Insolventer Touristik-Konzern - FTI sagt alle Reisen mindestens bis 5. Juli ab

Fr 07.06.24 | 17:48 Uhr
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FTI-Zentrale in der Landsberger Strasse (Quelle: dpa/Stephan Rumpf)
Audio: rbb24 Antenne Brandenburg | 07.06.2024 | Meerheim, Sebastian | Bild: dpa/Stephan Rumpf

Wer in den kommenden Wochen bei FTI einen Urlaub gebucht hat, sollte schnell umplanen: Das insolvente Unternehmen ist gezwungen, alle gebuchten Reisen in den kommenden Wochen abzusagen. Wie es ab Juli weitergeht, ist noch völlig offen.

  • Der Reiseanbieter FTI hatte am Montag Insolvenz angemeldet
  • Zunächst wurden alle Reisen bis 10. Juni abgesagt, jetzt bis 5. Juli
  • Aktuell laufende Urlaube sollen so wie geplant beendet werden
  • Deutscher Reisesicherungsfonds soll betroffenen Kunden helfen
  • Über die Zeit nach dem 5. Juli wird mit Wettbewerbern verhandelt

Der insolvente Reisekonzern FTI muss auch gebuchte Reisen mit einem Abreisetermin innerhalb der kommenden vier Wochen absagen. Seit Anfang der Woche werde geprüft, wie bereits gebuchte Reisen doch noch stattfinden könnten, teilte Insolvenzverwalter Axel Bierbach am Freitag mit. "Eine Lösung erscheint möglich, aber nicht in den nächsten Tagen." Daher müssten alle Reisen mit Abreisetermin bis einschließlich 5. Juli abgesagt werden.

FTI verhandelt mit Wettbewerbern für die Zeit danach

Die FTI Touristik GmbH hatte am Montag beim Amtsgericht München einen Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung gestellt. Das Gericht entsprach dem Antrag noch am selben Tag und setzte den Sanierungsexperten Bierbach als vorläufigen Insolvenzverwalter ein. Mittlerweile reichte auch die FTI-Tochter Bigxtra Touristik Insolvenz ein.

Die Verantwortlichen hatten die Priorität zunächst auf die rund 60.000 Menschen gelegt, die gerade in den Zielgebieten unterwegs sind. Sie sollten "ihren begonnenen Urlaub zu Ende führen und planmäßig und sicher nach Hause zurückreisen können". Abgesagt wurden zunächst Reisen bis einschließlich Montag, den 10. Juni, nun können auch alle bis zum 5. Juli geplanten Antritte nicht erfolgen.

Für die Zeit danach suchen FTI und der vorläufige Insolvenzverwalter gemeinsam mit dem Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) "mit Hochdruck nach einer Lösung". So liefen intensive Verhandlungen mit Wettbewerbern, ob diese die Reisen übernehmen können.

Einzelleistungen sind nicht abgesichert

Für Kundinnen und Kunden bereits angetretener Pauschalreisen springt der DRSF ein. Außerdem sind alle Kundenzahlungen der über FTI gebuchten Pauschalreisen vom Reisesicherungsfonds abgesichert, wenn die Leistungen nicht erbracht werden. Wer nur Einzelleistungen wie eine Hotelübernachtung oder einen Mietwagen gebucht hat, fällt allerdings nicht unter diese Absicherung.

Vom Insolvenzantrag unmittelbar betroffen ist dem Konzern zufolge die Veranstaltermarke FTI Touristik in Deutschland, Österreich und den Niederlanden, die Marke 5vorFlug in Deutschland, die Bigxtra GmbH, sowie die Mietfahrzeugs-Marken DriveFTI und Cars and Camper, teilte FTI am Montag mit. Leistungen von Drittanbietern wie Tui oder Alltours sind demnach nicht betroffen.

Buchungszahlen deutlich niedriger als erwartet

Eigentlich schien die Zukunft des Unternehmens gesichert, das in der Corona-Krise insgesamt 595 Millionen Euro staatliche Hilfe aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) bekommen hatte. Ein Konsortium unter Führung des US-Finanzinvestor Certares wollte die FTI Group für einen Euro übernehmen und 125 Millionen Euro frisches Kapital in das Unternehmen stecken. Die Wettbewerbshüter mussten dem Deal noch zustimmen.

Den Angaben zufolge sind jedoch die Buchungszahlen zuletzt deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. "Hinzu kam, dass zahlreiche Lieferanten auf Vorkasse bestanden haben. In der Folge kam es zu einem erhöhten Liquiditätsbedarf, welcher bis zum Closing des Investorenprozesses nicht mehr überbrückt werden konnte", teilte FTI mit. Dem "Handelsblatt" zufolge soll sich bei FTI kurzfristig eine Deckungslücke in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages aufgetan haben. Der Bund habe nach Verhandlungen am Wochenende weitere Hilfen für das Unternehmen abgelehnt.

Sendung: rbb24 Antenne Brandenburg, 07.06.2024, 18 Uhr

8 Kommentare

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  1. 7.

    Offensichtlich befinden Sie sich in tiefer Unkenntnis. FTI ist/war kein Billigheimer und der Slogan Geiz ist geil ist hier sehr fehl am Platz. Vielleicht steigen Sie mal runter vom hohen Ross und denken an die unzähligen Betroffenen, deren Urlaubstraum zerplatzt ist und erklären Sie mal einem siebenjährigen was eine Insolvenz ist.

  2. 6.

    Die Insolvenz hat nicht mit Ihren aufgestellten Thesen zutun. Dieser Veranstalter gehört nicht zu den günstigen auf den Markt.

    Letztlich wird diese Insolvenz sehr viele Reisebüros in große Schwierigkeiten bringen, denn alle Provisionen müssen zurückgezahlt werden.

    Leider ist der Urlaub in der letzten Zeit deutlich teurer geworden. Also lieber in den Nachbarländern online buchen. Kann oft günstiger sein.

    Urlaub in Deutschland ist ja nicht mehr bezahlbar.

  3. 5.

    Das hat nichts mit gierig zutun. Das der Individualurlauber im Fall einer Insolvenz nicht geschützt ist, weiß man schon beim Buchen.

  4. 4.

    Wer der Devise Geiz ist geil und billigheimer-Tourismus folgt, fällt halt auf die Schnauze. Ist nun mal so. Man kann auch Urlaub mit Qualität machen ist aber etwas teurer

  5. 3.

    Richtige Entscheidung vom Bund. Die Leidtragenden sind wie immer aber die Mitarbeiter. Und dass ist das traurige an der Insolvenz.

  6. 2.

    DANKE FTI....wieder eine gierige Krake weniger. Der Individualurlauber fällt dabei aber wieder hinten runter.

  7. 1.

    Unverschämt wäre noch untertrieben.

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