Nach Todesfällen - Drugchecking analysiert viele Ecstasy-Tabletten "Blue Punisher"

Fr 30.06.23 | 10:40 Uhr
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Archiv: Eine Ecstasy-Pille "Blue Punisher". (Foto: dpa)
Video: rbb|24 | 30.06.2023 | Nachrichten | Bild: dpa

Bei der neuen Berliner Drogen-Analyse sind in dieser Woche verstärkt Warnungen vor Ecstasy-Tabletten in der äußeren Form "Blue Punisher" veröffentlicht worden. Die Warnungen am Freitag auf der Internetseite Drugchecking Berlin zeigten, dass es die üblichen zu hohen, aber auch niedrigere Dosierungen gab.

Insgesamt waren sie aber nicht höher als in vielen anderen Tabletten mit anderen Formen und Farben. Ob tatsächlich mehr Tabletten dieser Form zu hoch dosiert sind oder nach dem Drogentod einer Jugendlichen in Mecklenburg-Vorpommern einfach mehr davon von besorgten Rauschgiftkonsumenten zur kostenlose Analyse abgegeben wurden, war zunächst nicht bekannt.

Warnung vor Pillen - extrem gefährlich ab Wirkstoffgehalt von 120 Milligramm

Von Drugchecking Berlin hieß es, normalerweise würde ab einer Dosierung von 120 Milligramm des Amphetamins MDMA-Hydrochlorid pro Tablette gewarnt. "Aus aktuellem Anlass" veröffentliche man nun auch niedrigere Ergebnisse. "Wir wollen damit aufzeigen, welche Dosisschwankungen bei Ecstasy-Tabletten mit gleichem Logo und gleicher Farbe auftreten können. Dies stellt eine besondere Gefahr beim Konsum dar." Und weiter hieß es, identisch aussehende Tabletten "können völlig unterschiedlich zusammengesetzt sein".

Tatsächlich liegt eine der am vergangenen Dienstag abgegebenen "Blue Punisher"-Tabletten unter dem Wert von 120. Eine andere hat dagegen fast 190 Milligramm, und zugleich wird auch gewarnt vor Tablettenformen mit den Namen "Tesla" oder "Berghain", die hohe Dosierungen enthalten.

Ein Drittel der abgegebenen Proben mehr als bedenklich

Drogen können immer Dienstags bei drei Beratungsstellen abgegeben werden. Die Ergebnisse liegen dann in den Tagen danach vor. Nach dem Start des regulären Betriebs im Juni wurden an den Dienstagen jeweils etwa 40 Proben abgegeben, hatte die Senatsverwaltung für Gesundheit mitgeteilt.

Insgesamt wurden im Juni 156 Proben abgegeben, veröffentlicht wurden davon 45 Warnungen, also etwa zu 30 Prozent der Analysen. Die Untersuchungen im Labor ergaben zum Beispiel Beimischungen unbekannter Stoffe, Verunreinigungen mit bekannten Substanzen oder zu hohe Dosierungen.

Warnungen vor hoch dosierten blauen und andersfarbigen Ecstasy-Pillen mit verschiedenen Namen gibt es in anderen Teststellen etwa in Wien und Zürich schon seit Jahren.

Das Berliner Angebot zur Analyse verschiedener Rauschgifte richtet sich an Drogensüchtige, aber auch an Partygänger, die nur am Wochenende Drogen nehmen. Die Substanzen werden in einem neutralen Labor über das Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin untersucht.

Sendung: rbb24 Inforadio, 30.6.2023, 15 Uhr

4 Kommentare

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  1. 4.

    Das ist sicher positiv und hoffnungsvoll gedacht, Anlaufstellen wie fixpunkt etc.gibt es und dieZahl derDrogenopfer steigt...also keine hoffnungsvolle Aussicht...nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
    Nein die Entscheidung liegt beinem selbst und jedes Schulkind lernt - wenn schon nicht zuhause- dass synthetische Narkotika noch gefährlicher sind, weil sie schneller abhängig machen. Das ist ja kein Geheimwissen. Die Folgen davon, wie auch von Alkohol, sieht man ja täglich in der Stadt. So blind und dumm ist doch keiner und wer sich dann eben doch dafür entscheidet.....
    Ich wünschte mehr junge Leute könnten einfach Parties und Festivals geniessen, ohne sich um die " Reinheit" ihrer letztendlich tödlichen Drogen zu "sorgen".

  2. 3.

    Es ist ein erster Schritt. Niemand verharmlost den Drogenkonsum, aber die Betroffenen sind nun mal abhängig und können eben nicht mehr frei entscheiden. So schützen sie sich selbst und indirekt andere wenigstens vor stark verpanschtem Gift. Durch solche Anlaufstellen landet hoffentlich der eine oder andere in Programmen, die ihn unterstützen von dem Zeug loszukommen.

  3. 2.

    Was ist toll daran, das man Narkotika vor dem Konsum testet? Ist man dann weniger süchtig oder hat man gesunde Drogen?
    Nervengift bleibt Nervengift und Drogenkonsument bleibt Drogenopfer. Das relativiert sich nicht.
    Bedauerlicherweise verharmlost rbb in diesem Artikel auch durch die Wortwahl "besorgte Rauschgiftkonsumenten". Worüber sollte man besorgt sein? Dass man Klein- und Großdealer finanziert,dassman seine mentale und körperliche Gesundheit aufs Spiel setzt ...da ist Besorgnis berechtigt. Einfach nicht kaufen und nicht konsumieren und schon ist man diese Sorge los. Sich für die Droge zu entscheiden und dann soll die "clean" sein..das ist doch komplett widersinnig. Fragen Sie die über 3 Millionen Kinder aus Sucht-Elternhäusern (BzgA - Bundesministerium), wie sie es finden dass Papa jetzt getestet im Club versackt und Mama versucht den Frust mit getesteten Pillen und Sekt runterzuspülen.
    Jede/r hat die Wahl sich keine Narkotika zu kaufen und dann hat man ne Sorge weniger.

  4. 1.

    Eine tolle Sache die Analyse. Gut, dass es das Angebot jetzt gibt!

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