Insolventer Touristik-Konzern - FTI sagt alle Reisen mindestens bis 5. Juli ab

Wer in den kommenden Wochen bei FTI einen Urlaub gebucht hat, sollte schnell umplanen: Das insolvente Unternehmen ist gezwungen, alle gebuchten Reisen in den kommenden Wochen abzusagen. Wie es ab Juli weitergeht, ist noch völlig offen.
- Der Reiseanbieter FTI hatte am Montag Insolvenz angemeldet
- Zunächst wurden alle Reisen bis 10. Juni abgesagt, jetzt bis 5. Juli
- Aktuell laufende Urlaube sollen so wie geplant beendet werden
- Deutscher Reisesicherungsfonds soll betroffenen Kunden helfen
- Über die Zeit nach dem 5. Juli wird mit Wettbewerbern verhandelt
Der insolvente Reisekonzern FTI muss auch gebuchte Reisen mit einem Abreisetermin innerhalb der kommenden vier Wochen absagen. Seit Anfang der Woche werde geprüft, wie bereits gebuchte Reisen doch noch stattfinden könnten, teilte Insolvenzverwalter Axel Bierbach am Freitag mit. "Eine Lösung erscheint möglich, aber nicht in den nächsten Tagen." Daher müssten alle Reisen mit Abreisetermin bis einschließlich 5. Juli abgesagt werden.
FTI verhandelt mit Wettbewerbern für die Zeit danach
Die FTI Touristik GmbH hatte am Montag beim Amtsgericht München einen Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung gestellt. Das Gericht entsprach dem Antrag noch am selben Tag und setzte den Sanierungsexperten Bierbach als vorläufigen Insolvenzverwalter ein. Mittlerweile reichte auch die FTI-Tochter Bigxtra Touristik Insolvenz ein.
Die Verantwortlichen hatten die Priorität zunächst auf die rund 60.000 Menschen gelegt, die gerade in den Zielgebieten unterwegs sind. Sie sollten "ihren begonnenen Urlaub zu Ende führen und planmäßig und sicher nach Hause zurückreisen können". Abgesagt wurden zunächst Reisen bis einschließlich Montag, den 10. Juni, nun können auch alle bis zum 5. Juli geplanten Antritte nicht erfolgen.
Für die Zeit danach suchen FTI und der vorläufige Insolvenzverwalter gemeinsam mit dem Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) "mit Hochdruck nach einer Lösung". So liefen intensive Verhandlungen mit Wettbewerbern, ob diese die Reisen übernehmen können.
Einzelleistungen sind nicht abgesichert
Für Kundinnen und Kunden bereits angetretener Pauschalreisen springt der DRSF ein. Außerdem sind alle Kundenzahlungen der über FTI gebuchten Pauschalreisen vom Reisesicherungsfonds abgesichert, wenn die Leistungen nicht erbracht werden. Wer nur Einzelleistungen wie eine Hotelübernachtung oder einen Mietwagen gebucht hat, fällt allerdings nicht unter diese Absicherung.
Vom Insolvenzantrag unmittelbar betroffen ist dem Konzern zufolge die Veranstaltermarke FTI Touristik in Deutschland, Österreich und den Niederlanden, die Marke 5vorFlug in Deutschland, die Bigxtra GmbH, sowie die Mietfahrzeugs-Marken DriveFTI und Cars and Camper, teilte FTI am Montag mit. Leistungen von Drittanbietern wie Tui oder Alltours sind demnach nicht betroffen.
Buchungszahlen deutlich niedriger als erwartet
Eigentlich schien die Zukunft des Unternehmens gesichert, das in der Corona-Krise insgesamt 595 Millionen Euro staatliche Hilfe aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) bekommen hatte. Ein Konsortium unter Führung des US-Finanzinvestor Certares wollte die FTI Group für einen Euro übernehmen und 125 Millionen Euro frisches Kapital in das Unternehmen stecken. Die Wettbewerbshüter mussten dem Deal noch zustimmen.
Den Angaben zufolge sind jedoch die Buchungszahlen zuletzt deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. "Hinzu kam, dass zahlreiche Lieferanten auf Vorkasse bestanden haben. In der Folge kam es zu einem erhöhten Liquiditätsbedarf, welcher bis zum Closing des Investorenprozesses nicht mehr überbrückt werden konnte", teilte FTI mit. Dem "Handelsblatt" zufolge soll sich bei FTI kurzfristig eine Deckungslücke in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages aufgetan haben. Der Bund habe nach Verhandlungen am Wochenende weitere Hilfen für das Unternehmen abgelehnt.
Sendung: rbb24 Antenne Brandenburg, 07.06.2024, 18 Uhr