Hunde-Therapie in Eberswalde - Elvis ist im Maßregelvollzug beliebtester Mitarbeiter

Mi 31.07.24 | 17:17 Uhr | Von Georg-Stefan Russew und Maximilian Devantier
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Therapiehund Elvis ist mit Frauchen Fanny Richter unterwegs auf einem Spaziergang. (Foto: MGKH/Burckhardt)
Audio: Antenne Brandenburg | 26.07.2024 | Georg-Stefan Russew | Bild: MGKH/Burckhardt

In der Forensischen Psychiatrie in Eberswalde ist Elvis im Einsatz. Der Vierbeiner ist hier als Therapiebegleithund unterwegs. Er wird von einigen hier nur als "Sonnenschein" gerufen. Von G.-S. Russew und M. Devantier

Hunde im Krankenhaus geht nicht - doch im Eberswalder Martin-Gropius-Krankenhaus macht Elvis seinem großen Namensvetter alle Ehre: Der fuchsrote Labrador Retriever ist tierischer Mitarbeiter in der Klinik für Forensische Psychiatrie. Dort wird versucht, durch spezifische Therapien die von Patienten ausgehende Gefahr zu verringern. "Elvis" kommt hier im Rahmen der sogenannten Tiergestützten Therapie zum Einsatz.

Fanny Richter, Psychologin und Therapeutin für Tiergestützte Therapie (TGT), arbeitet mit Elvis bereits seit seiner 17. Lebenswoche zusammen. Das war vor drei Jahren. Von Montag bis Freitag ist Therapiehund Elvis zusammen mit Fanny Richter im Einsatz. "Elvis arbeitet nur durch seine Anwesenheit", erklärt sie.

Elvis ist die Ruhe selbst und sorgt gut für sich

Etwas mehr als bloße Anwesenheit steckt jedoch schon dahinter. "Elvis erkennt die vom Gegenüber ausgehenden Emotionen und reagiert entsprechend darauf. Er wirkt angstlösend, beruhigend, motivierend und verstärkend", fügt Hundeführerin Fanny Richter hinzu.

Bei einem Eignungstest wurde 2021 etwa überprüft, wie der Hund in Stresssituationen reagiert. Es sei besonders wichtig, dass er einen ruhigen Charakter hat und in der Lage ist, sich auch zurückzunehmen, beschreibt Richter die Voraussetzungen und resümiert: "Mein Hund ruht in sich und sorgt gut für sich."

In der Klinik für Forensische Psychiatrie soll die Wahrscheinlichkeit eines erneuten schwerwiegenden Delikts reduziert werden. Die Therapie ist mit großen Herausforderungen verbunden. Es ist notwendig, dass die Patienten Behandlungsbereitschaft, -motivation und ein Bewusstsein für die eigene Gefährlichkeit entwickeln. Ziel ist es, dass die Patienten in Zukunft auf fremd- und selbstschädigende Verhaltensweisen verzichten.

Elvis begegnet alles zugewandt

Letztlich hat die Anwesenheit des Therapiehundes auf viele Patienten einen positiven Einfluss. "Sie suchen die Nähe zum Tier und haben natürlich auch schon durchaus wahrgenommen, dass sie die Nähe zum Tier auch über mich sehr gut herstellen können", so Fanny Richter.

Das Besondere an der Arbeit mit einem Hund sei, dass er keine Unterschiede macht, wer vor ihm steht: "Egal ob Patient oder Mitarbeiter, Elvis begegnet jedem zugewandt. Das führt dazu, dass er bei vielen sehr beliebt ist und allein durch seine Anwesenheit bereits ein positives Gefühl auslöst", ergänzt Richter.

Tiergestützte Therapie wird bisher selten eingesetzt

Aktivierende, tiergestützte Interventionen sind fest im Wochenplan verschiedener Patienten nicht nur auf der Aufnahme- und Krisenstation verankert. Dass es in Eberswalde eine tiergestützte Therapie gibt, ist hingegen keine Selbstverständlichkeit.

"Das ist jetzt in Deutschland noch nicht ganz so weit verbreitet. Es gibt schon ein paar Maßregelvollzüge, die das Anbieten, aber wir gehören mit zu einem der ersten Häuser, die das machen und die ja wirklich grundlegend positive Erfahrung damit sammeln konnten," sagt Richter. Dabei soll das Tierwohl an erster Stelle stehen. Da es noch keine einheitlichen Grundsätze für den Einsatz von Therapie-Hunden in Deutschland gibt, orientiert sich Richter an Voraussetzungen, die die European Society for Animal Assisted Therapy (ESAAT) definiert hat.

"Ich arbeite damit, was der Hund mir gibt", beschreibt Richter ihre Zusammenarbeit. Dabei hätte sie manchmal den Eindruck, "dass nicht der Elvis mich begleitet, sondern ich den Elvis."

Hinweis: Der Text wurde noch einmal überarbeitet, an einzelnen Stelle präzisiert und auch gekürzt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 26.07.2024, 14:30 Uhr

Beitrag von Georg-Stefan Russew und Maximilian Devantier

13 Kommentare

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  1. 13.

    Na fein, dass die Inhaftierten ein wenig Stress mithilfe eines Tieres abbauen können. Obwohl für meine Erkrankung eine Hundetherapie eine super begleitende Maßnahme wäre, bekomme ich sowas nicht. Das macht mich wütend.

  2. 11.

    Entschuldigen Sie mal, aber Sie haben doch unterstellt, dass diese Therapiehunde die Patienten möglicherweise zu sehr ablenken und dadurch den Therapieerfolg behindern könnten. Das habe ich ohne einen Hauch von "Besserwisserei" in Zweifel gezogen, sondern lediglich darauf hingewiesen, dass es bei diesen sicher "schwierigen Patienten" auch darauf ankommt, Vertrauen zum Therapeuten bzw. zur Therapeutin zu fassen. Und Fanny Richter berichtet doch davon, dass der Umgang der Patienten ihr gegenüber deutlich positiver geworden ist, seitdem sie mit "Elvis" arbeitet.

  3. 10.

    Wo her wissen Sie, dass dem so ist, im Beitrag ist nur die Rede von Beruhigung ala Shlaftablette?
    Haben Sie mit solchen Patienten gearbeiiet, dass Sie andere ohne nähere Infos als Besserwisser belehren wolen?
    Sicher nicht, ansonsten würden Sie nicht so tun als wenn es nur um schwierige Knder geht..

  4. 9.

    Schade, dass es mir nicht gelungen ist, meinen letzten Satz so zu formulieren, dass er nicht missverstanden wird. Ich wollte nämlich zum Ausdruck bringen, dass der "Hundeführer" seine Arbeit durch sein "Arbeitsmittel" aufwertet und es ihm mehr Geltung verschafft. Wenn das Land Brandenburg keinerlei Unkosbeiträge, in welcher Form auch immer übernimmt, so ist dies eher ungewöhnlich und für mich auch nicht schlüssig.

  5. 8.

    Sorry sie sagen, dass ein Therapiehundeführer sich über ein Spesenkonto aufwertet, glauben sie tatsächlich, dass eine Spesenaufwendung, welche für Elvis weder vom Land noch vom Arbeitgeber gezahlt wird , eine echte Wertschätzung für das Engagement des Therapeuten darstellt????
    Zeigen sie mir einen Arbeitnehmer der für seinen Arbeitgeber 24 Stunden, 7 Tage die Woche ein Arbeitsmittel betreut, egal ob er Freizeit, Urlaub, krank
    oder anderweitig verplant ist, einen der sein Arbeitsmittel zu eigenen Kosten „wartet“, medizinisch versorgt und versichert. Schade das nicht gelingt den therapeutischen Wert des Hundes in seiner Funktion als Vertrauen schaffendes und Beziehungsaufbau fördernden Bestandteil der Therapie zu erkennen. Wegsperren allein löst die Probleme nicht, es ist bei vielen Patienten dieser spezielle Hund der Patienten motiviert sich der Therapie überhaupt zu stellen.

  6. 7.

    Zitat: "In einer Forensische Pychiatrie sind äußest schwer therapiebare Patienten untergebracht . . . Die Frage ist beispielsweise, ob der Hund den Patienten nicht von dem vollen Einsatz bei Therapiestunde zu sehr ablenkt, usw."

    Solche Therapiestunden gestalten sich doch nicht als szn. Frontalunterricht, in denen die Patienten "vollen Einsatz" erbringen sollen. Wenn diese ausgebildeten Hunde dazu beitragen, die Bereitschaft der Patienten zu erhöhen sich sich dem Therapeuten gegenüber zu öffnen, ist dieses Konzept doch zu begrüßen, Dagmar.

  7. 6.

    In einer Forensische Pychiatrie sind äußest schwer therapiebare Patienten untergebracht, und ein Hund der bei Therapie dieser Patienten besser hilft als ohne, das ist hier als die momentane beruhigende Wirkung , sozusagen wie "Schlaftablette" beschrieben worden.
    Nun eine Therapiestunde erfordert von Patienten volle Aufmerksamkeit und Mitwirkung, wenn eine Aussicht auf Erfolg erwartet werde.
    Die Frage ist beispielsweise, ob der Hund den Patienten nicht von dem vollen Einsatz bei Therapiestunde zu sehr ablenkt, usw.

  8. 5.

    Merkwürdig Ihre Anmerkungen zu diesen Artikel. Und ja es geht um diesen Hund, der beruhigend auf die Patienten einwirkt. Was wollen Sie denn hier mehr erfahren?

  9. 4.

    Der Bericht liest sich für mich so, als wäre der Hund der Patient, um den es geht.
    Eigentlich ist aber das Thema ein anderes, außer der beruhigende Wirkung auf die Patienten, gibt es keine Infos.
    Da die Patienten nicht wegen Probleme mit Tieren in der Psychiatrie untergebracht sind, kann ich mit diesem Bericht nichts anfangen.

  10. 3.

    Warum so negativ? Man wird das Tier sicher nicht bei denjenigen einsetzen, die sie nicht mögen und wenn ein Tier positive Auswirkungen darauf hat, dass menschen sich ruhiger, entspannter verhalten und dadurch ein besserer Umgang möglich ist, welcher in Strafvollzugsanstalten wichtig ist, sind das sicher nicht zu Hohe Investitionen.
    Es ist allerdings erstaunlich, dass es dem Menschen scheinbar leichter fällt, auf Tiere wohlwollend zuzugehen, als auf den Artgenossen Mensch.

  11. 2.

    Es gibt genug Menschen die Hunde, Katzen usw nicht leiden können.

  12. 1.

    Schon seit einiger Zeit scheint es in Mode gekommen zu sein, dass Therapiehunde im Maßregelvollzug eingesetzt werden. So leistet bzw. leistete sich zum Beispiel das Land Berlin, gleich drei bzw. vier solcher Vierbeiner. Aber ob deren Einsatz positive Wirkung, z.B. zum Erlangen des Vollzugsziels, zeigt ist fraglich und liegt wohl im Auge des Betrachters. Auf jeden Fall wertet sich der "Hundeführer" damit auf und kann dabei auf ein Spesenkonto zurückgreifen.

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