Gesetzesnovelle erleichtert Bau - Schöneicher Gutshof-Besitzer strahlt über Solaranlage auf denkmalgeschützem Gebäude

Fr 02.02.24 | 17:10 Uhr
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Denkmalgeschützter Hof. (Quelle: rbb)
Audio: Antenne Brandenburg | 02.02.2024 | Robert Schwaß | Bild: rbb

Jahrelang hat sich Helmut Grätz dafür eingesetzt, dass Solaranlagen auf dem Dach seines alten Guthofs angebacht werden können, ohne Erfolg. Eine Gesetzesänderung aus dem vergangenen Jahr hat es nun möglich gemacht. Von Robert Schwaß

Seit Generationen lebt die Familie von Altpfarrer Helmut Grätz auf einem über 300 Jahre alten Gutshof in Schöneiche. Die Anlage ist denkmalgeschützt. Genau diese Tatsache wurde Grätz die vergangenen Jahre zum Problem. Auf seinem Scheunendach wollte er eine Solaranlage installieren, was ihm die Denkmalschutzbehörde jedoch jahrelang untersagte. Das Solardach würde die Sicht auf das Gebäude zu stark verändern, hieß es damals zur Begründung.

Im Juni vergangenes Jahr hat die Landesregierung dann eine Gesetzesnovelle zum Denkmalschutz verabschiedet, die den Ausbau erneuerbarer Energien an Denkmälern erleichtert. Auch Helmut Grätz hat davon profitiert. 28 Solarmodule liefern jetzt Strom vom Scheunendach, sagte Grätz dem rbb: "Ich habe dann nur einen Bescheid bekommen, dass die Anlage genehmigt ist. Und das war eigentlich alles. Auf den Satz habe ich immer gewartet! Da war ich natürlich zufrieden!"

Photovoltaik auf denkmalgeschütztem Hof. (Quelle: rbb)
Solaranlage auf dem Dach des Gutshofs von Helmut Grätz in Schöneiche. | Bild: rbb

"Das sollte eigentlich auch mein Beitrag sein fürs Klima sein"

In der Gemeinde Schöneiche verfolgte man die Hartnäckigkeit des Alt-Pfarrers mit Interesse. Denn unweit seines Hofes liegt die Grundschule der Gemeinde, ebenfalls im Bereich des denkmalgeschützen Dorfangers. Auch auf das Schuldach soll eine Solar-Anlage, erklärte Bürgermeister Ralf Steinbrück (SPD): "Hier waren bisher Photovoltaik-Anlagen, insbesondere zur Straßenseite hin, gar nicht zulässig. Durch die Gesetzesänderung und die neue Anwendung ist es jetzt einfacher."

Die Gemeinde will damit einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Auch Helmut Grätz hat ausgerechnet, dass er mit der Solaranlage auf seinem Hof etwa viereinhalb Tonnen Kohlenstoffdioxid Emissionen jährlich einspart: "Wenn jeder seinen Beitrag leistet, dann ist es doch gut", meint Grätz. "Und immerhin ist es doch erheblich, was man doch so einsparen kann. Wenn die Sonne scheint, dann freue ich mich natürlich jeden Tag."

Bis der 85-jährige die Ausgaben für die Solar-Anlage reingeholt hat, braucht es noch einige Sonnenstunden. Doch für ihn es ist eine Investition in die Zukunft. Denn auch seine Kinder leben auf dem Hof, den die Familie schon seit fünf Generationen bewirtschaftet.

Sendung: Antenne Brandenburg, 02.02.2024, 16:10 Uhr

9 Kommentare

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  1. 9.

    Ich habe da mal eine Frage zur Bezeichnung "Gutshof": Nach meinem Verständnis war ein Gut ein sehr großer landwirtschaftlicher Betrieb mit Vorwerken , Pächtern und vielen abhängig Beschäftigten. Solche Betriebe sind meines Wissens aller der Bodenreform zum Opfer gefallen. Wie hat denn dann die Familie Grätz über 5 Generationen, also mehr als 100 Jahre den Besitz erhalten können? Oder handelt es sich bei dem "Gutshof" um ein Gebäudeensemble eines kleineren landwirtschaftlichen Betriebes , vielleicht ein alter 4-Seit-Hof?

  2. 8.

    Ja kann sie. Es gibt längst photoelektrische Dachziegel und diesbezüglich andere Bauelemente. Das ist alles keine Raketenwissenschaft, wie sie bereits bemerken.
    Wenn beispielsweise von staatlicher Seite der Überhang an Kosten im Denkmalschutz dafür aufgewendet würde, wäre einiges auch im Denkmalschutz möglich.
    Allgemein sind die Marktverzerrungen aufgrund der chinesischen und amerikanischen Subventionsprogramme zu groß, als dass sowas kostengünstig für jedermann in Frage käme.
    Da gibts übrigens für zukünftige Wohnprojekte sehr innovative architektonische autarke Ansätze, die Alles zusammen denken, auch den Fachkräftemangel.

  3. 7.

    Mond, Marsflüge und Jupitersonden werden von der Gemeinschaft als Staatenverbund getragen. Eine Solaranlage aber meist privat finanziert. Und da ist es so, "money matters". Esthetik hin oder her, es muß praktikabel und bezahlbar sein. Und für mich ist Umweltschutz ein höheres Gut als Kultur/Denkmalschutz. Denn, wo werden wir in 30 oder 50a stehen? Welche Probleme wollen wir dann haben? Ich bin da tot, aber ich denke an meine und ihre Nachfolger. Auch in Berlin muss sich etwas ändern, eilig!

  4. 6.

    Den Helmut kenne ich schon sehr lange. Bauer war er selbst nie. Er studierte Theologie; war dann bald Pfarrer von Schöneiche. Freue mich, dass er es doch noch geschafft hat.

  5. 5.

    Und ich glaube, dass eine Gesellschaft, die in der Lage ist, auf den Mond zu fliegen und die zu Mars und Jupiter vordringen kann, sehr wohl in der Lage ist, Solarmodule zu entwerfen, die sich auf die jeweilige Struktur eines Hauses bezieht. Dann wäre der berechtigte Denkmalschutz - das Gewahrwerden und Sichtbarmachen der geschichtlichen Entwicklung - und die Ökologie - das Einfangen der uns von der Natur gegebenen Energie - kein Widerspruch mehr.

    Es scheint die kurzfristig angelegte Ökonomie einer "Economy of Scale" zu sein, die die Ökologie unter ihren Stiefel bekommen hat, sodass am Ende "grün" als dasjenige gilt, was hinten (nicht mehr) rauskommt.

  6. 4.

    Sie haben schon schon Recht. Die Betreffenen Entscheider in der Denkmalpflege sollten da sehr flexibel sein - wobei auf diesem Gebiet schon die Schere, wegen Ästhetik und und ökologische Notwendigkeit zu weit wie möglich geschlossen werden muss!
    Ein Verbot -- oder das: Nee, kommt gar nicht in Frage, das finde ich, gehört verboten!
    Ziel muss es sein, durch eine intelligente Lösung, die man nur durch das Miteinander-Sprechen und sachlich zu diskutieren, erreichen kann (!) einschließlich des gemeinsamen Suchens, wie es gehen könnte, -- das wäre der Weg, und soll das Ziel sein!

  7. 3.

    Diese überfälligen Gesetzesänderungen hätte man auch schon vor zehn Jahren machen können.
    Wurde Zeit das den "Fachleuten" vom Denkmalschutz auf die Pfoten gehauen wurde.

  8. 2.

    Diese überfälligen Gesetzesänderungen hätte man auch schon vor zehn Jahren machen können.
    Wurde Zeit das den "Fachleuten" vom Denkmalschutz auf die Pfoten gehauen wurde.

  9. 1.

    Ich freue mich sehr für Helmut Grätz. Das Klima, auch für/wegen Zukünftige, sollte (eigentlich immer) Vorrang gegenüber dem Denkmal haben. Das Gebäude und Umgebung bleiben doch erhalten. Und ein umweltfreundlicher Bauer ist doch immer gut.

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