Wo in der DDR hatte die Nazi- Frau ihre Praxis und welche Erziehungungsratgeber aus der Nazizeit galten in der DDR?

  14. 40.
    Antwort auf [Müller's Detlef] vom 04.05.2023 um 11:15

    Lieber Herr Alt-westberliner, leider eignet sich nicht jedes Thema, um die böse DDR anzuklagen. Nur weil der real existierende Kapitalismus gewonnen hat, lassen sich aus den Fehlern einer misslungenen Utopie dessen Mängel nicht schönreden. Das Gesesellschaftsmodell "Gier" führt jetzt zum Scheitern der Spezies Mensch. Sehr einfach am Beispiel Musk zu beobachten.

  15. 39.

    Ich bin Mitte/Ende der 70er übers Bezirksamt Neukölln mehrfach in die Sommerfrische geschickt worden. Das habe ich (glücklicherweise) als sehr angenehm und bereichernd empfunden. Das andere Kinder, die zu diesem Zeitpunkt über die Krankenkassen verschickt wurden so viel Leid erleben mussten, tut mir wahnsinnig leid. Hier muss auf jeden Fall Aufarbeitung und Unterstützung von den Verantwortlichen erfolgen.

  16. 38.

    Noch eine Anmerkung: für meine drei Inlandskuren und zwei Auslandskuren (CSSR) mussten meine Eltern keinen Pfennig dazuzahlen. Ich wurde als Kind zu den Kurorten per Bus oder Bahn hingefahren - aber NICHT wie ein Paket verschickt ... !

  17. 37.

    Ich bin als West-Berliner selbst betroffen. Die Kur muss 1959 stattgefunden haben, noch vor der Einschulung.
    Das schlimmste war, dass ich mein eigenes Erbrochenes aufessen musste. Solange musste ich alleine am Tisch sitzen bleiben. Auch sonst war es ein Zwischending aus Kaserne und Kinderknast. Zusammen aufs Klo ohne Privatsphäre war nur eine Sache unter vielen. Der Inhalt an Süßigkeiten meines Geburtstagspäckchens ist auch während eines Gruppenaufenthaltes im Freien „verschwunden„. Usw. usw….

  18. 36.

    stimmt nicht ganz: ich wurde im Alter von 6 Jahren, aber vor der Einschulung zu einer 6 Wochen langen Kur nach Bad Kösen geschickt. Weder meine Eltern, meine Geschwister oder ich (aus heutiger Sicht) haben dies als psychische Gewalt empfunden. Im Gegenteil: meine Eltern haben (vielleicht schweren Herzens) zugestimmt, um meine Asthma-Beschwerden zu lindern.
    Übrigens hatte ich in den 6 Wochen keine Angst, aber Respekt vor den Erzieherinnen! Ich musste mich diesen unter- und in der Kindergruppe einordnen - aber alles ohne Gewalt.
    Angst hatte ich vor den regelmäßigen Badetagen. "Riesengroße" Badewannen, in die ich gesetzt wurde, dann wurde warme Sole eingelassen, bis sie mir bis zum Hals stand.

  19. 35.

    Wie Frau Rudi bereits geschrieben hat, zu DDR-Zeiten wurden erst Schulkinder verschickt.

  20. 34.

    Das wäre dann bei über 50 Jahre her, leider kann ich mich nicht mehr für die schönen Erlebnisse bei dem Betreuungspersonal bedanken.

  21. 33.

    In der DDR hat man Rücksicht auf so kleine Kinder genommen, dass wäre ja psychischer Gewalt gleich gekommen! Da wurden erst Schulkinder verschickt.

  22. 32.

    Es freut mich sehr, dass Ihnen diese Zeit in guter Erinnerung ist. Ich denke aber, ein Trainigslager und auch ein Ferienlager lassen sich nicht mit der damaligen Kinderverschickung, die in der Regel vor der Einschulung geschah und sechs Wochen dauerte, vergleichen. Wir waren hilflos ausgeliefert und so eingeschüchtert, dass nicht einmal die Eltern von den Quälereien erfuhren.

  23. 31.
    Antwort auf [Neugieriger ] vom 04.05.2023 um 09:33

    Sie mach mich Fassungslos. Feiern Sie ihren Sozialismus und alle Verbrechen die dort stattgefunden haben bitte etwas leiser.

    Zusätzlich könnte in diesem Zusammenhang der Missbrauch von Kindern in DDR Sportvereinen aufgearbeitet werden. Dazu berichtete der Deutschlandfund. Besorgniserregend, dass hier gerne noch das Verschwiegenheitsmäntelchen ausgepackt wird und dieser Unrechtsstaat so verherrlicht wird.

  24. 30.

    Ich gehöre auch dazu. 1957 würde ich für 6 Wochen nach Viersen in ein Heim verschickt. Es war die Hölle. Wollte meinen Eltern eine Nachricht schicken. Diese wurde sofort zerrissen. Musste das schreiben was mir diktiert wurde. War anschließend in Kinder psycho behandelt worden.

  25. 29.

    Mein Mitgefühl gilt allen Betroffenen, die als Verschickungskind seinerzeit physische und/oder psychische Gewalt in Ost- oder Westkinderheimen erleiden mussten. Das es diese Gewalt gab, stelle ich nicht in Frage, obwohl ich es selbst während drei Kuren in der DDR (Gott oder wem auch immer sei Dank) nicht erleben musste.
    Aber kann man dieses erlittene Unrecht nach fünfzig oder mehr Jahren finanziell entschädigen?

  26. 28.

    Ich war selber als Kind "verschickt", zusammen mit späteteren Klassenkameraden. Es war Mitte /Ende der 60er Jahre. Damals waren wir als unterernährt eingestuft worden (etwas, was ich mir heute, mit fast 62 sehlichst wünsche). Es war ein altes Schloss in der Altmark. Also, wir bekamen gut zu essen, sind viel in der Gegend umhergewandert und haben gespielt. Von irgendwelchen Mißhandlungen oder Mißbräuchen kann ich nichts berichten. Früh und abends wurde allerdings bei uns rektal Fieber gemessen, aber das musste wohl sein und hat auch keinen gestört. Später dann gab es in den Ferien Aufenthalte in verschiedenen Ferienlagern, an die ich ausschließlich schöne Erinnerungen habe. Dass es auch ganz anders zugegangen sein soll, habe ich erst durch die Berichte erfahren, die in letzter Zeit durch die Medien gehen.

  27. 27.

    Oh , ich dachte es wäre nur mir so ergangen . Die ganze Nacht in der Ecke stehen , Trennung von Geschwistern und noch vieles mehr, aber das erfasse ich jetzt nicht. Ich war 4,5 Jahre alt

  28. 26.

    Ich war in dieser Zeit jedes Jahr 3 - 4 x in Trainings - und Ferienlagern. Hatte immer eine wunderschöne Zeit. Vielen Dank an alle, die mir diese Zeit ermöglicht haben .

  29. 25.

    Es tut mir aufrichtig leid, dass wegen einer offensichtlich verfehlten Überschrift hier Gräben aufbrechen. Allen, die gute Erfahrungen gemacht haben, gönne ich sie von Herzen, aber glauben Sie mir, die Berichte über seelische und körperliche Drangsalierungen sadistischer Natur in doch zu vielen Einrichtungen sind ebenso wahr und verdienen es, zur Kenntnis genommen zu werden.

  30. 24.
    Antwort auf [Neugieriger ] vom 04.05.2023 um 09:33

    Sie sollten zuerst den Beitrag lesen....es geht hier nicht um heutzutage vernachlässigte Kinder und auch nicht "gegen die DDR..."

  31. 23.

    „… während Kuren vermutlich millionenfach Gewalt angetan wurde.“
    Ich wurde in DDR-Zeiten zweimal verschickt und mir wurde niemals Gewalt angetan, aber Heimweh hatte ich immer. Das Betreuungspersonal war da immer sehr einfühlsam. Es waren sehr schöne Gegenden in Gebirgen und wir haben viel unternommen. Mit dem Essen war ich nicht so glücklich, immer diese süßen Süppchen - ich sollte ja zunehmen :-))

  32. 22.

    ..das traurige ist, keiner treibt die Aufarbeitung jeder zeigt wie üblich in Politik und Verbänden auf den/die Anderen. Dankenderweise die DAK, die mich seinerzeit in "Kur" geschickt hat, thematisiert das jetzt. Schuldige finden? Sicher so gut wie unmöglich. Die meisten Täter und Täterinnen weilen sicher nicht mehr unter uns. Finanzielle Entschädigung? Blödsinn! Kümmert und gebt das Geld dafür aus, dass so etwas heute verfolgt und strengstens geahndet wird.

  33. 21.

    Die meisten Verschickungskinder hatten jahrzehntelang das Gefühl, dass nur ihnen allein all dies Schlimme widerfahren ist. Daher ist es für die meisten ein befreiendes "Aha-Erlebnis" andere zu finden, denen es ähnlich ergangen ist.
    Und für die meisten ist es kein "alte Wunden aufreissen", sondern die Wunden sind aufgrund der Schwere der Gewalttaten und Missstände bis heute aktiv und rächen sich täglich im Alltag.
    Bsp.: Ein Verschickungskind, was - ähnlich wie der Zeitzeuge hier - fürs Einnässen regelmässig der Gruppenbestrafung und Beschämung durch die Gruppe ausgesetzt war, hat bis heute das Bedürfnis täglich 3-4 mal die Wäsche zu wechseln und kann nicht ohne zusätzliche Wäsche in der Tasche ausser Haus gehen ...... das nur eins von vielen Beispielen. Viele benötigen dringend traumatherapeutische Unterstützung.

  34. 20.

    Liebe(r) Nordwindin,
    lieben Dank für Deinen Kommentar.
    Ich würde mich SEHR freuen, wenn Du Kontakt zu mir aufnehmen würdest.
    Ich bin Heimortkoordinatorin für Bad Sassendorf in der Initiative der Verschickungskinder, und wir sind über 150 Betroffene allein aus 2 der 6 Heime in B.S. und wir wissen sehr viel über die Kinderheilanstalt und das DAK Haus Hamburg.
    Du findest mich mit meinem Namen bei Facebook u.a. in der Gruppe "Verschickungskinder Deutschland" oder auch unter DAK.Verschickungskinder@gmail.com; ich ordne Dich dann gerne dem richtigen Heim zu.
    Ich hoffe, wir lesen uns dort. LG Isabelle

  35. 19.

    Kinder die im Heim Misshandlung und Vergewaltigung über sich ergehen lassen mussten werden bis heute nicht Entschädigt
    Den wird bis heute die Schuld dafür gegeben das Misshandelt und Vergewaltigt worden sind die werden weiter von Justiz und Senat mit Vorsatz Misshandelt und Missachtet bin eins der Opfer. Kann da in vollem Umfang Aussagen!!! Kinder und Jugendheim Haus Lankwitz Beethovenstr. 28
    Brand im Kinder und Jugenheim in Berlin Lankwitz.

  36. 18.

    Melde Dich bei der Initiative der Verschickungskinder: www.verschickungsheime.de und suche dort nach Deinem Heimort und den Aktivitäten mit den Trägern. Da wirst Du einige Berichte von anderen finden.
    Alternativ: Die Facebookgruppen der Verschickungskinder: "Verschickungskinder Deutschland".
    Viel Erfolg.

  37. 17.

    Schon die Überschrift des Artikels ist wieder typisch. Oder lag Niedersachsen in der DDR ?
    Ich war 1951 in einem Kinderheim in Heiligenstadt/Eichsfeld 6 Wochen zur Erholung. Es war eine schöne Zeit, an die ich mich noch heute gerne erinnere. Wir wurden sehr gut betreut, haben auch Grüße an die Eltern geschrieben.
    Wahrscheinlich sind es wieder ehemalige "Wessies", die über Dinge schreiben, von denen sie keine Ahnung haben.

  38. 16.

    Ich war auch Anfang der 50 iger Jahre 6 Wochen auf Rügen in ein Kinderheim verschickt und kann eigentlich nur Gutes darüber berichten.
    Die Erzieherinnen waren verständnisvoll und erleicherten uns, so weit möglich, das Heimweh. Bei allem muß natürlich berücksichtigt werden, daß Kinder zu respektvollen Umgang mit Erwachsenen angehalten wurden und eine gewisse Ordnung vorausgesetzt wurde.

  39. 14.

    Ich bin etwa 1955/56 für 6 Wochen von Lippstadt/NRW aus nach Amrum verschickt worden, weil ich unterernährt gewesen bin. Ich hatte schreckliches Heimweh. Als ich einmal ins Bett gemacht hatte, musste ich die Nacht auf dem Flur stehen. Wir wurden im Keller mit eiskaltem Wasser aus einem Gartenschlauch geduscht. Bei Tisch wurde einem beim Kauen der Mund zugehalten, wenn das Essen nicht schmeckte. Andere Geschehnisse habe ich vergessen, aber ich nahm fast 4 kg ab und bekam dafür auch noch Schläge.

  40. 13.

    Viele von uns haben das Erlebte lange Zeit abgekapselt und als Horrorerlebnis in eine hinterste Schublade verbannt. Erst die aktuellen Berichte lassen uns Zusammenhänge zu teils desaströsen Auswirkungen schmerzlich bewusst werden. Es drängt sich mir die Frage auf, ob eine Aufarbeitung, die lediglich alte Wunden aufreißt, jemandem nützt. Andererseits kann ich mir eine Entschädigung nur als ein Trostpflaster vorstellen, das bei den Betroffenen keine wirkliche Erleichterung erzielen kann.

  41. 12.

    Tendenziöser und einseitiger geht es nicht: wie immer soll laut Überschrift der "Unrechtsstaat" DDR abgestempelt werden und exemplarisch wird ein "Opfer" einer Kur in Bad Salzdetfuhrt angeführt. Das sagt doch alles! Vielen Dank für solchen "Journalismus"!

  42. 11.

    Ich bin in den 1950er Jahren vom Bärenzwinger am Kölnischen Park nach Greiz/ Thüringen von der Sozialversicherung der DDR zur Kinderkur verschickt worden. Ich kann ihren Bericht absolut nicht zu stimmen, denn wir sind dort sehr gut behandelt worden und es gab sehr gutes reichhaltiges Essen in den Zeiten, als es in Ostberlin und der ,,DDR" ,noch Lebensmittel auf Zuteilung ( Lebensmittel Marken !) gab Ich bin 1954 eingeschult worden und es gab keinerlei körperliche Züchtigungen in der Schule mehr

  43. 10.

    Es wäre für die betroffenen Menschen wünschenswert, wenn es nicht nur eine eine historische Aufarbeitung sowohl in der ehemaligen DDR und der BRD gäbe, sondern der erlittene Schaden auch unbürokratisch finanziell entschädigt würde. Ich wünsche allen Betroffenen viel Kraft für die Aufarbeitung und hoffe, dass die eventuell psychotherapeutische Hilfe auch durch die Krankenkassen übernommen wird. Niemand sollte Opfer von Gewalt werden! Alle Betroffenen verdienen ein schönes Leben!

  44. 9.

    80% des Beitrages beschreibt die bekannte Tatsachen der „Kinderkuren“ in Westdeutschland. In der Überschrift steht aber DDR. Was soll das? Bitte die Überschrift umgehend korrigieren!!

  45. 8.

    Mein Bruder war 1969 sechs(!) Wochen zur Kur in Bad Sassendorf. Der Lunge und den Bronchien ging es danach tatsächlich besser. Aber der Seele mit Sicherheit nicht. Den Kindern wurde ohne Grund der Toilettengang verwehrt. Wenn sie sich einnässten, durften sie die Wäsche nicht wechseln. Das war nur einmal pro Woche erlaubt. Meine Mutter konnte im Anschluss die Hälfte der Wäsche wegwerfen, weil nicht mehr zu reinigen, die andere Hälfte war unbenutzt.
    Dies nur ein Thema dort...

  46. 7.

    Zwei Wochen Wyk auf Föhr 1956 von Hamburg aus. Festgelegte Toilettenzeiten, bei in die Hose machen Essensentzug und schon bei geringstem "Vergehen" (kleckern beim Essen)am Pranger gedemütigt zu werden war Tagesgeschehen. Wer Heimweh hatte und das zeigte musste sich in die Ecke stellen und schämen. Die sog. Erzieherinnen mussten mit Tante angesprochen werden...es herrschte Drill und ein rauher Ton. Ein "Kur" an die man sich nicht gerne erinnert.

  47. 6.

    wieso steht über dem Artikel eigentlich "Kinderkuren in der DDR und Berlin"?
    Physische und psychische Gewalt an Kurkindern hat es auch im damaligen Westdeutschland gegeben. Wenn Herr Blank Ende der Sechziger Jahre nach Niedersachsen verschickt wurde, war er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein DDR- oder Ostberlin-Kind.
    Übrigens war Ich selbst dreimal in der DDR zu bis zu sechs Wochen langen Kinderkuren (Saale/Unstrut, Erzgebirge, Thüringen). Ja, die Trennung von Eltern und Geschwistern war nicht einfach. Und es gab natürlich Regeln, an die sich alle Kinder in der Gruppe trotz Heimweh halten mussten. Aber Gewalt, egal welcher Art durch Erzieherinnen oder gar andere Kinder, habe ich nie erlebt.

  48. 5.

    Meine Frau ist auch eine leidtragende sie wurde 1962 im Alter von 6 Jahren von Lüdenscheid nach Bad Reichenhall verschickt. Das Grauen dauerte 6 Wochen,jedoch keiner will die Verantwortung übernehmen.
    Betroffene werden als Lügner hingestellt; wir sollen beweisen was damals geschehen ist.
    Einmal Opfer immer Opfer!!??

  49. 4.

    Ich war auch in der s.g. Verschickung in einem Kinderheim in Wiek auf Rügen.
    Dieses Haus bzw. Einrichtung gibt es bis heute und als ich vor ein paar Jahren da war, war alles sehr gepflegt.
    Ich kann mich nicht erinnern, irgendwelche Drangsalierungen dort erlebt zu haben. Im Gegenteil meine Erinnerungen sind eher positiv.
    Die einzigste was bis heute nachhängt ist die Jagd auf Krähen auf dem Gelände der Einrichtung. Das war unschön. Mir persönlich wurde kein Leid angetan.

  50. 3.

    Viele der Täter*innen saren früher Nazis.

    Die ehemalige BDM Chefin hat nach dem Krieg eine Praxis für Kinder und Jugendpsychiatrie eröffnet.

    Erziehungsratgeber aus dem 3. Reich wurden nach dem Krieg nur leicht überarbeitet weiter verlegt und verkauft .

    Nur einige Beispiele wie sich die NS Ideologie im alltag fortgesetzt hat.

  51. 2.

    Aus 4 Wochen Kur wurden höllische 5 Monate im Jahr 1962. Wer hilft einem bei der AOK das Erlebte mal loszuwerden?

  52. 1.

    Die Überschrift ist irreführend, denn in dem Artikel geht es eigentlich nicht um Kinderkuren in der DDR. Und wie im Artikel steht, gibt es für Berlin und Brandenburg bisher kaum Untersuchungen.

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