Berliner "Sicherheitsgipfel" - Görlitzer Park soll abschließbare Eingänge und Videoüberwachung bekommen

Fr 08.09.23 | 20:51 Uhr
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Archivbild:Polizeieinsatz im Görlitzer Park am 21.08.2023, Polizisten kontrollieren einen Mann, der im Verdacht steht, mit Drogen gehandelt zu haben.(Quelle:imago images/dts Nachrichtenagentur)
Video: rbb24 Abendschau | 08.09.2023 | Interview mit Kai Wegner | Bild: imago images/dts Nachrichtenagentur

Im Görlitzer Park gibt es seit Jahren Probleme mit Drogenhandel und anderer Kriminalität. Der Regierende Wegner fordert, sich den Görli "zurückzuholen". Bei einem Sicherheitsgipfel wurden nun neue Maßnahmen beschlossen.

  • Zaun, Videoüberwachung und mehr Licht für Görlitzer Park beschlossen
  • Spranger rechnet mit Widerstand aus Friedrichshain-Kreuzberg gegen Maßnahmen
  • neue Projektgruppe gegen Clan-Kriminalität in Vorbereitung

Zur Bekämpfung des Drogenhandels und weiterer Kriminalität soll der Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg mit abschließbaren Eingängen, Videoüberwachung in bestimmten Bereichen und mehr Beleuchtung ausgestattet werden. Zeitweilige Schließungen vor allem nachts sollen so möglich werden, sagte Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Freitag nach einem sogenannten Sicherheitsgipfel des Senats.

Ausgewählte Gebiete unter Videoüberwachung stellen

Die Videoüberwachung solle nicht flächendeckend, sondern in ausgewählten Gebieten wie den Eingängen eingesetzt werden, so Spranger. Mobile Videoanhänger der Polizei sollen genutzt werden. Büsche und Bäume sollen zurückgeschnitten und Gebäude im Park saniert werden.

Außerdem sollen im Park und auch am Leopoldplatz in Wedding zusätzliche Möglichkeiten und Räume für Drogenkonsum geschaffen werden. Zudem soll es an beiden Orten mehr Toiletten geben, zum Teil auch mit Personal ausgestattet. Auch die Sozialarbeit soll gestärkt werden.

Einen konkreten Zeitpunkt, wann abschließbare Eingänge gebaut werden könnten, nannte Spranger auch auf Nachfrage nicht. Sie deutete an, dass der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg und dessen Bürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) dagegen seien. "Das ist noch etwas sperrig."

Man hoffe aber auf eine Einigung, auch über die Kosten. Klar sei aber, so Spranger: "Selbstverständlich werden wir diesen Zaun errichten." Es werde Drehtüren geben und dann werde der Park nachts geschlossen. "Wenn wir eine Beruhigung in diesem Park erkennen, dann können wir auch wieder öffnen. Aber erst dann." Schon jetzt ist der Park auf dem Gelände des früheren Görlitzer Bahnhofs größtenteils von einer Mauer umgeben, die sich allerdings leicht überklettern lässt.

Wegner sagt Gespräche über die Finanzierung des Zauns zu

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner sagte am Freitagabend in der rbb24 Abendschau über den Zaun, dass viele Leute in Friedrichshain-Kreuzberg dieses Projekt begrüßten. Nun gehe es erstmal darum, die Lage zu beruhigen und sich den Park zurückzuerobern, für Familien, Kinder und ältere Menschen.

Wegner gab zu, dass dadurch das Problem der Drogenkriminalität zunächst in die Kieze verlagert werde. "Aber derzeit setzt die Polizei 70.000 Stunden Zeit an Einsatzkräften im Görlitzer Park ein, und wenn ich hier die Polizei entlaste, kann ich natürlich im Umfeld viel stärker mit der Polizei daran arbeiten, dass es sich eben nicht in die Kieze, Hausflure, Hinterhöfe zieht. Das wollen wir natürlich auch nicht." Über die Finanzierung des Zauns müsse man noch sprechen, so Wegner. Er versprach aber, hier die Bezirke nicht allein zu lassen. Zu dem Maßnahmenpaket gehöre außerdem Prävention.

Repression und Prävention müssten hier einen Mix ergeben, hatte Wegner bereits vor dem Gipfel angekündigt. Neben konkreten Maßnahmen vor Ort sei außerdem eine grundsätzlich bessere Zusammenarbeit zwischen den Behörden nötig, so Wegner. Das hätten etwa die Ausschreitungen an Silvester gezeigt. Allein die Feuerwehr zählte am vergangenen Jahreswechsel 39 Angriffe auf Einsatzkräfte. Auch danach kam es zu Übergriffen: Bis zum 31. August wurden bei der Berliner Feuerwehr 106 Angriffe gezählt - darunter Beleidigungen, tätliche Angriffe oder Bedrohungen. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2022 waren es 140.

Auch Clan-Kriminalität im Fokus

Parallel soll zur Bekämpfung der Clan-Kriminalität eine Projektgruppe "Phänomenorientierte Bekämpfung von OK inklusive Clan-Kriminalität" eingerichtet werden. Dazu gehöre dann ein ganzheitlicher und umfassender Blick auf den gesamten Phänomenbereich der Organisierten Kriminalität und eine Konzentration auf bestimmte Geschäftsmodelle wie illegale Autovermietungen, so Justizsenatorin Felor Badenberg (parteilos).

Der Senat kündigte erneut an, die Einsatzmöglichkeiten von Bodycams an Uniformen der Polizei auszuweiten, rechtliche Voraussetzungen für den Einsatz von Videokameras an Orten mit viel Kriminalität zu schaffen sowie einen bis zu fünftägigen Präventivgewahrsam zu ermöglichen.

Themen: Drogenhandel in Parks und Silvesterkrawalle

An dem Sicherheitsgipfel hatten der Senat und die Bezirksbürgermeisterinnen von Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg, Stefanie Remlinger und Clara Herrmann (beide Grüne), sowie die Chefs von Polizei und Feuerwehr teilgenommen. Auslöser für das Treffen war die Vergewaltigung einer 27-jährigen Frau durch mehrere Männer im Juni im Görlitzer Park in Kreuzberg. Die Polizei hat inzwischen mehrere Tatverdächtige gefasst, die Ermittlungen dauern an.

Sendung: rbb24 Inforadio, 08.09.2023, 08.00 Uhr

70 Kommentare

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  1. 70.

    " Görlitzer Park soll abschließbare Eingänge und Videoüberwachung bekommen "

    das wird die ultimative Lösung sein

  2. 69.

    Hat eigentlich schon jemand ausgerechnet, ob die Zäune und Mauern, die seit 1990 in und um Berliner Parks, Grundstücke und Hinterhöfen errichtet wurden, schon die Länge der Berliner Mauer erreicht haben?

  3. 68.

    Sehr lustig …
    aber trotzdem stellt sich einem die Frage, warum im Tiergarten nicht gedealt wird, an irgendwas muss das ja wohl liegen …

  4. 67.

    Haben vielleicht die seit 2015 eingesetzten Parkläufer versagt?

  5. 66.

    Ihr Nareativ ist der ach so friedlichen Dealer gründlich gescheitert, sitzen doch als Drogenhändler polizeibekannte Menschen wg Vergewaltigung in U-Haft, da dringender Tatverdacht besteht. Warum bestreiten Sie das weiterhin?

    Kopenhagens Freistadt Christiania ist berühmtberüchtigt für ihre "Pusher Street". Die Drogenmeile wird aber immer stärker von Gangs dominiert - jetzt haben die Einwohner die Nase voll. Da trifft längst auch auf viele Menschen im Wrangelkiez und dem Görli. Nur weil Sie keine Ahnung haben, wo man Cannabis noch in Berlin kaufen kann, müssen die Zustände bucht geduldet werden.

  6. 65.

    Die Menschen, die die Drogen im Park verkaufen, hatten sich nicht auf den Weg nach Europa gemacht, um Dealer zu werden. Sie wollen arbeiten, eine Ausbildung machen und ihre Familien in der Heimat unterstützen. Also: lasst sie arbeiten und integriert sie. Und liberalisiert die Drogenpolitik. Drogen wird es immer geben. Bei einer kontrollierten Freigabe von Drogen wird die Polizei entlastet, eingenommene Steuern können für Sozialarbeit und Drogenprävention genutzt werden. Ein Zaun verbrennt Geld.

  7. 64.

    Dann verlagert sich die Szene halt. Tiergarten wäre nicht schlecht!

  8. 63.

    Die Argumente sind fast schon lustig aber es scheint viele zu geben die diese nicht mal im Ansatz hinterfragen.
    Es gibt bereits eine Mauer, die kein Hindernis ist… ein Zaun ist da also viel besser.
    Nachts wird der Park dann geschlossen…
    „Nun gehe es erstmal darum, die Lage zu beruhigen und sich den Park zurückzuerobern, für Familien, Kinder und ältere Menschen.“ sind die so oft Nachts im Park unterwegs ?
    "Wenn wir eine Beruhigung in diesem Park erkennen, dann können wir auch wieder öffnen. Aber erst dann." Also alle schön brav sein, sonst gehts ohne Abendbrot ins Bett.

  9. 62.

    "... leider ein größeres Problem, das nicht primär im Görli gelöst werden kann."
    Völlig richtig, da bedarf es einer globalen Lösung. Und so lange wir auf die warten, soll also deswegen im Görli nichts gemacht werden?

  10. 61.

    "Damit wird der öffentliche Park auch für Diejenigen in der Schließzeit unzugänglich, die weder kriminell sind..."
    Und? Aus Frankreich kenne ich Parks, die hoch und stabil umzäunt sind und abends ganz selbstverständlich geschlossen werden - im Sommerhalbjahr um halb elf, im Winterhalbjahr um halb neun. Beschwert sich keiner, ist eben so. Kann man eben um Mitternacht dort keine Erholung mehr suchen...

  11. 60.

    Das ist doch nur eine Verschiebung des Problems, nicht die Lösung. Die Dealer tummeln dann halt an anliegenden Straßenecken irgendwo zwischen Görli und Hasenheide.

    Alle Leute wissen, dass die Leute aus Afrika als "Point of Sale" von Drogen missbraucht werden. Also integriert sie zügig in die Gesellschaft und Wirtschaft, damit sie nicht mangels Arbeitserlaubnis gezwungen sind dunkle Geschäfte nachzugehen! Sie haben echt was besseres zu tun als Hals über Kopf nach Europa zu flüchten, nur um hinterher Drogen zu verkaufen.

  12. 59.

    Vielleicht, einfach mal die Drogenpolitik überdenken. Der Besitz von Drogen wird immer leichter.

  13. 58.

    ist doch meine Rede seit langem. Der Böckler Park bekam seine Randbebauung um die Kriminalität einzuschränken.

  14. 57.

    Ein Umbau verlager Probleme an andere Orte aber werder erkennt noch löst er Ursachen. Leider am Ziel vorbei da wieder nur an Oberflächen gekratzt wird.

  15. 56.

    Berlin hat viele schöne Parkanlagen. Görlitzer Park braucht keiner. Wenn schon nicht Tempelhofer Feld, wäre das ein super Platz um hier komplett Wohnungen zu bauen. Dann ist das leidige Thema und die Verschwendung von Steuergeldern endlich Geschichte.

  16. 55.

    Berlin ist doch toll

  17. 54.

    Das Dealen im Görli spiegelt die Nachfrage von Teilen der Bevölkerung nach Drogen wider und deshalb sollte dieser Zeitgeist beim Umbau des Görli berücksichtigt werden, denn selbst wenn der Görli finanziell aufwändig umgestaltet und monitorüberwacht werden sollte, ist es fraglich, ob sich die drogenkonsumierenden Teile der Bevölkerung dadurch tatsächlich in dunkle Kanäle abdrängen lassen oder ob sie nicht die lange Nase zeigen werden, denn schliesslich laufen gerade Versuche, die Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber dem Drogenkonsum zu erhöhen.

    Der große Park könnte z.B. auch in Segmente aufgeteilt werden, um damit die Bedürfnisse möglichst "aller" Bevölkerungsteile abzudecken, mit z.B. größeren, eingezäunten, kameraüberwachten Teilen für eher sicherheitsbedürftige Teile der Bevölkerung sowie kleinere, schmuddeligere für Naturliebende sowie die risikobehaftete Drogenkonsumgesellschaft und vielleicht wollen Tischtennisspieler und sonstwer auch noch berücksichtigt werden? Nachfragen!

  18. 53.

    Ich wüßte da ein Brachgelände, was jetzt noch vor Sonne, Regen und Sturm ungeschützt vor sich hin rottet, das groß genug ist, um sowohl in einen riesigen lebenswerten Park nach und nach umgestaltet werden könnte und trotzdem noch mehrere 1000 Wohnungen sozusagen "versteckt" beherbergen könnte, ohne eine Nahsterholungsfläche zu zerstören. Eine Große Stadt ist nun mal nicht Disneyland. Doch mit den allseitig verbreiteten Denkverboten kommen wir auf keinen Fall weiter.

  19. 52.

    Das Problem ist ja nicht der Park selber, sondern die Kriminiellen.
    Die wird es weiter geben, sie sind dann nur eben woanders tätig, aus den Augen aus dem Sinn bringt hier nichts.
    Es gilt hier das alte Sprichwort, ein Verbrechen darf sich nicht lohnen.
    Im übrigen auch im Interesse der Straftäter selber, jemand der tatsächlich in einer Clanstruktur aufwächst und lernt wie leicht es ist hier Geld zu verdienen, wird mit Sicherheit einer konventionellen Arbeit eher ablehend gegenüber stehen.
    Das beginnt damit das die Notwendigkeit einer Schulbildung und Ausbildung angezweifelt wird und später besteht die nicht unerhebliche Gefahr das die Person die Eltern noch einmal im negativen Sinne übertreffen könnte.
    Mit der Einzäunung vom Park ist es wirklich nicht getan, ich wünschte es wäre wirklich so einfach.

  20. 51.

    " "Der Görlitzer Park etwa stehe inzwischen als Symbol für Gewalt und Kriminalität"
    Ja das tut er. Aber nicht weil er es im Vergleich zu anderen Parks tatsächlich ist, sondern weil an Sachfragen uninteressierte interessierte politische Kreise und Wohnzimmer-Sofa-Strategen ihn dazu machen."

    Dann schaffen wir doch einfach die an Sachfragen uninteressierte interessierte politische Kreise und Wohnzimmer-Sofa-Strategen ab, und das Problem ist gelöst. Super!

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