"Besonders belastetes Gericht" - 93 Prozent der Zivilklagen am Amtsgericht Königs Wusterhausen sind von Fluggästen

Mo 05.02.24 | 13:59 Uhr
  4
Symbolbild: Ein Mann steht bei Warnstreiks von Verdi am Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg BER vor der Anzeige mit gestrichenen Flügen. Beim Amtsgericht Königs Wusterhausen, das für den Hauptstadtflughafen BER zuständig ist, landen immer mehr Klagen gegen Airlines. (Quelle: dpa)
Audio: Antenne Brandenburg | 05.02.2024 | Matthias Gindorf | Bild: dpa

Das für den Flughafen BER zuständige Amtsgericht Königs Wusterhausen (Dahme-Spreewald) verzeichnet immer mehr Klagen gegen Airlines. Im vergangenen Jahr gab es nach Angaben des Gerichts rund 14.000 Flug- und Reiseklagen - das seien doppelt so viele wie 2022.

Bei dem Gericht in Brandenburg machen die Verfahren von Passagieren des BER inzwischen 93 Prozent aller Zivilklagen aus, wie es hieß.

Gericht in Königs Wusterhausen besonders belastet

Königs Wusterhausen gehört damit zu den besonders belasteten Gerichten in Deutschland, wie eine Umfrage der "Deutschen Richterzeitung" bei den Gerichten an den Standorten der 20 größten Flughäfen in Deutschland ergab.

Nach Angaben des Deutschen Richterbundes, (DRB), Herausgeber der Zeitung, landet das Gericht auf Platz drei hinter den Amtsgerichten Köln (knapp 37.300 Verfahren) und Frankfurt/Main (gut 15.000 Fälle).

Bundesweit gab es laut Richterbund im vergangenen Jahr mehr als 125.000 Klagen von Fluggästen - und damit so viele wie noch nie. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Zahl der Fälle bundesweit um rund 80 Prozent gestiegen, so der Richterbund. Die Kunden verlangen meist Entschädigungen für ausgefallene oder verspätete Flüge. Der Verband sieht Portale, mit denen Fluggäste ihre Ansprüche schnell und einfach durchsetzen können, als einen wesentlichen Grund für die Entwicklung bei den Gerichten.

KI "Frauke" könnte auch in Königs Wusterhausen eingesetzt werden

In Königs Wusterhausen wird laut Amtsgerichtsdirektor Stephan Lehmann das Personal verstärkt, um die Verfahren zu bewältigen. Zudem werde über den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) nachgedacht. In Frankfurt/Main wurde ein KI-Assistenzprogramm erprobt, das in Brandenburg auf Interesse stößt. Nach der erfolgreichen Entwicklung des Prototyps "Frauke" in Hessen vereinbarten die beiden Länder im vergangenen November eine Zusammenarbeit.

"Bislang ist daraus aber noch keine Standardsoftware entwickelt worden, die im Regelbetrieb der Gerichte durch die Klageflut helfen könnte", sagte DRB-Bundesgeschäftsführer Sven Rebehn der dpa.

Sendung: Antenne Brandenburg, 05.02.2024, 10 Uhr

4 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 4.

    Standortwahl ist nicht leicht. Und was da nicht alles zur Infrastruktur dazugehört, ist nur Profis vertraut. Wenn man nicht auf sie hört, kann man Fehler nicht mehr heilen.

  2. 3.

    Leider lassen die Airlines es oft drauf ankommen und kalkulieren die von ihnen zu tragenden Gerichtskosten offenbar von anfang an mit ein. Nach dem motto solange nur 20 Prozent der kunden klagen lohnt es sich, sie weiterhin rechtswidrig abzuziehen. Habe selber auch schon in kw gewonnen.

  3. 2.

    Vermutlich wären an einem besseren Standort die Klagen auch weniger....
    in KW.

  4. 1.

    Es liegt weniger an den Portalen sondern an den Fluggesellschaften, die auch berechtigte Ansprüche erst mal ablehnen und sich verklagen lassen. Lufthansa ist da ein besonders renitentes Unternehmen.

Nächster Artikel