Nach Antisemitismus-Vorwürfen - Kuratorium der Technischen Universität unterstützt Präsidentin Rauch

Mo 10.06.24 | 14:29 Uhr
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Archivbild: 05.06.2024, Berlin: Geraldine Rauch, Präsidentin der Technischen Universität Berlin, nimmt an einer regulären Sitzung des Erweiterten Akademischen Senats teil.(Quelle: dpa/Jens Kalaene)
Audio: rbb24 Inforadio | 10.06.2024 | Angela Ulrich | Bild: dpa/Jens Kalaene

Das Kuratorium der TU hat sich am Montag hinter Uni-Präsidentin Geraldine Rauch gestellt. Diese steht in der Kritik, weil sie einen antisemitischen Post mit "gefällt mir" markiert hatte. Das Kuratorium teilte mit, Rauch solle die Chance bekommen, Fehler wieder gutzumachen.

Das Kuratorium der Technischen Universität (TU) Berlin unterstützt mehrheitlich die in die Kritik geratene Präsidentin der TU, Geraldine Rauch. Das ist das Ergebnis einer Gremiums-Sitzung am Montag.

Nach der mehrstündigen Video-Sitzung forderte das Gremium Rauch gleichzeitig auf, glaubwürdig an einem Neuanfang zu arbeiten, und bot eine "kritisch-konstruktive Begleitung" an. In spätestens einem Jahr solle Rauch einen Bericht über Fortschritte bei der Arbeit gegen Rassismus und Antisemitismus an der TU vorlegen.

Rauch soll Chance auf Wiedergutmachung erhalten

Das Kuratorium ist eine Art Aufsichtsrat der TU. Ihm gehören elf Mitglieder an. Neben fünf Vertretern der Uni sind auch sechs externe Personen des öffentlichen Lebens darunter, wie der Präsident des Umweltbundesamts, Dirk Messner, der frühere Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, Matthias Kleiner oder Martina Niemann aus dem Finanzvorstand von DB Cargo.

In einer schriftlichen Mitteilung begründete das Kuratorium seine Entscheidung. Darin heißt es, die TU-Präsidentin habe der Universität durch ihr Fehlverhalten zwar viel Schaden zugefügt, Rauch solle jedoch die Chance bekommen, die Vorfälle konsequent aufzuarbeiten und neues Vertrauen in die TU Berlin zurückzugewinnen.

Das TU-Kuratorium sei "von der Ernsthaftigkeit und Aufrichtigkeit dieser Entschuldigung" überzeugt, schreibt das Gremium. Auch pflege die TU-Präsidentin "keine antisemitischen Vorurteile oder sympathisiere damit", heißt es weiter. Das Kuratorium verurteilte in diesem Zusammenhang "die teils aggressiven Anschuldigungen" gegen Rauch. Eine kritische Haltung gegenüber dem derzeitigen Vorgehen der israelischen Regierung sei "legitim, unabhängig davon, ob man diese Kritik teilt oder nicht".

Einen Rücktritt hatte Rauch bereits ausgeschlossen

Geraldine Rauch war in die Kritik geraten, weil sie einen Tweet auf der Plattform X mit "gefällt mir" markiert hatte. Darin war Israels Ministerpräsident Netanjahu mit einem Hakenkreuz zu sehen. Die 41-Jährige hat ihr "Like" als schweren Fehler bezeichnet und mehrfach um Entschuldigung gebeten. Sie habe das Bild nicht wahrgenommen, sagte sie.

Rauch hatte am Donnerstag erklärte, im Amt bleiben zu wollen, obwohl sich zuvor eine knappe Mehrheit im Akademischen Senat der Hochschule für ihren Rücktritt ausgesprochen hatte. In der Sitzung des Akademischen Senat der TU entschuldigte sich Rauch erneut. Sie kündigte an, die Antisemitismusarbeit an der Hochschule verstärken zu wollen und zog sich selbst aus den Sozialen Netzwerken zurück.

Sendung: rbb24 Inforadio, 10.06.2024, 15:00 Uhr

20 Kommentare

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  1. 20.

    Einzig richtige Entscheidung, die nicht von Emotionen oder Parteitaktik, sondern von reinen Fakten geprägt ist.
    Denn es ist und war nie ein Fall des Antisemitismus sondern eine verunglückte Kritik an der Politik von Benjamin Netanjahu.

  2. 19.

    Warum wird nicht einmal ein Link auf den ,gelikten Post' veröffentlicht?
    Manchesmal hat man den Eindruck, dass einige Kommentatoren diesen Post nicht wirklich gesehen haben.

  3. 18.

    Wie soll die Wiedergutmachung aussehen?

  4. 17.

    Tja, Herrschaften! Gott sei Dank leben wir nicht mehr in der DDR, wo Menschen mit Meinungen, die den Herrschenden nicht passten, auf deren Pfiff ohne Widerstand seitens der Zivilgesellschaft fertiggemacht werden konnten. Deswegen ist im Endeffekt mehr oder weniger alles gut. Diejenigen, die sich an der Hetzjagd gegen Frau Rauch beteiligten, haben sich damit aber keinen Gefallen getan und keine Freunde gemacht. Sowas bleibt bei den Menschen hängen, wenigstens im Unterbewusstsein. Deshalb beim nächsten Mal: erst Nachdenken - dann Aktivismus!

  5. 16.

    "Warum likt sie dieses Bild, obwohl sie das Bild nicht wahr nahm?"

    Weil darüber ein (langer) Text war, den sie geliked hat.

  6. 14.

    Es bleibt das Disziplinarverfahren abzuwarten.

  7. 13.

    Richtig so. An die, die sich vor einer Normalisierung von Antisemitismus fürchten: Die AfD, zu der auch einige Holocaust-Leugner*innen gehören, hat gerade von massiv vielen Menschen ihre Stimme bei der Wahl bekommen. Das ist ja wohl eindeutig die größere Bedrohung im Moment!

  8. 12.

    Ja, manchmal ist das nur schwer zu ertragen, aber jeder in unserer Gesellschaft erhält noch eine zweite Chance. Zum Glück.

  9. 11.

    Und was passiert mit eoinem Studenten, der ungeprüft Bürgergeld erhaltend und Sprachurs und Mitleid, vo dem Deutschen Reichstag volksverhetzend 'Deutsche raus' ruft - der darf bleiben und Slawenistik studieren - ein deutscher Student der Weidel liked u. nicht zu Ende liest und 'Deutschland vor ...' singt - wird rausgeschmissen zweierlei Maß - wo doch immer auf Toleranz und Demokratie und Meinungsfreiheit geachtet wird - in Medien u. Politik u. in der Gesellschaft (siehe Wahlergebnisse gehn Osten schon ab Grenze Neukölnn) - und wieder ist das ein Beispiel warum Menschen den Politikern und den Personen in den öffentl. Institutionen nicht mehr trauen.

  10. 10.

    Wenn sie damit durchkommen sollte, dann müssten auch andere die Möglichkeit erhalten, derartige Fehler wieder gutzumachen. Das habe ich aber bisher eigentlich nicht so beobachten können.
    Gilt jetzt etwa zweierlei Maß in unserem Land? Au Mann....

  11. 9.

    Und in anderen Kreisen rutscht man gern auf der Maus aus. Resultate & Ausreden sind die selben.

  12. 8.

    ÜBERHAUPT nicht nachvollziehbar, dass diese Frau vom Kuratorium der TU eine Chance der Wiedergutmachung erhalten hat.
    DAS KANN SIE NICHT UNGESCHEHEN UND AUCH NICHT WIEDER GUTMACHEN.

    ARMES DEUTSCHLAND kann ich da nur sagen !!!!

  13. 7.

    Alles nicht so schlimm. Man macht Antisemitismus nur wieder hoffähig. Gab es schon mal. Ging nicht gut aus.

  14. 6.

    Ich finde es einen Skandal, dass Frau Rauch noch im Amt ist. Weder ist sie selbst bereit die Konsequenzen ihres Handelns zutragen, noch sind die entsprechenden Gremien willens ihr Fehlverhalten zu ahnden.
    Aus meiner Sicht gibt es nur zwei Möglichkeiten:
    Entweder hat sie die Nachricht die sie geliked hat nicht richtig gelesen, dann ist das einfach fahrlässig und unprofessionell oder sie war wirklich angetan von dem was sie dort so emphehlenswert fand, dann ist es antisemitisch.
    Egal wie, in beiden Fällen ist sie meines Erachtens als Repräsentatin einer der bedeutendsten deutschen Unis untragbar.
    Also: Bitte nicht klammern sondern Rückgrad zeigen und zurücktreten damit Profis übernehmen können!

  15. 5.

    Aber unter Intellektuellen anscheinend ein stichhaltiges Argument.

  16. 4.

    Hier wird der große internationale Schaden den Frau Rauch nicht nur der TU, sondern auch ganz Deutschland zugefügt hat noch verschlimmert.
    Das Kuratorium stellt zum einen großen Schaden durch Frau Rauchs Verhalten wirksam fest und handelt nicht entsprechend. Das heißt nichts anderes als das bei uns werden antisemitische Aktionen nicht geahndet werden.
    Hätte "Ausländer raus" auf dem T-Shirt gestanden, dann wäre die Dame schon Geschichte.

  17. 3.

    Damit trägt das Kuratorium zum Reputationsverlust der TU bei. Sehr schade.

  18. 2.

    "Sie habe das Bild nicht wahrgenommen, sagte sie."

    Warum likt sie dieses Bild, obwohl sie das Bild nicht wahr nahm? Die nächste ganz schwache Ausrede.

  19. 1.

    "Das Kuratorium teilte mit, Rauch solle die Chance bekommen, Fehler wieder gutzumachen." Nach der Logik dürfen also alle mal antisemitische, rassistisch Beiträge liken und danach noch eine Chance erhalten? Was ist bloß aus dieser Gesellschaft geworden?

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