Unterkunft für bis zu 3.000 Menschen - Berlin plant neue Flüchtlingsunterkunft auf Bundeswehr-Areal in Tegel

Mo 20.01.25 | 13:40 Uhr
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Auf einer Baurundfahrt des Hauptausschusses des Berliner Abgeordnetenhauses am 18.09.2024 am Standort alter Flughafen Tegel. (Quelle: Picture Alliance/Jens Kalaene)
Bild: Picture Alliance/Jens Kalaene

Auf dem früheren Flughafengelände in Berlin-Tegel leben Tausende Geflüchtete in einer großen Notunterkunft. Die Zustände gelten als schwierig. Nun plant das Land auf einem nahen Areal der Bundeswehr dauerhafte Unterkünfte.

Der Berliner Senat verhandelt mit der Bundeswehr über eine neue Flüchtlingsunterkunft in bestehenden Gebäuden auf dem Gelände des früheren Flughafens Tegel. Auf dem Areal Tegel Nord, das von der Bundeswehr genutzt wird, könnten 2.000 bis 3.000 geflüchtete Menschen untergebracht werden, sagte Integrationssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) am Montag.

Anders als im bestehenden Flüchtlingszentrum Tegel mit aktuell 6.500 Plätzen handele es sich bei dem neuen Vorhaben um eine qualitätsgesicherte, dezentrale Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften und nicht um eine Notunterkunft, erläuterte die SPD-Politikerin. Noch sei das Vorhaben nicht unter Dach und Fach, aber: "Wir sind in guten Gesprächen", so Kiziltepe.

SPD-Senatorin will Notunterkunft Tegel verkleinern

Die Senatorin bekräftigte ihr Ziel, die große Notunterkunft Tegel, die im Wesentlichen aus Leichtbauhallen besteht, zu verkleinern. "Wir wollen Tegel nicht komplett schließen, aber wir wollen es deutlich reduzieren", sagte sie.

Zum einen seien große Notunterkünfte wie Tegel oder auch Tempelhof keine geeigneten Orte für Integration und sehr teuer. Zum anderen müssten sich geplante Vorhaben zur Nachnutzung des Flughafenareals entwickeln können, darunter die Urban Tech Republic und eine Hochschule als Standorte für Wissenschaft und Innovation.

CDU und SPD uneinig über weitere Nutzung

Aktuell leben in der Großunterkunft Tegel, die zunächst bis Ende 2025 genehmigt ist, laut Integrationsverwaltung gut 4.100 Menschen. 2.500 weitere Plätze stehen zur Verfügung. Über die Frage, wie es dort weitergeht, gibt es zwischen den Koalitionspartnern CDU und SPD unterschiedliche Vorstellungen. Während Kiziltepe verkleinern will, hatte CDU-Fraktionschef Dirk Stettner jüngst gefordert, in Tegel 5.000 Plätze "draufzupacken".

Neue Schutzunterkünfte für ausgebeutete Arbeitskräfte

Sozialsenatorin Kiziltepe kündigte zudem eine Schutzunterkunft für ausgebeutete Arbeitskräfte in Berlin an. Bisher kämen diese beispielsweise in die Notunterkunft in Tegel.

Die neue Unterkunft soll in diesem Jahr eröffnen. Im März will die Sozialsenatorin Details nennen, ab wann und in welchem Bezirk die Unterkunft geplant sei.

In Berlin gebe es Fälle von Arbeitsausbeutung in schlimmstem Maße, so die Sozialverwaltung. Betroffene Zuwanderer erhalten weit weniger als den Mindestlohn. Von einigen Arbeitgebern würden sie in schlechten Räumlichkeiten wie Kellern untergebracht. Bei Razzien hole die Polizei die Menschen dort raus, so die Sozialsenatorin.

Klageverfahren, damit Betroffene ihren angemessenen Lohn erhalten, dauern laut der Sozialverwaltung oft lange. Die Betroffenen sollen ihr zufolge währenddessen betreut und beraten werden.

Sendung: rbb24 Inforadio, 20.01.2025, 13:20 Uhr

21 Kommentare

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  1. 21.

    Es sind nicht nur Kriege von denen Menschen flüchten müssen. Sie müssen flüchten weil wir u.a. ihnen mit riesigen Trawlern die Küsten leerfischen, sie müssen flüchten weil wir unsere Abfälle aus der Fleischproduktion verramschen, sie müssen flüchten weil wir deren Märkte mit Fast Fashion fluten, sie müssen flüchten weil die Klimakatastrophe dort schon lange Realität ist und eine Umweltkatastrophe nach der anderen auslöst.

    Wie wollen sie das lösen?

  2. 20.

    Mag ja alles sein, nur wo wollen Sie die Menschen denn sonst unterbringen? Der Wohnraum reicht doch jetzt schon hinten und vorne nicht, weshalb die Massenunterkünfte ja überhaupt erst nötig wurden. Natürlich kann der Staat diese Menschen jetzt auch ohne Rücksicht auf die Kosten in jeder frei werdenden Wohnung unterbringen. Dann kocht aber ganz schnell die Volksseele hoch, wenn die Einheimischen dadurch das Nachsehen haben. Wo es nichts gibt, kann man auch nichts verteilen und das was es gibt, muss erst mal erarbeitet werden.

  3. 19.

    Man kann Fehler machen aber man sollte den gleichen Fehler nicht zwei oder mehrmals machen! Alle wissen, dass Ghettoisierung nichts bringt als Probleme. Was soll das also? Rein mit den Leuten in die Bezirke, möglichst großflächig verteilt und alle Probleme lösen sich von selbst.

  4. 18.

    So gut wie "Nichts".....Versprechen können sie viel," umsetzen "(ein unbekanntes) Wort...wohl erst nach der Wahl, wenn sie dann überhaupt noch in " Amt" sind ?

  5. 17.

    Man stelle sich vor, die Menschen müssten weltweit nicht vor Kriegen flüchten und könnten in ihren Ländern ein sorgenfreies Leben führen ... nichts anderes versuche ich zu sagen.

    Mein "Narrativ" ist:

    Keine Kriege, keine Ausbeutung der reichen Länder und deren geopolitische Interessen - keine Flüchtlinge.

  6. 16.

    Gönnen wir doch jedem, vernünftig untergebracht zu werden

  7. 15.

    Lesen Sie einfach mal den Beitrag und verstehen Sie ihn so, wie er gemeint ist. Da steht etwas von ausgebeuteten Menschen, die hier arbeiten und in Notunterkünften hausen, auch Kinder leben dort. Nun soll Tegel entlastet werden und viele dieser hier seienden Menschen in einigermaßen vernünftige Wohnsituationen gebracht werden.
    In diesen Unterkünften ist es tatsächlich nicht menschenwürdig, Kinder und Alte auf engstem Raum, ohne Privatsphäre über Monate.
    Gehen Sie einfach mal hin und schauen Sie nach, wie es den Leuten da geht. Mir tun die Menschen in den großen Unterkünften tatsächlich leid, wer will da leben?

    Ich habe tatsächlich etwas davon mitbekommen und bin froh, wenn diese Leute da rauskommen.

  8. 14.

    Sie meinen also, in einer Klinik wären Menschen und Familien gut untergebracht? Dauerhaft? Dann könnten sie ja auch in Tegel bleiben. Warum gönnen Sie den Leuten keine normalen Wohnsituationen? Das sind Menschen, die dauerhaft hier leben werden.

  9. 13.

    Es geht um menschenwürdige Unterkünfte für die, die hier in furchtbaren Zuständen leben müssen und arbeiten, da steht was von Ausbeutung.

    Diese Unterkünfte sollen etwas Würde in das Leben dieser Menschen bringen, die schon hier sind und hier arbeiten. Steht alles oben im Text, vielleicht mal lesen und keine Narrative bedienen?

  10. 12.

    Wenn man diese Aktivität doch nur auch bei der Bekämpfung der Fluchtursachen an den Tag legen würde ... nein, immer mehr und immer größere Unterkünfte müssen her. Dagegen wirbt man noch Fachkräfte aus dem fernen Ausland ab, die dann dort fehlen.

  11. 10.

    Erstmal muss ja da alles an Material des Eigentümers raus. Das wird dauern. Soll die Kantine mit Personal drin bleiben? Ich weiß nicht, ob es da einen anderen Betreiber gibt. Aber wenn ja, muss der ja das Personal bezahlen und das Essen. Wer bezahlt dann die Verköstigung? Na gut, die Antwort darauf kenne ich. Eigentlich bleiben nur 2 vernünftige Lösungen: Die 3000 gehen in ein anderes Bundesland oder man bringt die Leute schnell und dauerhaft in sozialversicherungspflichtige Arbeit und schafft bezahlbaren Wohnraum für alle in Berlin, die arbeiten.

  12. 9.

    ...geht nicht, - wird sonst so ausgelegt, wie ..." Klinik muss Flüchtlingheim weichen"...und das zu Wahlkampfzeiten.

  13. 8.

    Wenn das DRK Klinikum in Mitte geschlossen wird, kann man die Flüchtlinge doch dort unterbringen. Man spart dem Steuerzahler neue Baukosten, die Zimmer sind warm, es gibt ne Kantine samt Personal, verkehrsmäßig angebunden und vielleicht bleibt auch ein kleiner Teil für die medizinische Versorgung.
    Wenn Kliniken schon schließen müssen und die Versorgung der Bevölkerung damit eingeschränkt kt wird - trotz massiver Erhöhung der Krankenkassenbeiträge - dann sollte man wenigstens die Gebäude nutzen, anstatt sie vielleicht wie andere Kliniken verfallen zu lassen.

  14. 7.

    >"Was hat den die weniger "koruppte" Vorgängerregierung unter SPD Führung für den Wohnungsmarkt in vielen Jahren getan?"
    Weitere Frage: Was hat der korrupte CDU Senat vorher alles getan, dass die dann nachfolgende SPD Senat alle Berlin eigenen Wohnungen verkaufen musste? Den Ursprung der ganzen Wohnungsmisere mit dem Bankenskandal in Berlin vergessen immer viele, wenn sie nach Verantwortlichkeiten nur in den letzten 4 Jahren suchen. Jedes Übel hat seinen Ursprung!

  15. 6.

    Zuerst ausreichenden, bezahlbaren Wohnraum für die, die hier schon leben. Endlich ein kleinere Unterkünfte um Streit und Kriminalität einzugrenzen.
    3000 Menschen ohne sinnvolle Aufgabe in einer Unterkunft, bringen eine Menge soziale Probleme, die Berlin wieder nicht lösen kann.

  16. 5.

    Was hat den die weniger "koruppte" Vorgängerregierung unter SPD Führung für den Wohnungsmarkt in vielen Jahren getan?

  17. 4.

    Bitte auch mal Zahlen nennen was es unseren Bürgern kostet. Gerade haben die Krankenkassen ihre Beiträge dafür auch erhöht.

  18. 3.

    ...freut mich, für Berlin....

  19. 2.

    Es stehen zehntausende Wohnungen leer oder werden zweckentfremdet, an die muß man ran bevor man Berlin noch weiter verdichtet.

    Aber eher friert die Hölle zu bevor die korrupte cDU sich bewegt.

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